Thailand Last Exit to Paradise

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1. Prolog

Selten hatte ich ein so schlechtes Gefühl gehabt, als ich mich durch den Novembernebel auf der Autobahn Richtung Frankfurt kämpfe. Dieses ungute Gefühl im Rücken, gehetzt sein, Blicke spüren. Das Rückgrat biegt sich nach innen, als ob es wie Ridley Scotts „Alien“ mit einem Sprung aus dem Brustkorb entkommen will. Ich bin viel zu schnell und ziehe in den verengten Baustellen an den LKWs nach der Methode „Augen zu und durch“ vorbei. Diese fatalistische Aussicht auf eine unangenehme Zukunft will einfach nicht verschwinden. Letzten Endes begebe ich mich nur auf die Reise um SIE wieder zu sehen. Alles andere ist sekundär.

Anhang anzeigen Sakaeo_2007_01_028.jpg

Sie ist in Holland. Sie sehnt sich danach, nach Thailand zurückzukehren. Sie heißt Kid und ist meine Black Magic Cambodian Woman. Der Trip nach Holland war lang beschlossene Sache. Vor 5 Jahren war sie schon einmal bei ihm. Geputzt, gekocht, das Bett geteilt, viel gegeben, wenig bekommen. Wenig? Sie hatte die Chance bei einem seiner Freunde in einem Restaurant zu arbeiten. Als Küchenhilfe in 3 Monaten beinahe 50.000 Baht verdient. Nicht dieses Mal. Er ist umgezogen. Kleines Kaff, keine Möglichkeit für einen Job. Mehr als etwas Taschengeld kann (will) er ihr nicht geben. Am Ende 250 Euro für fast drei Monate „Take care“ … zuwenig wenn man eine Reise nach Europa macht um Geld zu verdienen. Zwei Wochen vor Abflug verlässt Sie das gemeinsame Schlafzimmer, um nur noch im Wohnzimmer zu schlafen. Heute trüber,nebliger Montag. Dienstag in Bangkok. Sie kommt erst am Donnerstag. Zwei Tage verloren - Zeit für Butterfly? Zeit für Su?

Anhang anzeigen Bangkok_2005_085.jpg

150.000 Baht Brautgeld - sonst Monkey House. Die andere Geschichte, die ich bisher nicht abhaken konnte. Su’s Sohn, inzwischen 18 Jahre im letzten Drittel seine Ausbildung angekommen, hat sich vom Vater seiner 14jährigen Freundin beim Sex mit derselben erwischen lassen. Entweder Heirat in der Zukunft mit 150.000 Baht Brautgeld oder Knast. Komisch, der gleich Betrag der Su im April 2007 (Road to Nowhere) als „Abfindung“ im Kopf herumkreiste. Indiskutabel für mich. Am Telefon fließen Tränen. Auch Eahm - inzwischen neben Kaew Su’s beste Freundin - ist sichtlich ergriffen.

Anhang anzeigen august_01_05.jpg

Ich hatte Su am Ende unserer Beziehung versprochen, die Ausbildung des Sohnes bis zum Schluss zu finanzieren. Das offizielle Ende wäre in 2 Semestern oder in 30.000 Baht. Die Mutter hat die Zügel aus der Hand gleiten lassen.
„Mein Sohn? Meine Mia Noi? Nein - wenn Du etwas bezahlst bist Du ein Idiot“ schießt es mir durch den Sinn, aber das wäre nichts Neues. Gleich nach dem Einschecken im Hotel werde ich mich mit Eahm treffen und anschließend zu Su fahren, um zu (er)klären. Es wird darauf hinaus laufen, dass ich ihr diese 30.000 Baht geben werde, die sie sowieso auch so bekommen hätte. Scheiß drauf ob für Yaba oder die Uni des Sohnes, ich kann es nicht kontrollieren…
Doch noch bin ich auf der nebligen A5, in der für mich diesmal stickigen TG923, an der Passkontrolle. Fahre per Rolltreppe auf die Abflugebene, alles vertraut, aber da ist es wieder, dieses ungute Gefühl, welches wie ein Damoklesschwert über mir schwingt. Syrakus lacht. 190 Baht inklusive Tipp, exklusive Tollway und schon bin ich im Nana-Hotel. 11. Stock, Fenster ja, aber ein anderes Gebäude steht genau daneben, niemals Tageslicht. Egal nur eine Nacht. Unerwartet sauberes Bad und ein Riesen-Kingsizebett, hier könnte man auch zu viert spielen, bin jedoch davon weit entfernt. Das Bett ist dennoch toll.

