Da das Verteilen der Handzettel ja am Vorabend so reibungslos in nur wenigen Stunden geklappt hatte, schlug Nele-Imke vor die restlichen Flyer gemeinsam am Vormittag zu verteilen. Am Nachmittag könnten wir uns dann einen schönen Nachmittag zu zweit machen. Eine ganz tolle Idee.
Ich hatte große Mühe sie davon zu überzeugen, jetzt nicht nachlässig zu werden und erstmal abzuwarten, was daraus wird. Nicht, dass sich auch diese Idee als Fehlschlag erwies und wir nachher mit dem schlechten Gewissen heimreisen mussten, nicht alles getan zu haben um Pong zu finden. Außerdem wäre es doch viel schöner noch möglichst viele Tage auch gemeinsam mit Pong verbringen zu können, sie also möglichst schnell zu finden. Letztlich sah Nele-Imke das auch ein.
Das war knapp, aber ich wusste auch, dass das Problem damit nur aufgeschoben war. Ich hatte zuvor gar nicht daran gedacht, dass es mir kaum noch möglichen sein würde Noi zu treffen, falls wir Pong tatsächlich finden sollten.
Selbst wenn wir sie nicht fanden, musste ich mir doch etwas überlegen, um Nele-Imke zu beschäftigen. Spätestens nachdem wir die weiteren 2000 Handzettel verteilt hätten, die wir noch nachdrucken wollten, würde sie wieder auf die Idee kommen ein oder zwei Tage lang gemeinsam das Ergebnis der Aktion abzuwarten. Das wären ein oder zwei Tage ohne Noi. Ausgeschlossen.
Das Nachdrucken der Flyer dauerte länger als erwartet und dann bestand Nele-Imke noch darauf wenigstens gemeinsam einen Kaffee zu trinken. So konnte ich Noi erst gegen Mittag bei der Arbeit besuchen.
Den Stapel mit den Flyern hatte ich bereits auf dem Weg zwei Jungs in die Hand gedrückt. Für ein paar Baht sollten sie die verteilen. Meine Zeit war dafür zu kostbar, schließlich war es Zeit, die ich mit Noi verbringen konnte.
Aber das war leichter gesagt als getan, denn Noi konnte nicht schon wieder frei nehmen, wie sie mir mit Bedauern erklärte. So gern sie auch den Nachmittag mit mir verbringen wollte, sie brauchte das Geld das sie dort verdiente, um ihre Familie zu unterstützen. Ihre Eltern waren bereits alt und sie musste diese versorgen. Daran hatte ich nicht gedacht und dagegen konnte ich natürlich auch nichts einwenden.
Ganz im Gegenteil: Es imponierte mir schon sehr, wie aufopferungsvoll sie sich um ihre hilfsbedürftigen Eltern kümmerte. Das war in Deutschland ja bei Weitem nicht mehr üblich.
Andererseits wollte ich unbedingt jede freie Minute mit ihr verbringen und schlug ihr daher vor den Verdienstausfall zu ersetzen. Sie lehnte das erst ab, da es ihr peinlich war und sie sich wie eine Hure vorkommen würde. Es dauerte etwas, aber schließlich konnte ich sie davon überzeugen. Letztlich wollte sie die Zeit natürlich auch lieber mit mir verbringen.
Aber sie bestand darauf, dass ich ihr nur die 1500 Baht pro Tag geben sollte, die sie für die Medizin ihrer Eltern brauchte, obwohl sie ja eigentlich 3000 Baht am Tag verdiente. Ich willigte schmunzelnd ein, denn ich würde ihren Verlust einfach mit einem schönen Geschenk kompensieren. Eine schöne Goldkette vielleicht.
Sie hatte am Vortag die Halskette einer anderen Dame bewundert. Wir hatten darüber aber nur beiläufig gesprochen, da sie ohnehin nicht davon ausging, sich jemals eine goldene Halskette leisten zu können.
Das war eine gute Idee. Damit rechnete sie sicher nicht und ich freute mich schon jetzt darauf, ihr freudig überraschtes Gesicht zu sehen.
Noi war einfach wunderbar. Hilfsbereit und bescheiden. Je besser ich sie kennenlernte und je mehr ich sie und die Thai-Mentalität im Allgemeinen verstand, desto mehr verliebte ich mich in sie, desto besser gefiel mir das Land und desto sicherer wurde ich, die richtige Frau gefunden zu haben.