Etwa eine halbe Stunde nachdem Chris geweckt worden war, fanden sich Benny und Aeow, beide ebenfalls etwas verkatert, bei Chris und Som ein. Chris hatte im Restaurant des Hotels für alle ein üppiges Frühstück geordert, das vom Service aufs Zimmer gebracht wurde. Nachdem der erste Hunger gestillt war und der gute Kaffee seine Wirkung entfaltet hatte, begannen sie die nächsten Züge zu planen. Benny wandte sich an Chris.
„Was meinst du, was die beiden heute machen werden?“
„Ich glaube, da wird heute noch nicht viel laufen, zumindest nicht tagsüber. Ich glaube, das Erlebnis gestern hat Beiden etwas von ihrer Motivation genommen. So wie ich Christel einschätze, wird sie bei diesem herrlichen Wetter in ihre Rolle als Pauschaltouristin zurückfallen und da Wilma ihr zumeist nachdackelt, wird sie es auch nicht anders handhaben. Ich würde wetten, dass die Beiden heute einen Pool Day vor sich haben werden.“
In der Tat war das Wetter herrlich, keine Wolke trübte den blauen Himmel und die Sonne heizte nach und nach die Luft auf. Bis Ende April stiegen die Temperaturen in Thailand unbarmherzig an. Chris erinnerte sich an einen Tag Ende April, an dem er einmal in Bangkok verweilen musste. Gegen 11 Uhr verließ er sein Zimmer, das heißt, er wollte es verlassen. Aber gerade in diesem Moment öffnete der Himmel seine Schleusen und ein tropischer Regen entließ innerhalb der 30 Minuten, die er anhielt, solch gewaltige Wassermassen, dass die Kanalisation dermaßen überfordert war und die Sois in kleine Kanäle verwandelte. Chris verbrachte die Zeit bis zum Ende des Schauers auf seinem Balkon, wartete geduldig, bis dieses Schauspiel vorüber war. Er kannte es, wusste auch, dass es nicht allzu lange dauern würde. In den Wettervorhersagen der Bangkok Post waren solche Niederschläge als "scattered showers" angegeben. Allerdings war es Ende April kurz vor Mittag. Und kaum hatte sich die Wolke verzogen, brannte die Sonne mit all ihrer Kraft und innerhalb kürzester Zeit waren die Straßen schon wieder trocken. Allerdings zu dem Preis, dass die Luft von Feuchtigkeit gesättigt war. Zwar funktionierte das körpereigene System der Regulierung der Temperatur, doch verdunstete der Schweiß nicht, sodass Chris leichte Baumwollsachen nach wenigen Minuten vollkommen durchnässt waren. Er hasste seitdem jegliche übermäßigen Aktivitäten nach solchen Regenfällen. Aber gut, heute war es lediglich heiß und die Luftfeuchtigkeit hielt sich in vertretbaren Grenzen
„Ich schätze mal, dass wir heute mindestens um die 40° in der Sonne bekommen werden. Gut, Chris, du und ich, wir beide kennen das, Für unsere Mädchen dürfte das auch kein Problem sein, aber unsere beiden Schicksen werden wohl heute, zumindest tagsüber, keinen Fuß vor das Hotel stellen. Ich glaube, der Tag wird ruhig werden.“
„Oder auch nicht, lieber Benny, warten wir es erst einmal ab. Wir müssen diese Schlampen doch auf Trab halten. Mal schauen, wie wir ihnen heute den Tag mit etwas Pfeffer versehen können.“
„Chris, spann mich nicht auf die Folter. Was hast du vor?“
„Das ist noch nicht ganz spruchreif, warte es einfach ab.“
Benny wusste, dass es keinen Zweck hatte, jetzt weiter zu bohren. Chris Handy klingelte wieder. Khun Somsak war am anderen Ende.
„Hi Chris, they have just finished their berakfast. They are back to their rooms now.“
Chris bedankte sich. Er fuhr die beiden Laptops hoch und nur wenig später war die Verbindung hergestellt. Die Zimmermädchen waren gerade dabei, die Zimmer der Beiden wieder herzurichten.
