WhatsApp, Signal, Threema und Telegram – Sicherheit und Datenschutz (2/3)
Wer betreibt die Messenger?
Der Einsatz eines Messengers ist immer auch eine Vertrauenssache. Als WhatsApp startete, war das ein junges Start-Up, mit einer coolen App die damals nahezu konkurrenzlos gut war.
Nach der Übernahme durch Facebook wurde WhatsApp immer weiter in die Facebook-Welt integriert und die Daten gemeinsam genutzt. Das wurde von der EU untersagt und deshalb gibt es für EU Bürger noch die Sonderregelung, dass die Daten getrennt bleiben. Auch mit der aktuell in den Medien diskutierten Änderung der AGB von WhatsApp, welcher man bis zum 8. Februar zwingend zustimmen muss, bleiben EU Bürger eigentlich außen vor. Es gab in der Vergangenheit aber immer wieder Hinweise, dass die Daten trotzdem miteinander abgeglichen werden.
WhatsApp ist kostenlos, der Nutzer zahlt aber definitiv mit seinen Daten. Gegenüber kostenlosen Apps sollte man deshalb immer skeptisch sein.
Aber warum ist Signal dann kostenlos? Einer der beiden Begründer von Signal ist Brian Acton. Er hat auch WhatsApp gegründet und ist dort 2018 ausgeschieden. Er braucht kein Geld mehr zu verdienen und hat eine andere Vision von Kommunikation wie die von Facebook/Zuckerberg. Signal ist nicht kommerziell, sondern finanziert sich als gemeinnütziges Unternehmen durch Spenden. Die fließen reichlich, weil es eine große Gemeinschaft und zahlreiche Interessenverbände, zum Beispiel aus dem Journalismus, gibt die an einem sicheren nicht-kommerziellen Messenger interessiert sind. Wie zuvor erwähnt, kommen auch die Einnahmen der E2EE Lizenz von WhatsApp Signal zugute.
Threema hat nicht diese öffentliche Unterstützung und muss als kommerzielles Unternehmen Geld verdienen. Threema kostet im Playstore 3,99€. Wenn man bedenkt, dass es vor allem die Infrastruktur ist, die enorm viel Geld kostet, ist dieses Geschäftsmodell vermutlich nicht tragfähig. Von daher gibt es noch einige Business Lösungen von Threema.
Ein ähnlicher Visionär wie Brian Acton von WhatsApp/Signal ist Pavel Durov von VKontakte/Telegram. Er hat seine Milliarden mit dem Verkauf des russichen Facebook Pendant VKontakte gemacht und sein Geld in Telegram investiert. Seine extrem liberale Einstellung hat Zoff mit Putin verursacht und er operiert inzwischen von Dubai aus. Er hat sich noch zahlreiche schwerkarätige Investoren ins Boot geholt, über die man aber nur wenig erfährt und was nicht unbedingt das Vertrauen in Telegram stärkt.
Die Stärke von Telegram liegt sicherlich in den riesigen Gruppenchats mit bis zu 250.000 Teilnehmern und einem Rechtemanagement. Weil Durov keine Einmischung gestattet, können auch unbequeme, falsche oder illegale Informationen sehr viele Menschen erreichen. Je nach Ansicht - im Guten und im Bösen. Die Demokratieproteste in Belarus, Hong Kong oder Thailand wurden über Telegram organisiert. Zum anderen gibt es auch Gruppen von QAnon, Nazis und Drogendealer auf Telegram. Gruppenchats lassen sich schon in mittleren Größen, auch in anderen Messengern, nicht mehr Ende zu Ende verschlüsseln. Von daher ist die nicht vorhandene E2EE in Gruppen bei Telegram fast ohne Bedeutung.