Thailändisch lernen

Tansania Tansania vor 40 Jahren

        #1  

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Liebe Freunde,

hier nun, wie bei “Safaris in Tansania“ #95 angekündigt, der Thread “Tansania vor 40 Jahren“. Teil 1

Bin damals mit meiner “Deutschen Gretel“ als Backpacker nach Nairobi geflogen. Nach 3 Tagen ging es von dort in einem uralten Rumpel-Bus über die Grenze weiter nach Arusha. Es könnte aber auch Moshi gewesen sein. Ich kriege es nicht mehr zusammen.

Am dortigen Busterminal drängte sich ein etwa 40-jähriger Tour-Guide bei uns mit dem Versprechen auf, alles für uns zu organisieren. Sein Angebot, uns in ein passendes Quartier zu bringen, habe ich leider ausgeschlagen. So brachte er uns mit einem uralten VW-Bus ins YMCA, das in einem damaligen Backpacker-Reiseführer als das beste Billig-Quartier vorgeschlagen wurde. Nun – das war es nicht (mehr), denn es hatte seine Blütezeit längst überschritten und war in einem völlig desolaten Zustand.

Was noch erwähnt werden muss, Tansania war damals auf dem Weg zum Sozialismus und es gab Auflagen, wie in den Europäischen Ländern des “Ostblocks“. U.A. gab es einen lästigen Devisen-Nachweis, der einem beim Grenzübertritt ausgehändigt wurde. Die mitgeführten Devisen waren an der Grenze einzutragen. Jeder Umtausch in die Landeswährung musste (sollte) von der Bank oder einem dafür berechtigten Hotel bestätigt werden und bei der Ausreise würde das dann strengstens kontrolliert. So konnte praktisch nur offiziell zu einem lausigen, völlig unrealistischen Wechselkurs getauscht werden.
Aber man war ja in Afrika !!!

Im Reiseführer wurde vorgeschlagen, einen Teil der Devisen am Körper zu verstecken, da es garantiert keine Leibesvisitation gäbe. Man könne sich dann damit auf dem Schwarzmarkt weit günstiger mit der Landeswährung eindecken. Aber halt nur teilweise, da ja auch Tauschbeträge auf dem Devisen-Nachweis erscheinen müssten. So tauschte ich an der Grenze 100 DM zum offiziellen Kurs und ließ mir diese in den Devisen-Nachweis eintragen.
Es sollte das einzige legal umgetauschte Geld sein!

Unser Tour-Guide machte uns nämlich das Angebot, sämtlich benötigtes Geld für uns einzutauschen und dies auch in den Devisen-Nachweis eintragen zu lassen. Um seine Zuverlässigkeit zu testen, gab ich ihm 100 DM und wollte dann am nächsten Tag seine Safari-Angebote mit ihm durchsprechen.

Tatsächlich erschien er dann auch am nächsten Tag wie vereinbart im YMCA und brachte uns das schwarz getauschte Geld mit. Aber ich brauchte halt nicht nur 100 DM. So fuhr er uns dann zu einem Hotel, wo ich an der Rezeption bei seinem “Freund“ einen Großteil des benötigten Geldes zu einem Traumkurs eintauschte, was dieser mir dann auch tatsächlich mit Stempel in den Devisen-Nachweis eingetragen hat.
Jetzt war ich auch bereit, weitere Dienstleistungen bei ihm zu buchen. Das ging natürlich nur mit einem kleinen Vorschuss und ohne Vertrag per Handschlag.

Als erstes wollten wir den Kilimandscharo “besteigen“, was vorab in einem D-Reisebüro gebucht, für mich damals praktisch unerschwinglich gewesen wäre.
Ich weiß nun nicht, wie das heute abläuft, aber damals brauchte man einen speziellen Berg-Guide nebst 2 Trägern und einen Koch für dieses Vorhaben. Diese mussten von uns, nebst der Bezahlung, auch mit Lebensmittel versorgt werden. Gerade diese waren zu dieser Zeit relativ knapp und nur sehr schwierig zu organisieren. Dank unserem Tour-Guide war es dann jedoch sehr einfach, da er uns zu einem “Indischen Freund“ brachte, der ein “schwarzes Lebensmittel-Depot“ betrieb und uns alles relativ günstig verkaufte.

