Thailändisch lernen

Tansania Tansania vor 40 Jahren

        #11  

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Vielen Dank @Glubbberer für diese Eindrücke aus vergangenen Zeiten. Damals muss Tansania ja noch einem Abenteuer geglichen haben. Heute ist ja dort auch alles für Touristen aufbereitet.
Hast Du evtl. auch noch Bilder von damals, die du abfotografieren kannst?
 
        #12  

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Member hat gesagt:
Hast Du evtl. auch noch Bilder von damals, die du abfotografieren kannst?
Leider hatte ich alles auf Dias. Habe diese dann bei der Auflösung meines Haushalts, meiner Tochter gegeben. Die hat sie an meine Gretel weitergereicht. Will auch nicht mit Bilder konfrontiert werden, wo dieses Ekel mit drauf ist.
 
        #13  

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Teil 4

1½ Stunden vor Abfahrt trabten wir dann vom nahen Quartier mit aufgesetzten Rucksäcken zum Hafen.
Die Zollkontrolle wurde bei uns besonders gründlich durchgeführt, d.h. alles musste ausgepackt werden und wurde immer wieder abgefingert. Ganz nach dem Motto: “Wer als Weißer mit so etwas mitfährt, muss Dreck am Stecken haben!“
Nach der Devisen-Abrechnung wurde nicht einmal gefragt.

Da stand es nun – unser Schiff! Eine uralte Arabische Dau aus Holz, mit der wohl schon Sindbad die Meere durchschippert hat. Man hatte ihr die Segelmasten amputiert und dafür einen Dieselmotor eingebaut. Der unterste Teil war mit Schrott beladen, der mittlere für Frauen und Kinder vorgesehen, Das teilweise überdachte Deck für Männer und einen weißen Idioten mit seiner Frau. Was mir überhaupt nicht gefiel war: Das Schiff schien schon unbemannt total überladen, d.h. es lag viel zu tief im Wasser.
Ich rang mit mir, diese Fahrt abzublasen, aber die Aussicht, schon morgenfrüh in Mombasa zu sein, war einfach zu verlockend.

Die Passagiere waren, bis auf einige Frauen und Kinder, alles junge Männer. Einer davon, der sich besonders gut fand, hielt sich ein kleines Transistor-Radiole ans Ohr und tanzte vor uns provozierend herum, so in etwa: Seht mal, was ich habe, davon könnt ihr nur träumen.

Auf irgendein Signal hin, das wir nicht registrierten, wurde das Schiff plötzlich im wahrsten Sinne des Wortes gestürmt. Es sah aus, wie wenn eine Horde A…. den Futterplatz überrennt. Wie Akrobaten hangelten die sich durch jede Öffnung und wir hatten keinerlei Chancen, uns einen halbwegs guten Platz zu sichern.

Was ich mit großer Genugtuung registrierte, der Angeber fiel dabei ins Wasser. Zuerst kam ein ausgestreckter Arm mit einem Radiole in der Hand an die Oberfläche, dann der nach Luft japsende Kerl. Keiner half ihm aus dem Wasser, bis er es schließlich selber schaffte. Für uns und auch ihn blieb dann nur noch ein Platz auf dem nicht überdachten Teil des Decks.

Der Angeber saß uns gegenüber und versuchte verzweifelt sein Radiole wieder zum Spielen zu bringen, was ihm natürlich nicht mehr gelang. Da holte ich total überlegen meinen kleinen Kurzwellen-Weltempfänger aus dem Rucksack und spielte mit wippenden Beinen irgendeine Musik auf.

Bei Sonnenuntergang lief dieser Seelenverkäufer dann aus. Kaum aus dem Hafen fing er in sehr unruhigem Wasser dann zu Stampfen und Schlingern an. Dann kam auch noch ein Sturm auf. Das Wasser spritzte bis aufs Deck. Dazu regnete es fast die ganze Nacht. Zum Glück steckten unsere Rucksäcke in wasserdichten Seesäcken.
Einmal kam eine riesige Welle über uns und überspülte das ganze Deck. Da kam einer von der Crew, wohl um zu fragen, ob keiner über Bord gegangen ist.

Meine Gretel weinte und schrie, krallte sich immer wieder an mir fest und schlug mir auch total aggressiv ins Gesicht. Unten hörte man die Frauen und Kinder weinen. Als sich der Sturm etwas legte, schaute ich mal unter Deck. Das Schiff lag jetzt mit dem offenen Teil nur noch knapp über dem Wasser. Unten wurde gepumpt was das Zeug hielt. Einer von der Besatzung sagte zu mir: “No Problem Mr. all is OK.“ Aber man kennt diese Sprüche halt auch von der Titanic.

