Thailändisch lernen

Wer oder was ist überhaupt Thailands "Mittelschicht"?!

        #1  

Member

Hallo zusammen,

bin mir in diesem Moment nicht ganz sicher ob sich dieses hier von mir angestoßene Thema für einen eignene Thread eignet oder eig. zu wenig inhaltliches/diskussions-potential hat.
Wir werden sehen....

Aus jüngsten Anlässen wie beispielsweise dem "Nachgewächs"-Thread, in dem auch die Schattenseiten eines Schwellenlandes/der Welt zu sehen sind stellt sich mir momentan immer wieder die Frage: "Wer ist hier eig arm, wer ist für Thailands Verhältnisse, trotz harter Arbeit eig gut situiert?"

Wenn ich so an meine erste Schritte durch Bangkoks Straßen denke, kommen mir sofort wieder unzählige "Gestallten" in den Kopf, welche man in Deutschland vermutlich als ar einschätzen würde.

Ob es die ältere Dame an ihrer Garküche ist, die von früh morgens, oder doch spät abends bis die Sonne schon langsam wieder untergeht in einer der Sois steht und lecker Thaifood verkauft. Die zahlreichen Obstverkäufer mit ihren Wagen vollgestopft mit frischen Früchten oder Hähnchenspießen.

Für deutsche Verhältnisse, welche man automatisch immer wieder als Massstab für Neues nimmt sind wohl alle eher am unteren Ende der Nahrungskette angesiedelt.

Mir fällt es vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass doch sehr viele Straßenstände auf großen Pickups abtransportiert werden schwer wirklich einzuschätzen, wer in der Gesellschaft wo angesiedelt ist. Wer auf der Straße sein Auskommen verdient, wer wirklich ums Überleben kämpfen muss.


Ich weiß selbst, dass dies vill nicht umbedingt der Ort für solch eine doch recht komplexe Frage ist, und selbe wahrscheinlich schwer pauschal zu beantworten ist, da je nach Region, Stadt oder Land usw... mit anderem Maßstab gemessen werden muss, aber erhoffe mir doch von Personen die lange Jahre nach Thailand fahren und doch etwas in der Gesellschaft verankert sind eine einschätzung zu dem Thema.


Sind alle Leute die irgendwie versuchen ihr geld auf der Straße zu verdienen arm? Wohnen diese in irgendwelchen Behausungen am Rande der Stadt? Ist die "Mittelschicht" nicht auf der Straße zu finden, sondern in den gut klimatisierten Büros und BTS Zügen? Ist der Taxifahrer normal gestellt oder doch eher auf dem unteren Niveau und der Taxisitz ist das bequemste worauf der den Tag über sitzt/liegt?


Könnte jetzt natürlich mit Volkswirtschaftlichen Erhebungen daherkommen und mir die Frage selbst beantworten, möchte aber eher Erfahrungen von Leuten hören, die wissen wie "Menschen von der Straße" gestellt sind und deren Alltag aussieht.


Gruss

freue mich auf rege Beteilgung

Wolfskatze
 
        #2  

Member

Ich wage mal eine vorsichtige, erste Unterteilung. Die Mittelschicht Thailands findest du konzentriert in den Metropolen und in den Provinzen zumeist in den Städten. Sie zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie in wirtschaftlich geregelten Verhältnissen leben, sprich, sie haben einen vernünftigen Schulabschluss mindestens der Socondary School oder weiterführend bis hin zum Universitätsabschluss, eine (fundierte) Berufsausbildung und ein geregeltes Einkommen. Die größte Konzentration der bürgerlichen Mittelschicht findet sich in Bangkok.

Wenn du dir in Thailand mal das Schulsystem vor Augen führst, kann das schon etwas differenzierter betrachtet werden. In Thailand existiert eine Schulpflicht von 9 Jahren. Die ersten 6 Jahre davon bestehen aus Frontaluntericht an der Dorfschule. Die meisten Kinder in einem Dorf besuchen diese Schule. Die weiterführende Schule (Klassen 7 - 9) befindet sich zumeist in der nächsten größeren Stadt. Die Kosten dafür scheuen viele Familien mit der Folge, dass ein Großteil der betroffenen Jugend nicht in den Genuss einer vernünftigen Ausbildung kommt.

Arm musst du natürlich auf thailändische Gegebenheiten anwenden. Auf dem Land verdienen ungelernte Arbeitskräfte zwischen 2500 und 5000 Baht pro Monat.

Ich lasse das jetzt erst einmal so stehen. Mal sehen, wie es weitergeht. Ich denke, hier kann ich noch etwas lernen.
 