Die erforderliche Mannschaft, alles seine “Freunde“, wurde ebenfalls von ihm für uns gebucht und der Eintritt in den Kilimandscharo-Nationalpark, der damals in Devisen zu bezahlen war, ging bei seinem “Freund“ an der Kasse mit schwarz eingetauschten Schilling, wie die Landeswährung damals hieß.
Jedenfalls war unser Trip der günstigste, wie wir bei der “Besteigung“ von anderen Touristen erfuhren, denen dafür teils echt das Fell über die Ohren gezogen wurde.

Wir wurden dann noch an einen Haufen mit Klamotten geführt, wo wir uns passend einkleiden konnten. Dicke Jacke, eine Überzieh-Hose, Handschuhe, Pudelmütze und Stiefel. Ob dafür Miete erhoben wurde, weiß ich heute nicht mehr. Jedenfalls war alles so dreckig, versifft und stank, wie wenn es bereits verwesten Leichen ausgezogen worden wäre, dass wir uns ständig davor ekelten. Aber es gab keine andere Wahl.

Der Aufstieg zusammen mit dem Berg-Guide, der immer bei uns war, ging dann zuerst einmal gemütlich zum ersten Übernachtungslager, wo uns der Koch schon mit einem leckeren Dinner empfing. Die Träger, die das Gepäck, die Lebensmittel und das Feuerholz schleppten, waren schon durch den Schnaps beschwingt, der auch vorab von uns zu besorgen war. In einer Hütte verbrachten wir dann die erste Nacht, während unsere Mannschaft zusammen mit anderen Mannschaften abseits fröhlich feierte und wohl im Freien übernachtete. Hier war es ja noch relativ warm.

Wir wurden dann bei Tagesanbruch von unserem Berg-Guide geweckt, der uns zu einem Speiseraum brachte, wo das üppige Frühstück schon für uns bereitstand. Koch und Träger waren bereits aufgebrochen.

Die zweite Etappe erreichten wir dann nachmittags, wo das Essen ebenfalls schon wieder für uns bereitstand. Ich hatte aber gar keinen Appetit. Wir waren nun schon fast auf 4000 m und mir war ständig etwas kötzelig. Auch hatte ich Kopfweh und ein ständiges Hämmern in meinem Schädel. Im Abendessen stocherte ich dann nur noch herum, während es meiner Gretel noch recht gut schmeckte.

Den nächsten Tag blieben wir weiterhin in diesem Lager. Dabei stiegen wir mit unserem Guide auf über 4000 m, machten dort einige Übungen wie Kniebeugen und Liegestützen und stiegen dann wieder ab. Dieser zusätzliche Tag wurde im Reiseführer empfohlen. Tatsächlich ging es mir abends wieder wesentlich besser und ich verbrachte eine relativ erholsame Nacht.

Morgens wurden wir dann wieder bei Tagesanbruch vom Guide geweckt. Nach dem Frühstück ging es dann los. Träger und Koch waren schon wieder gestartet. Ich erinnere mich noch schwach an den “Last Water Point“ der schon auf weit über 4000 m lag. Dort füllten wir unsere Getränkeflaschen noch einmal auf. Da ging es uns beiden noch relativ gut, doch wir wurden immer langsamer.

Am frühen Abend erreichten wir den letzten Abschnitt. Das vorbereitete Dinner, nur eine Suppe, konnten wir beide nicht mehr essen, weil es uns nur noch übel und elend war. Das Zimmer war im Gegensatz zu den vorherigen Hütten total heruntergekommen. Das “Bett“ war rabenschwarz vom Dreck. Da es zudem noch affenkalt war, legten wir uns voll angezogen mit den dreckigen Bergstiefeln hinein. An Schlafen war gar nicht zu denken, da wir entsetzlich froren!

Noch in tiefer Nacht wurden die 5 anderen Gruppen von ihren Guides geweckt. Es klang, wie wenn sie zur Exekution abgeholt würden. Genauso fühlte ich mich auch in diesem Moment. Dann waren auch wir dran. Das Frühstück entfiel, angeblich um den Körper nicht noch zusätzlich mit der Verdauung zu belasten. Ich hätte eh keinen Bissen runtergekriegt.

Hinter ihren 5 Berg-Guides die alle eine trübe Ölfunzel trugen, setzten sich nach und nach alle Gruppen in Bewegung. Jetzt ging es plötzlich meiner Gretel total beschissen.