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Rufe Daah an, sie hat Zeit, was für ein Glück, was für ein Zufall. 23.00 Uhr im Biergarten. Ich dusche und bin schon auf dem Weg zu Eahm …
 
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        #2  

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Hi Stalker,
:super: wieder von dir zuhören,
nun lass uns nicht all zulange mit der Fortsetzung warten,
jetzt wo es wieder spannend ist, machste Pause,
hoffe doch nur eine KURZE :hehe:
Gruß Raini :D :D :D
 
        #3  

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ich freue mich auch schon auf die story

gruss stefan
allgaeu
 
        #4  

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Member hat gesagt:
ich freue mich auch schon auf die story

gruss stefan
allgaeu

Ich auch - stalker hat einfach ne klasse "schreibe" ... :tu: :tu:

so long jens
 
        #5  

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2. Klärung in Saphan Kwai

Der vereinbarte Treffpunkt mit Eahm ist der Biergarten, natürlich, wo auch sonst. Nach dem Verlassen des Hotels und den ersten Metern in der Soi 4 merke ich wieder einmal, was mir die letzten zweieinhalb Monate gefehlt hat. Thailand in all seinen Facetten, auch die Soi 4 mit dem NEP gehört dazu. Es ist schön wieder hier zu sein. Möglicherweise sehe ich die Dinge in ein paar Jahren anders. Es ist angenehm warm, aber nicht zu heiß. Zugegeben, die Luft hat keine Kurortqualität, dennoch ich genieße jeden Atemzug. Nun ist es an der Zeit die Medaille „Liebeskasper erster Klasse“ auf Hochglanz zu polieren. Meine paar übrig gebliebenen Baht vom Augusttrip werden für Su’s „Abfindung“ nicht ausreichend sein. An der Skytrainstation Nana möchte ich das noch fehlende Geld aus dem ATM zerren. Aber das ist der erste Punkt an dem das Pferdehaar dünn wird. PIN ist nicht korrekt, Karte gesperrt. Großartig. Da hat man dieses tolle Konto bei der DKB mit weltweit kostenlosen Geldabhebungen und ist zu blöd sich einen vierstelligen Pin zu merken. Ersatzplastik wird gezückt und das Geld mit teuren Abhebegebühren aus dem Automaten gezerrt.
Als ich im Hotel Eahm anrief, teilte sie mir mit, sich langsam auf den Weg zu machen. Bei diesem herrlichen Wetter habe ich Appetit auf ein oder auch zwei Erdinger.

Diesem Gelüst kann ich in der Sukhumvit Soi 11 im Old German Brauhaus nachgehen. Als ich mich gerade in Zwiesprache mit dem zweiten Erdinger befinde nimmt Eahm an meinem Tisch platz. Inzwischen hatte sie natürlich angerufen und meinen aktuellen Aufenthaltsort erfahren. Eahm ist mehr als smart, hat sogar einen High School Abschluß und war früher Verkäuferin im Tesco Lotus. Ihr Thai-Ehemann hatte einen Autounfall, kam ums Leben und einige Zeit später startete die gut Englisch sprechende Eahm ihre Karriere als Freelancerin. Nach dem wir aus dem Hochgefühlsnebel des Wiedersehens herausgefunden haben, besprechen wir Su’s Problem, das eigentlich nicht mehr das meine sein sollte. Doch auch heute, in dem Moment da ich diese Zeilen schreibe kann ich nicht die vielen, wirklich guten Momente vergessen oder verdrängen, die es mit Su gab. Die unsäglichen 150.000 Baht sind inzwischen auf 50.000 Baht zusammen geschmolzen. Su hat sich das Geld inzwischen - entgegen Eahms Rat - bei der örtlichen Geldverleiherin mit hohen Zinsen geborgt. Es gab ein erstes Treffen, bei dem die Summe auf 50.000 Baht heruntergehandelt worden war. Eahm glaubt, dass man den Preis bei längerem Hinhalten weiter hätte drücken könnte. Noch einmal zu den Hintergründen. Der 18jährige Sohn hat eine 14jährige Freundin und angeblich wurden sie vom Vater des Mädchens beim Sex erwischt. Su hofft nun, dass ich „ihre“ 50.000 Baht in der Tasche habe. Mein „NEVER“ hat Eahm schon erwartet. Dies wird heute mein letzter Besuch bei Su sein. Ich hatte das schon fast ein Jahr verschiedene Male versucht, aber das ganze Dilemma hier ist bestens geeignet die Bühne mit einer letzten Zahlung zu verlassen. Gibt sicher einige die das feige und inkonsequent finden, aber wie sagt man doch so schön:

„Try walking in my Shoes … you suffer in my Footsteps“ (Depeche Mode)

Einige Romantiker werden mir nun sicher wieder vorwerfen, wie schlecht ich sie behandelt habe. Das sehe ich anders - nicht nur des finanziellen Aspektes wegen. Immer habe ich ihr reinen Wein eingeschenkt, nie Hoffnungen geschürt die ich nicht realisieren konnte. Das war bei Su so und ist in gleicher Weise nun mit dem Black Magic Cambodian Woman. In meinem 2004er Thread - auch hier zu lesen - hatte ich nachdem ich Su’s Sohn seinen Computer gekauft hatte folgendes geschrieben:

„….Doch manchmal - in den „dunklen“ Stunden des eigenen Seins in dem man sich selbst und seine Handlungen hinterfragt, wäre es für mich doch besser gewesen, das Nachtleben Thailands als Spaßveranstaltung zu nehmen und mich auf meine Familie zu konzentrieren, anstatt mich hier zu verlieren. Ein Bekannter fragte mich sinngemäß einmal, warum ich mir das alles antue, diese Frage kann ich mir selbst nicht beantworten, ich glaubte nur, dass nach dem Ende dieser Beziehung - das im Moment jedoch in keiner Weise absehbar ist - eine Neuauflage mit einer anderen Hauptdarstellerin für mich nicht mehr in Frage kommt.“

Da lachte Lucifer.

