13. Trouble im Benjia
13. Trouble im Benjia
Eine unbewusst wahrgenommene Bewegung lässt mich am nächsten Morgen langsam wach werden. Das Morgensonnenlicht fällt durch einen schmalen Spalt zwischen den Übergardinen ins Zimmer. Am Fußende des Bettes sitzt Su. Sie ist nackt und hält meine Digitalkamera in der Hand. Außerdem ist mein Koffer offen. Sie hat meine zweite Speicherkarte mit den Photos aus Pattaya und Bangkok gesucht und gefunden.
Auf die Frage was los ist, fängt sie an, mich auf Thai zu beschimpfen … wird lauter.
„I don’t care about Daah, don’t care about Oi, but why you have so much Photos from Ladies Pattaya?“ Oi, die ich gerade aus dem Biergarten entführt hatte, ist eine Bekannte von Ihr, merkwürdigerweise sind diese Photos aber längst nicht so schlimm, wie die von Kid und Pokkie. Sie schleudert mir die Ixus entgegen und fängt an zu weinen.
„Tut mir leid Su, ich werde mich nicht ändern. Auf kurz oder lang musste es so kommen. Wir hatten eine gute Zeit, aber ich glaube das Ende ist gekommen. Ich fahre zurück nach Pattaya.“ Das scheint mir im Moment das Sinnvollste zu sein. Hab keinen Bock von allen möglichen Yings nach Su gefragt zu werden, wenn ich an der Suk rumlatsche.
Su steht ohne ein weiteres Wort zu erwidern auf und verschwindet im Bad.
Jetzt ist es raus. Hatte mir die Situation anders vorgestellt … irgendwie besser … ohne aber genau zu wissen wie. Es wäre mir am liebsten gewesen, wenn sie einen neuen Sponsoren, vielleicht sogar späteren Ehemann kennengelernt hätte. Es gab aber keine Gelegenheit, weil sie sich nicht mehr verkaufte und sich nur auf mich konzentrierte. Diese Tatsache lässt mich nicht gut aussehen. Andererseits habe ich einiges für sie getan. Habe die materielle Grundlage dafür geschaffen, dass sie nicht mehr an die Suk muss. Ihr Verdienst ist es, mit dem Geld was sie verdiente und meinen monatlichen 5.000 Baht klarzukommen. Sich nicht neu zu verschulden. Tausende Dinge gehen mir durch den Kopf …
Ich bemerke gar nicht, dass sie wieder aus dem Bad kommt, sich anzieht und ihre Sachen packt. Die 2 Baht Gold (Kette und Armband) die ich ihr geschenkt hatte, legt sie wortlos auf das Sideboard. „I thank you for everything, I love you forever.“ Das schnürt mir den Hals zu. Ich kann hier nur dumm herumsitzen und bekomme keinen Ton raus. Alles wird in Frage gestellt. Warum bin ich überhaupt hier? Was bin ich für ein herzloses, abgekochtes Arschloch. Irgendwann ist Zahltag.
Die Tür schlägt zu … sie ist verschwunden.
Mein Mobil klingelt. Widerwillig gehe ich an ran. Es ist Daah, sie fragt ob sie mich heute sehen kann. Ich muss auf andere Gedanken kommen und willige ein, sie um 16.00 Uhr im Gulliver zu treffen.