„Mensch Chris, ich wusste gar nicht, dass Khun Somsak so hübsches Personal hat. Das sind ja mal wirklich zwei ansehnliche Mädchen, die da die Zimmer herrichteten. Autsch!“
Benny schrie unterdrückt auf. Aeow hatte seine Worte wohl verstanden und ihm einen leichten Hieb in die Seite versetzt.
„Tja Benny, du musst bei deiner Wortwahl demnächst wohl etwas sorgsamer darauf achten, was du so sagen möchtest. Unsere beiden Hübschen verstehen mittlerweile ja doch ein ganze Menge.“
Benny sah gespielt böse in Aeows Augen. Beide mussten dann gemeinsam lachen, Chris und Som setzten mit ein. Es war scherzhaft von Aeow gemeint. Beide, Som und Aeow beanspruchten Chris und Benny für sich, hatten es aber mittlerweile akzeptiert, dass die Beiden gerne einmal ausbrachen und sich ihren Spaß anderswo suchten.
Für Thai-Ladies die im Milieu in Pattaya groß geworden waren, ein recht ungewöhnliches Verhalten. Chris und Benny hatten einiges an Zeit und Überzeugungsarbeit dafür aufwenden müssen, es Som und Aeow begreiflich darzulegen, dass sie sich um den Fortbestand ihrer Beziehungen keine Sorge machen müssten. Aber zwei kleine Geschenke in Form jeweils eine Goldkette nach zwei „Ausrutschern“, die Chris und Benny einmal provoziert hatten, waren für Som und Aeow doch, wenn auch nicht zu 100%, überzeugende Argumente, dass Chris und Benny es ernst mit ihnen meinten. In der Folge dieses „Reifungsprozesses“, wie Chris es scherzhaft nannte, lockerte sich ihr gegenseitiges Beziehungsverhalten. Alle waren sich in und ihrer Beziehung sicher, so gab es keinen Grund mehr für Eifersüchteleien, Zickengehabe und Stutenbeißerei. Ihre Aufmerksamkeit wandte sich wieder den Bildschirmen zu.
Die beiden Frauen betraten gemeinsam Christels Zimmer. Das Zimmermädchen erschrak leicht, als die beiden hochgewachsenen Frauen plötzlich die Tür öffneten. Ein unsicheres „Kho thot na kha!“ kam über ihre Lippen, was Christel und Wilma zwar nicht verstanden aber angesichts der Situation entsprechend richtig interpretierten.
Das Zimmermädchen hatte die Schiebetür zum Balkon geöffnet, die Klimaanlage war ausgeschaltet und die Hitze hatte sich im Zimmer ausgebreitet. Über Nacht hatten sowohl Christel als auch Wilma die Klimaanlage laufen lassen. Das hatte zur Folge, dass das Zimmer am Morgen gut runtergekühlt war und beiden Frauen etwas kalt war. Zum Frühstück hatten sie sich dann offensichtlich zuviel angezogen.
„Was meinst du Wilma, heute ist es verdammt heiß, gehen wir an den Pool und relaxen ein wenig? Ich glaube, bei den Temperaturen durch die Stadt zu rennen, würde uns ganz schön schaffen.“
„Das wäre nicht verkehrt, ich gehe eben in mein Zimmer und ziehe meinen Bikini an, dann gehen wir zusammen runter.“
Wilma wartete Christels Antwort nicht ab, stand auf und ging in ihr Zimmer um sich umzuziehen.
Christel verharrte noch einen Moment, schien einen Augenblick unschlüssig, was sie machen sollte. Ihr Blick folgte dem Zimmermädchen, das gerade mit dem Bad fertig geworden ist und nun begann, das Bett neu zu beziehen. Christel fiel auf, dass das Mädchen immer mal wieder einen Blick zum Spiegel warf, um sie zu beobachten. Mit einer entschlossenen Bewegung zog sich Christel ihr langärmeliges Shirt aus, bemerkte, wie das Zimmermädchen für einen Moment inne hielt und ihr Blick im Spiegel verharrte. Ein Schauer lief Christel über den Rücken.