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I have Virus inside
oder
Ich verstehe mich selbst nicht!
Der nächste Tag verlief bis zum Abend ruhig. Ich schaute mir die Hühner am Nana Hotel Mal genauer an und war anschließend zum Essen in der Soi 3.1! Es war danach bereits Abend geworden und ich wusste nichts mit mir anzufangen. Fühlte mich irgendwie hohl und leer. Nach einigem Überlegen beschlosss ich, einen Kaffee im Coffee World zu trinken. Dort saß ich nun und sinnierte über meinen letzten Urlaub nach. Wie das damals war, hier im Coffee World. Plötzlich hatte ich das kleine Telefon am Ohr. Ich frage mich bis heute, was mich dazu bewegt hatte die Nummer von Goy zu wählen. Ich hatte es getan und wusste nicht warum! Komisch, oder? Goy meldete sich mit ihrem kehlig klingenden „Halloooooo?“!
Aus irgend einem Grund war ich überrascht, sie tatsächlich am Telefon zu haben. Aber es tat mir gut ihre Stimme zu hören. Das folgende Gespräch verlief komplett ohne Vorplanung und verselbstständigte sich vollkommen und entgegen all meinen Vorsätze und Planungen. Goy riss es hörbar vom Stuhl als sie nach längerer Zeit endlich verstand, wen sie am Telefon hatte. „ Dolores, it´s yuuuu?“ Ihr Englisch war noch miserabler als im März und ich hatte wirklich Mühe mit ihr zu reden. Um es kurz zu machen: ich fragte sie, ob sie wolle oder Zeit habe mich zu treffen. Jetzt gleich! Die verblüffte Begeisterung war, nach einigem Zögern, nicht zu überhören. Sie musste wohl erst einmal realisieren, dass es Wirklichkeit war und keine Einbildung. Wir verabredeten uns im Coffe World! Dann, nach zwei Kaffee Latte Creme meinerseits bekam ich einen Anruf! Goy! Weere are yuuu? Goy noo seee yuuu. Ich sagte ihr, dass ich im Coffee World sitze! Ahhhhh, Cofeeee Wold? Goy ten miiniiiiit! Ich fragte wo sie denn sei und verstand die Antwort überhaupt nicht. Sie wusste wohl auch nicht so genau, warum sie dort war, wo sie sich in dem Moment befand. Ich merkte es an ihrer Stimme und am Zögern ihrer Aussagen. Ich glaube, dass Goy total durch den Wind war. Nach Beendigung des Gespräches und knapp zehn Minuten später, stand ich auf der Kreuzung Sukh zur 7.1 und wartete! Plötzlich sprang mich jemand von hinten an und klammerte sich frei schwebend an mir fest. Goy! Sie freute sich wie wahnsinnig aber ihren Redeschwall verstand ich nur bruchstückhaft! In meinem Inneren ging es drunter und drüber. Ich fühlte mich leicht, unbeschwert, glücklich und froh. Meee nooo maniii. Taxiii wait for meee! Und irgend was anderes noch, was nicht wichtig war. Also Taxi bezahlen! Ich drehte mich herum und wollte mit ihr zum Taxi, dessen Fahrer aber schon wartend hinter uns stand. Klar! Er hatte Angst, dass Goy verschwand. Es folgte eine lange Zeit mit unzähligen Kaffee im CW. Goy erzählte mir von ihrem neuen Leben mit ihrer Tochter, alleine, weg von ihrer Mutter. Von ihrer Arbeit als Kleingrill Betreiberin. Sie entschuldigte sich irgendwann für ihr wahnsinnig schlechtes Englisch. Sie sei seit unserem Zusammensein mit keinem Farang mehr zusammen gewesen, noch habe sie mit irgend Jemandem Englisch gesprochen. Dann kam der Satz, den ich von nun an öfter hören sollte:
Goy lüüüüüm!
Also, Goy hat vergessen!
Hmmm, wie kann man in knapp sieben Monaten eine Sprache vergessen. Keine Ahnung! Das sah doch irgend wie komisch aus. Egal! Ich musste halt wahnsinns Konzentration aufbringen um das von ihr, überwiegend, gesprochenes Thai zu verstehen! Und sie sprach ein Thai!? Uhhhh, so elend war dieser Dialekt! Manchmal dachte ich, es sei irgend was aber kein Thai!
Egal, ich war glücklich und Goy offensichtlich auch!
Ich werde jetzt mal zusammenfassen, nein nicht wirklich, keine Panik! Sondern in kompletten Sequenzen wiedergeben, was ich in mühseliger Kleinarbeit zusammensetzen musste. Außerdem wird die Reihenfolge der Ereignisse nicht eingehalten werden. Es wäre sonst noch mehr Mühe für mich, es euch aufzuschreiben. Es reicht mir so schon. Also:
Goy entschuldigte sich bei mir, mich einmal angelogen zu haben. Sie wolle nicht lügen, niemals! Aber ein Mal habe sie mich angelogen. Es täte ihr so leid! Liebe Leser, ich bin mir nicht sicher ob euch bewusst ist, was sie in dem Moment, aus freien Stücken tat. Unmöglich für einen Thai, eine richtig deftige Lüge zuzugeben. Es ist kein normaler Gesichtsverlust, sondern der/die Beichtende hat hinterher überhaupt kein Gesicht mehr. Er/sie begibt sich voll in die Hände des Gegenüber.