Ich mache mir erstmal ein Bier auf, fürs Frühstück ist es inzwischen sowieso zu spät. Dann such ich mir die Nummer vom Flipper House in Pattaya raus. Klar Zimmer sind frei, kann jederzeit vorbeikommen. Nachdem ich mich gewaschen habe werde ich runtergehen und erstmal ein Taxi suchen. Vielleicht gehe ich auch zu dem Limo-Service der sich auf dem Parkplatz des Parkhotels Soi 7 befindet. Pokkie ist in Nong Khai, aber Kid, Kid will ich dann in Pattaya wiedersehen. Muss schnell auf andere Gedanken kommen. Leicht ist es nicht. Schließlich muss ich mir eingestehen, dass ich viel für Su empfinde - das Wort Liebe fällt mir allerdings sehr schwer über die Lippen zu bringen, und ihre Freundin Kaew ist mir auch sehr ans Herz gewachsen … wahre Freundschaft … so hohl das klingen mag. Aber ich kenne zuviel, weiß zuviel von ihnen und das macht es nicht leichter aus der Sache herauszukommen. Es wäre einfacher, wenn mich Su beschissen, betrogen und belogen hätte, hat sie aber nicht. Ihr ist kein Vorwurf zu machen. Eine engelsgleiche Gestalt mit schneeweißer, reiner Weste. Bis auf das Versagen in Bang Na, das ich nur allzu gerne als Motiv für mein Abseilen hier gebrauche.
Ich rufe Kid an. „Hello Stalker“. „I come back to Pattaya, you have time for me.“ „Yes I have time, but what happend with your Mia Noi.“ „Finished.“ „She Bullshit you?“ „No, maybe my Fault, I call you when I come back.“ „Ok Stalker, up to you … but dschai yen, yen, I think you love her.“ Kid legt auf, Klasse. Kann die nicht einfach am Mobile rumstöhnen, dass sie es gar nicht erwarten kann von mir gefickt zu werden. Was interessiert sie denn die Su. Das dschai yen, yen Gequatsche geht mir auf die Hoden, was soll diese Scheiße.
Das Mobile fliegt krachend aufs Sideboard und kickt die Dose Singha weg … Schade die war schon leer, sonst hätten die Zimmertussis mal mehr zu tun gehabt, als ihre Tips von der Bettdecke abzugreifen. Bin noch beim Anziehen als es an meiner Tür klopft.
Ein Blick durch den Spion, niemand steht da. Aber ich weiß wer da draußen ist. Natürlich öffne ich die Tür … Neben der Tür sitzt Su. Sie blickt mich aus verweinten, roten Augen an. Helfe ihr hoch nehme ihre Tasche mit ins Zimmer. Noch bevor die Tür zu ist, umklammert sie mich und fängt an, hemmungslos zu weinen. Ihre Tränen durchnässen mein Hemd. Es ist genauso wie am Morgen des 6.12.2003 (Vom Sextourist zum Liebeskasper). Da hatte ich etwas im Hotelzimmer vergessen und ging noch einmal zu ihr zurück. Damals weinte sie wohl mehr aus Dankbarkeit und über die Tatsache, dass ich sie wohl gleich wieder verlassen würde. Nun, da wir so vieles gemeinsam erlebt hatten, soviel voneinander wussten, waren es mehr Tränen der Verzweiflung und des Unverständnisses über diese Situation.
Wenn Du mit mir Schluss machen wolltest, warum bist Du dann hergekommen? Warum hast Du nicht einfach wie Eric (ihr Ex-Boyfriend aus Canada) den Kontakt abgebrochen. Sie fleht mich an sie nicht zu verlassen. Entschuldigt sich für ihre Eifersucht auf die anderen Ladies. Ich glaube, dass jedes Wort was ich nun von mir geben könnte, eher falsch ist und küsse ihr stattdessen die Tränen aus den Augen und vom Gesicht. Wie in einem schlechten Film entledigen wir uns unserer Sachen und lieben uns. Was für eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Ich kann sie nicht auschecken. Bin zu tief in ihrem Leben, sie ist zu tief in meinem Leben. Solange es alles so bleibt wie jetzt, wird sich daran wohl nichts ändern…. Weichei³.
