Rundreise TIME TO PLAY. Bangkok, Angeles.

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        #51  

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starker bericht ... ungewohnte schreibweise ... sehr genial

WEITER SO !!!
 
        #52  

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Mir gefällt dieser Bericht Megageil.
Ich selbst könnte so Niemals schreiben, und genau das Andere ist es was es hier im Forum so interessant macht.
 
        #53  

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Danke Kanario, geht ja runter wie Butter, und auch über die anderen Rückmeldungen hab ich mich gefreut!



Triple X. Haben glücklicherweise wieder zurückgebaut. Dank des schmalen Zuschnitts der Bar befinden sich die Sitznischen sehr nahe an der Tanzfläche. Die Idee einer Bar als Zugabteil mit hintereinander angeordneten Sitznischen wurde aufgegeben, wohl auch, weil niemand dem Vordermann beim Fummeln zuschauen möchte. Und v.a. Koreaner sind ja sehr diskret. So sehr, dass man sie kaum wahrnimmt. Es sei denn, sie entschuldigen sich höflich, wenn man ihnen versehentlich auf dem Fuß getreten ist. Neben uns sitzt so einer, „gazing not so happies too“.


Nun muß die Fastenzeit aber doch mal bald zu Ende gehen! Vielleicht ist es die Entsagung, die bereits zu lange währt, die meine Empfänglichkeit gesteigert hat. Ein Blick, ein kleiner Schlag: Mein Gott! Ist die schön. Mit einem Sprung bin ich auf der Tanzfläche. Die Angebetete springt entsetzt zurück. Andere sind weniger pikiert, und so wird es ein formidables Tänzchen, dem aus Platzmangel auch die Schöne nicht weichen kann.


Ich lasse ihr eine Verschnaufpause. Die Mädels sitzen jetzt im Plausche wie die Jungfrauen auf der Wiese. Der Frechsten nähere ich mich, mein Kopf auf ihre Brust gelehnt, und und komme so in die Nähe der sich Zierenden.
Intelligenz geht ja meist mit einem gewissen Quantum an Spontaneität einher, davon kann ich zunächst bei ihr nicht allzu viel ausmachen.


Sei es drum. Um der Clownerie ein Ende zu setzen, nehme ich sie mit zur Sitzecke. Ich setzte sie neben Lisa, auf dass sich die beiden bekannt machen mögen. Sofort ist eine Waitress zur Stelle wegen Ladydrink und bringt dann umgehend einen Doppelten.

Die eben noch zur Schau getragene Schüchternheit ist verschwunden, das Programm wurde rapide gewechselt. Ob sie rauchen dürfe? Mein Einverständnis nimmt sie zum Anlaß, rauszulaufen, um sich dort auf meine Kosten eine Packung Zigaretten zu kaufen.

Kein Funkenflug, nur glühende Asche.

Anhang anzeigen IMG_1572.jpgAnhang anzeigen IMG_1573.jpg



Greedy and shy. Nicht die ideale Kombination.
 
        #54  

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Nicht weit zur Candy Bar. Die Atmosphäre angenehm trashig. Irgendeine der Tänzerinnen scheint immer ein kleines Solo abzuliefern. Neben uns ein Herr in gesetztem Alter, die Mädchen um ihn herum wie Raben um ein überfahrenes Säugetier.

Eine sitzt bereits auf seinem Schoß, upps, da ist die Titte, er darf, begleitet vom Gekreische der anderen, mal anlegen.
Nächste Runde Ladydrinks! Freudig eilen weitere herbei. Ein Geflattere, wie wenn am Ententeich die Brottüte geöffnet wird.


Schließlich verlässt er die Hühnerfarm, seinen catch of the day bei sich. Have fun, old pal!


Vorne einer, der weniger beherzt zur Sache geht. Er verrenkt seinen Hals bald in diese, bald in jene Richtung. Versucht, eine heranzuziehen. Die Wellenlänge verschieden, sie weicht zurück. Verloren, auf ganzer Front. Ein Blick genügt. Nur ihm nicht.