You tell me that you need me (One Republic, Timberland)
Then you go and cut me down, but wait
You tell me that you're sorry
Didn't think I'd turn around, and say...

That it's too late to apologize, it's too late
I said it's too late to apologize, it's too late


Auf dem Weg zu Su sprechen Eahm und ich kein Wort. Wir sind mit uns selbst beschäftigt. Nach einem kurzen Spaziergang durch vertraute Gassen in Saphan Kwai stehe ich schließlich vor Su’s Haus. An ihrem Stand sind die beiden Eltern gerade mit dem Verkauf von Sojamilch beschäftigt. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Das ist jedoch ein Trugschluss - alles hat sich verändert. Die Mutter begrüßt mich - freundlich lächelnd, während Ah Daeng (der Stiefvater) wie wild an Su’s Tür anklopft, bis diese schließlich öffnet. Wie oft habe ich sie hier schon besucht. Vor mehr als 3 Jahren habe ich ihr ein Sofa gekauft, auf dem ich nun Platz nehmen darf. Das Sofa ist geflickt, verschlissen, es war eben billig. Eahm folgt Su in den hinteren Bereich des Raumes, die beiden flüstern. Mein Blick fällt auf Fotos, die mir mehr als bekannt sind. Sie sind alle mit meiner Kamera gemacht worden, auf einigen Su und ich, auf anderen bin nur ich allein zu sehen. Ich habe nicht um dieses Treffen gebeten, mich nicht darum gerissen, nach meinem vorigen Besuch im April 2007 noch einmal nach Saphan Kwai zu kommen.

Ich wollte Su im Biergarten treffen, ihr das Geld fürs „Wintersemester“ und sicher auch noch einen kleinen Tip geben. Sie bat mich sie zu besuchen, als „diese Sache“ mit ihrem Sohn Ton geschah. Ich habe eingewilligt und mich für stark genug gehalten, ihr hier, in ihrem von mir mitgestalteten Revier in die Augen zu sehen. Auf dem Sideboard erkenne ich das Handy, dass ich ihr vor zwei Jahren geschenkt habe. Sie bat mich im August darum, ein neues zu besorgen, weil sie dieses angeblich im Taxi verloren hatte. Nun hat es sich wahrscheinlich wieder angefunden. Die Sache berührt mich nicht mehr, sorgt aber dafür, das der seit Betreten dieses Raumes in meinem Halse steckende Kloß ins rutschen gerät und ich wieder besser atmen kann. Ich verliere kein Wort darüber, wissend, dass ich hier und heute zum letzten Mal sitzen werde. Su stellt Thaiwhiskey, Eis, Cola und drei Gläser auf den Beistelltisch und wir genehmigen uns erstmal einen Drink.

Su’s Mutter betritt klopfend das Zimmer und verlässt es mit meinen guten Wünschen für ihre Gesundheit und einer meiner Tausend-Baht-Noten in ihrer Kittelschürze.

Anschließend erzählen mir die beiden Damen noch einmal ausführlich den Hergang der Geschichte. Es werden mir Fotos einer Verlobungszeremonie gezeigt, auf denen auch die Übergabe der 50.000 Baht zu sehen ist. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass von dem Vater der die Zwei „in flagranti“ ertappt haben soll, nicht mehr die Rede ist. Es scheint ihn gar nicht zu geben, da die Mutter allein erziehend ist. Su und Eahm behaupten, das es sich bei der Mutter um eine ehemalige Kollegin handelt, die dem Geld nur so hinterhergiert. Auf den Fotos kann man auf jedem Bild erkennen, das die Mutter intensiv auf den Korb mit Bargeld stiert. Ich halte mich mit Kommentaren und Anmerkungen zurück und schon wird die zweite Flasche Thaiwhiskey geöffnet. Die Tatsache mit dem sich in Luft aufgelösten Vater und auch das schlechte Reden über die den beiden doch recht unbekannte Mutter bestärkt mich die Dinge hier heute so durchzuziehen wie ich es geplant habe …

This is the End my little Friend… (The Doors)

Schließlich übergebe ich ihr das Geld in Höhe von 30.000 Baht und erkläre, dass es die letzte Zahlung und Hilfe meinerseits für sie ist. Sie nickt, nimmt einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette und macht einen tiefen Wai und bedankt sich bei mir für alles, was ich in den letzten Jahren für sie getan habe. Kurze Zeit später erscheint Ton ihr Sohn. Er ist durch meine Anwesenheit sichtlich erschrocken und Su bricht nun in Tränen aus. Ton versucht sie trösten, aber sie beschwert sich bei ihm, wie er nur so unbedarft sein konnte. Sie beschwert sich das er weiter die Schule schwänzt, für deren Finanzierung sie sich verkaufte, beschwert sich, dass er die Chance die ihm durch ihre Arbeit und mein Geld geboten wurde nicht nutzt, fragt ihn wie sie das Schulgeld im nächsten Jahr ohne Stalkers Hilfe bezahlen soll. Er sinkt in sich zusammen, schämt sich und versucht seine Mutter zu beschwichtigen. Er will sich Arbeit suchen, Su schüttelt den Kopf, sie glaubt ihm nicht. Irgendwann verlässt er uns…

