Der Abend bleibt angenehm warm und vor Einbruch der Dunkelheit fahren wir zurück nach Hause, um unser Barbeque vorzubereiten. Auf dem Rückweg vom Spa machen wir noch Halt im CarreFour, um Fleisch zu kaufen. Die Sonne geht bereits unter und das tiefstehende Licht verzaubert die umliegenden Berge in Gold. Die Szenerie erinnert mich an Kalifornien. Die Luft ist lau und seidenweich und duftet nach Blumen. Ich fühle mich an Santa Barbara erinnert, nur ohne Meer.
Während der Hausherr sich am Fleischtresen um die Proteine für den Abend kümmert stehe ich vor dem Rum-Regal bei den Spirituosen und greife mir zielsicher eine Flasche von meinem Lieblingsrum, Ron Zacapa Centenario Solera23 aus Guatemala. Das Vergnügen ist zwar teuer, nicht zuletzt, da es sich um ein Importprodukt handelt, aber das Getränk ist jeden einzelnen Cent wert. Wer mal 23jährigen fassgereiften Rum probieren will, der greife hier unbesorgt zu. Es geht nichts über den Orgasmus der eigenen Geschmacksnerven, wenn das karamellfarbene flüssige Gold fast schon schokoladig und ölig in Konsistenz die eigene Kehle hinunterrinnt, ein wahrhaft himmlischer Genuß...
Wir verlassen das Einkaufszentrum mit 3 Kilo Rinderfilet zu umgerechnet 10 Dollar das Kilo, 2 Kilo Punta de Anca, vom Schnitt vergleichbar mit einem Ribeye Steak nur noch saftiger, diversen Hühnerschenkeln, und einem ganzen Baby-Thunfisch, der 6 Stunden zuvor noch quicklebendig im Pazifik geschwommen ist. Mehr geht nicht und wenn ich an die deutschen Preise denke und was unser Einkauf in einem deutschen Geschäft gekostet hätte, wird mir einen Moment lang fast schwarz vor Augen.
Unser SUV bahnt sich seinen Weg durch den dichten Verkehr, es ist mittlerweile stockdunkel draussen und ich staune immer wieder darüber, wie schnell die Sonne in den Tropen untergeht. Die Strassen sind brechend voll und es ist ungewöhnlich viel Polizei unterwegs. Schon bald sehen wir den Grund dafür, als wir im Stau langsam in Richtung einer Polizeikontrolle fahren. Mir krampft sich kurz der Magen zusammen, als ich an die Schusswaffe in meinem Stiefel denke, denn es ist trotz allem Wild West Feeling in dieser Stadt verboten, Schusswaffen mit sich zu führen, und schon gar nicht automatische Waffen wie die Maschinenpistole, die mein kolumbianischer Freund unter seinem Sitz hat. "Tranquilo Amigo!" sagt er beruhigend und wirkt noch entspannt.
Der Stress jagt mir dennoch den Schweiss auf die Stirn, der mir brennend in die Augen läuft und als ich schliesslich bemerke, dass bald darauf mein Gastgeber ebenfalls nervös wird, als wir der Polizeisperre näher kommen, da kommt es mir sauer hoch. Bald wird auch mir klar, warum mein Kumpel nun nervös ist, denn vor uns am Kontrollpunkt steht nicht die normale Verkehrs- bzw. kommunale Polizei, sondern ein Kommando der Bundespolizei. Die stehen sich hier mit Sicherheit nicht wegen eines Verkehrsunfalls die Beine in den Bauch...
Ich habe gelernt, in solchen Situationen ruhig zu bleiben, aber es fällt mir schwer, meine Nerven zu beruhigen, als wir herausgewunken werden und unser Wagen sich von einem schwerbewaffneten Raid Commando umstellt sieht. Im Film sieht das immer cool aus, wenn die Gangster dann ganz seelenruhig aus dem Auto steigen und irgendeinen Spruch bringen. Meine Beine dagegen sind in dem Augenblick weich wie Gummi und so stehe ich am Strassenrand mit zum Zerrreissen gespannten Nerven und sehe zu wie zwei Polizisten mit meinem Freund zum Einsatzwagen hinübergehen und ein weiterer Polizist zum Glück eher gelangweilt einen Blick ins Innere unseres Fahrzeugs riskiert. Noch sagt niemand, was los ist oder warum alle Fahrzeuge auf den Ausfallstrassen kontrolliert werden. Wenigstens liege ich noch nicht mit dem Gesicht im Dreck und mit den Händen auf dem Rücken in Handschellen.