Jetzt versucht er es mit einem Scheinchen, deponiert in ihrem Rocksaum. Der selbe Effekt. Es wird sich niemals reimen. Dann versucht er mit der Kellnerin zu schäkern. Sie lächelt angestrengt, verschwindet. Vielleicht das falsche Deo? An diesem Ort wird er den Geruch nicht mehr los. Man möchte es ihm fast sagen. Eine Qual, dies anzuschauen. Bitte -jesusmaria- verstehe doch!


Sieh den da! Welchem Latinofilm ist der denn entsprungen? Das Haar, verwegen zum Zopf gebunden. Wahrscheinlich auch ohne Deo, aber von Natur mit dem passenden Pheromonen gesegnet.

Er kam, sah und schnappte sie sich. Zwei drinks, hier, kein Gedöns, kein Gelaber, einer links, einer rechts, zack! 15 Minuten später sind die beiden Kellnerin in Zivil, und Abtritt! So geht’s offenbar!
 
        #55  

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Wir machen kehrt und treten und bewegen uns wieder stadteinwärts. Um uns ein wenig Kontrast zu verschaffen, nicht nur Minzbonbons, die ich dort stets an der Rezeption abgreife, ziehe ich Lisa ins ABC-Hotel. Barock-gehobenes Ambiente, in der Geschmacksverirrung aber konsequent und sehr gemütlich.

Ich selber bevorzuge kontemporären Thai-Style, straight, betont nüchtern-cool, braunes Holz und Glas mit haargenau passenden spärlichen dekorativen Elementen.

Die Beleuchtung ist aber auch hier sehr schön. Rötliches Licht überm grünen Pool. Dazu ein milder Luftzug, ein Abend in den Tropen. Die Palmwedel schaukeln sacht im Wind. Es dröppelt ein wenig, die Sitzgruppen im Trockenen sind belegt, so setzen wir uns an die Bar.


Eine Farbe würde noch passen: Dunkelrot. Ich ordere Rotwein. Lisa schaut dankbar, auch beim Getränk sind wir auf einer Wellenlänge.

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Noch an der Bar: Ein Amerikaner. Scheint kultiviert, charmant, fast lässig. Wohlhabend. Vermittelt den Eindruck, gleich noch einen wichtigen Termin zu haben. Und sei es, mit einer seiner Begleiterinnen. Ich versuche herauszubekommen, welche das sein könnte. Zwei von denen haben Einkaufstaschen. Ja, ja, bei Laune gehalten werden wollen sie alle.

Bermerkenswert der Ami alleine deswegen, weil er nicht schreit. Bei vielen anderen hat man ja immer gleich den Eindruck, das Getöse soll bereits die Möglichkeit eines Gedankens und einer Innenschau verhindern. Die unweigerlich darauf stoßen würde, dass die Welt nicht allein Dekoration zu seiner Zerstreuung darstellt.

Dennoch, auch hier: Man geht in einen Film und stellt überrascht fest, dass es sich um die Zeichentrickversion handelt.

Der lustige grau(?)haarige Herr, auf den mich Lisa zuvor als Besitzer des Hotels oder eines Teils davon aufmerksam gemacht hatte, steuert leutselig auf mein Studienmodell zu und vermittelt gute Laune.

Auch wir werden begrüßt, Lisa redet ihn respektvoll mit „Daddy“ an. Sie habe hier früher einige prickelnde Events im Hotel gehabt, 10 Mädels nackt im Pool, eine davon sie. Ich sage ihr, das möchte ich auch mal haben.


Daddy ist in Trink- und Spendierlaune, auch uns bleibt der Tequila nicht erspart.

Dann darf ich mir noch etwas aussuchen. Rum-Coke. Es bedient ein Liliputaner, mit dem alle ihren Spaß treiben. Seine Kollegin zeigt auf die Rumflasche auf dem obersten Regalbrett, für ihn unerreichbar. Er versucht es zum Spaß, alle lachen, eingeschlossen er selber.

Später knuddeln ihn die Mädchen. Ich bin überzeugt, dass er sich nach seiner Schicht vor Angeboten nicht retten kann.

Was hier vollkommen fehlt: Der von zu Hause gewohnte verkrampft-korrekte Umgang mit „Behinderten“, der diesen selber das Leben zur Hölle macht. Ich erinnere mich an den Film „Ziemlich beste Freunde“, der schwarze Underdog wird deswegen Pfleger des gelähmten Millionärs, weil er den rücksichtsvoll-verlogenen Umgang eben noch nicht drauf hat.