Ursprünglich war geplant nach dem Treffen gemeinsam an die Sukhumvit zu fahren, um dort noch irgendwo einzukehren. Su hatte jedoch schon bei unserer Ankunft leicht glasige Augen. Sie hat nicht damit gerechnet, dass ich mich noch einmal hier blicken lasse. Auf ihre Frage was ich in diesem Urlaub denn so treibe antworte ich wahrheitsgemäß. Der Alkohol, den sie in der letzten Stunde seit unserer Ankunft getrunken hat verfehlt seine Wirkung nicht. Sie fängt erneut an zu schluchzen, fragt mich wie ich so dumm sein kann auf eine Lady aus Pattaya hereinzufallen. Dazu noch eine so hässliche, mit Tatoos übersäte Frau, der man ihre Schlechtigkeit doch bereits ansieht. Sie beginnt mich zu schlagen, krallt sich an mir fest, bricht völlig zusammen. Ich lasse es geschehen, helfe ihr hoch, setze sie wieder auf das Sofa. Sie begreift nicht, dass unser Bruch schon lange begann, bevor die Black Magic Cambodian Woman in mein Leben trat (dazu könnt ihr meinen Thread aus Januar 2006 lesen). Nach ein paar Augenblicken fängt sie erneut an. Eahm hält sie davon ab. Schließlich wälzt sie sich weinend auf dem Boden hin und her. Es war wohl ein großer Fehler hierherzukommen, andererseits will ich mir heute Klarheit darüber schaffen, dass es zwischen uns wirklich vorbei ist. Ich bringe mein Supergirl - der Hit der Reamons war unsere Hymne - zusammen mit Eahm ins Bett. Nach ca. 10 Minuten weiterem Schluchzen ist sie eingeschlafen. Eahm nimmt das Geld und Su’s Kontobuch an sich, um gleich morgen früh eine Einzahlung vorzunehmen. Ton hat seiner Mutter schon öfter Geld gestohlen und sie möchte ihn nicht in erneute Versuchung führen. Ich streiche Su die Haare aus dem Gesicht und verlasse schließlich ihre Wohnung. Eahm begleitet mich durch die dunklen Gassen bis an die Pradiphat Road. Dort trennen sich unsere Wege. Inzwischen ist es 21.00 Uhr. Noch zwei Stunden bis zu meinem Treffen mit Daah, genug Zeit um im Thermae-Coffeeshop auf andere Gedanken zu kommen. Eine letzte Umarmung und 3.000 Baht Tip für meine Eahm und ich sitze im Taxi.
 
        #6  

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Mann oh mann - zuerst viel mir dazu ein "thais lügen ja nicht - sie definieren nur das wort wahrheit ein wenig anders ". Wovon ich auch immer wieder erstaunt bin . die schauspielerichen einlagen sind weltklasse .... Stalker,mein kleiner shakespeare, weiter mit der storie :tu: :tu: :tu:


so long jens
 
        #7  

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Oh je Stalker,
herzzerreißende Szenen die sich da ja abgespielt haben,
dachte mir schon das es mal so enden wird.
Das Lügen ist den Kulleraugen schon mit in die Wiege gelegt worden,
wenn die Augen irgendwie unruhig werden,
das ist das sichere Zeichen, das wieder ein Märchen im Anmarsch ist,
so jedenfalls bei meiner Mia.
Auch wenn man ihnen es gleich auf den Kopf zusagt,
hört mal ja sowieso nur Lüm oder ähnliche Floskeln.
Deine Unterstützung jedenfalls ist des Lobes wert,
es ist nur schade das die Chance die du ihnen gegeben hast nicht genutzt worden ist.
Finde deine Einstellung eigentlich nicht wie du es bezeichnest „Liebeskasper erster Klasse“,
sondern als wirklich eine sehr sehr mit fühlsamen liebenswerten Art.
Mein ehrliches Chapeau dafür.
Bin ja gespannt was dich die nächste Zeit mit "BMC" erwarten wird,
freue mich schon auf die Fortsetzung
Gruß Raini :D :D :D
 
        #8  

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3. Fon, Stalker und Daah

Nach nicht einmal 30 Minuten gehe ich schon die Treppen zur Thermae-Coffeeshop hinunter. Um sich hier eine Freundin für eine Nacht zu suchen ist es noch viel zu früh. Es sind kaum Damen anwesend. Der Laden ist aber schon zu diesem Zeitpunkt recht verraucht. Ich zünde mir eine von meinen Moods an und sorge dafür, dass dieses Klima aufrechterhalten wird. Nach einer Runde um den großen Tresen nehme ich Platz und es dauert nicht lange bis ich von zwei Damen angesprochen werde. Der Bühnenvorhang wird beiseite gezogen und das große Theater kann beginnen. Ich mache die Bekanntschaft von Mon und Tip. Beide schätze ich auf Anfang-Mitte Dreißig. Mon kommt aus der Gegend von Nakhon Ratchasima (Khorat) spricht gutes Englisch und hat schon einige Jahre in Pattaya gearbeitet. Es werden die üblichen Fragen gestellt, die üblichen Antworten gegeben, die üblichen Phrasen gedroschen. Trotzdem macht es Spaß und bei einer gemeinsamen Getränkerunde wird es richtig lustig.

