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Christel und Wilma
Zwei Augenpaare starrten gebannt auf den Bildschirm. Es handelte sich um eine dieser sensationsheischenden Pseudoreportagen über zwei Aussteiger in Thailand, die dort wohl eine Art Hotel betrieben und sich offensichtlich einem privaten Sender angebiedert hatten, um so einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erlangen, natürlich vor dem Hintergrund, so mehr Kunden zu gewinnen. Und leider war dieser Sender genau einer der vielen privaten Sender, die insbesondere in den letzten Jahren mit der Verblödung von Zuschauern um Einschaltquoten rang. Neben Sex verkauft sich das Geschäft mit Dummheit wohl ebenso gut, Scripted Reality war das Synonym für den gesteuerten Offenbarungseid gegenüber der eigenen Unfähigkeit. Und fast zeitgleich lief eine ähnliche Sendung auf einem anderen Sender, von der Machart ähnlich „Bauer sucht Frau“, nur dass ein paar des Single-Daseins leidige Männer in für sie unbekannte Kulturkreise fernab von Deutschland verfrachtet wurden.
Die beiden Augenpaare gehörten Christel und Wilma und ihre nicht ganz dem Zeitgeist und Mainstream entsprechenden Namen konnten zugleich als Synonym ihrer eigenwilligen Einstellung herangezogen werden. Beide waren Mitte 30 und geschieden, beide vor einem ähnlichen Hintergrund. Ihre Männer hatten nach kurzer Monotonie in der Ehe ganz einfach die Schnauze voll. Sowohl Christel als auch Wilma hatten eine, wie sie es bezeichneten, Selbstfindungs- und Selbstbestimmungsphase durchlebt. Auslöser war wohl ein Wochenendseminar, das eine Frauenrechtsbewegung angeboten hatte und auf dem sie sich kennengelernt hatten.
Nach außen hin hatte das Seminar wenig Inhalte preisgegeben, allerdings stellte sich dann sehr schnell heraus, dass es sich bei den Inhalten hauptsächlich um sexuelle Selbstbestimmung und um Widerstand gegen die, wie die Seminarleiterin sich auszudrücken pflegte, Strukturen eines Patriarchats in einer von Männern dominierten Welt handelte. Es war wohl die Synergie der Gruppe, in der das Seminar abgehalten wurde, die den Boden für die Saat bei den Beiden vorbereitete und nach insgesamt 24 Stunden Seminar war die verderbliche Saat bei Beiden aufgegangen. Fortan verschlechterten sich bei Christel und Wilma die ehelichen Verhältnisse. Wo vormals sowohl Harmonie in der Beziehung vorherrschte und auch das Sexualleben bei beiden Paaren durchaus von allen Beteiligten als abwechslungsreich empfunden wurde, traten mehr und mehr Unstimmigkeiten auf. Bestimmte Praktiken, insbesondere aber Oralverkehr, wurde als Folge der Indoktrination durch die Seminarleiterin, die diese Spielart als einer Frau für unwürdig klassifizierte, zunehmend verweigert. Und wenn es denn einmal gestattet wurde, dann als Gegenleistung für die Erfüllung bestimmter Wünsche, die sie äußerten. Dass sie sich damit eigentlich auf das Niveau von Nutten begaben, schien ihnen überhaupt nicht bewusst zu sein, wohl aber manifestierte sich dieses Verhalten genau als solches in den Köpfen ihrer Männer.
In dem Maße wie die Selbstherrlichkeit der beiden Frauen zunahm, wuchs bei den Männern reziprok proportional der Frust. Der Versuch, Gespräche über das veränderte Verhalten zu führen, wurde bereits im Ansatz von beiden Frauen mit dem Hinweis auf das Recht zur sexuellen Selbstbestimmung abgewürgt. Dumm nur und letztendlich tödlich für die Beziehung war, dass sowohl Christel als auch Wilma dabei gänzlich den Drang beider unbefriedigter Ehemänner nach ihrer eigenen sexueller Selbstbestimmung völlig außen vor ließen, ein folgenschwerer Fehler, wie sich alsbald erwies. Es war Kommissar Zufall, der die beiden Männer zusammenführte. Sie arbeiteten in der gleichen Firma, einen Logistikunternehmen mit weltweiter Klientel. Auf einer Firmenfeier gestanden sie sich in volltrunkenem Zustand ihr gegenseitiges Leid. Sie kamen zu dem Entschluss, dagegen etwas unternehmen zu müssen, Ausbruch aus dieser Fessel weiblicher Ignoranz ihrer Bedürfnisse war angesagt und nahm Gestalt an. Benny, der Mann von Wilma meinte, dass ein Auslandseinsatz in Südost-Asien wohl genau das Richtige wäre. Dank guter Beziehungen klappte es dann nach einer einmonatigen Vorlaufzeit, dass beide in das Büro nach Bangkok geschickt wurden. Ihr Aufenthalt in Thailand dauerte knapp ein Jahr. Die erste vertraglich festgelegte und von der Firma bezahlte Heimreise traten sie nach 6 Wochen brav an, es folgte noch eine weitere Heimreise nach weiteren 6 Wochen. Die dritte Heimreise fiel schon ins Wasser. Beide hatten an der Freiheit gerochen, vor allem aber an dem süßen Leben, das in Thailand möglich war, keine zickenden Ehefrauen, indessen zärtliche, exotische Schönheiten, die ihnen all das gaben, was sie nach fast 3 Jahren Emanzenterrors so vermisst hatten. In der Konsequenz bedeutete das nach ihrem Auslandseinsatz die Scheidung. Sie konnten beide von Glück reden, dass sie keine Kinder hatten, aber dennoch schafften beide Frauen es, vor Gericht einen heftigen Batzen an Abfindung zu erstreiten. Und beide Männer nahmen es zähneknirschend hin, denn eine Möglichkeit, sich zu wehren und dabei nicht gleichzeitig einen beträchtlichen Einschnitt beim Gehalt hinzunehmen, schien es nicht zu geben. Und beide wollten ihren momentanen Lebensstandard auch definitiv nicht aufgeben, wenngleich sie wegen dieser Zahlung an die Emanzenschlampen, wie sie ihre Ex-Frauen mittlerweile titulierten, einige Einschnitte hinnehmen mussten.