Haiti 4 Tage Haiti im November 2014, für Lesepuristen

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4 Tage Haiti im November 2014

Es wird nicht viele Urlauber geben, die es nach Haiti zieht. Und deshalb gibt es auch kaum Infos zu diesem Land. Für Interessierte stelle ich mein Erlebtes hier ein, hoffentlich pennt keiner beim lesen ein.

Geschrieben hatte ich den Bericht kurz danach, vieles noch auf den Flughäfen von Santo Domingo und Punta Cana. Damals waren meine Emotionen noch frisch und ich schrieb, was ich just in dem Moment gedacht habe. Ohne Filter! Wer damit nicht leben kann, mag sich von mir aus als ein besserer Mensch fühlen, aber es bitte unterlassen mich
zu belehren. Politische Korrektheit wie es wohl heißt mag eine feine Sache sein, Gefühle oder Emotionen sind etwas anderes.


Ein paar Tage in Haiti zu verbringen hatte ich schon länger vorgenommen bzw. gewünscht.

Warum eigentlich? Nun in Sosua hatte ich meist eher Kontakt zu Haitianerinnen, als zu den eher dicken Domiweibern. Und so habe ich auch vieles über die Schikanen der Dom-Rep gegenüber dem Nachbarland Haiti gehört. Um es kurz zu machen, würde Deutschland so mit seinem Nachbarland Polen umgehen, wäre es wohl vor irgendeinem internationalen Gericht Mode. Aber da ja die Dom-Rep für die Amis ein treuer Vasalle ist ...

Innerhalb des letzten Jahres hatte ich mich auch in dieses Land soweit es möglich war eingelesen, viel wird über dieses Land nicht geschrieben, oft wird gewarnt. Trotzdem wollte ich versuchen, ein paar Tage in Cap-Haitien zu verbringen, dieser Ort wurde vom letzten schweren Erdbeben verschont, ist noch relativ leicht zu erreichen, und die Kriminalität soll sich in Grenzen halten.

Von Deutschland aus war es mir nicht gelungen ein einfaches Hotel zu finden. Die wenigsten Hotels beantworteten meine Emails. Und diejenigen die antworteten lagen meist bei über 100 Dollar pro Nacht, für mich einfach zu viel. Auch per Telefon war nix zu reissen, ein Hotel über das es im Inet einiges zu lesen gab, ist wohl schon seit einigen Jahren geschlossen. Über Baddoo hatte ich noch den Tip bekommen, daß die Übernachtung im Hotel Universal mit 50 Dollar wohl schon ein Schnäppchen ist.

Meine Reiseplanung dorthin war wohl etwas mehr als europäisch-naiv. Von Santo-Domingo fährt ein Bus von Caribe-Tours nach Cap-Haitien. Dieser hält in Santiago. Ich wollte halt einfach von Sosua nach Santiago fahren und dann in den Bus nach Cap-Haitien. Und buchen wollte ich das Ganze einen Tag vorher in Sosua.

Nun zur Praxis. Zwei „gute Bekannte“ Mädels mit denen ich hin und wieder mal einen Plausch abgehalten hatte, meinten sofort ich solle nicht fahren. Haiti wäre zu gefährlich für mich. OK, eine bot sich als Reiseleiterin an, aber ich meinte zu ihr nur, wenn ich mich dort drüben bis auf den Schlüpfer ausrauben lasse, ist das immer noch billiger als mit dir unterwegs zu sein.

Sosua ist ja so nicht übel, jeden Tag Sonne und Strand, preiswertes Essen im Überfluss, und jede Menge nette Mädels. Aber irgendwann wurde es mir doch zu fade, jeden Abend auf der Pedro Clisante zu verbringen, wo einem dann auch noch diese bösen Sextouristen die besten Chicas wegschnappen wollen.

Ein „Hotelbediensteter“ kam aus Cap-Haitien, und hat wohl auch dort Familie. Ich hab ein wenig bei ihm nachgebohrt, aber so richtig kam da nix raus dabei. Auch wenn er so ein guter Kerl war bzw. ist, da was zu organisieren war er die Lehmhose einfach zu groß.

Eine meiner Teilzeitgespielinnen kam ebenfalls aus Cap-Haitien. Sie hatte ich ebenfalls angesprochen, ob sie sich als Reiseleiterin buchen lässt, aber sie hatte Probleme mit dem Visa.

