Stablecoins sind Vermögens-Werte, die an den Preis eines einzelnen Vermögens-Werts gekoppelt sind, in der Regel eine Fiatgeld-Währung (z.B. US-Dollar, Euro etc). Die erste Generation von Stablecoins, wie z.B. Tether (USDT), stützen ihren Preis auf einen Korb von Vermögens-Werten, einschließlich Fiat-Reserven.
Der dezentrale Stablecoin TerraUSD (UST) ist eine besondere Art von Stablecoin, ein sog. algorithmischer Stablecoin. Das bedeutet, dass er im Gegensatz zu USD Coin (USDC) und Tether (USDT) nicht durch tatsächliches Fiatgeld oder andere Vermögens-Werte gedeckt ist, sondern seine Bindung an den US-Dollar über einen Markt-Mechanismus aufrechterhält.
Was ist Terra?Terra (LUNA) ist ein auf Cosmos basiertes Protokoll, auf dem eine Reihe von algorithmischen Stablecoins existieren, u.a. TerraUSD (UST), der 1:1 an den US-Dollar gebunden ist und mithilfe des Tokens LUNA die Preisbindung zu wahren versucht. Über diverse DeFi-Protokolle (Anchor etc.) konnte der Stablecoin UST dann angelegt werden, um z.B. Zinsen zu verdienen oder Krypto-Geld zu verleihen.
Wie funktioniert Terra?Arbitrage-Händler spielen im Terra-Ökosystem eine große Rolle, denn diese versuchen die Preisstabilität durch einen Mint-and-Burn-Mechanismus zu wahren (siehe Grafik Anhang anzeigen Terra_14052022.gif
Quelle: CoinTelegraph Research, Terra Money Um einen Stablecoin UST erschaffen zu können, benötigen Arbitrage-Händler zunächst LUNA, der zum üblichen Preis gekauft werden muss. Steigt der Preis des Stablecoins UST über 1 US-Dollar, haben Arbitrage-Händler einen wirtschaftlichen Anreiz, durch das Verbrennen von LUNA die Menge an umlaufenden UST zu erhöhen.
Fällt dagegen der Stablecoin UST unter dem Preis von 1 US-Dollar, entsteht ein Anreiz für die Arbitrage-Händler durch das Verbrennen von UST und das Prägen von LUNA die Preisparität wieder herzustellen (siehe Bild oben). Arbitrage-Händler sorgen also in der Theorie dafür, dass 1 UST gleich 1 US-Dollar wert ist, indem sie LUNA für UST verkaufen, wenn der UST-Preis unter 1 US-Dollar liegt, und LUNA kaufen, wenn UST mehr als 1 US-Dollar wert ist.
Gründe für den UST-AbsturzDas theoretische Konzept, das bislang funktionierte, hat einen entscheidenden Nachteil: Wenn es zu einem Bankrun (Bankansturm) kommt, also viele Anleger UST wieder eintauschen oder verkaufen wollen, entsteht Druck im System, was zu einer Kettenreaktion führen kann.
Hier haben insbesondere dezentrale Stablecoins ein Problem, weil es im Prinzip keine Intermediäre gibt, die mit eigenem Kapital noch eingreifen können, wenn der Marktmechanismus versagt.
Zwar hat die Luna Foundation Guard (LFG) mithilfe von Bitcoin-Reserven im Wert von Milliarden von US-Dollar versucht, den Stablecoin UST zu stabilisieren, allerdings ist es nicht gelungen, die Preisbindung des Stablecoins zum US-Dollar zu wahren. Der Grund dafür war, dass die investierten Gelder in UST teilweise mehr als 6-mal so hoch waren als die Reserven. Kurzum: Die Reserven haben de facto nicht ausgereicht, um die Preisbindung zu verteidigen.
Infolge dessen kam es zu einer Kettenreaktion, wodurch immer mehr LUNA geprägt wurden, was wiederum zu einer Hyperinflation und einen Preiskollaps bei der Krypto-Währung LUNA geführt hat. Das Desaster beim Stablecoin UST erregte auch die Aufmerksamkeit der US-Regulierungsbehörden.
US-Finanzministerin Janet Yellen drängt auf Regulierung von StablecoinsIn einer Anhörung am 10. Mai nannte die US-Finanzministerin Janet Yellen den Zusammenbruch von UST als einen weiteren Grund dafür, dass Stablecoins im Jahr 2022 reguliert werden müssen.
"Neue Produkte und Technologien können Chancen zur Förderung von Innovationen und Effizienzsteigerungen bieten", sagte Yellen. "Digitale Vermögens-Werte können jedoch auch Risiken für das Finanzsystem darstellen und eine verstärkte und koordinierte regulatorische Aufmerksamkeit ist notwendig." Der Stablecoin-Sektor sei schnell gewachsen und bleibe Liquiditätsrisiken ausgesetzt, heißt es bei der US-Notenbank.
Tatsächlich stieg der Gesamtwert von Stablecoins im vergangenen Jahr sprunghaft und lag im März 2022 bei rund 180 Mrd. US-Dollar. Die drei größten Stablecoins – Tether (USDT), USD Coin (USDC) und Binance USD (BUSD) – machen dem Bericht zufolge über 80% des gesamten Marktwertes aus. Das US-Finanzministerium will demnach Stablecoins noch bis Jahresende regulieren, deutet US-Finanzministerin Janet Yellen an.
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Fazit:Der Niedergang des algorithmisch gesteuerten Stablecoins TerraUSD (UST) ist ein großer Rückschlag für den Krypto-Markt, da nicht nur andere Stablecoins, sondern auch ganze DeFi-Konzepte in Frage gestellt werden.
Dabei ist zu beachten, dass die beiden größten Stablecoins nach Marktkapitalisierung, Tether (USDT) und USD Coin (USDC), durch Sicherheiten gedeckt sind, die von zentralisierten Unternehmen verwaltet werden. UST ist dagegen ein algorithmischer Stablecoin und damit ein anderes Konzept. Das Terra-Team hat zwar die Schwachstelle erkannt und versucht mit Bitcoin-Reserven dagegenzuhalten, doch unter dem Strich wurde das Problem zu spät angegangen.
Die Zukunft von algorithmisch gesteuerten Stablecoins ist nach dem Desaster bei UST mehr als ungewiss. Auch dürften sich institutionelle Anleger nun mit Investments in den Krypto-Markt solange zurückhalten, bis Stablecoins gesetzlich reguliert sind.
Charttechnik: Nach den Kursverlusten in den letzten Wochen war der Bitcoin (BTC) zuletzt überverkauft. Anleger können kurzfristig auf eine technische Erholung hoffen. Eine Trendwende auszurufen wäre jedoch verfrüht, vielmehr besteht die Gefahr, dass der Bitcoin seinen Abwärtstrend in den nächsten Wochen weiter fortsetzt.
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