Ich half ihr, in dem ich sagte das ich das wisse und es sei kein Problem. Sie fing wieder an und ich wimmelte ab. Ich wisse dass sie ein Mal Theater gespielt hatte, mich angelogen habe! Ich hätte damals aber ganz bewusst meinen Mund gehalten. No pompem Goy!
Es sei OK gewesen, nicht schlimm. Ich würde das verstehen. Wir sprachen hundert Prozent über die 5300 Baht Nummer! Da war ich mir total sicher! Und ich wollte nicht daß sie mir vor mir beichtet, daß sie mich quasi mit Lügen und Theater um Geld gebracht habe. Ich wollte das jetzt nicht vertiefen. Jetzt nicht! Mir war einfach klar um was es ging und ich sagte es ihr ohne die Tat direkt zu erwähnen.
Sie weinte und sagte, dass sie mich nie mehr anlügen wolle, immer die Wahrheit sagen oder manchmal besser gar nichts sagen. Über das gar nichts sagen referierte ich ihr sehr lange, dass das ja das gleiche sei wie lügen. Im Prinzip! Wie schon gesagt, es war alles ganz schwer und langwierig, ihr zu erklären. Ich musste immer wieder andere Beispiele bringen bis sie meine Worte wirklich begriff.
Sie erzählte mir dann von ihrer Mutter, die sie (Goy) ja nur total ausgenutzt habe. Aber, sie liebe ihre Mutter immer noch, wollte aber nie mehr zurück zu ihr. Ich fragte sie, wie das geht, eine Mutter zu lieben die einen auf den Strich schickt und verprügeln lässt? Schweigen........ I dooon nooo, Goy love sheee Mamaaaa. But Mamaaa no love Goy. Goy no understan Mamaaaa! But boyfriend Mamaaa vely bad! Dlinking Alkohol tooo much. Mamaaa also dlinking Wiskiiii. Ich mach jetzt Mal auf Deutsch weiter: Mama hat manchmal Geld, dann geht sie spielen und trinken. Manchmal hat sie viel Geld aber es ist bald wieder weg. Dann musste Goy immer mit Männern Geld verdienen. Goy mag das nicht. Niemals! Aber Goy liebt Mama und wollte auf Mama aufpassen. Take care Mamaaa.
Und zu mir hatte Goy damals dann gesagt: Goy never take care anymore Man. Worauf hin ich fragte, was sie machen würde wenn sie einen Freund habe. Die Antwort war: Sie wird nie mehr einen Freund haben. Sie hasst alle Männer! Weil ja der einzige Mann den sie je in ihrem Leben als Boyfriend hatte, ein schlechter Mensch gewesen sei. Sie belogen habe! Sie, als sie Schwanger war, einfach sitzen lies. Sie würde alle Männer hassen, sie seien alle gleich! Also auch mich, fragte ich. Nein , nein, das sei was anderes. So ein kleines bisschen gerne hätte sie mich aber vertrauen würde sie mir nie und lieben eh niemanden mehr! Hmmm..............
Das Hmmmm bezieht sich auf mich! Sie hatte da einen wunden Punkt bei mir getroffen. Mein Jagdtrieb hatte sie mit diesen Äußerungen geweckt. Ich hatte auf einmal Interesse sie ganz rum zu kriegen. Als echte Freundin in Thailand zu bekommen. Richtige Freundin, nicht gekauft! Also war Treibjagd, sie stellen und dann erlegen angesagt (sage ich heute). Äußerst unfair von mir, denn ich war mir sicher sie rum zu kriegen. So einfach und offen, ehrlich wie Goy war, musste ich mit Zeit und Geduld ans Ziel kommen. Ich wollte es! Ich wollte sie! Mit allen Sinnen wollte ich sie plötzlich! Plötzlich? Oder war das die ganze Zeit schon in mir? Ich weiß es nicht! Mir war aber auch klar, daß ich gleichzeitig dafür zu sorgen hatte, dass sie ihr Trauma überwindet.
Ein Trauma habe sie dachte ich damals und lag damit total falsch.
Es geht jetzt wild durcheinander, entschuldigt bitte!
Wir saßen am Pool, als folgendes geschah! Sie zeigte auf ihre Füße und sagte: siehst du da was? Ich sagte nein, außer 3 krummen Zehen sehe ich nichts besonderes. Genau! Das ist es, sagte sie. Meine Mama hat mir voller Wut, mit dem Hammer die Zehen zertrümmert. Es hat so weh getan. Ich konnte nicht mehr laufen. Ganz lange konnte ich nicht laufen. Das warum, warum ihre Mutter das tat, verstand ich nicht. Sie erklärte es aber auch nicht richtig. Es hatte ganz schlimm geblutet, siii deng maak, maak. Scheiße! Ich kochte! War wütend auf die Mutter, innerlich zu tiefst bewegt und aggressiv ohne Ende. Man stelle sich das vor! Mit dem Hammer, die Zehen einzeln zertrümmert! Ich könnte kotzen!
Ich brauche jetzt, in dem Moment des Schreibens eine Pause. Ich bin schon wieder auf 180!
