Da Anton nun schon mal wach war, konnten wir uns auch auf den Weg ins Einkaufszentrum machen und die Mädels mit ihrer Shopping-Tour überraschen.
Da es noch immer regnete, schieden Trikes aus und ich bestellte für eine Stunde später einen Wagen beim Front Desk.
Nachdem ich geduscht und angezogen war, weckte ich Emily und Mary. Da ich ihnen natürlich nicht sagte, warum sie jetzt schon aufstehen sollten, war Ihnen sehr deutlich anzumerken, dass sie auch nicht böse gewesen wären, hätte ich sie erst zwei oder drei Stunden später geweckt.
Trotzdem taperten sie träge Richtung Dusche. Zwar langsam, fast in Zeitlupe, aber sie bewegten sich. Mir war klar, dass es da jetzt wenig
Spannendes zu sehen geben würde und so verzog ich mich.
Nach der Dusche würden die beiden schon fitter sein und spätestens im der Shopping-Mall wären sie wohl auch nicht mehr maulig.
Der Wagen wartete bereits, als wir unten ankamen. Die Mädels hatten ewig gebraucht. Dabei trugen sie nur T-Shirts und kurze Hosen. Männer brauchen keine 10 Minuten um zu duschen und sich ein T-Shirt anzuziehen. Warum Frauen dafür so viel länger brauchen ist für mich auch wieder so ein Mysterium, dass ich wohl nie verstehen werde. Aber egal, wir waren ja im Urlaub.
Auf dem Weg fiel mir auf, dass wir von Angeles außer dem Fields Plaza und der Walking Street noch nichts, aber auch gar nichts gesehen hatten. Wir wussten nicht mal, wie die Rückseite des Hotels aussah.
Und wir waren ja nun schon einige Tage da. War das noch normal? Tja, was war hier in Angeles schon normal?
Ich sah mich gespannt um. Wirklich Spannendes oder Highlights konnte ich aber nicht entdecken und im Regen sah alles nochmal so trostlos aus.
Naja, die Stadt war ja auch nicht gerade für ihre Altstadt, Kathedralen oder Museen berühmt.
Angeles war als Männerspielplatz bekannt und wir wohnten mitten drin, also was sollte es da noch groß geben?
Mir fiel die Perimeter Road ein. Auch in einigen Seitenstrassen sollte es teilweise hoch hergehen.
Ich nahm mir vor, diese Hotspots in jedem Falle noch aufzusuchen.
Wenn nur dieser ständige Regen, der uns praktisch an das Hotel und die nähere Umgebung fesselte, nicht wäre. Das fing echt langsam an zu nerven.
Ich hatte vor der Reise eine Klimatabelle gesehen, die für Luzon im November 6-8 Regentage auswies. Da hatten wir ja mal richtig Schwein gehabt und sie gleich alle erwischt. Jackpot.
Lange dauerte die Fahrt nicht. Nach nur wenigen Minuten waren wir bereits im Einkaufszentrum eingetroffen.
Wir schauten uns zunächst ein wenig in einigen Geschäften um, damit Anton und ich eine ungefähre Vorstellung von den Preisen bekamen. Wir hatten wenig Lust, mit den Mädels von Kleiderständer zu Kleiderständer zu latschen und uns hundert Kleider zeigen zu lassen, bis endlich Eines ausgesucht wurde. Außerdem hätten die Drei ohne uns vermutlich auch viel mehr Spaß beim shoppen. Männer störten da meist nur. Ich denke, das ist wohl überall auf der Welt gleich.
Die Preise waren noch niedriger, als wir erwartet hatten. Da gab es sogar schon Kleider für ein paar hundert Pesos. Natürlich nicht von Gucci oder Versace, aber die waren nicht so schlecht.
Anton und ich hatten viel zu viel Kohle für die Überraschung eingeplant.
Land und Leute, Traditionen, Kultur und Alltag des Landes entdecken und kennenlernen, wenigstens ein bisschen. Das hatten wir zuvor bei jeder Reise praktisch nebenbei, trotz Fokus auf Party und Spaß, hinbekommen. Hier in Angeles war das offensichtlich anders, das wurde uns plötzlich bewusst.
Wir wussten zwar ziemlich genau, was Girls und Drinks hier kosteten, hatten aber keine Idee was ein Brot, Schuhe oder Kleidung kosten könnten.
Wir überlegten kurz, ob wir das Shopping-Budget, von dem die Girls ja noch immer nichts ahnten, halbieren sollten.
"Die handeln da wahrscheinlich auch noch. Das geben die hier doch nie aus. Damit kaufen die hier ganze Läden leer." merkte Anton an.
"Scheiß drauf, sollen die doch einfach mal shoppen gehen, ohne auf den Preis achten zu müssen. Machen die sicher auch nicht so oft. Die sollen sich drei, vier Kleider und Schuhe holen und gut."