Anderntags eine Szene auf der Straße: Der beinamputierte Bettler fährt auf seinem Rollbrett vorbei. Eines der Mädchen kniet sich auf sein Brett, „Schlitten fahren“. No big deal.
 
        #56  

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Lisa trinkt weiter Rotwein, der jetzt aus dem Restaurant beschafft wird. Trinken wir auf Deine Mutter!


Da drüben hatten wir gesessen. Der australische Freund der Schwester und ich hatten die Mutter eingeladen, es sollte eben einmal was nicht Alltägliches sein –und dies ist uns gelungen. Eine für sie fremde Welt, sie hat es in vollen Zügen genossen.


Während meines letzten Aufenthaltes haben Lisa und ich es dann nicht geschafft, nach Boracan, etwa eine Stunde von Angeles, rauszufahren. Immer was besseres zu tun.



Zwei Wochen danach ist die Mutter tot, mit 64 innerhalb von 2 Tagen an Lungenentzündung gestorben.

Die Schwester, zeitweise ebenfalls im Barbuisiness, lebt jetzt bei Verwandten in Manila, hält demnächst nicht nur eines ihrer beiden Kinder, sondern zwei Sprösslinge vor ihrem Sponsor aus „Down under“ versteckt, in 2 Monaten sei es soweit. Wo sie sich das letzte eingefangen hat, ist auch Lisa schleierhaft. Die Schwester streitet ab, dass es außer ihrem 70-jährigen vasektomierten boyfriend noch jemanden gegeben hätte.
 
        #57  

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Wir fangen Analyn wieder ein. Die Quarantäne wird durchbrochen. Wir verlassen den abgezirkelten Bereich. Raus aus der Walking Street, beim McDonalds rechts, etwa einen Km. Da wie bei Thailands Tuk-Tuks die Bauweise des Gefährtes die Fahrt zum Blindflug macht, sind Entfernungen schwer einzuschätzen. Grund unseres Ausflugs: Es soll einen Laden geben, in dem die Hüllen fallen. Nackerte Tänzerinnen. Na!, da bin ich mal gespannt.

Die Langnase genießt Ehrengaststatus, wir erhalten einen Tisch in erster Reihe vor der Bühne. Das etwas aufgringliche Verbrüderungsbestreben eines hinter uns sitzenden Einheimischen wird durch den Kellner unterbunden. Die Show: Einzelne Tänzerinnen in semitransparenten Kleidern mit Unterwäsche. One by one. Um wach zu bleiben, schwenke ich auf Cola um. Rum-Cola, genauer gesagt. Es hilft nichts. Meine Augenlider werden zu Blei.

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Wach werde ich kurzzeitig auf der Toilette, durch den plötzlichen Krampf meines Schließmuskels, als ich während des Schiffens warme Hände auf meinem Nacken spüre, die zu einer Massage ansetzen. Ich erwehre es so gut, wie es meine missliche Lage gestattet.

Das Finale: Alle Damen treten gemeinsam auf, immer noch halbzüchtig verdeckt, und dann, eine kurzer Höhepunkt, wir das erste Tor in der 93. Minute eines tor- und ereignislosen Fußballmatches: Alle Damen für einige Sekunden lang topless. Da mehr nicht kommt, verlange ich die Rechnung und zurück geht’s auf die Fields.
 
        #58  

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Von der McDonalds-Seite aus gesehen am Anfang geht es rechts in einen Hof, dort einige neue Bars. Einem überaus ansehlichen Doorgirl zuliebe und wegen der Coupons (buy one, get one free -bezieht sich leider nur auf Getränke) betreten wir einen „Club“ mit pompösem Kunstledermobiliar. Darin versunken, ist jede Bewegung unmöglich. Die Tanzschau auf der Bühne, ohne Dramaturgie, lädt allerdings nicht gerade zur andächtigen Betrachtung ein. Lisa ist auch bereits eingeschlafen.

Schnell noch die Freidrinks runtergeschüttet, wir brauchen jetzt etwas Bewegung, und ab in die Disse, „High Society“. Jeder der reingeht, gehört offenbar bereits dazu. Die highest high society ist aber diejenige, die sich neben der Tanzfläche eine Sitzecke reserviert hat und dort die Sektflasche kreisen läßt.