In der Hans Meyer Höhle, benannt nach dem Erstbesteiger, gab es eine etwas längere Rast. Meine Gretel schien im Sterben zu liegen. Unser Berg-Guide riet ihr, zusammen mit ihm wieder abzusteigen. Er bat einen anderen Guide, so dass ich mich seiner Gruppe hätte anschließen können. Ich lehnte ab, da ich befürchtete, auch zu versagen und damit die ganze Gruppe von 5 jungen Leuten zum Umkehren zu zwingen. Ohne Guide darf sich hier keiner bewegen, auch nicht abwärts. Wie sich nachher herausstellte hat es gerade diese Gruppe nicht geschafft und somit hätte auch ich mit denen vorzeitig umkehren müssen.

Meiner Gretel ging es plötzlich wieder besser, nachdem sie sich mehrmals erbrochen hatte. So schleppten wir uns weiter. Langsam ging es nun mir immer schlechter. Ich gab das aber nicht zu, sonst hätte uns unser Berg-Guide zum Abstieg gezwungen.

Eigentlich wollten wir zum Sonnenaufgang den Gilmoinst Point auf dem Kraterrand erreichen. Wenn der Kraterrand erreicht ist, wird ein Vulkan als bestiegen gewertet. An die noch etwas höhere Uhuru Spitze war nicht einmal mehr zu denken.

Gut eine Stunde nach dem Sonnenaufgang erreichten wir diesen Gilmoinst Point. Unser Berg-Guide gratulierte uns, riet dann aber zum sofortigen Abstieg. Ich blickte noch kurz in den Krater, der eine bizarre Eislandschaft birgt. Im Gipfelbuch verzerrte sich mein Name zu unleserlichen Hieroglyphen. Meine Pudelmütze hing schief und verdeckte ein Auge. Ich war nicht mehr in der Lage, den Arm zu heben und sie richtig aufzusetzen. Dabei sah ich Sterne und Blitze, die durch mein Gesichtsfeld schossen. Scheinbar lallte ich nur noch Unverständliches. Vermutlich wäre ich nach kurzer Zeit auch gestorben, wie schon so viele vor mir!

Dann begann der Abstieg. Oft konnte ich in der Hocke zig Meter rutschend auf dem nun aufgetauten Lava-Geröll hinter mich bringen. Mit jedem Meter ging es mir wieder besser. An den Hütten unserer letzten Übernachtung warteten die Träger und der Koch auf uns. Für die Träger war hier planmäßig Schluss. Der Koch servierte uns noch ein Frühstück. Hat dann auch noch das Dinner in der nächsten Hütte vorgekocht. Alle gratulierten uns und erwarteten ihren Tip. Ich gab jedem, was uns unser Tour-Guide vorgeschlagen hatte. Es war nicht wenig, aber ich war gerade so euphorisch, dass ich es gerne gab.

Dann ging es mit unserem Berg-Guide weiter zum zweiten Übernachtungslager unseres Aufstiegs. Hier wurde auch beim Abstieg noch einmal übernachtet. Das Dinner stand, wie schon erwähnt, auch bereit. Von den 5 Gruppen, die in der letzten Nacht, wie wir, zum Gipfel wollten, mussten 2 Gruppen vorzeitig abbrechen. Alle waren total enttäuscht. Viel Geld bezahlt ohne Erfolgserlebnis.

An der, in allen möglichen Sprachen total vollgekritzelten Holzwand schrieb ich nun: “Zwar semmor faschd vorreckt, doch nuffkomma semmor!“
Seit langer Zeit wurde auch mal wieder gefickt!

Am nächsten Tag ging es, nach einem Frühstück von je 2 kalten harten Eiern, flott bergab. Der erste Übernachtungspunkt beim Aufstieg wurde dabei auch wieder ausgelassen. Am frühen Abend erreichten wir die Rezeption vom Nationalpark. Hier gab es dann eine alberne Urkunde und im Besucher-Buch konnten wir uns als erfolgreiche Besteiger eintragen. Dabei war ja der komplette Trip mehr oder weniger eine Bergwanderung.
Unser Berg-Guide verabschiedete sich, nachdem er einen fürstlichen Tip erwartet und auch erhalten hatte.

Dann kam auch schon unser Tour-Guide und brachte uns zum YMCA.
Schon am nächsten Tag sollte es bei Sonnenaufgang auf Safari gehen.

