Teil 5 (Kenia)
Nach einiger Zeit legte dann ein kleines Boot vom Zoll bei uns an. Unsere Pässe wurden dem uniformierten Beamten ausgehändigt. Inzwischen war es unangenehm warm geworden. Nach gut einer Stunde in der prallen Hitze ohne Schatten, begann der Transport ans Land. Wir wurden noch nicht aufgerufen, konnten aber 2 inzwischen frei gewordenen Schattenplätze einnehmen. Es waren Kenianische Boote, die nur wenige Personen aufnehmen konnten. Diese wurden dann bis ins seichte Wasser gerudert und mussten noch gut 20 m bis an Land waten. Zwar gab es einen kleinen Landungssteg, an dem aber das Boot vom Zoll lag.
Nach weiteren 2 Stunden wurden wir dann, mit den Letzten zusammen aufgerufen und an Land gerudert. Beim Aussteigen ins seichte Wasser wurde ein bestimmter Betrag in Kenianischer Währung gefordert. Alle hatten dieses Kenianische Geld, obwohl die Ein- und Ausfuhr verboten war. Wir natürlich nicht. Man forderte ersatzweise 2x10 US$ von uns. Ich hatte nur noch einen 10 US$ Schein. Widerwillig akzeptierte man dann diesen.
Im seichten Wasser lagen dann Glasscherben und verrostete Konservendosen. Wir mussten uns voll konzentrieren, um nicht barfuß hineinzutreten. Dabei wurden wir mehrfach von hinten angerempelt. Das dies einen Grund hatte, wurde uns später klar, als ein kleiner Rucksack, den jeder von uns trug, bei meiner Gretel offen stand. Man hatte ihr einen Briefumschlag, in dem sich die Flugtickets befanden, gemopst.
Ich, in Todschlägerlaune, sie bitterlich weinend, schleppten uns dann mit unseren schweren Seesäcken ins Zollgebäude, wo wir auch die bereits abgestempelten Pässe wieder erhielten. Bereits vom Verlust unserer Flugtickets in Kenntnis gesetzt und angesichts des psychischen Zustands meiner Gretel, wurden wir dann ohne Gnade gefilzt. Wir mussten alles, aber wirklich auch alles öffnen und auspacken. Bereits abgefertigte Personen gingen nicht weiter und genossen das Schauspiel, wie 2 Weiße gedemütigt und erniedrigt wurden. Dabei waren doch alle außer uns kriminelle Schmuggler, die sich mit Bestechung bei den korrupten Zollbeamten freigekauft hatten. Ich werde diesen Schweinen keinen Pfennig mehr zustecken und wenn ich ins Gefängnis muss!
Genau zu diesem Zeitpunkt ist etwas in mir irreparabel und für immer kaputtgegangen, nämlich der Glaube daran, dass alle Menschen, egal welcher Rasse und Hautfarbe, gleich sind.
Ein Taxler, brachte uns dann in ein Hotel in der City, wo ich an der Rezeption erst einmal DM in Kenianische Währung umtauschen konnte. Den Taxifahrer, der an unserem Unglück sehr Anteil genommen hatte und sich für seine Landsleute entschuldigte, habe ich spontan zum Essen eingeladen und ihm noch einen überdurchschnittlichen Tip gegeben.
Die nächsten 2 unserer wertvollen Urlaubstage verbrachten wir dann mehr oder weniger im Büro von Kenya Airways. Zuerst sah es so aus, wie wenn wir 2 neue One Way Flüge für zusammen 1400 DM nach FRA buchen müssten. Unsere beiden Rückflug-Tickets hatten zusammen gerade so viel gekostet. Ich muss aber jetzt fairerweise bemerken, dass man wirklich alle Register zog, um uns wieder die bereits bezahlten Rückflugtickets zu erneuern. Dabei habe ich keinerlei Schmiergeld bezahlt. Als wir dann gegen eine nur kleine Bearbeitungsgebühr mit Quittung unsere Ersatztickets überreicht kriegten, habe ich den 2 Angestellten 2 gekaufte Danksagungskarten in einem Briefumschlag überreicht, in dem sich je noch ein Hundertmarkschein befand. Das fand ich nun wiedermal angemessen.
Wir besorgten uns dann 2 Zugtickets 1. Klasse für den Zug nach Nairobi mit Ankunft einen Tag vor Abflug nach FRA.