Von der Treppe zum Hotel kommend betritt nun eine Lady den Raum, die von Mon und Tip durch Rufen und Heranwinken an unseren Platz gerufen wird. Ihr Name ist Fon, sie hat ein angenehmes Auftreten. Nicht ganz so abgedreht wie Mon und Tip, aber mit warmem Blick und sie bewegt sich äußerst elegant und im positiven Sinne damenhaft. Die Dame kommt aus Lophburi und ihr Name ist Fon. So ein warmer, weicher Regen (Fon) kann schon sehr angenehm sein - aua Stalker, was sülzt du hier für einen Mist zusammen. Eine immer mehr an Fahrt aufnehmende Unterhaltung wird unterbrochen, als Mon & Tip zwei Herren entdecken, mit denen sie in der Vergangenheit bereits geschäftlich zu tun hatten. Die beiden haben genug Stil sich für ihre Heinekens (wie widerlich) zu bedanken und ich zeige Verständnis für ihre große Wiedersehensfreude, zumal mir Fon ja ein adäquater Ersatz in Sachen Unterhaltung zu sein scheint.

Fon ist 34 Jahre alt und hat einen Sohn, dessen Foto sie mir auch ohne Aufforderung voller Stolz zeigt. Am meisten beeindruckt mich jedoch ihre tiefe Stimme. Ich denke da mehr an Zarah Leander, als an Ladyboys. Wessen Trommelfell die an die Belastungsgrenze piepsende Stimme mancher Thailadies kennt, wird wissen wie angenehm es ist, einmal eine tiefe, aber trotzdem samtweiche Stimme zu hören. Anstatt mich anzuschreien flüstert sie mir bei unserer Unterhaltung ins Ohr. Sie bestellt sich einen heißen Tee, der Aircon und der verrauchten Luft wegen.

Ihr warmes Lächeln bezaubert mich und wenig später verlassen wir diesen Platz der Illusionen, während Mon ihren Daumen nach oben reckt und mir zuzwinkert. Oben auf der Suk entscheiden wir uns zum Nana-Hotel zu laufen. Fon hat bisher nichts gegessen und auch ich habe Lust auf ein kleines Nudelsüppchen. Als wir an einem Internetcafe vorbeikommen fällt mir wieder das Pech mit meiner Kreditkarte ein.

Während ich mich im Internet auf die Bankseite einwähle und mir die Sorgennummer notiere klingelt Daah bei mir an. Sie ist bereits im Biergarten. „Das ist schade, ich habe gerade eine Bekannte getroffen und werde wohl - Blick auf die Uhr - ein bis zwei Stunden später im Biergarten sein. Hast Du dann noch Zeit?“ Daah hat immer für mich Zeit. Ich möchte das Daah dann bis zum Morgen bei mir bleibt. Sie willigt ein, kann aber nur bis 6.00 Uhr bleiben (von wegen immer Zeit), da sie sich um ihren Sohn kümmern und anschließend zu ihrem Job in der Schuhfabrik gehen muss. Man muss die Feste feiern wie sie fallen. Ich willige ein. „You are very busy!“ stellt Fon mit ihrer tiefen Stimme und einem verschmitzten Lächeln fest, fängt an meine empfindlichste Stelle zu streicheln und freut sich fast lautlos stöhnend über eine beginnende, aber trotzdem durch die Jeans zu spürende Erektion. Die diensttuende Internetcafe-Schlafmütze blickt vertrottelt drein, während ich meine Bank anrufe und erfahre, dass meine Karte in ca. 48 Stunden wieder einsatzbereit ist. Inzwischen zeigt die Uhr 22.15 Uhr und ich habe keine Zeit mehr zu verlieren.

Wir begeben uns direkt über LOS ohne jedweden Halt in Richtung Hotel, am NEP umklammert Fon meine Hand - wahrscheinlich hat sie Angst, dass ich von ein paar Kathoys entführt werde. Der Staff im Nanahotel zieht natürlich keine Joinerfee ein.
Bei dieser ganzen Hatz ist mir doch glatt entfallen an einer Garküche Stopp zu machen. Im Zimmer angekommen reiche ich Fon erstmal die Karte vom Roomservice.

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Fon bemüht den Roomservice

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Sie bestellt sich einen Krabbencocktail, während mir ein Singhabier zum Abendbrot reicht. Wir beginnen schon über uns herzufallen als der Boy vom Roomservice anklopft. An Handtüchern ist hier im Hotel gespart worden. Wenn Frauen genauso geschickt beim Einparken wären, wie sie sich splitternackt mit einem kleinen Handtuch einkleiden können, bliebe uns mancher Unbill im Straßenverkehr erspart.