Am Abend vor meiner geplanten Abreise kam es dann wieder anders, sie würde gern noch ihre Tasche von sich zuhause holen, um dann mit mir früh nach Haiti zu fahren. Auf ihr Visa angesprochen antwortete sie, sie wolle sich in Haiti ein neues holen. Sie war wohl schon über ein Jahr illegal in der DomRep. Irgendeine Diskussion gab es wohl noch mit einem Einreisevisum in ihre Heimat, daß habe ich nicht verstanden, muss
ich aber wohl auch nicht.

Ach ja und Geld wolle sie so keins dafür. Wie heißt es da immer bei Top Gear USA? Oh oh, wird böse enden. Aber was soll's, ich denk jetzt einfach mal karibisch, soll heißen nur zwei Meter bis VOR die nächste Ecke.

Ok, Kurzzeitschatzie is also mitten in der Nacht mit nem Motogoncho in ihre Bude gedüst um ihre Klamotten zu holen, tsss und schau an, sie war schon nach einer halben Stunde mit ihrer Tasche wieder da, hätt ich ihr gar nicht zugetraut.


Tag 1 Anreise

Nächste Überraschung, als am Morgen der Wecker gegen fünf klingelt steht Kurzzeitschatzie ohne Zicken auf, und is auch ratzbatz abreisebereit, da war ich dann erstmal baff. Natürlich ist um die Zeit in Sosua kein Mopedtaxi zu finden, ich hatte damit auch kein Problem, deshalb war ich ja so zeitig aufgestanden, aber nun war ich ja nicht allein. Aber Glück gehabt, nach ca.500 Metern Fußmarsch kam was geknattert und fuhr uns nach Cheremenko.
Busticket gekauft, und zwei Stunden waren wir in Santiago, wo wir natürlich kein Ticket für Cap-Haitien bekamen. Allein wäre meine Reise hier wohl beendet gewesen, weil ich überhaupt nicht kapierte was da wieder vonstatten ging. Kurzzeitschatzie erklärte mir es wohl so, daß dann wenn der Bus da ist, erstmal nachgezählt wird, was noch an freien Plätzen ist. Das wäre in dreieinhalb Stunden. Prima, der Bus ist seit ner Stunde unterwegs und die Nasen haben keinen Plan, ich mag die Caribic. Also warten. Nach ca. einer Viertelstunde sprach Schatzie mit einem Haitianer, kam dann flugs zu mir und zog mich zum Fahrkartenschalter. Zwei Tickets für den Bus nach Dajabon sollte ich kaufen, danach gängs mit dem Taptap nach Cap-Haitien. Und fix, der Bus fährt nämlich gleich.

In Dajabon bildet sich erstmal eine Traube um den Bus, Taxi- und Motofahrer, und sonst noch irgendwelche schmierigen Typen. Aus der Traube raus haben wir dann einen weniger aufdringlichen Motofahrer gechartert. Schatzy sprach erst kurz mit ihm, dann brachte dieser uns erstmal in eine dominikanische Imbissbude wo es Reis mit ganz kleinen Hühnerbeinen aber einer ganz gut gewürzten Sosse gab. Anschließend gings zum Grenzübergang wieder per Moto.


Am Grenzübergang dann wieder ein ganzer Haufen schmieriger Typen die sich als Scout anbieten, wozu über die Grenze laufen kann ich selber. Aber erstmal war warten angesagt, weil der dicke Domizöllner auch Mittag machte, die Geste vom Schatzie war auch eindeutig, ruhig bleiben, abwarten, ja keinen Stress machen. Irgendwann war der Herr dann satt, ich bekam den üblichen Zettel vom dominikanischen Finanzamt, und durfte 20 Dollar zahlen für den Ausreisestempel.


Über die Brücke des Rio Massaker, in dem die haitianischen Frauen ihre Wäsche waschen, gings dann schon mit einem haitianischem Moto zur haitianischen Grenzstelle.


Dort waren dann 5 Dollar fällig. Schatzie hat sich so verhalten, als ob sie mein Scout wäre, und schwupps war sie auch ohne irgendwelchen Kontrollen über die Grenze, und plötzlich auch wesentlich selbstsicherer.


 
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Tag 1 Anreise


Weiter gings auf dem Moto in den haitianischen Grenzort zur Abfahrtstelle der Taptaps. Dort waren es japanische Kleinbusse, die erst losfahren wenn sie bis auf den letzten Platz gefüllt sind. Größeres Gepäck, eventuelle Fracht und der Kassierer kommen aufs Dach.


