Real Story Kurzgeschichten aus Uganda 🇺🇬 (Real Story)

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        #31  

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Meine Suite ist für 4 Personen ausgelegt, aber leider habe ich keinen Fickhasen mitgebracht. Für 2 Nächte kann man das aushalten, zumal am nächsten Tag volles Programm angesagt ist und „Mann“ sein Eiweiß in Anbetracht der kommenden sportlichen Herausforderung am besten bei sich behält.

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Der Himmel am Morgen ist wieder klar und das Abenteuer kann beginnen!
 
        #32  

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Pro Wander-Gruppe werden maximal 8 Personen zugelassen, und in StoĂźzeiten max. 5 Gruppen, pro Tag und pro Gorilla-Familie. Somit bekommt eine Gorilla-Gruppe niemals mehr als 40 Personen am Tag zu sehen (plus Ranger).

Anhang anzeigen UG-024.jpg Unsere Gruppe besteht an diesem Tag aus vier Amerikanern und meiner Wenigkeit. Der Aufstieg von den rund 1400m üNN des Ausgangspunktes bis zur Anhöhe auf rund 1840m dauert mehrere Stunden und erfordert von unseren amerikanischen Freunden mittelmäßige bis größere Anstrengungen. Wenigstens haben zwei der vier Gringos ordentliches Schuhwerk an, die anderen zwei rutschen mit ihren Touristentretern gelegentlich vom glitschigen Waldboden ab. Meine Großvenediger-geprüften Bergstiefel dagegen sind zwar nicht mehr die neuesten, aber gerade richtig für so eine Tour (und sie werden später noch einen Beitrag zur Entwicklungshilfe in Afrika leisten).


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Der Morgen ist um 7:30 schon schwülwarm, einige Nebelfetzen der Nacht stehen noch im Tal. Doch die Sonne kommt sehr bald durch und ohne den schützenden Wald ist es trotz der Höhe heiß. Die Luftfeuchtigkeit ist am Anschlag, jeder Schritt sollte sitzen, um nicht unnötig Energie zu verbrauchen.

Das hier ist zwar keine Kilimandscharo-Besteigung, aber keiner von uns hier ist richtig trainiert. Zwei Mal müssen wir pausieren. Jeder der Teilnehmer hat sich für knapp 20€ einen „Sherpa“ gemietet, der den Rucksack mit Proviant, Wasserflaschen, Jacken und Reserveklamotten trägt; einen hölzernen Wanderstock bekommt man gratis geliehen.


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        #34  

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Niemand weiß, wo sich die Gorillafamilie heute aufhält, oder ob wir überhaupt welche zu sehen bekommen. Zwei Ranger sind der Gruppe stets eine halbe Stunde voraus und suchen die Gorillas. Mit uns gehen zwei weitere Ranger, schwer bewaffnet, einer vorne, einer hinten, und natürlich die Sherpas.

Gegen 11:30 erreichen wir das kleine Plateau und machen Mittagspause, bevor es zu den Gorillas gehen soll. Unsere beiden Führer stehen in Kontakt zum vorausgegangenen Stoßtrupp, jeden Tag ist die Route ab hier anders. Wir werden angewiesen, uns nur noch leise zu unterhalten und jederzeit wachsam zu sein. Vor einigen Tagen ist eine Herde wilder Elefanten durch den Park gerumpelt, das kann immer mal Überraschungen geben und ist nicht ungefährlich.

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Mein Monster-Schuh im Vergleich zur Spur des Elefanten

Wir brechen von unserer Pause endlich auf und der Weg geht jetzt durch drei bis vier Meter hohes Gebüsch und enge Wege, die unsere Nr. 1 mit der Machete für uns freiräumt. Ich habe das Gefühl, der Dschungel wächst hier so schnell, dass sich die Wege hinter uns wie bei Dornröschen sofort wieder schließen.



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Auf einer kleinen Lichtung treffen wir neben Myriaden von Moskitos auf den StoĂźtrupp, der die Gorillafamilie geortet hat.