Ich dagegen bin zu blöd und zu fett, jedenfalls muss ich das Handtuch mit einer Hand festhalten. Fon ist in den hinteren Bereich des Zimmers geflüchtet, während ich einhändig Versuche das Geld aus meiner Brieftasche zu nesteln. Es klappt nicht! Der Geduldsfaden reißt mit lautem Knall und ich lasse die Hüllen fallen um den „Deal“ abzuschließen. Der Typ grient mit breitem Grienen und ich gebe ihm noch 20 Baht Trinkgeld. Da kann er nachher richtig schön mit seinen Teammates abfeixen. Fon ist ebenfalls sehr belustigt worauf ich sie - nachdem wir wieder alleine sind - erst einmal durchs Zimmer jage und eine aufwärmende Bestrafung folgen lasse. Anschließend genießen wir unser verspätetes Abendbrot und amüsieren uns natürlich noch einmal.

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Fon ist eine liebenswerte Frau, mit der mir das Zusammensein so viel Spaß beschert, so dass ich das am frühen Abend Erlebte fast vergessen habe. Es ist bereits nach halb eins als sich unsere Wege an der Soi 7 trennen. Sie geht noch einmal Richtung Thermae Coffeshop, vielleicht ergibt sich ja noch eine Schlafgelegenheit für den Rest der Nacht.

Gegenüber vom Biergarten an der Ecke des Parkhotels gleich an der Einfahrt sitzt Phi Daeng, die allseits bekannte Kartenleserin und begrüßt mich freundlich. „Hab Dich lange nicht gesehen Stalker, wo ist denn Su?“ Wir haben uns wirklich lange nicht gesehen. Ich sage ihr, dass ich Su nur kurz besucht habe, hier heute jedoch jemand anderen treffe. Eigentlich müsste sie das sowieso wissen, hat sie Su doch öfter prophezeit, dass ich sie verlassen werde.
Ich drehe meine Traditionsrunde durch den Biergarten. Drei Dinge fallen auf. Der Fußboden ist neu gefliest, von der Bedienung kenne ich kaum jemanden und auch bei den Damen kann ich keine bekannten Gesichter ausmachen - Alles ist im Fluss - nicht einmal Oh, die stets ein Garant von Beständigkeit im Biergarten gewesen ist, kann ich entdecken. Der obere Bereich, den mir Lung Choon im Juli 2006 stolz präsentierte ist dunkel und auf dem oberen Treppenpodest steht irgendwelcher Krempel herum. Ich setze mich auf die rechte Seite und beobachte das närrische Treiben, bei dem ich schon so oft selbst Darsteller gewesen bin. Eine bleierne Müdigkeit überkommt mich. Das vor meinen nur noch halb geöffneten Augen stattfindende Theater finde ich zum großen Teil lächerlich.

Unwirsch verjage ich eine Lady die mich nach meinem Wohlergehen fragt, keine Manieren der Stalker. Ob das nun an der gerade abgeschlossenen Behandlung durch Saug- und Urologieschwester Fon oder wieder mit meinen unangenehmen Vorahnungen von der Autobahn A5 zusammenhängt kann oder will ich nicht sagen. Die von mir abgefertigte Lady lehnt mit dem Rücken zu mir in etwa 10 Metern Entfernung am Geländer des Podestes. Daah ist nirgends zu sehen. Ich rufe sie an und erfahre, dass sie gerade etwas isst, aber in ca. 10 Minuten bei mir sein wird. Ich stehe auf und gehe zu Paiwan herüber. So stellt sie sich jedenfalls bei mir vor, als sie ein paar kurze Augenblicke später an meinem Tisch sitzt. Ich entschuldige mich für mein unhöfliches Verhalten mit einem Drink und wir kommen ins Gespräch. Paiwan ist in der Nähe von Chiang Rai zu Hause, seit einem Monat in Bangkok und gibt vor, noch etwas unbeholfen im Umgang mit Farangs zu sein. Dafür liegen ihre Sprachkenntnisse jedoch über dem Durchschnitt. Auf die Frage ob ich heute Nacht schon etwas geplant hätte, antworte ich ihr wahrheitsgemäß. Daraufhin möchte sie lieber meinen Tisch verlassen, um keinen Ärger mit Daah bekommen.

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Daah ist schon da...

Es gelingt mir ihr Unbehagen zu zerstreuen und wenig später betritt meine gute, alte Bekannte Daah die morschen Bretter, auf denen der Stalker seine schmierige Vorstellung abliefert. Paiwan möchte gleich die Flucht ergreifen, aber Daah ist schon am sprechen mit ihr und schließlich ist sie davon überzeugt, das ein Sitzen bleiben an unserem gemeinsamen Tisch keine Gefahr für sie darstellt.
Wir haben eine Menge Spaß und die ersten Stühle werden schon zusammengerückt als wir uns von Paiwan verabschieden ohne jedoch zu vergessen ihr 300 Baht fürs Taxi zu geben. Ich schlendere mit Daah langsam zum Hotel. Auf der Fußgängerbrücke lasse ich mein Hartgeld in einen Subwaybecher fallen.