Bis zur Abfahrt versuchen einem unendlich viele Straßenverkäufer irgendwas durch die geöffneten Busfenster zu verkaufen, essen, trinken, Zahnpasta, Handys, Telefonkarten und natürlich auch den Klassiker - Sonnenbrillen. Viele der Händler/innen verkaufen ihre Waren aus übervollen Schubkarren heraus. Überall liegt Müll herum, es gibt Futterküchen und überall wird gebrauchtes Allerlei verkauft.


Die Straße ist bis Cap-Haitien ist gut ausgebaut und die Fahrt dauert vielleicht eine Stunde. Unterwegs gabs für mich wieder viel zu sehen, an allen Flüssen waschen die Frauen dort ihre Wäsche und legen diese dann zum Trocknen und Bleichen auf Sträuchern aus. Ziegen haben einen langen Stock quer zu ihrem Körper am Hals, und laufen damit teils auf der Straße herum.


Je näher man Cap-Haitien kommt, umso mehr Müll findet man am Straßenrand. Am Busbahnhof angekommen herscht dann ein Treiben wie auf einem Hühnerhof. Fliegende Händler, Motogonchos und ach was weis ich was alles noch für dunkle Typen scharren sich um jeden neuen Bus der da ankommt. Tja, und da ja dort die einzigen die Geld haben die Weißen sind, scharrte sich alles um den Blanc, mich. Und ich hielt halt meinen Rucksack fest vor mich, um mir so wenig wie möglich klauen zu lassen.

Etwas abseits der Traube war dann der Bruder von Schatzie. Es wurden zwei Motos gechartert und los gings auf Hotelsuche. Am Abend vorher gab es schon ein Gespräch deswegen und es war der Name Mont Jolie gefallen. Ich meinte da, Mont Jolie könnt ihr knicken, daß ist zu teuer. Aber natürlich wurde mir erklärt, daß Mont Jolie ist nicht teuer. Nun gut, mittlerweile kenne ich die Carriben ein wenig, und deshalb habe ich aufgehört mit ihnen zu diskutieren. Also gings als erstes natürlich ins Mont Jolie um uns dort sagen zu lassen, daß die Nacht 150 US-Dollar kostet. Schatzie is dann erstmal das Gesicht eingeschlafen, und ich konnte wohl einen sarkastischen Spruch nicht unterdrücken.
Der Bruder vom Kurzzeitschatzie unterhielt sich dann mit irgendwelchen Leuten vor dem Hotel, und die meinten den Berg hoch gibt es ein weiteres Hotel welches billiger wäre. Also los! Tja, die Insider hatten recht, hier war die Nacht schon für 125 Dollar zu haben. Irgendwie bekamen wir den Tip oder war es eine Idee vom Schatziebruder, und wir fuhren ins La Trinitie welches etwas ausserhalb liegt.


4 Nächte für 120 Dollar, mit diesem Preis konnte ich leben, Luxus sieht natürlich anders aus. Elektrisch Licht nur Abends wenn das Aggregat läuft, kein warmes Wasser, die Möbel allesamt sperrmülltauglich, aber am Ende war mirs egal. ICH war in Haiti. Und ich muss es leider so sagen, Haiti stinkt. Das Land ist mit seinem Müll total überlastet, und um sich von ihm zu befreien wird das ganze Plastikzeugs einfach angebrannt.

Und Schatzie lies die Bombe platzen, sie bräuchte halt mal 300 Dollar von mir für ihr neues Visa. Und weil ich die Scheine nicht gleich auf den Tisch legte, gabs ganz großes Palaver. Irgendwie sind die dort alle gleich, wenn sie irgendwas von dir wollen erzählen sie es dir drei, viermal hintereinander, eine Gebetsmühle ist ein Scheissdreck. Nagut, sie musste dann doch akzeptieren das ich ihr was zuzahle, aber gleichmal so 300 Dollar, ich bin doch kein Ölscheich. Nervig sind solche Diskussionen aber allemal.