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Hier verlassen wir nach einem letzten Schluck Wasser und einem Müsliriegel gegen den Unterzucker die Rucksackträger samt unseren Rucksäcken, nehmen nichts mit, außer unseren Kameras. Der Ranger deutet in eine Richtung und wir marschieren vorsichtig hinterher.
Mein Puls steigt … keiner weiß, was uns hinter dem nächsten Busch erwartet …
 
        #35  

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Mein Puls steigt … keiner weiß, was uns hinter dem nächsten Busch erwartet …

Der Ranger hält plötzlich an und gibt uns zu verstehen, dass wir jetzt unmittelbar vor der Familie sind. Die Gorillas hätten uns bereits bemerkt – wir sehen natürlich nichts! Ein paar Meter gehen wir noch weiter, dann sind wir plötzlich mitten drin. Ein massiver Silberrücken beim Mittagessen, ein paar Kids mit Mamas, ein paar Youngsters in den Bäumen. Wow!



Näher als etwa fünf Meter dürfen wir nicht ran, berühren dürfen wir sie auf keinen Fall.

Wir bewegen uns mehr oder weniger frei durch die ganze Gruppe, es sind etwa 10-15 Gorillas da, so genau hat niemand den Überblick. Die Männer sitzen oder liegen faul irgendwo rum und fressen Grünzeug ohne Ende, die Youngsters sind beim Kräftemessen, die Weiber beim Ratschen und die Kinder beim Spielen. Also alles völlig normal, genau wie bei Hempels in Wanne-Eickel.



Die Guides erzählen uns Geschichten, bei denen sie die Kameras von allzu unvorsichtigen Touristen erst nach mehreren Stunden von den Gorillas wieder zurückbekamen – in zweifelhaftem Zustand. „So please be careful!“
 
        #36  

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Wir stehen wenige Meter entfernt, etwas oberhalb des kleineren SilberrĂĽcken, auf den Namen Karembezi getauft. Der beendet gerade sein Hauptmahl und schaut uns der Reihe nach neugierig an, noch auf dem Boden kauernd.

Die zwei Amis vor mir sind mehr mit ihren Handys beschäftigt als mit dem Kerl, das gefällt ihm nicht!


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Trotz seiner Größe und Masse richtet er sich plötzlich in Sekundenbruchteilen auf und marschiert geradewegs auf uns zu.

„Don’t move!“, ruft uns der Guide gerade noch zu, ...
 
        #38  

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„Don’t move!“, ruft uns der Guide gerade noch zu, ...

… aber das Urviech ist schon fast auf meiner Höhe. Die beiden Amis werfen sich zur linken Seite, und in letzter Millisekunde kann ich meine Kamera gerade noch in die Hosentasche stopfen, bevor Mr. Karembezi an mir vorbeizieht. Er streift mich dabei so gekonnt leicht, dass ich sofort verstehe – er hätte mich genauso gut ordentlich rempeln können und ich wäre wohl ein paar Meter weiter unsanft zu Boden gegangen. Puh!

Hinter unserer Gruppe lässt er sich nieder und … nimmt den Nachtisch ein: Leckere grüne Grütze mit gelben Blättern garniert – klar, dass man ihm da nicht im Weg stehen sollte. Sorry Kumpel!

Wir bleiben insgesamt etwa eine Stunde in der Nähe der Gorillas, es kommt mir vor wie 20 Minuten.


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Die Ranger fĂĽhren uns schlieĂźlich zurĂĽck, wir stĂĽrzen uns auf unsere Wasserflaschen und sind froh, dieses unvergessliche Erlebnis abgehakt zu haben.

Der Abstieg zum Camp dauert halb so lang, hat aber seine Tücken und geht ordentlich auf die Knie. Ironischerweise lösen sich meine Bergstiefel mit den letzten Schritten in Wohlgefallen auf. Beide Sohlen hängen zur Hälfte runter, das war’s – RIP?