Schließlich hörte auch der Regen auf und man konnte in der Stille wieder den Dieselmotor tuckern hören. Obwohl total durchnässt, schlief ich erschöpft ein. Als mich meine Gretel weckte, stand schon die Sonne am Himmel und wir lagen ca. einen km vor Mombasa. Der richtige Hafen schien das nicht zu sein, denn man sah nur kleinere Schiffe.

Dann wurden die Pässe eingesammelt. Ich wollte unsere nicht aushändigen. Da wurde ich belehrt, dass wir dann auch nicht vom Schiff könnten. So ergaben wir uns in der Hoffnung, dass alles glatt läuft. Lief es aber nicht, denn wir waren immer noch in Afrika.

Hier endet nun eigentlich dieser Bericht, denn Tansania lag nun hinter uns. Da es auch noch von Kenia etwas zu berichten gibt, will ich dies ebenfalls in diesem Thread posten.

Fortsetzung folgt.
 
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        #14  

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Teil 5 (Kenia)

Nach einiger Zeit legte dann ein kleines Boot vom Zoll bei uns an. Unsere Pässe wurden dem uniformierten Beamten ausgehändigt. Inzwischen war es unangenehm warm geworden. Nach gut einer Stunde in der prallen Hitze ohne Schatten, begann der Transport ans Land. Wir wurden noch nicht aufgerufen, konnten aber 2 inzwischen frei gewordenen Schattenplätze einnehmen. Es waren Kenianische Boote, die nur wenige Personen aufnehmen konnten. Diese wurden dann bis ins seichte Wasser gerudert und mussten noch gut 20 m bis an Land waten. Zwar gab es einen kleinen Landungssteg, an dem aber das Boot vom Zoll lag.

Nach weiteren 2 Stunden wurden wir dann, mit den Letzten zusammen aufgerufen und an Land gerudert. Beim Aussteigen ins seichte Wasser wurde ein bestimmter Betrag in Kenianischer Währung gefordert. Alle hatten dieses Kenianische Geld, obwohl die Ein- und Ausfuhr verboten war. Wir natürlich nicht. Man forderte ersatzweise 2x10 US$ von uns. Ich hatte nur noch einen 10 US$ Schein. Widerwillig akzeptierte man dann diesen.

Im seichten Wasser lagen dann Glasscherben und verrostete Konservendosen. Wir mussten uns voll konzentrieren, um nicht barfuß hineinzutreten. Dabei wurden wir mehrfach von hinten angerempelt. Das dies einen Grund hatte, wurde uns später klar, als ein kleiner Rucksack, den jeder von uns trug, bei meiner Gretel offen stand. Man hatte ihr einen Briefumschlag, in dem sich die Flugtickets befanden, gemopst.

Ich, in Todschlägerlaune, sie bitterlich weinend, schleppten uns dann mit unseren schweren Seesäcken ins Zollgebäude, wo wir auch die bereits abgestempelten Pässe wieder erhielten. Bereits vom Verlust unserer Flugtickets in Kenntnis gesetzt und angesichts des psychischen Zustands meiner Gretel, wurden wir dann ohne Gnade gefilzt. Wir mussten alles, aber wirklich auch alles öffnen und auspacken. Bereits abgefertigte Personen gingen nicht weiter und genossen das Schauspiel, wie 2 Weiße gedemütigt und erniedrigt wurden. Dabei waren doch alle außer uns kriminelle Schmuggler, die sich mit Bestechung bei den korrupten Zollbeamten freigekauft hatten. Ich werde diesen Schweinen keinen Pfennig mehr zustecken und wenn ich ins Gefängnis muss!
Genau zu diesem Zeitpunkt ist etwas in mir irreparabel und für immer kaputtgegangen, nämlich der Glaube daran, dass alle Menschen, egal welcher Rasse und Hautfarbe, gleich sind.

Ein Taxler, brachte uns dann in ein Hotel in der City, wo ich an der Rezeption erst einmal DM in Kenianische Währung umtauschen konnte. Den Taxifahrer, der an unserem Unglück sehr Anteil genommen hatte und sich für seine Landsleute entschuldigte, habe ich spontan zum Essen eingeladen und ihm noch einen überdurchschnittlichen Tip gegeben.

Die nächsten 2 unserer wertvollen Urlaubstage verbrachten wir dann mehr oder weniger im Büro von Kenya Airways. Zuerst sah es so aus, wie wenn wir 2 neue One Way Flüge für zusammen 1400 DM nach FRA buchen müssten. Unsere beiden Rückflug-Tickets hatten zusammen gerade so viel gekostet. Ich muss aber jetzt fairerweise bemerken, dass man wirklich alle Register zog, um uns wieder die bereits bezahlten Rückflugtickets zu erneuern. Dabei habe ich keinerlei Schmiergeld bezahlt. Als wir dann gegen eine nur kleine Bearbeitungsgebühr mit Quittung unsere Ersatztickets überreicht kriegten, habe ich den 2 Angestellten 2 gekaufte Danksagungskarten in einem Briefumschlag überreicht, in dem sich je noch ein Hundertmarkschein befand. Das fand ich nun wiedermal angemessen.

