"Kommst du nochmal ins Bett?" empfing Nele-Imke mich nach meiner morgendlichen Dusche.
Sie hatte die Decke nicht zurückgeschlagen, dennoch sah ich sofort, dass sie sich ihres T-Shirts entledigt hatte. Das Bettlaken entblößte ihre Schultern und rechte Brust. Das mag vielleicht für einige von euch, die eine sehr freizügige Frau haben, alltäglich klingen, aber für mich war es alles andere als das. Nele-Imke wollte Sex. Von sich aus. Es hätte mich nicht mehr überrascht, wäre Nele-Imke auf einem Einhorn durchs Zimmer geritten.
Zu meiner Überraschung gesellte sich auch Sorge.
Ahnte sie doch etwas von Noi und mir? Sicher glaubte sie nicht, dass ich mit Noi geschlafen hatte, denn dann wäre ich heute Morgen nicht mehr aufgewacht. Aber womöglich ahnte sie, dass mir die Thais, vielleicht sogar Noi im Besonderen, gefallen könnten. Es musste jedenfalls einen Grund für ihr merkwürdiges Verhalten geben, denn Nele-Imke tat sowas sonst nie.
Noch vor wenigen Tagen wäre ich der Einladung strahlend vor Freude gefolgt und binnen Sekunden mit einem Steifen ins Bett gesprungen.
Doch vor wenigen Tagen kannte ich Noi noch nicht, hatte noch nicht von den süßen Früchten einer Anderen gekostet und hatte keine Ahnung, warum andere Männer so geil auf Sex waren.
"Stimmt was nicht? Hast du etwa keine Lust?" hakte Nele-Imke sichtlich irritiert nach. Sie hatte mein Zögern natürlich bemerkt. Was sollte ich antworten? Ich hatte tatsächlich keine Lust. Ich wollte nicht in ihrer weiten und behaarten Furche herumstochern. Ich konnte sie aber auch nicht einfach zurückweisen. Das wäre nun sehr ungewöhnlich und würde sicher auf eine Diskussion hinauslaufen, die letztlich dazu führen musste, ihr reinen Wein einzuschenen.
So weit war ich aber noch lange nicht. Nele-Imke war ja eine tolle Frau. Nicht optisch, aber charakterlich. Sie war stark, selbstbewusst, emanzipiert und ich wusste, dass ich mich immer auf sie verlassen konnte. Sie würde mich nie im Stich lassen, mich nie betrügen und ich liebte sie ja auch irgendwie - aber sie machte mich nicht glücklich. Zumindest nicht mehr.
Aber wir hatten ja auch eine schöne gemeinsame Zeit und auch wenn ich bereits wusste, dass diese gemeinsame Zeit bald enden würde, hatte Nele-Imke doch Besseres verdient. Ich musste einen besseren Moment finden um ihr das Ende unserer Beziehung zu eröffnen und auch um ihr den Grund dafür zu erklären. Gerade Letzteres würde nicht einfach werden, verstand ich es doch selbst nicht.
Ich war wie auf Droge, konnte nur noch an Noi denken, obwohl ich sie kaum kannte. Vermutlich hatte Noi außer ihrem Traumkörper und ihrem Lächeln wenig zu bieten und ich war ja selbst erschrocken, dass mir das reichte.
Ich war zu dem Typ Mann degeneriert, den ich noch vor Kurzem abfällig als Chauvinistenschwein angesehen hätte. Verglich ich die beiden Frauen in meinem Leben, war Nele-Imke klar die vernüftigere Wahl und je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir das.
Aber genau das war auch das Problem. Ich musste darüber nachdenken um das so zu sehen. Glücklich war ich mit Noi. Um das zu erkennen, musste ich nicht nachdenken.
Ich war oberflächlich geworden, reduzierte Frauen auf ihr Äußeres, war zu männlichem Schmutz geworden, einer Frau wie Nele-Imke eigentlich gar nicht würdig. Trotz dieser Erkenntnis konnte ich nichts dagegen tun. Ich war glücklicher Schmutz.
"Doch natürlich, was für eine Frage" antwortete ich also und stieg zu ihr ins Bett.
"Du hast dich ja rasiert" stellte sie verwundert fest.
"Natürlich, mache ich doch jeden Tag" gab ich zurück, aber Nele-Imke verwies auf meinen Intimbereich. Ich erklärte ihr, dass ich diesen bereits am ersten Tag wegen der Hitze und aus hygienischen Gründen rasiert hatte. Sie blickte etwas skeptisch drein, ging aber nicht weiter darauf ein.
Ich tat mein Bestes, aber es wollte und wollte einfach nicht klappen. Ich hatte eine Erektionsstörung. Sex spielte sich nun mal im Kopf ab und ich war einfach nicht erregt.
Was mich sonst erregte, oder zumindest nicht gestört hatte, stach mir nun ins Auge. Die Brüste, die zu beiden Seiten hingen, der Bauch, der stets eine leichte Wellenbewegung vollzog und die Hornhaut ihrer Fersen, die ab und an meine Waden kratzte. Mehr als Halbmastbeflaggung war einfach nicht drin.
"Wollen wir es mal anders probieren?" schlug Nele-Imke schließlich vor. Anders als Missionarsstellung? Nun war ich mir sicher, dass irgendwas nicht stimmte und sah sie skeptisch an. "Wie denn?"
"Vielleicht etwas mehr Pepp in die Sache bringen?" ergänzte sie.
War das noch Nele-Imke da unter mir? Ich war nun gänzlich verwirrt und konnte mich nur wiederholen: "Wie denn?"
"Lass' mich mal nach oben!" setzte Nele-Imke mit einem für sie schon fast verruchten Tonfall nach. Sie konnte ja nicht ahnen, dass sich meine Maßstäbe diesbezüglich deutlich verschoben hatten. Für Nele-Imke war das sicher schon an der Grenze zur Obszönität.
Aber es half tatsächlich. Nicht, dass es mich mehr erregte, denn ich spürte fast nichts. Aber ich konnte mich entspannt zurücklehnen, die Augen schließen, an Noi denken und endlich kommen.
"Das müssen wir viel öfter tun" sagte Nele-Imke noch zuckersüß, bevor sie sich erhob und so aufreizend, wie es ihr eben möglich war, ins Bad ging. Als wäre diese Immer-Sonntags-Wenn-Möglich-Idee von mir gewesen.
Aber ich antwortete nur "Das wäre schön Schatz!".
Etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Wer auch immer diese Frau war, Nele-Imke war es nicht.