Nicht weit entfernt war ein anderes Hotel wo es dann das Abendessen gab. Der Chef zeigte uns stolz zwei Zimmer, die Nacht sollte im preiswerten Abteil 80 Dollar kosten. Klar, der Laden war besser als das La Triniti, trotzdem war auch hier das Mobiliar nur irgendein Sammelsurium. Ich hab mich beim fuddern ziemlich zurück gehalten, dieses Essen war mal garnix für mich. Aber vom Schatzie kamen noch paar Brüder, und so blieb nix übrig. Die waren übrigens bescheiden, haben sich schon über ne Buddel Bier für jeden gefreut. Da merkt man dann schon, man ist in einem armen Land, da wird einfach der Löffel weiter gereicht wenn man satt ist, und der nächste löffelt im gleichen Teller einfach weiter.

 
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....nicht schlecht, Dein Reisestart, aber jetzt sitz ich hier mit meiner grossen Tasse Kaffe , bin angefixt :) und es geht nicht weiter..... :)
 
        #4  

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Von Einschlafen kann hier keine Rede sein. :wink0:

Verfolge den Bericht mit Interesse und bin gespannt wie es weitergeht!
 
        #5  

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Tag 2 Sanssouci und Citadelle


Am nächsten Morgen hab ich dann meiner Kurzzeitgeliebten erklärt, es geht heute nach Sansoussi und auf die Citadelle. Ok, alles kein Problem.


Vor zur Hauptstraße gelaufen und aufs Taptap gestiegen. Dies sind hier bunt angemalte Toyota Pickups, geschätztes Alter der Autos: 100 Jahre. Da war dann auch schon ein Familienmitglied aus Schatzies Großfamilie, der den Scout mimte. Sansoucci von Millot als auch die Citadelle sind eigentlich ganz große Geschichte von Haiti, trotzdem muss der Eintritt in Dollar entrichtet werden, ich finds beschämend.

Millot

Sansoucci ist eine Ruine, dem Teil ist einem Erdbeben zum Verhängnis geworden, und "mein Scout" will mit mir betreutes fotografieren machen, bzw. zeigt auf Tafeln die da rumstehen, und vergleicht die Fotos mit der Realität. Was für eine Flasche.


Als nächstes stand der Aufstieg zur Citadelle auf dem Programm, bzw. ich plante das es so weiter geht. Nun hatte ich vorher in meinem Reiseleiter schon gelesen, daß der Aufstieg kein Spaziergang ist, also wieder mal eine Sache um dem inneren Schweinehund ordentlich den dicken Finger zu zeigen. Für Kurzzeitschatzie hatte ich bereits gesehen das man an der ersten Serpentine ein Hottehüh chartern kann, sagte aber erstmal nix.


Aber meine beiden “Freunde” hatten da natürlich ganz andere Vorstellungen, und wollten den Berg mit Motorädern erklimmen. Und während wir da eine anfangs dezente Diskussion führten, kamen immer mehr Leute und diskutierten mit, einige davon waren Motogonchos, die anderen hofften wohl sich einfach mit “wichtigen Tips” ein paar Gourdes verdienen zu können. Ich hab einfach alle an der Ecke dort stehen lassen und bin 50 Meter weiter gelaufen. Dort hab ich den beiden nochmals klar gemacht, daß ich dort hoch laufe, notfalls auch ohne sie. Mein Superscout meinte, daß wäre unmöglich weil es 7 Kilometer wären. Und es verging keine Minute, und es war wieder eine Traube Menschen um uns, diesmal sogar größer als beim ersten Mal. Und jeder hat irgendwas gegackert, was ich eh nicht verstand. OK, finito hier endete meine Geduld, und ich bin einfach losgelaufen. Sollen doch alle machen was se wollen, ich hab mir das jetzt lange genug mit den Kaspern angeschaut.

Nach ca. 100 Metern hatte mich dann Kurzzeitschatzie und mein fragwürdiger Scout wieder eingeholt. Ein Motogoncho, der Hartnäckigste, fuhr noch mindestens 300 Meter neben uns her, bevor er sich verabschiedete. Mein “Bye” an ihn muss wohl sehr befreiend geklungen haben, da Schatzie sehr lachen musste und mein Bye nachäffte. Und an der ersten Serpentine dann zeigte ich Schatzie die Pferde. Aha, dachte sie wohl, wir wollen mit Pferden hoch und begann eine Diskussion mit dem ersten Goucho. 500 Gourdes sollte ein Pferd kosten, 1000 wollten sie für zwei. Und es begann wieder ein grande Palaver und wieder bildete sich um uns eine Traube, furchtbar. Ich gab Schatzie 500 Gourdes, und sagte ihr sie solle sich ein Pferd aussuchen, und bin weiter gezogen.