Bei späteren Reisen war ich noch öfters über längere Zeit problemlos auf über 4000 m und habe auch noch mehrmals die 5000 m geknackt. Tibet mit Lhasa auf fast 4000 m, von wo es verschiedene Ausflüge auf über 5000 m mit dem Bus gab. Ein Pass zwischen Tibet und Nepal, wo auf über 5000 m sogar übernachtet wurde. Der Aldo von Bolivien mit dem Titicacasee. Der Chakaltaya in Bolivien mit 5395 m konnte bis auf über 5100 m mit dem Auto erreicht werden und nur die letzten Meter mussten zu Fuß bewältigt werden. Ein Pass in Peru zu der Colca Schlucht, wo auf der Passhöhe meine neue Backenzahn-Krone zu bröseln begann und die weiße Verblendung vollkommen vom Goldkern abfiel. Doch nirgendwo habe ich aber noch einmal so gelitten, wie am Kilimandscharo.

Fortsetzung folgt
 
        #2  

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Der Gluppy auf dem Kilimandscharo ! 👍

Ich freue mich wieder von dir alten Beach Road
Haudegen zu hören :smiley emoticons tropical island:

Gruss Kloon
 
        #3  

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Member hat gesagt:
könnte aber auch Moshi gewesen sein. Ich kriege es nicht mehr zusammen.

Das, also genau ^DAS^ berühmt berüchtigte YMCA welches du meinst war in Moshi.

War zweimal dort in dieser Absteige. 1990 und 1994 jeweils vor dem Kilimanjaro. Bleibt ja jeder nur 1 Nacht, aber jedesmal in der Früh gab es Probleme mit Wasser. Die Scheisshäuser waren randvoll bis zum Schüsselrand mit Scheisse aufgefüllt und es hätte sich jeder gerne nochmal vor der Kibo Besteigung geduscht .

Ich behaupte die haben das Wasser einfach jeden Morgen abgestellt, das hat zum Geschäftsmodell gehört um sich das Geld dafür zu sparen .....weil das jedem der dort war passiert ist wie ich später erfuhr.

War das vor 40 Jahren auch schon so?
 
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        #4  

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Member hat gesagt:
Ich war nicht mehr in der Lage, den Arm zu heben

Member hat gesagt:
Dabei sah ich Sterne und Blitze,

Member hat gesagt:
Seit langer Zeit wurde auch mal wieder gefickt!


Danke danke für diese köstliche Geschichte.

Ich muss ob dieser Zitate dermaßen Schmunzeln, das ist einfach zu geil.
:efant:
Erst kaum den Arm heben können aber kurz danach ein Rohr verlegen.

Bei den Preisen hat sich nichts verändert. Alle Touren egal wohin kosten aus Europa gebucht ein Vermögen. Muss man heute auch noch besser vor Ort buchen.
 
        #5  

Member

was kosten denn aktuell die touren hast du ein paar aktuelle preisbeispiele
 
        #6  

Member

Member hat gesagt:
War das vor 40 Jahren auch schon so?
Damals war es noch nicht sooo schlimm.
Habe dort auch auf Empfehlung eines Cousins genächtigt, der in Arusha missionarisch tätig war. Nein - nicht so, wie Du das jetzt vielleicht denkst. 555.
Er leitete eine christliche Werkstatt, wo Jugendliche handwerklich ausgebildet wurden. Diese stellten für das YMCA die Möbel und andere Gegenstände her.
Als ich ihm dann in D vom aktuellen Zustand berichtete, wurde er traurig und konnte das gar nicht glauben.
 
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        #8  

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Liebe Freunde,

herzlichen Dank für Eure vielen Likes zu meinen Posts.
Jetzt muss ich aufpassen, dass ich auf Zitate antworte und keinen vergesse.
Falls das so ist, bitte ich, mir dieses zu entschuldigen.
Gruß G.
 
        #9  

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Teil 2

Nun zur Safari:

Nach dem lausigen Breakfast im YMCA wurden wir von unserem Tour-Guide abgeholt. Dabei war noch ein Monteur der auch als Ersatzdriver fungierte. Dieser nahm auf dem Rücksitz bei meiner Gretel Platz. Wir hatten dann tatsächlich auch 2 Pannen, als die nur noch hauchdünnen Laufflächen die Reifen platzten ließen.

Zuerst besuchten wir einen kleineren Park (???)und dann den riesigen Tarangere Park. Geschlafen wurde auf meinen Wunsch aus Kostengründen immer in denselben Quartieren wie sie unser Tour-Guide und sein Monteur aufsuchten. Dabei hatten wir alle sehr viel Spaß, überhaupt wenn wir dann abends zusammensaßen und ich versuchte, Witze auf Englisch rüberzubringen. Einer hatte es ihnen besonders angetan. “Woran erkennt man einen freundlichen Motorradfahrer? Na an den Fliegen zwischen seinen Zähnen!“ Darüber haben sie sich fast todgelacht und es immer weitererzählt. Bier floss in Strömen und es waren Tage und Abende, an denen ich mir wünschte, dass sie nie vorbeigehen würden.