Wir besorgten uns dann 2 Zugtickets 1. Klasse für den Zug nach Nairobi mit Ankunft einen Tag vor Abflug nach FRA.
Dann wollten wir noch ein paar Tage am Strand abhängen. Ich kriege jetzt die Örtlichkeiten nicht mehr zusammen, aber um an einen Strand zu kommen bedurfte es einer Fähre. Als diese dann auf der anderen Seite anlegte, stürmte eine wilde Menschenmasse an Land. Aus Angst, niedergetrampelt zu werden, wollten wir uns noch zurückhalten. Ehe noch alle von der Fähre runter waren, wurde diese auch schon wieder von außen gestürmt. Wir wurden dabei zurückgedrängt und mussten so zwangsweise noch einmal 2 Überquerungen erleiden.

Dabei war ich so sauer, dass ich diese doch scheinbar so undisziplinierten Menschen derart zu verachten begann und jeden Respekt vor ihnen verlor. Das verfestigte sich noch, als wir an allen 3 Hotels, die wir mit einem Taxi ansteuerten, als Gäste abgewiesen wurden. Der Taxifahrer meinte, dass das an der Art unseres Gepäcks liegen würde. Er brachte uns dann zu einem alten Engländer, der mit seiner kenianischen Frau ein einfaches Guesthouse betrieb. Ich hätte es bei den letzten Urlaubstagen gerne noch etwas komfortabler gehabt. Tagsüber waren wir dann am Strand. Oft lagen wir auch am Pool von irgendeinem Hotel.
Eigentlich wollte ich nur noch nachhause, was mir im ganzen Leben noch nie vorgekommen ist.

Am letzten Tag vor der Abreise hatten wir ein einfaches Hotelzimmer nahe des Bahnhofs. In der Nähe befand sich laut Reiseführer ein Gewürzmarkt. Als wir auf diesem noch etwas einkaufen wollten, wurden wir ca. 200 m davor von einem “Späher“ entdeckt und wohl auch gemeldet. Zig Händler und Verkäufer stürmten mit wildem Geschrei und Geheule aus dem Markt heraus auf uns zu. Es war wie im Film bei einem Indianerüberfall. Wir rannten, als wäre es um unser Leben gegangen. Da hatte ich die Schnauze so dermaßen voll, dass wir vom Quartier erst abends, eine Stunde vor Abfahrt des Zuges, auscheckten und uns wie 2 Diebe zum Bahnhof schlichen.

Die Fahrt nach Nairobi begingen wir stilgerecht, wie sie im Reiseführer empfohlen wurde. Im Speisewagen jeder ein nicht ganz billiges Steak + zusammen eine megateure Flasche Wein. Der Tisch mit einem schweren weißen Damast-Tischtuch bedeckt. Schweres Silberbesteck, wuchtiges weißes Porzellangeschirr. Frustrierend war, dass wir die einzigen Gäste waren. So konnte das im Reiseführer versprochene koloniale britische Flair nicht rüberkommen. Bald zogen wir uns in unser Privatabteil zurück.

Morgens rief der Kellner mit Triangel-Gebimmel zum Breakfast. Jetzt saßen 3 feine Herrschaften an den Tischen. Da der Zug kurz vor Nairobi einen Nationalpark durchquert, konnten wir im Vorbeifahren noch einige Elefanten und Zebras sehen.

Noch eine Nacht im Hotel und frühmorgens mit dem Taxi zum Airport. Beim Einchecken dann ein älterer Herr, der schwer nach Luft schnappt. Au au au – wenn das mal gut geht. Irgendwann nach dem Start wird nach einem Doc gefragt. Ob einer an Bord ist bleibt in der Holzklasse offen. Alles spielt sich dann in der Business Class ab. Kurze Durchsage, dass wegen einem Notfall eine Landung in Adis Abeba notwendig ist. Kurz nach der Landung geht es auch schon wieder weiter.

Vermutlich um die Passagiere ruhigzustellen, wird jetzt großzügig Alkohol ausgeschenkt.
In FRA bin ich hackezu. Meine Gretel ist stinkesauer. Das war mal wieder ein Scheißurlaub! Nun ja Schätzle – sooo schlecht war er doch eigentlich gar nicht.
Jedenfalls nicht in Tansania !!!
Und ..... nächstes Jahr fliege ich wieder mal nach Asien. Da musst du dann gar nicht dabei sein und kannst es dir wieder auf Malle schön machen - Gell.