Im Camp nehmen wir unsere Urkunden entgegen und dĂĽrfen den Sherpas das erwartete Trinkgeld ĂĽberreichen. Alle sind happy, auch wenn das Business nur ein FĂĽnftel dessen ist, was hier normalerweise los ist.

Im Resort angekommen werden die Bergstiefel sogleich zur Reinigung abgeholt. Nach vollbrachter Schönheitskur vermache ich meine kaputten Stiefel dem Stiefelputzer; er hat sich gefreut wie ein Schneekönig und ist gleich abgerauscht zur Anprobe. Regelmäßige Behandlungen mit Pattex vorausgesetzt, könnten sie nochmal 20 Jahre leben. Ich wünsch es ihm und freue mich gleichzeitig, dass ich die schweren Dinger nicht mehr mit nach Hause schleppen muss.
 
        #39  

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Anhang anzeigen UG-038.jpg Ich nutze den Rest des Nachmittags für einen Spaziergang in die Umgebung. Viel gibt es nicht zu sehen. Eine große Gesellschaft löst sich gerade auf, es war eine Hochzeit. Ein paar Kinder spielen im Dreck, ein paar Youngsters üben sich im Motorrad fahren. Mehr gibt der triste, graue, tropisch-verregnete Nachmittag nicht her.


Ich kehre daher auf die Terrasse des fast leeren Resorts zurück und lasse mir „Gorilla Coffee“ servieren, mit einem kleinen Schokoküchlein.
Ich komme mir vor wie ein englischer Kolonialreisender vor hundert Jahren.

Abends genieße ich das vorzügliche „Dinner for One“ mit dreiarmigem Kerzenständer und Vier-Gänge-Menü samt Ikea-Butterdose aus dem Jahre 1990. An der Küche hier gibt’s nix zu meckern.
Alles irgendwie ein Hauch von dekadent, oder?
 
        #40  

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Beim Runterlassen der Fenstervorhänge in meiner Suite darf ich noch die Schönheit einer größeren Spinne bewundern, die sich aus dem Stoff geradewegs an meinem Kopf vorbei auf den Boden fallen lässt – mir bleibt hier nix erspart, zefix! Zum Glück gibt’s im Zimmer ein großes Trinkglas, das als Spinnenfänger herhält. Figaro siegt.

Nachts muss ich dann noch Bekanntschaft mit einem Tausendfüßler machen, der – wie könnte es anders sein – seine Kletterübungen innerhalb meines komplett zugezogenen Moskitonetzes absolviert. Ich kann ihn mit dem zweiten Glas einsammeln und neben die Spinne stellen. Ein kleiner Zoo mitten im Nationalpark, öfter mal was Neues. Schlaft gut, ihr zwei Süßen…

Am nächsten Morgen geht’s nach einem vorzüglichen Frühstück auf der Terrasse …


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… vorbei an zum Trocknen ausgelegten Kaffeebohnen …

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… zurück zum Kihihi Airstrip und diesmal ohne Zwischenstopp direkt nach Entebbe.

Anhang anzeigen Kraniche KHX und Flieger kommt.mp4

Das Gepäck wird stilecht auf dem Rollfeld vom Co höchstpersönlich ausgeladen, das nenne ich Service!

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Am Ausgang gibt es noch Verwirrung, Chaos und beinahe wäre ich in Teufels Küche gelandet.
Der Airport ist so klein, dass es keine getrennten Bereiche für internationale und nationale Ankünfte gibt. Zeitgleich kommt die ET aus Addis an und ich bin plötzlich mitten unter denjenigen, die einen PCR-Test nachweisen müssen, um einreisen zu dürfen.

Mein bestellter Taxifahrerfreund Andrew hat mich indes schon geortet; wild gestikulierend redet er auf zwei Polizisten ein. Nur ihm habe ich es zu verdanken, dass ich aus der Schlange ausscheren, über die Absperrungen springen und das Gelände ungeschoren verlassen darf.

Von Mr. Andrew lasse ich mich zu meinem neuen Domizil, dem Kampala Forest Resort kutschieren.

Bis bald, Freunde!

(Fortsetzung folgt)
 
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