Was in den Bars eher selten der Fall ist, besonders derjenigen, der wir gerade vor Eintritt der Tiefschlafphase entkommen sind, haben einige der Besucher hier Spaß, die Tanzfläche ist voll. Im Publikum auch einige sehr ansehnliche Damen auf Kundenaquise.

An die Erweiterung unserer kleinen Runde ist jedoch zunächst nicht zu denken. Analyn möchte mir eine Freundin vorstellen, klein, hässlich und uninteressant, die ich eben deswegen nicht auf meine Flatrate-Getränkeliste eintrage, sondern, so höflich, wie mir dies möglich ist, übersehe.

Doch Analyn scheint irgendetwas mit der Kleinen vorzuhaben, vielleicht was einpfeifen, wer weiß genau. Irgendwann bemerken wir, dass Analyn verschwunden ist.

Das also jetzt zum zweiten Mal. Als wir genug vom Tanzen und Gedrängel haben, setzen wir unsere Runde in ruhigeren Gefilden fort. Zunächst schaue ich jedoch, ob das Bollywood noch auf hat. Nach Anas erstem Abgang war ich verletzt, jetzt bin ich nur noch verärgert. Sie steht im Eingang, hat gerade die Bar abgeschlossen. „Sorry, sent message, wanted to com back….“!

Sorry too, baby, gibst mir gleich die Barfine für heute zurück oder ich regele das morgen in der Bar, up to you. Sie zählt ab. Bei 1000 sag ich „passt schon“, discount, ciao-ciao.


Was sie geritten hat, ich weiß es nicht. Ich kenne sie bereits zu lange, niemals ist sie einfach so weggelaufen. Inzwischen sind wir auch schon wieder per Du. Nur ihre Entschuldigung, die mich bereits zurück in Deutschland erreichte, dass sie mich mit Lisa alleine lassen wollte („had to go, I see she love you so much“) laß ich ihr nicht durchgehen.

Lisa und mir war also eine weitere Nacht privatissimo beschert, und das war auch nicht schlecht.

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        #59  

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Schöne Bilder von hübschen Mädels und toller Schreibstil, macht Spass :super:
 
        #60  

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Frühstück, mit Aussicht. Auf Rose. Drüben bei den Rollern. Irgendwann hält sie es nicht mehr aus, kreuzt die Straße, begrüßt uns, steht draußen vor der Balustrade, wie die Bettler. Vor und zurück, sie wird in beide Richtungen gezogen. Eine kurze Unterhaltung, ein Lächeln. Immer zu wenig.


Ihre Schwester werde böse, Rose darf offenbar nicht mit „fremden Männern“ reden, vielleicht aber auch nur, weil sie den „Palmenwein“ nun alleine trinken muß. Sie kreuzt die Straße, bye babe. Kein reißender Strom, ein Rinnsal, das den Damm passiert. Wie sollte ich da springen?

Mir ist nach einer Erfrischung. Ich lege kurz den Arm um das Mädchen, das uns bedient hat, diese lacht uns freundlich an. Wir treten hinaus. Ein kurzes Winken zur anderen Straßenseite. Und wir gehen. Heute mal ein längerer Spaziergang, bis zum Clarkton.



Nicht ein Lüftchen regt sich leis, sanft entschlummert liegt der Pool. Wir sitzen neben der stillen Wasserfläche. Es scheint, die Zeit bewege sich langsamer. Lisa legt den Kopf in ihren Nacken, schaut seitlich auf die Reflektionen der Wasseroberfläche. Mir ist danach, einen Stein hineinzuwerfen. Auf dass dieser Wellen aufwerfe. Doch diese zerschlügen am Rand, und was dringt von hier nach außen?

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Wir sitzen am selben Ort, am selben Tisch. Wie vor einem Jahr und davor vor noch einem. Manche Menschen nimmt man in der Bewegung wahr, andere im Schweigen. Hat sich ihr Schweigen geändert?


Die Inseln des Erzählens sind nicht größer geworden, der Raum zwischen ihnen dennoch kleiner. Sie ist vertraut. Sie kann bleiben, die Umgebung nicht. Auf daß sie die Vertrautheit in die Fremde trage und die Bewegung eine andere Art der Stille nähre.

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