        #3  

Member

Du hast es ja angedeutet: der Masstab ist entscheidend
Und bevor nicht definiert wird, welcher Masstab für "arm" angelegt wird (der von Deutschland, der Schweizer, der von der UNO oder der, der von den betroffenen Thais selbst angelegt wird, oder, oder....), kann man hier imho zu keiner befriedigenden Antwort (falls überhaupt) kommen.
Aus meiner Sicht ist vor allem auch mitentscheidend, wie sich die Leute selbst, die in das DACH-Muster von den Ausländern eingeordnet werden, sich sehen oder empfinden.

rudi1949
 
        #4  

Member

Hmmm bin jetzt auch gerade am gedanken machen, da hat mir doch kürzlich ein Freund erzählt, dass er eine Farm ausserhalb Khon Kaen Bauen will, Land wurde schon gekauft:
das es relativ neu, einen Grundlohn (Offiziel) für Arbeiter gibt der entspricht 300 Baht pro Tag.
Was ist Arm?
Wenn ich sehe was: mein Schwager verdient und er dann davon alles bezahlen muss ( Elternunterstützung auf grund fehlender Sozial und Altersvorsorge)find ich das er Arm ist obwohl er einen guten Job hat,
oder
die netten Bargirls in einem "guten" Monat verdienen aber was sie dafür machen müssen und es ist nicht jeden Monat Highseason wo man eher noch Auswählen kann, diese sind unter umständen für mich auch Arm.

Für mich hat es in Thailand noch nie eine Mittelschicht gegeben, sondern die die Arm gehalten werden und die die sich daran Bereichern!
 
        #5  

Member

Member hat gesagt:
Für mich hat es in Thailand noch nie eine Mittelschicht gegeben, sondern die die Arm gehalten werden und die die sich daran Bereichern!
Hier irrst Du zweifellos, denn diese gibt es sehr wohl! (schwarz-weiss ist megaout:mrgreen: ) Aber da Du schreibst, es wäre für Dich so, ist das für mich ok.:wink0:

Auf meinen im vorigen Beitrag angesprochenen, vorab klärungswürdigen, Punkt bist Du nicht eingegangen, bzw. hast ihn nicht zur Kenntnis genommen. Brauchst Du ja auch nicht!
Aber dann sage ich einfach mal: In typischer Manier wird einfach das eigene (anerzogene?) DACH-Denken auf alle anderen Menschen übertragen bzw. angewendet.
Sollte das jeder hier so sehen, dann "diskutiert" dieses Thema gern ohne mich weiter.

rudi1949
 
        #6  

Member

@ rudi1949 über was möchtest du Diskutieren? Warten bis die UNO den Begriff Arm definiert?

oder dass was Wolfskatze Geschrieben hat:
Könnte jetzt natürlich mit Volkswirtschaftlichen Erhebungen daherkommen und mir die Frage selbst beantworten, möchte aber eher Erfahrungen von Leuten hören, die wissen wie "Menschen von der Straße" gestellt sind und deren Alltag aussieht.

Sollte ich dich falsch verstanden haben, kannst du mir ne PM Schreiben
 
        #7  

Member

Es kommt halt schon darauf an wer alles von dem verdienten Geld unterhalten und unterstützt werden muss.
So kann jemand der für dortige Verhältnisse gut verdient durchaus wenig für sich selber zur Verfügung haben und dadurch arm sein,wenn ein ganzer Rattenschwanz an Familienmitgliedern damit mit finanziert werden muss.

Ich für meinen Teil habe keinen direkten Einblick in die Verhältnisse vor Ort - konnte aber gerade im letzen Aufenthalt in Gesprächen (mit verschiedenen Personen aus verschiedenen Schichten) feststellen, dass da meiner Meinung nach ein gewisser Umbruch stattfindet und es teilweise gewaltig brodelt in den Familien.

Frauen aber auch Männern - die den Löwenanteil an der Versorgung der Eltern/Familie leisten - gerade im mittleren Alter, die nicht mehr bereit sind die kartenspielenden, trinkenden und mit Freunden herumlungernden, nichtsnutzigen Brüder zu unterhalten oder den Rest der buckligen Verwandschaft die nie gelernt hat mit Geld umzugehen und denen permanent aus der selbstverschuldeten Patsche zu helfen.