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Subwaybecher... Leben und leben lassen, auch wenn es nur die Bettelmafia kassiert, aber ich habe schon zu viele Biere getrunken, um mich daran zu erinnern nie etwas hier geben zu wollen…

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Im Hotel angekommen fetzt mir Daah förmlich die Sachen vom Leib und liefert eine Show bei der ich den Eindruck habe, dass sie 3 Jahre im Frauenheim ohne Männerbesuch zubringen musste. Wir kennen uns schließlich schon mehr als zwei Jahre und sie weiß genau was mich glücklich macht. Da das Zimmer im 11. Stock liegt und Daah einen Raketenstart nach dem anderen hinlegt vergeht die Zeit wie im Fluge. Auch um 6.00 Uhr gelingt es ihr nicht sich loszureißen. Mit einem Telefonat übergibt sie völlig egoistisch die Vorschul-Betreuung ihres Sohnes in die Hände einer Nachbarin, um sich noch eine weitere Stunde mir widmen zu können. Bekannterweise ist es so, dass die Zeit in Thailand insbesondere für Touristen dreimal so schnell davonfliegt wie hier in Europa. Um 7.00 Uhr verlässt mich Daah aus Khon Khaen, die sympathischste, unkomplizierteste und bodenständigste Freelancerin, die ich in Bangkok bisher kennengelernt habe (Ex-LKS-Ladies mal außen vorgelassen).

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Anschließend genehmige ich mir ein zweistündiges Nickerchen. Beim Einschalten meines Handys sehe ich, dass Kid versucht hat mich aus Holland anzurufen. Noch einmal zu Erinnerung. Die Erlebnisse mit Daah und Fon waren nett, die Zusammenkunft mit Eahm und Su zwangsläufig und zum Glück erledigt, der eigentliche Grund meines Hierseins ist und bleibt jedoch die Black Magic Cambodian Woman.
Nach einem kleinen Frühstück telefoniere ich mit Kids bester Freundin Aey. Aey hatte ich im August kennengelernt (siehe Thread „Stunden im August - 2. Eine Nacht in Pattaya“). In Pattaya werde ich wieder einmal im „Thai Garden Resort“ in der Nord Pattaya Road logieren. Am Abend ist ein Treffen mit Aey im Moon River Pub geplant. Und morgen früh wollen wir dann um 7.00 Uhr Kid vom Flughafen abholen.

Als ich im Schwedenpanzer nach Pattaya sitze wird mir bewusst wie sehr ich Kid vermisse und mit jedem Kilometer den ich Pattaya näherkomme wird alles leichter. Die bösen Vorahnungen lösen sich in Luft auf, das Thema Su ist abgehakt der eigentliche Urlaub in den Fängen der Black Magic Cambodian Woman kann beginnen.
 
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        #9  

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Hallo Stalker,
klasse das du wieder schriebst :super: und schon erwische ich mich dabei wie ich jeden Tag ins Forum schaue um zu erfahren wie es weiterrgeht.
 
        #10  

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4. This is the End, my only Friend

Wie weit kann man gehen. Wie groß kann Ignoranz und Gedankenlosigkeit sein. Ich habe das Spiel gespielt. Ich versuche es mit den Gefühlen zu entschuldigen, die ich Su und nun Kid gegenüber hege. Letzten Endes Russisch-Roulette mit mindestens 4 Patronen. Vielleicht hat jemand den Film „The Deerhunter“ (dt. Titel „Die durch die Hölle gehen“) gesehen. Diese Szene in der Christopher Walken und Robert De Niro das Spiel spielen. Jedoch zu theatralisch und echt bescheuert es mit meiner armseligen Existenz zu vergleichen.

Nun ist der Moment gekommen bei dem alles in sich zusammenfällt. Das kunstvoll aufgebaute Kartenhaus wird mit einem einzigen Luftzug vom Tisch gefegt. Die beiden leeren Kammern des Revolvers haben sich weitergedreht…

Revolvermann, die Welt hat sich weitergedreht… (King, Dark Tower)

Mein Blick fällt auf mein Handy mit der deutschen SIM-Card. Ich hatte es eingeschaltet gelassen (Profil lautlos), weil Kid noch aus Holland versuchte bei mir anzurufen. Die Infos auf dem Display signalisieren, dass wieder jemand versucht hatte anzurufen. Nein nicht jemand, sondern meine Frau. Meine Frau, die ich seit Jahren belüge. Meine Frau, die mir Freiräume lässt, aber keine Mia Noi verdient hat. Offiziell bin ich auf Dienstreise, eine von vielen, die ich jedes Jahr durchführen muss. Auch dieser Umstand machte es so einfach, selbst bei nur zwei Kammern sorglos, vielmehr bekloppt zu sein. Inoffiziell verbringe ich meine Zeit damit ganz Thailand durchzuvögeln oder - was für meine Frau noch schlimmer wäre - eben nur die Su oder Kid als Mia Noi zu betrachten und durchzuvögeln.

