Es schien so, als hatte Christel ein erhebliches Potenzial an Unsicherheit bei der Auswahl der Flüge und der Unterkunft. In Chris reifte dagegen ein Gedanke und nahm Gestalt an. Er griff zum Handy und rief Benny an.
„Hi Benny, ich bin es. Ich verfolge jetzt schon eine ganze Zeit Christels Bemühungen, einen Flug und eine Unterkunft zu finden. Sag mal, es wäre doch gut, wenn die beiden in einer uns bekannten Location unterkommen würden. Da könnten wird sie eventuell kontrollieren. Was meinst du?“
„Eigentlich eine geniale Idee. Aber wie willst du das bewerkstelligen?“
„Du kennst doch den Jürgen recht gut. Er hat uns doch schon so manch günstigen Flug verschafft. Rede doch mal mit ihm, ob er uns da nicht ein wenig helfen kann. Du weißt schon was ich meine.“
„Alter Schlawiner, dass ich da nicht von selbst drauf gekommen bin. Das passt auch gut in mein Konzept, was ich mir bis jetzt ausgedacht habe. Das Hotel, in dem wir sonst immer absteigen, wäre wohl genau das richtige. Gib mir mal die E-Mail Adresse von Christel. Morgen wird sie ein verlockendes Angebot in ihrem Postfach haben.“
Wie jeden Nachmittag nach der Arbeit las Christel ihre E-Mails. Ihr Posteingang war dank eines recht guten Spamfilters überschaubar. Eine E-Mail fiel ihr auf und es hatte den Anschein, als hätte ihr Spamfilter versagt. Eigentlich wollte sie die E-Mail sofort entsorgen, aber der Titel schien ihr angesichts ihrer Bemühungen, einen Flug und eine Unterkunft in Thailand zu finden, zu verlockend. Ihre Neugier obsiegte und sie öffnete die E-Mail. Neben anderen, seriös wirkenden Angeboten fand sie an zweiter Stelle ein Angebot Flug und Unterkunft in Pattaya, das passte wie die Faust aufs Auge. Sie folgte dem hinterlegten Link und recherchierte kurz den Anbieter anhand des Impressums, fand aber nur positive Bewertungen. Kurzerhand rief sie Wilma an und sprach sich mit ihr ab. Da auch sie nichts Gegenteiliges gefunden hatte, kontaktierte sie den Anbieter, wie es ihre Art war, per Telefon. Um solche Sachen online zu erledigen, fehlte ihr das letzte Quäntchen Sicherheit. Eine knappe Stunde später war die Buchung abgeschlossen.
Fast zeitgleich bekamen Chris und Benny mit, dass die beiden den Köder geschluckt hatten. Sofort am nächsten Tag machten sie im Betrieb ihren Urlaub klar. Sie würden etwa eine Woche vor den Beiden in Pattaya eintreffen, genug Zeit, um alles zu arrangieren. Die Zeit bis zu ihrem Abflug verging schnell. Zwei Tage vorher trafen sie sich in ihrem bevorzugten Steak-Restaurant und besprachen noch einmal ihre Vorgehensweise. Der Manager vom Hotel war ihnen noch einen Gefallen schuldig und den würden sie vor Ort einfordern. Zwei Tage später saßen beide zusammen in der Lounge am Frankfurter Flughafen. Sie hatten genug Meilen zusammen, dass es für ein Upgrade auf Business Class reichte. Mit der Thai Airways flogen sie dann in knapp 11 Stunden nach Bangkok und waren gegen Mittag des darauffolgenden Tages bereits in Pattaya.