An einen Vorfall in einem Park kann mich noch entsinnen, als wir Bananen gekauft hatten und uns eine Rotte zähnefletschender Paviane den Weg blockierten. Als sie schließlich anfingen, den VW-Bus zu demolieren und einen Spiegel abrissen, bat uns der Guide, vorsichtig einen Spalt der Tür zu öffnen und die Bananen zu opfern. Tatsächlich ließen sie dann auch von uns ab und wir konnten weiterfahren.

Total geschockt waren wir, als direkt vor uns ein Löwe ein Zebra riss und es mit seinen Artgenossen verspeiste, ohne uns dabei überhaupt zur Kenntnis zu nehmen.

Der Höhepunkt war dann der Besuch des Ngorongoro Kraters. Da dafür ein Geländewagen Vorschrift war, mietete unser Guide einen mit Fahrer auf seine Kosten. Der Tip den er uns empfahl, dem Driver zu geben, war dann allerdings so heftig, dass ich etwas verschnupft war, diesem aber doch zähneknirschend das Geld abdrückte.

Was mich auch noch ein wenig schockierte war bei einer Gruppenaufnahme mit folkloristisch gekleideten Massai. Als die zum heftigen Geldbetrag auch noch einen Tip forderten, fing er zu schimpfen an und hat sogar einem davon eine geknallt. Das fand ich etwas überzogen.
Vom Erlebniswert des Besuchs dieses Parks, war es aber tatsächlich der Höhepunkt dieser Safari.

Wir wurden dann direkt wieder nach Arusha gefahren, wo unser Guide schon vor Tagen die Tickets für einen “Luxusbus“ nach Daressalam besorgt hatte. Als ich mich beim Abschied für seinen Einsatz bedankte, meinte er: “Please send me many customers from Germany“.

Der “Bus“ hatte dann bei der Ankunft 5 Stunden Verspätung und war ein umgebauter LKW. Noch nie zuvor bin ich in einem derart üblen Verkehrsmittel gefahren, nicht einmal in Indien und Pakistan. Schon bei der Ankunft im Busterminal war er zum Zerbersten voll mit schlecht riechenden Passagieren. Da wir Sitznummern hatten, mussten 2 wegen uns aufstehen. Eine Engländerin hatte dieses Glück nicht. Als Kavalier ließ ich sie immer wieder mal eine Stunde sitzen. Normalerweise hätte ich nach Ankunft in Daressalam eine Entschädigung in Form einer sexuellen “Erleichterung“ von ihr gefordert, aber es war ja meine Gretel dabei.

Nach ein paar Stunden Fahrt platzte ein hinterer Zwillingsreifen. Ab dann ging es nur noch ganz langsam vorwärts bis zu einer Ortschaft mit beleuchteter Tankstelle. Nach Inspizieren des Schadens durch die 2 Driver, wurde uns eröffnet, dass die Reparatur erst morgens bei Tageslicht möglich wäre. Als ich dann nach dem Ersatzreifen fragte, wurde mir mitgeteilt, dass dieser bereits montiert sei und der richtige Reifen ein Totalschaden wäre.

Man empfahl uns eine Absteige, wohin sich einige, wie auch wir und die Engländerin, auf den Weg machten. Allerdings war die Mehrzahl der Passagiere dazu nicht bereit. Es gab wildes Gebrülle und ein Handgemenge, bei dem die Driver bedroht wurden, bis sie sich schließlich an die Reparatur machten. In dem defekten Reifen war ein Loch in der Größe eines DIN A 4 Blattes. Da dachte ich, dass eine Reparatur nie mehr möglich ist.
Aber wir waren ja in Afrika!!!

So wurde aus dem völlig zerfetzten Totalschaden ein größeres Stück Gummi herausgeschnitten und das riesige Loch beim Ersatzreifen damit unterlegt. Irgendwie gelang es auch, den durchlöcherten Schlauch zu flicken und als dann mit dem Pressluft-Aggregat für die Bremsen, der Reifen vorsichtig aufgepumpt wurde, hielt er tatsächlich die Luft und wurde montiert. Inzwischen waren mehrere Stunden vergangen, bis es schließlich weiterging. Mit 10 Stunden Verspätung erreichten wir schließlich Daressalam.

