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Otto bereichert Küche in Bangkok mit Schweinshaxe und Eisbein
Foto: Schwarzwaldstube
19.11.2006
(Bangkok/dpa) - Thailänderinnen im Dirndl stehen im Sukhumvit-Viertel in Bangkok vor der "Schwarzwaldstube" (Aufnahme vom 28.03.2006). Bis ins letzte Detail mimt die Kneipe mit Restaurant deutsches Ambiente. Etwa die Hälfte der Gäste seien Einheimische, unter der anderen Hälfte sind die Mehrheit Deutsche, berichtet Inhaber Otto Duffner.
Von Christiane Oelrich, dpa
(Bangkok/dpa) - Thailand - das ist Exotik und Mystik, Tempel und
Buddhas, so weit das Auge reicht. Das Fremde und Faszinierende lauert
an jeder Straßenecke, um den Besucher in seinen Bann zu ziehen.
Verblüffendes entdecken Deutsche jedoch in Bangkok vor allem in Form
von sehr Vertrautem: Im Sukhumvit-Viertel, da, wo die Nacht zum Tag
wird und viel Exotisches geboten wird, steht eine «Schwarzwaldstube».
«Bei Otto» heißt die Kneipe mit Restaurant und dem bis ins letzte
Detail deutschen Ambiente. Rustikale Holzbänke und Bierkrüge, Geweih
und Schwarzwald-Dirndl - nur, dass die Trachtenmädchen
Thailänderinnen sind, verrät, dass dies nicht Triberg, die Heimat
Otto Duffners im Schwarzwald, ist.
Der 58-Jährige, der auch nach einem halben Leben in den Tropen
noch unter der Dauerhitze leidet, lehnt an der Theke und schaut sich
zufrieden um. «Wir bieten ein Stück deutsche Heimat», sagt er. In
einer Gegend, in der ansonsten Satay-Spieße und grünes Curry geboten
werden, tischt Otto selbst gemachte Spätzle, gefüllte Rindsroulade,
Eisbein oder auch Frikadelle mit Zwiebelsoße auf.
Am Stammtisch in der Ecke haut gerade einer mit der Faust auf
den Tisch. «Und ich hab noch gesagt, nimm die U-Bahn», sagt ein
unverkennbarer Bayer, der hier eine der unzähligen Geschichten über
den schrecklichen Verkehr in Bangkok zum Besten gibt. Draußen auf
der Terrasse beugt sich ein deutscher Banker über das Wiener
Schnitzel und weiht sein Gegenüber in ein Devisengeschäft ein.
«Etwa die Hälfte meiner Gäste sind Einheimische, unter der anderen
Hälfte sind Deutsche die Mehrheit», sagt Duffner. Rund 12 000 bis
15 000 Deutsche leben in Thailand, schätzt die deutsche Botschaft,
viele davon in Bangkok, wo sich in den vergangenen Jahren eine ganze
Reihe deutscher Unternehmen angesiedelt hat. Duffner verwöhnt sie
gerne mit Selbstgemachtem. Neben der Kneipe führt er einen Laden, der
mit Sauerkraut und Bretzeln, und vor allem hausgemachter Wurst
aufwartet. Die Bäcker und Metzger unter seinen 70 Angestellten hat
Duffner höchstpersönlich in die Geheimnisse der deutschen Back- und
Metzgerkunst eingeweiht.
«Asiaten essen auch gerne gebratene Wurst», hat Duffner gemerkt.
Und Schweinshaxe. Die verdrücken an diesem Abend hier zwei
koreanische Gäste. Sie waren vor zehn Jahren in Deutschland auf
Hochzeitsreise. Als sie die Schwarzwaldstube zufällig bei einem
Spaziergang in Bangkok entdeckten, überkamen sie nostalgische
Erinnerungen. «Wir fühlen uns hier ganz wie damals in Germany», sagt
die Gattin, und haut rein.
Otto Duffner kam 1981 nach Thailand. Die größte Brauerei am Ort
hatte per Anzeige in einer deutschen Zeitung einen Küchenchef
gesucht. «Jetzt oder nie», sagte sich der damals 33-Jährige. «Mein
Glück war, dass die übersahen, dass ich noch nicht mal Englisch
konnte», sagt Duffner. Das lernte er schnell, wie auch Thailändisch
für den Hausgebrauch, wie er sagt. Duffner heiratete eine
Thailänderin, ließ sich nieder und machte sich nach drei Jahren
selbstständig.
In der deutschen Exilgemeinde in Bangkok sind Kneipe und Laden ein
fester Begriff. Vor allem bei Festen - Ostern, Mai- und Oktoberfest,
St. Martin, Weihnachten - kommen sie. «Wir bieten hier deutsche
Gemütlichkeit», sagt Duffner. Sein Ruf eilt ihm weit voraus. Auch
2000 Kilometer südlich in Singapur sind seine Würste ein Begriff.
«Spätestens am dritten Abend in Bangkok bin ich dort», sagt ein
vielreisender deutscher Industriemanager. «So ein deftiges deutsches
Abendessen, das hat schon was.» Ein Diplomat ließ sich sogar einmal
ein paar Pfund kulinarische Heimat nach Nepal schicken.
Und manchmal, da wird Duffner auch selbst weh ums Herz: «Ich
vermisse dann die frische Luft und die vier Jahreszeiten.» Dann packt
er die Koffer und gönnt sich ein paar Wochen im kalten Deutschland.
Champ ich werde es woll bald mal Testen