Den ersten Abend genossen sie in den Armen ihrer Mädchen. Beide hatten mittlerweile feste Freundinnen in Pattaya. Sie wussten natürlich, dass sie für die beiden Mädchen erst einmal nur Kunden waren und gaben sich nicht der Illusion hin, dass die beiden brav auf sie warten würden, bis ihr nächster Urlaub anstand. Aber die Konstanz mit der sie in den letzten Jahren ihre Zeit miteinander verbracht hatten, bedingte auch seine Vorteile. Die Vertrautheit war vorhanden und der Weg für tiefere Gefühle war auch bereitet. So war es auch ein Leichtes, die beiden Mädchen, Som und Aeow, mit ins Boot zu holen. Khun Somsak, der Manager des kleinen Hotels, hatte am Tag ihrer Ankunft gerade frei. Am nächsten Morgen fiel die Begrüßung herzlich aus. Chris und Benny schilderten ihm ihr Vorhaben, erzählten ihm auch die Vorgeschichte zu ihren beiden Frauen, was Khun Somsak eisige Schauer über den Rücken jagte. Er meinte nur, dass es in Thailand so etwas nicht geben würde und er ihnen gerne dabei behilflich sein werde, diesen beiden Schlampen eins auszuwischen. Chris und Benny bekamen die beiden Zimmer, in denen nachher ihre Ex-Frauen untergebracht werden würden. Nachdem das geklärt war, begannen Benny und Chris mit den Vorbereitungen. Im Tukcom besorgten sie sich etwas Video-Equipment, kleine, aber leistungsfähige Überwachungskameras mit drahtloser Übertragung, die eine hervorragende Bildqualität inklusive Ton lieferten. Das Zimmer wurde mit Hilfe von Khun Somsak etwas umdekoriert, sodass es sich bis auf ein paar Kleinigkeiten vollkommen vom ursprünglichen Zimmer unterschied. Das war für ihren Plan notwendig, denn schließlich wollten sie den Eigentümer des Hotels und insbesondere Khun Somsak schützen. Für ihre Pläne reichte diese technische Vorbereitung aber allemal aus. Es waren insgesamt drei arbeitsreiche Tage, dann waren die Zimmer präpariert. Das Equipment funktionierte tadellos, die Falle war gestellt, das Warten auf die Beute begann.
Aber es gab noch ein paar andere Dinge zu erledigen. Es fehlte noch der Köder, der benötigt wurde, um die beiden Möchtegern-Emanzen soweit zu bringen, dass die Falle auch ihren Zweck erfüllen konnte. Benny hatte wahrlich einen genialen Plan ausgearbeitet, den man wohl kaum zu übertreffen vermochte. Blieb nur zu hoffen, dass das Timing auch entsprechend klappen würde. Zunächst einmal verabredeten sie sich mit John und Neil, zwei etwas in die Jahre gekommene Australier mit schlohweißen Haaren und Bärten, die von ihrem Auftreten her an Gutsherren erinnerten, meist gekleidet in leichte, weiße und locker fallende Baumwollanzüge mit passenden Hüten dazu, zwei waschechte Typen mit einem Sinn für Humor, der trotz ihres Alters seinesgleichen suchte. Da beide schon seit fast 10 Jahren in Pattaya lebten, kannten sie Hinz und Kunz, besaßen gute Beziehungen zur örtlichen Polizei und waren ob ihrer lockeren Art bei vielen Mädchen äußerst beliebt. Es bedurfte nicht vieler Worte um die beiden ebenfalls mit ins Boot zu holen.
Der schwierigste Part aber bestand wohl darin, zwei oder auch vier Frontschweine zu rekrutieren, Kanonenfutter, das für die eigentliche Umsetzung ihres Plans die höchste Priorität besaß, denn ohne das wäre die ganze Arbeit und alle Investitionen für die Katz gewesen. Und dies musste auch noch kurzfristig geschehen, zumindest aber mussten diese Typen zeitgleich mit den beiden Frauen vor Ort sein. Nicht dass die beiden Frauen unattraktiv wären, sie waren eigentlich im besten Alter. Aber wer würde in einem Land, wo es Milch und Honig an jeder Ecke gab, schon gerne an welkenden Blumen riechen. Da bedurfte es mit Sicherheit etwas mehr Überredungskunst und vor allem aber ein paar Scheinchen, um die entsprechende Überzeugungsarbeit zu leisten. Bis jetzt hatte es jedoch den Anschein, als wäre alles perfekt.