Dann wollten wir noch ein paar Tage am Strand abhängen. Ich kriege jetzt die Örtlichkeiten nicht mehr zusammen, aber um an einen Strand zu kommen bedurfte es einer Fähre. Als diese dann auf der anderen Seite anlegte, stürmte eine wilde Menschenmasse an Land. Aus Angst, niedergetrampelt zu werden, wollten wir uns noch zurückhalten. Ehe noch alle von der Fähre runter waren, wurde diese auch schon wieder von außen gestürmt. Wir wurden dabei zurückgedrängt und mussten so zwangsweise noch einmal 2 Überquerungen erleiden.
Dabei war ich so sauer, dass ich diese doch scheinbar so undisziplinierten Menschen derart zu verachten begann und jeden Respekt vor ihnen verlor. Das verfestigte sich noch, als wir an allen 3 Hotels, die wir mit einem Taxi ansteuerten, als Gäste abgewiesen wurden. Der Taxifahrer meinte, dass das an der Art unseres Gepäcks liegen würde. Er brachte uns dann zu einem alten Engländer, der mit seiner kenianischen Frau ein einfaches Guesthouse betrieb. Ich hätte es bei den letzten Urlaubstagen gerne noch etwas komfortabler gehabt. Tagsüber waren wir dann am Strand. Oft lagen wir auch am Pool von irgendeinem Hotel.
Eigentlich wollte ich nur noch nachhause, was mir im ganzen Leben noch nie vorgekommen ist.
Am letzten Tag vor der Abreise hatten wir ein einfaches Hotelzimmer nahe des Bahnhofs. In der Nähe befand sich laut Reiseführer ein Gewürzmarkt. Als wir auf diesem noch etwas einkaufen wollten, wurden wir ca. 200 m davor von einem “Späher“ entdeckt und wohl auch gemeldet. Zig Händler und Verkäufer stürmten mit wildem Geschrei und Geheule aus dem Markt heraus auf uns zu. Es war wie im Film bei einem Indianerüberfall. Wir rannten, als wäre es um unser Leben gegangen. Da hatte ich die Schnauze so dermaßen voll, dass wir vom Quartier erst abends, eine Stunde vor Abfahrt des Zuges, auscheckten und uns wie 2 Diebe zum Bahnhof schlichen.
Die Fahrt nach Nairobi begingen wir stilgerecht, wie sie im Reiseführer empfohlen wurde. Im Speisewagen jeder ein nicht ganz billiges Steak + zusammen eine megateure Flasche Wein. Der Tisch mit einem schweren weißen Damast-Tischtuch bedeckt. Schweres Silberbesteck, wuchtiges weißes Porzellangeschirr. Frustrierend war, dass wir die einzigen Gäste waren. So konnte das im Reiseführer versprochene koloniale britische Flair nicht rüberkommen. Bald zogen wir uns in unser Privatabteil zurück.
Morgens rief der Kellner mit Triangel-Gebimmel zum Breakfast. Jetzt saßen 3 feine Herrschaften an den Tischen. Da der Zug kurz vor Nairobi einen Nationalpark durchquert, konnten wir im Vorbeifahren noch einige Elefanten und Zebras sehen.
Noch eine Nacht im Hotel und frühmorgens mit dem Taxi zum Airport. Beim Einchecken dann ein älterer Herr, der schwer nach Luft schnappt. Au au au – wenn das mal gut geht. Irgendwann nach dem Start wird nach einem Doc gefragt. Ob einer an Bord ist bleibt in der Holzklasse offen. Alles spielt sich dann in der Business Class ab. Kurze Durchsage, dass wegen einem Notfall eine Landung in Adis Abeba notwendig ist. Kurz nach der Landung geht es auch schon wieder weiter.
Vermutlich um die Passagiere ruhigzustellen, wird jetzt großzügig Alkohol ausgeschenkt.
In FRA bin ich hackezu. Meine Gretel ist stinkesauer. Das war mal wieder ein Scheißurlaub! Nun ja Schätzle – sooo schlecht war er doch eigentlich gar nicht.
Jedenfalls nicht in Tansania !!!
Und ..... nächstes Jahr fliege ich wieder mal nach Asien. Da musst du dann gar nicht dabei sein und kannst es dir wieder auf Malle schön machen - Gell.
ENDE