Von der Deutschen Bundespost wurden damals gerade die die 250 cm³ Goggomobil-Transporter für die Paketboten ausgemustert und an die Post von Tansania medienwirksam verschenkt. So ein Gefährt wurde von dem völlig übermüdeten Busdriver übersehen und abgedrängt. Es tat einen lauten Schlag und das Goggo hat sich überschlagen. Fahrer und Pakete purzelten auf der Straße herum. Anstatt anzuhalten, hat sich der Busfahrer nebst den Passagieren fast todgelacht. Wir 3 Weißen (nicht rassistisch gemeint) im Bus waren total entsetzt.
Aber wir waren halt in Afrika!!!

Als wir dann mit der Engländerin über ein passendes Quartier sprachen, meinte diese, dass am besten das Luther-Haus wäre. Zu diesem fuhren wir dann gemeinsam vom Busterminal mit dem Taxi. Da nur noch ein Doppelzimmer frei war, belegten wir dieses zu Dritt. Wie gerne hätte ich da die Engländerin gefickt, aber es war ja leider meine Gretel dabei. So hatte ich 2 Nächte einen Dauer-Harten.

Daressalam war eine einzige Enttäuschung. Außer ein paar Gebäuden und Kirchen aus der Deutschen Kolonialzeit gab es nix Sehenswertes, jedenfalls nicht für mich.
So kauften wir Tickets für die Überfahrt mit einem von der UdSSR gelieferten Schnellboot nach Sansibar.

Die Engländerin wollte mit dem "Zazara Train" nach Sambia weiterfahren. Wie gerne wäre ich mit ihr gefahren, was sie in einem Gespräch unter vier Augen auch ganz toll gefunden hätte, doch ich hatte ja meine Gretel dabei.

Fortsetzung folgt.






 
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        #10  

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Teil 3

Die Fahrt mit dem Schnellboot, die eher ein Ritt über die Wellen war, hat mich total begeistert. Weniger dann die Hotelszene. Es gab nur Sauteures oder Scheißbilliges. Als Schwäbischer Backpacker entschied ich mich für die untere Kategorie.

Geschlafen wurde, ob Männlein oder Weiblein, in einem Dormitory auf völlig durchgelegenen versifften Matratzen. Auch glich es eher einem Feldlazarett, da viele krank waren, unter Schüttelfrost litten und gar nicht aufstehen konnten.

Mit den Gesunden, schlossen wir uns gleich am nächsten Tag einer sogenannten Spice-Tour an, wo die einzelnen Gewürze der Insel auf verschiedenen Farmen erklärt wurden. Das war eigentlich sehr interessant.

Weniger dann eine vergitterte Ruine, wo in der Vergangenheit eingefangene Sklaven auf ihren Abtransport in verschiedene Länder warten mussten. Dort wurden dann von einer, auf sozialistisch getrimmten Verschleierten, die bösen christlichen Europäischen Imperialisten als Unmenschen und Verursacher dargestellt, was diese durchaus auch gewesen sein mögen. Inwieweit aber auch die lokale Bevölkerung an diesem “Geschäft“ beteiligt war, wurde nicht erwähnt. Das fand ich damals ziemlich einseitig.

Der Abschluss dieser Tour war dann ein sehr leckeres Essen, bei dem alle kräftig zugelangt haben. Am nächsten Tag fanden wir uns dann alle, mit Fieber, Scheißerei und Schüttelfrost auf den Matratzen wieder und die meisten konnten 2 Tage weder aufstehen, noch etwas essen.

Da ich noch relativ mobil war, buchte ich die Tickets für eine Überfahrt nach Mombasa zu einem unglaublich niedrigen Preis. Ich wollte den Badeurlaub ins vermeintlich viel viel bessere Kenia verlegen. Der Heimflug war ja auch wieder ab Nairobi.

Als dann auch meine Gretel wieder halbwegs genesen war, machten wir am Morgen unserer Abreise eine kleine Besichtigungs-Tour im Hafen. “Ist das schon unser Schiff“, meinte sie zu einem riesigen weißen Kreuzfahrer. Ich wollte sie schocken und zeigte auf ein total verrostetes Wrack. Sie fing darauf zu weinen an und meinte: “Was tust Du mir im Urlaub denn noch alles an“? Doch die Realität war dann abends bei der Abfahrt noch viel viel schlimmer.

Fortsetzung folgt.
 
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