Der Weg war ganz schön steil, ich frage mich heute noch wie die damals tonnenschwere Kanonen und das ganze Baumaterial für die vier Meter dicken Mauern der Citadelle hoch bekommen haben. Hin und wieder kreuzt die Straße einen Bach, hab ich mir beim ersten Mal nur das Gesicht etwas benetzt, war es eine Stunde später dann schon der gesamte Oberkörper ohne Rücksicht auf meine Klamotten. So nach ca. einer halben Stunde kam Kurzzeitschatzie per Pferdchen. Der Goucho, hatte gegenüber mir sicher noch ein paar Jahre mehr auf dem Buckel, aber der Typ war wie aus Sperrholz, nur Haut und Knochen und hat ein Tempo vorgelegt, da hatte ich keine Chance.


Zwei Kilometer vor der Citadelle befindet sich noch einmal ein Touri-Stützpunkt. Ich war fertig wie ne Mütze, aber natürlich konnte ich nicht zugeben, daß ich mich ein klitzekleines Bisschen verschätzt hatte. Aber ich war soweit gekommen, jetzt pack ich den Rest auch ohne fremde Hilfe! Aber es gab Wasser zu kaufen, daß war gut. Denn so verlockend wie das Bachwasser war, ich hab mir nicht getraut davon zu trinken. Die UN-Blauhelmtruppen haben die Cholera nach Haiti gebracht.



 
        #6  

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Interessantes Ziel und schön geschrieben. Macht neugierig auf mehr. Kannst Du die Spanische Sprache?
 
        #7  

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Tag 2

Ich weis nicht, wie mein Scout da hoch gekommen ist, aber die Nase stand auch plötzlich wieder neben mir. Nun gut, auf gehts die letzten zwei Kilometer dann bin ich der Held. So dachte ich. Ungefähr auf der Hälfte deplazierte mich ein junges Mädchen, sie trug zwei Einschweißpaletten mit Getränken nach oben. Aber sie lief nicht nur schneller als ich, sie kürzte auch noch die Serpentine ab. Ich schleppte mich mit vorletzter Kraft dahin, und erklärte meinem Scout in einem lustigen Gemisch aus deutsch, spanisch, französisch und englisch das dies hier seine Geschichte ist, hier die Wurzeln seines Landes liegen.


Trotzalledem, ich habs gepackt! Sieg!

Der Besuch der Citadelle lohnt sich. Wirklich! Nicht nur das das Gelände frei von Müll ist, daß komplette Gebäude ist noch gut erhalten. Und Kanonen als auch die Kugeln sind auch noch sauber aufgeschlichtet. Die Franzosen kamen ja damals nicht. Teilweise sind auch noch die hölzernen Lafetten erhalten. Natürlich bietet die Citadelle auch einen herrlichen Ausblick. Die Natur der Hispaniola finde ich immer wieder herrlich, auch wenn hier in Haiti nicht so viele Bäume stehen, weil ja überwiegend mit Holzkohle gekocht wird.


Der Abstieg von uns dreien war dann unspektakulär und ging ziemlich schnell vonstatten. Auf dem ersten Stück bis zum Touri-Stützpunkt habe ich noch an einem Stand gehalten, wo eine alte Frau Puppen verkauft hat, meine Mitläufer hatten erst fragende, dann lachende Gesichter als ich für drei Dollar eine Voodoo-Puppe gekauft habe, hoffentlich funktioniert sie auch.


Nach der Touri-Station gings dann mit Motogonchos weiter bergab. Hier wurde es mir dann auch noch einmal Bange. Als LKW-Fahrer gebe ich eigentlich immer Obacht um eine “kalte Bremse” zu haben, sprich ich bremse soviel wie möglich mit dem Motor. Tja und was machen diese Vollpfosten mit einem garantiert überladenem Motorad auf einer 5km langen Abfahrt mit unzähligen Serpentinen? Schalten den Motor aus und quälen das Schleifzeugs bis es glüht. Oh oh, könnte die erste Bewährungsprobe fürs Voodoo-Püppchen sein, daß will sich doch hoffentlich auch nicht weh tun.


Ich war dann heilfroh, als wir dann am Tap tap ankamen und es auf dem alten Pickup relativ “sicher” zurück nach Cap-Haitien ging.