Das deutsche Handy ist und war ein Problem für mein labiles, elendes Kartenhaus. Es ist eigentlich immer ausgeschaltet. Dies geschieht aus einem einfachen Grund, das Handy kann in Thailand auch Thai sprechen. Eine Tatsache die mir bekannt ist. Man kann versuchen die Rufumleitungen auszuschalten, aber das gelingt nicht immer. Anstatt das Handy im ausgeschalteten Zustand zu belassen, habe ich mir mit der Gefühlsduselei zur Black Magic Cambodian Woman endlich das Genick gebrochen. Ich rufe einen Bekannten in Deutschland an, es ist früh am Morgen. Ich erkläre ihm die Lage und er ruft mich zurück. Ich lasse das Handy klingeln, bis es von selbst aufhört. Wieder wähle ich die Nummer meines Bekannten. „…Ja da kam eine englische Ansage das Du nicht erreicht werden kannst, gefolgt von einer Sprache die ich nicht verstanden habe …..“

Der Lauf des entsicherten Revolvers verschwindet in meinem Mund. Der Abzug wird durchgezogen - KRACH - mein Hirn fliegt in einer weißroten Wolke durch die zerberstende Heckscheibe hindurch.

Ich bedanke mich und lege auf. Der Adrenalinspiegel drückt mir fast die Augen aus dem Kopf - irgendwie hab ich es geschafft mein übrig gebliebenes Gehirn von Rückbank und Heckscheibe zu kratzen, um es ungeschickt in den Kopf zurückzustopfen. Nachdem ich wieder mehr als Schwärze sehe stelle ich fest, dass die Heckscheibe wie durch Magie unversehrt ist und der Fahrer fragt mich lächelnd ob alles in Ordnung sei.

„Jo, alles bestens …“ dabei krallt sich meine Hand in den Oberschenkel. Das erschrockene, verständnislose Staunen meiner Eltern, die ein so gutes Verhältnis zu meiner Frau haben. Mein Sohn, unsere Freunde … ich habe eine Grenze soweit überschritten und jedwede Konsequenz verdrängt, weil ich mich doch für so furchtbar smart gehalten habe. Ein selbstgefälliges Arschloch dessen Ehefrau in keiner Weise eine solche Behandlung verdient hat. Denk nach, denk nach … die üblen Vorahnungen die so greifbar und spürbar waren - sind nun eingetroffen. Scheiß auf die 600 Euro an Su, die waren damit nicht gemeint.

Was ist nun zu tun, schnellstmöglicher Rückflug nach Deutschland? Die Lage checken und erst einmal bei meiner Frau anrufen? Aphatisch bleibe ich im Auto sitzen, kann mich kaum bewegen. Es ist nicht das, was ich wollte … natürlich nicht. Die Frage ist nur, was in diesem Fall widerlicher ist, die Sache an sich oder mein aufkommendes Selbstmitleid mit seinen billigen Rechtfertigungsversuchen.

Ich brauche fast bis ans Ende der Fahrt als ich eine Rufumleitung auf meine alte Thaihandynummer vom Sommer einrichte, die im Schreibtisch meines Büros liegt. Inzwischen machen wir unterwegs halt. Kids Campari-Flasche wird brutal geöffnet. Ich schütte mir das lauwarme Zeug rein und muss mich dabei beinahe übergeben. Der Fahrer mustert mich mit irritiertem Blick. „Das ist meine Medizin, Nam Daeng, hilft gegen fast alles“, gebe ich ihm würgend und mit hochrotem Kopf zu verstehen. „Wie gesagt, gegen fast alles, nur nicht dagegen ein Riesenarschloch zu sein.“

Ich rufe meine Frau an. Sie lässt sich am Telefon nichts anmerken. Ich erzähle ihr, dass mein Kollege bei mir angerufen hat und behauptet eine ihm unverständliche Sprache zu hören. Ob sie das einmal überprüfen könnte. „Die Ansage ist auf Thai“, bemerkt sie kühl. „Was??? Das kann doch nicht wahr sein, kannst Du das bitte noch einmal probieren?“, frage ich sie. Dieses unglaubliche Phänomen wird mir noch einmal nach 3 Minuten bestätigt. „Glaubst Du ich bin in Thailand?“ Keine Antwort. „Wie soll ich in Thailand sein, sieh doch in den Safe, da liegt mein Pass. Ohne den kann ich wahrscheinlich kaum nach Thailand reisen. Ich werde jetzt mal bei T-Mobile anrufen und denen den Marsch blasen, da scheint ja die Umleitung vom August nicht gelöscht zu sein.“

Auf meine Frage, ob ich am Wochenende die 800 km nach Hause fahren soll, meint meine Frau, dass dies nicht nötig sei - ich hätte ja soviel zu tun...
Was mich bis heute beschäftigt ist wohl jedem klar. Hat sie mir diese Geschichte abgenommen, oder es hingenommen? Dafür werde ich in der Hölle schmoren.

Ich bin in Pattaya, mit zittriger Hand fülle ich im Thai Garden Resort die Eincheckformalitäten aus. Auf einer Tafel stehen die an diesem Tag eincheckenden Personen. Ein gewisser Mister Stalker und eine Mistress BMCW finden sich ebenfalls darauf wieder. Meine „Frau“, die BMCW wird erst morgen anreisen, teile ich der der offensichtlich deutschen Dame an der Rezeption mit.
 
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