Bin gespannt in welche Richtung sich das bewegt und ob es da mal einen Riesenaufstand oder eine Palastrevolution gibt.


beispielsweise dem "Nachgewächs"-Thread, in dem auch die Schattenseiten eines Schwellenlandes/der Welt zu sehen

btw. Wo finde ich den ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
        #8  

Member

Ich würde sagen das die Grenze zwischen arm und Mittelschschicht in Thailand fließend ist bzw verschwimmt. Die Eltern meiner Freundin haben nichts außer einem sehr schlichtem Haus und ein wenig Land im Issan. Haben ein Leben lang geschuftet um das Haus zu bezahlen und Ihre 6 Kinder zu ernähren. Jetzt sind beide über 70 Jahre alt und auf die Unterstützung durch ihre Kinder angewiesen.
Die würde ich als Arm bezeichnen, aber auch als glückliche Menschen, haben den ganzen Tag eine Horde kleiner Kinder um sich, auf die sie aufpassen, während die eigenen Kinder allle einer mehr oder weniger geregelten Arbeit nachgehen.
Die Kosten für die Unterstützung der Eltern werden untereinander geteilt, eien festen Satz gibt es dafür nicht. Wer gerade mehr Geld hat, der gibt auch mehr.
Der Bruder meiner Freundin arbeitet zusammen mit seiner Frau in einer Geflügelfabrik und verdienen zusammen über 20.000 thb im Monat. Sind gerade dabei sich ein Haus zu bauen, obwohl sie selbst 4 Kinder zu ernähren haben. Die würde ich als Mittelschicht bezeichnen, sofern es die denn gibt.
Wirklich Geld für eine vernünftige Schulbildung der eigenen Kinder bleibt da trotz der reletiv guten Verdienstes nicht über.
Auf dem Land gehen die Kinder zumeist in die sogenannt Dorfschule oder Tempelschule. Wie KP schon sagte, dananch geht in der Regel das Geld aus. Viele Jugendliche gehen jedoch in die Städte, speziell Bangkok, arbeiten dort, sparen das Geld und holen den Abschluß bzw die letzten 2 Jahre nach, oder versuchen es zumindest. Viele erliegen aber auch den reizen der Großstadt.
Für mich ist immer wieder Verwunderlich, das es in diesem für asiatische Verhältnisse relativ reichem Land kein vernünftiges bzw funktionierendes Schulsystem gibt. Das kriegen die ja auf den Phillis sogar besser hin.
Insofern kann man Rabarberos Meinung über arm und arm gehalten werden durchaus zustimmen.
 
        #9  

Member

Ich würde arm so definieren: Arm ist, wer gerade soviel zum Leben hat, dass die täglichen Bedürfnisse erfüllt werden können oder wer weniger hat. Bezieht man die soziale Infrastruktur mit ein, sprich, den Familenverbund, reicht es bei den angegebenen Einkommen für eine funktionierende Familie aus, um oberhalb dieses Existenzminimums zu leben, aber es ist nicht genug, Wohlstand zu erreichen. Es gibt mit Sicherheit eine breite Schicht, die oberhalb dieses Minimums lebt. Diese Schicht ist aber weit davon entfernt, zur bürgerlichen Mittelschicht zu gehören, da sie keine gesichertes, regelmäßiges Einkommen hat sondern regionalen Schwankungen des Arbeitsmarktes unterworfen ist.

Es ist eigentlich bemerkenswert, dass die sozialen Unterschiede in Thailand lange Zeit nur eine untergeordnete Rolle spielten. Ich erinnere einmal an Thailands "Fight for Democracy" mit dem unrühmlichen Höhepunkt des "Blody May" im Jahr 1992. Der Widerstand gegen Suchinda ging von der bürgerlichen Mittelschicht aus und die haben letztendlich ganz Thailand mobilisiert. Was bis Ende der 90ger keine Macht von außerhalb Thailands geschafft hat, gelang dem Autokraten Thaksin. Er hat sich die Klassenunterschiede zu Nutze gemacht und seitdem läuft eigentlich ein Riss durch Thailands Gesellschaft.

Die bürgerliche Mittelschicht setzt sich zusammen aus denen, die, wie ich schon einmal gesagt habe, einen vernünftigen Schulabschluss haben und /oder in der glücklichen Lage waren, eine Universität zu besuchen und dort ihren Abschluss gemacht haben. Die Ausübung eines gelernten Berufes führt doch letztendlich zu geregelten Einkommensverhältnissen. Und daran mangelt es den meisten Thais, die zur Landbevölkerung zählen.
 
        #10  

Member

Die Mittelschicht in Bangkok (so wie ich sie erlebt habe) lebt weitgehend ein Leben, wie es in Deutschland auch üblich ist. Beide Elternteile haben einen Büro Job, die Kinder gehen zur Uni, einmal im Jahr wird ein Familien Urlaub in Asien gemacht. Ganz eindeutig ist in Thailand das starke Gefälle zwischen Stadt und Land, das sich auch in der Bildung und in den Schulen klar manifestiert. Das Schulsystem in Thailand ist so schlecht, dass man mit einer öffentlichen Schulenbildung vom Land praktisch keine Aufstiegschancen hat und private Schulen sind so teuer, dass sie für eine Arbeiterfamilie unbezahlbar sind. Darum ist die Mittelschicht am Lande kaum zu finden und konzentriert sich (vermutlich) in Bangkok.
 
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