Dort war dann erstmal Kassensturz. Es war ein Sonntag, und Euros kann man in Haiti wohl nur auf der Bank tauschen. Mit Dollars ist es wesentlich einfacher. Die nimmt jeder, teilweise sogar lieber als die einheimischen Gourdes. Und auf Hispaniola pflegen alle Mädels einen etwas anderen Umgang mit Geld. Egal ob Domi oder Haiti. Sie sind da nicht so “zamnehmerisch” wie ich und geben gern Almosen oder handeln da teilweise nicht, sondern legen die geforderte Kohle einfach auf den Tisch. Auch Kurzzeitschatzie machte da keine Ausnahme. Deshalb waren Dollars und Gourdes halt alle, die Visakarte urlaubte sicherheitshalber in der Domrep, und Euros kann ich erst morgen tauschen, Schatzie wir sind pleite! Ich zeigte ihr also mein umgedrehtes Portemonnaie und sagte “finito”. Sie fands ganz lustig, ich nicht ganz so.

Und auf einmal war sie weg. Ich hab sie unten noch ein Moto rufen hören, aber ich lag auf dem Bett und wollte mich eigentlich nur von den Strapazen meiner Wanderung erholen. Es dauerte nicht lange, und ich hab ja eh gerüsselt, da war Schatzie wieder mit so dre/vier übereinander steckbaren Töpfen da, und es gab Abendessen. Ich hatte mich ja schon auf fasten eingestellt. Wo hat sie das jetzt her? Ganz einfach, von ihrer Schwester. Noch ein paar Getränke vom Hotel und wir waren komplett. Sag mal einer, Kurzzeitschatzie kann nix organisieren. Auch wenn ich nicht viel gegessen hab, es war halt wieder Reis mit kleinen Hühnerteilen, und für meinen Geschmack ungewürzt. Ihre Schwester kam dann später auch noch, und sie saßen da noch ewig, haben gequatscht und immer wieder mal gefuttert bis alles weg war. Ich wollte dann nur noch pennen, der Marsch forderte seinen Tribut.

 
        #8  

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@schmaeh

Leider nein, Muttersprache sächsich und einzige Fremdsprache deutsch. Ich hatte mir vor dem Urlaub für den Google-Translator noch spanisch, französisch und kreol als Offlinesprache geladen. Hat mir sehr geholfen.
 
        #9  

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Chapeau! Das hast du gut gemacht.Danke für den informativen Bericht.
 
        #10  

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Tag 3 Labadee

Früh kam schon vom Teilzeitschatzie der Vorschlag, heute Labadee zu besuchen. Vielleicht weil es wirklich schön ist, oder vielleicht weil sie Angst hatte, ich mach wieder so eine verrückte Sache wie gestern. Prima, Labadee stand auch bei mir auf der Liste, und so waren wir uns einig.

Aber erstmal gabs ein anderes Erlebnis. Ein lustiges. Ich stehe früh auf dem Balkon und gegenüber des Hotels ist eine Schule. Und im ganzen Umkreis bin ich der einzige Weiße, und das auch wohl für die nächste Zeit. Und damit wohl eine Seltenheit. Naja, und viele Kinder rufen mich halt mit dem Namen “Blanc” und winken dazu freundlich. Nix schlimmes. Eigentlich grins ich zurück oder winke mal, oder ich ruf beim winken auch mal nett ein “Noir”. Aber hier standen auf einmal mindestens 30 Kinder vor dem Hotel und riefen Blanc, Blanc und winkten. Irgendwie war das wie Zoo. Und mir wars ehrlich gesagt peinlich, daß hat Kurzzeitschatzie umso mehr gefallen und sie hat sich herrlich amüsiert. Naja, und ich musste dann schon noch paarmal von meinem Stuhl aufstehen und zurück winken. Und die Kinder haben unten jedes Mal sich laut gefreut.