Su lässt mich temporär aber doch alleine. Muss sich neue Klamotten holen und nach Ihrem Sohn schauen. Wir wollen uns dann am Abend im Biergarten treffen. Fahre mit dem Skytrain zum MBK-Center und laufe ziellos durch diesen Konsumtempel, bis ich mich endlich im „MK“ zum Essen niederlasse. Nachdem das Sushi verspeist ist, rufe ich Kid an. Da die Mia Noi ja morgen ihre Mutter nach Lampoon bringt frage ich sie, ob sie nicht nach Bangkok kommen will. „Of course … I come, where you stay.“ „We meet at the Entrance of the Lumpini Park at 11.00 am.“ Kid zögert und antwortet ok. Ich lege auf, zahle die Rechnung und freue mich darüber, dass ich mich morgen ohne Su nicht langweilen muss. Mal sehen ob sie kommt, wenn nicht, werde ich eben alleine im Lumpini Park rumlaufen und mit den Fischen meditieren.
Wie ein rostiger Nagel vom Elektromagneten, zieht mich der Biergarten in seinen Bannkreis. Rufe Su an … es geht ihr gut. Sage ihr, dass ich mich am Nachmittag mit Daah treffe und sie dann erneut anrufe, wenn ich fertig bin. Alles klar, Su will gegen 19.00 Uhr im Biergarten sein. Vor dem Biergarten treffe ich Miss Switzerland. „How are you Darling, nice to see you again. How long you stay … blablabla.“
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Miss Switzerland ... schon wieder .... ganz rechts
Die Braut steht völlig neben sich und schnallt nicht das ich ihr gestern einen Drink ausgegeben habe. Scheint wohl schwer unter Stoff zu stehen. Hat zwei Freundinnen im Schlepptau, die aber nicht ganz so zugedröhnt sind. Schließlich bettelt sie mich nach etwas Geld fürs Essen an, ich glaub es nicht, sind die vielen Schweizer Franken für diesen Monat schon ausgegeben? Setze mich mit den 3 Yings wieder in die schmale Gasse zwischen Soi 5 & 7 und bestelle 4 Khao Pad Gung und Bier. Als ich Miss Switzerland frage, wo denn der spendable Ehemann geblieben ist, bricht sie hemmungslos in Tränen aus. Ihre Kumpaninnen teilen mir mit, dass Mister Switzerland seine Schoki schon lange nicht mehr schickt. Als ich dann Madame noch frage warum sie mir gestern so einen Scheiß erzählt hat, löst sie sich völlig in Tränen auf. Ist schon Scheiße so was. Zu allem Überfluss läuft gerade Mae am Tisch vorbei. „Stalker what happened, today you make all Ladies cry??“ Natürlich weiß Mae schon von der Story und dem Stress am Morgen mit Su. Die Suk ist eben zu klein für mich. Maes Shop liegt ja nur 10 Meter von diesem Essensstand entfernt, toll.
Nachdem Essen will ich noch ein bisschen mit Mae quatschen. Miss Switzerland hat sich inzwischen etwas beruhigt. Gebe ihr 500 Baht. „Damit zahlst Du die Rechnung + einen kleinen Tip für den Staff. Den Rest kannst Du behalten. Fahr nach Hause und gönn Dir eine Pause … in Deinem Zustand bekommst Du heute keinen Costumer mehr. Während Miss Switzerland sich einen „abwait“, gehe ich zu Mae’s Shop herüber.
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Mae ... völlig skrupellos
Sie hat gerade eine Kundin, der sie die Haarverlängerungen mit einer Klebepistole!!! an den Kopf klebt.
Wir quatschen über dies und das. Auf das Theater zwischen mir und Su sagt sie nur beiläufig, dass Su mich wirklich liebt und ich sie nicht verlassen soll. Selbst wenn ich ihr kein Geld schicke wäre es ok, aber sie hat nur mich und wäre am Ende, wenn ich mich von ihr trennen würde. Ich schweige und Mae wechselt dann auch schnell das Thema. Maes Schwester besorgt mir noch ein Singha, bevor ich dann gegen 15.45 Uhr zum Treffen mit Daah im Gulliver aufbreche, vorher aber mit Mae nochmals bekräftige, das wir morgen dann zusammen zum Tawan Daeng gehen (es sei denn, dass mir die Kid aus Pattaya die Rute abbricht oder mich völlig ausknockt).