ENDE
 
        #16  

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Wahnsinn wie du dich nach 40 Jahren an die Details erinnerst. Vermutlich nur, weil so viel Scheiss passiert ist. "Normalen" Urlaub vergisst man da doch schneller. ;-)
 
Booking.com
        #17  

Member

Member hat gesagt:
Wahnsinn wie du dich nach 40 Jahren an die Details erinnerst. Vermutlich nur, weil so viel Scheiss passiert ist. "Normalen" Urlaub vergisst man da doch schneller. ;-)
Ich habe eigentlich noch nie einen "normalen" Urlaub gemacht.
Urlaub war während meinem ganzen Arbeitsleben (16 bis 50) schon immer das Wichtigste. Konnte das nur überstehen, wenn ich mich am nächsten Urlaubs-Termin festhalten konnte. Schon direkt nach einem Urlaub habe ich wieder geplant und so schnell wie möglich den nächsten Flug gebucht.

Habe alle "Sonder-Dienste" an mich gerissen. An Weihnachten, Ostern und anderen Feiertagen Bereitschaftsdienst geschoben, Überstunden gesammelt und für die Kosten, die ja auch für einen Schwäbischen Backpacker anfallen, Nebenjobs gemacht.

Hatte dann das Privileg, Urlaub und gesammelte Überstunden an einem Stück abzufeiern.. So konnte ich jährlich bis zu 3 Monaten in der Welt herumreisen. Das war dann meistens in einem Zeitfenster von Mitte September bis Anfang Dezember, wenn alle meine Kollegen ihren Urlaub abgewickelt hatten.

Meine "Gretel" (so bezeichne ich Deutsche Frauen) war dann meistens 3 - 4 Wochen dabei. Entweder ist sie am Anfang mitgeflogen, oder ich habe sie in den letzten Wochen einfliegen lassen. In der Zeit ohne sie, bin ich herumgefetzt wie ein "roter Ferrari" und habe alles mitgenommen, "was nicht bei 3 auf den Bäumen war". Nur so konnte ich meine erste Ehe überhaupt ertragen. Der Spruch: "Ich habe den größten Teil meines Geldes verhurt und versoffen (das Letztere nur bedingt), den Rest habe ich für Unwichtiges ausgegeben", trifft genau auf mich zu!

Weil mir meine Urlaube so wichtig waren und stets von mir exakt vorgeplant wurden, kann (konnte) ich mich an jedes Detail erinnern. Jetzt, seit ich diese beschissene Krankheit habe, verblasst alles ein wenig.

Seit ich in Thailand lebe und mit einer Thai verheiratet bin, habe ich nicht mehr den Drang, andere Länder zu bereisen. Es genügt mir, wenn ich ab und zu noch einen "Außendienst" abwickeln kann.
Das Leben ist einfach schön!


 
        #18  

Member

Auch wenns teilweise ein Desaster war.. mal ährlich... missen möchtest den Trip nicht.
Und ohne Gretl wärs auch anders gelaufen.
 
        #19  

Member

Liebe Freunde,

ich will mich an dieser Stelle noch einmal für Euer Interesse und die vielen Likes zu diesem Bericht bedanken.

Mache mir gerade Gedanken, ob ich nicht mein Hirn noch einmal zermartern soll und noch einmal so einen Urlaubs-Bericht aus vergangenen Zeiten poste.
Sehr gut in Erinnerung ist mir noch eine Reise mit einem SAS-Flug von Stuttgart über Kopenhagen nach Hongkong und von da über Land zurück nach Stuttgart.

Muss mich jetzt aber zuerst wieder etwas sammeln, da mich diese konzentrierte Schreiberei doch mehr angestrengt hat, als ich gedacht habe.
Andererseits war es ein gutes Training für mein langsam absterbendes Gehirn.

Will die Teile diesmal in Ruhe komplett fertig schreiben und dann erst jeden Tag einen davon raushauen. Das wird nämlich umfangreicher, als dieser Thread.
Es kann also sein, dass man demnächst wieder etwas von mir lesen kann.

Grüße G.
 
Booking.com
        #20  

Member

@Glupperer: Umwerfend deine Berichte.

Jetzt stell dir mal vor, dass du damals das TAF gehabt hättest.

Nur so ein Gedankenspiel ...

Du hättest deine Gretel unten in Moshi oder Arusha in den Bus gesetzt und wärst mit einer Schokobraut durchgebrannt - was wäre dann aus dir geworden?

So viele Zufälle und Kleinigkeiten verändern ein ganzes Menschenleben.

Du hast es richtig gemacht & bleib gesund.

Gruß

sharky
 
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