Aber dann mussten wir rein nach Cap-Haitien und Geld tauschen. Und für ne Hispaniolanerin war der Weg natürlich zu weit, um ihn zu laufen. Also gabs ne längere Diskussion mit einem Motogoncho und er fuhr uns tatsächlich für ein paar Münzen, Peso und Gourdes gut gemischt, bis zu Bank. Dort wartete auch schon mein Freund der Superscout auf uns. Erstmal war anstehen vor der Bank angesagt, dann anstehen in der Bank, dann werden die Scheine wohl gut fünfmal gezählt, und auf Gültigkeit geprüft, nervig. Nachdem wir dann wieder flüssig waren, gings mit Mopeds in irgendeine Nebenstraße wo einige Pickups standen, die Abfahrtstelle für Tap taps nach Labadee. Hatten die Taps bisher wenigstens ein Dach und wenigstens den Anschein eines Polsters auf dem man sitzen kann, war hier nix. Nur ein dickes Holzbrett um alle Bordwände, fertig. Und nach dem losfahren konnte man hören, Auspuff war auch keiner da. Kurzzeitschatzy wollte mir eigentlich den Platz vorn neben dem Fahrer zuweisen, aber nix da! Ich will die Fahrt voll auskosten, und bin natürlich mit hinten auf die Pritsche geklettert. Und was tut mein Superscout? Zieht sich ne Arbeitsschutzbrille auf, als er auf der Pritsche sitzt. Das ich da vor lachen nicht gleich wieder runter gefallen bin! Von Straße konnte man eigentlich nicht sprechen was wir da langfuhren, es war mehr ein Feldweg. Aber es war auch nicht allzuweit. Vor engeren Kurven wird jedes Mal gehupt wegen der Vorfahrt, und wenn der Gegenverkehr keinen genauso kaputten Auspuff oder ebenso lautes Radio wie unser Gefährt hat, hört er dies auch. Naja, sicherlich.


In Labadee erkundigte sich dann mein cleverer Scout bei der Sicherheitstruppe wie man ins Ressourt kommt. Tja das ist ganz einfach, nämlich garnisch. Wieder einmal hatte ich mehr Infos als er. Ein Bombenmann! Eventuell hätte ich als Ausländer die Möglichkeit gehabt, das Ressourt zu besuchen, aber ich hatte nicht die Bohne Lust, dieses auch Royal Iland genannte Stück Nicht-Haiti zu besuchen. Also waren wir zu früh ausgestiegen. Ärgerlich für meine zwei fußkranken Blackys. An einem etwas kleinerem Zugang zum Ressourt mussten sie es natürlich auch ein zweites Mal mit dem Zutritt versuchen, aber auch hier sah es schlecht für sie aus. Und während wir da so um den Zaun wo oben noch Stacheldraht drauf war, drumrum liefen, erklärte ich den Beiden wieder in meinem lustigen Kauderwelsch, daß das da drüben nicht Haiti sondern die United States sind, also so leasingtechnisch halt. Über diese Ecke hatte ich einiges bereits im TV gesehen und mich auch belesen. Und eigentlich geplant den Besuchern dieses Disneylands ein paar Bananen zu zuwerfen, irgendwie will sich der Ossi ja mal revanchieren. Aber natürlich hab ich die Früchte vergessen, vielleicht besser so. Ne Zwangsjacke bei der Wärme ist sicher nicht der Bringer.


Der Weg endet dann an einer Bucht, dort sieht man dann die großen Kreuzfahrtschiffe draussen vor Anker liegen. Ansonsten gibts halt dort einen haitianischen Verpflegungspunkt, und ein paar Taxiboote. Und auf der anderen Seite des Zauns ist die Anlegestelle für die Rettungsboote der Kreuzfahrer. Auf unserer Seite gab es Fisch mit frittierter Kochbanane, sicher eine leckere Sache wenn man sowas mag. Ich entschied mich für eine Diät. In das Dorf Labadee gelangt man dann mit den Taxibooten. Wir haben eins dort gechartert und uns auch rüber fahren lassen. Eine Fahrt die wieder nach meinem Geschmack war. Wir unterwegs im 100-jährigem bunten Holzboot mit Wellblechdach und ca. 10 cm Wasser im Boot, und drüben die Kreuzfahrer im unsinkbaren Rettungsboot, angeschnallt und mit Rettungsschwimmweste. Draussen waren dann ein paar Kajakfahrer, wohl vom “Disneyland” aus gestartet. Leider ließ sich mein Bootsführer nicht dazu überreden da mal was zu rammen, nicht mal einen, Schade.


In Labadee bekamen wir dann eine Führung durch den Ort, der auch wunderschön ist. Aus meiner Sicht. Klar gibts da auch Ecken mit Müll, und keine gepflasterten Gehwege, dafür kann man zusehen wie sich die Leute im Bach gegenseitig abseifen. Hier wurde uns auch ein Hotel gezeigt, der Hauptraum wunderschön auf alt getrimmt, die Zimmer erschienen mir zwar etwas muffig, aber für 25 Dollar isses OK.






 
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