Anton zuckte mit den Achseln und wir klärten die Mädels darüber auf, dass nicht wir einkaufen wollten, sondern ihretwegen dort waren und sie sich ein paar schöne Kleider und Schuhe kaufen sollten. Sie könnten sich ruhig Zeit lassen, wir würden in dem Café dort drüben auf sie warten.
Die Drei starrten uns mit offenen Mund an, unsicher ob sie uns richtig verstanden hatten.
Immer noch perplex fragte Anna, was sie denn kaufen sollten und ob wir das nicht vorher sehen wollten.
Na Kleider und Schuhe eben, was gab es da nicht zu verstehen?
Sie hatten offensichtlich nicht verstanden, dass sie selbst aussuchen sollten und konnten, was ihnen gefällt.
Wir wiederholten das Ganze also nochmal und fügten hinzu, dass es nicht schadete, wenn die Sachen sexy wären.
Endlich war der Groschen gefallen. Die Drei jubelten und freuten sich wie Kinder am Geburtstag, umarmten uns und versprachen später eine Modenschau zu machen ... und weg waren sie.
Wenn es um shoppen geht, sind Frauen doch alle gleich ... überall.
Anton und ich machten es uns in dem Café gemütlich und beobachteten das Geschehen um uns herum, vor allem natürlich das weibliche.
Wieder bestätigte sich, dass die Philippinen nicht übermäßig mit Schönheiten gesegnet waren. Hier und da mal eine Hübsche, aber man konnte schon recht lange dort sitzen, bis man die mal zu Gesicht bekam. Da war Thailand weit vorn, ganz weit sogar. In Thailand musste man ja manchmal aufpassen, dass man keine Schönheit verpasste, die an einem vorbei flanierte. Da vergingen 2 Stunden in einem Café wie im Fluge, hier dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis die Mädels endlich voll bepackt und vergnügt schnatternd wiederkamen. Sie hatten sichtlich Spaß gehabt und waren noch ganz aufgedreht. So sollte es ja auch sein.
Trotzdem hatten sie noch fast die Hälfte des Budgets übrig und wollten es uns artig zurückgeben.
Damit hatten wir nun wieder nicht gerechnet. Wir hätten eher vermutet, dass entweder alles bis auf den letzten Pesos verbraten, oder uns das zumindest so erzählt werden würde. Wir hätten es ja kaum kontrollieren können, selbst wenn wir gewollt hätten.
Man hätte es ihnen ja auch nicht übel nehmen können, wenn sie etwas für schlechte Zeiten abgezweigt hätten. Schließlich hatten sie es ja nun so Dicke nicht und daher wäre es nur normal gewesen, bei allem Spaß, den das Shoppen ihnen offensichtlich gemacht hatte, auch pragmatisch zu denken und etwas beiseite zu legen.
Da wir also ohnehin nicht damit gerechnet hatten von dem Geld etwas wiederzusehen, konnten sie es auch ebenso gut als Tip behalten. Erstens hatten sie sich einen guten Tip mehr als verdient und zweitens fanden wir, dass Ehrlichkeit auch belohnt werden musste.
Die Drei waren in bester Stimmung und fühlten sich einfach nur gut. Das war echte Freude, da war ich mir sicher.
Ich hatte mich schon vorher häufig gewundert, wie herzlich und natürlich die Mädels hier noch sein konnten. Je länger wir mit ihnen zusammen waren, desto häufiger kam es vor, dass sie in keinster Weise mehr im Hinterkopf zu haben schienen, eine Dienstleistung zu erbringen oder Bargirls zu sein. Das konnte man ihnen deutlich anmerken und war auch nicht gespielt.
Das war bei Thai-Girls in dem Maße eher selten. Die konnten dieses Girlfriend-Feeling zwar auch sehr, sehr gut rüberbringen, aber die letzten ein oder zwei Prozent, um den Bargirl-Job komplett auszublenden, fehlten meistens.
Im Moment fühlten sich unsere Drei offenbar wie die Prinzessinnen von Angeles.
Da wäre es auch unpassend gewesen, das Rückgeld als Tip für eine gute Dienstleistung abzulehnen und so die rein geschäftliche Beziehung wieder vor Augen zu führen. Wir baten sie also es zu behalten, da es in diesem Enkaufszentrum offensichtlich nicht genügend schöne Sachen für sie gab und sie dann ja irgendwo anders schauen müssten.
Die Drei waren nun völlig fertig. Mary hatte vor Freude Tränen in den Augen und fiel mir um den Hals. Ich war mir sicher, dass auch das nicht gespielt war.
Mir ging das Herz auf. Ich freute mich, dass es uns offensichtlich gelungen war, ihnen wirklich eine Freude zu machen. Besonders Mary.
Mein Gott, was für eine Frau. Die machte mich wahnsinnig. Ich hatte sie wirklich gern.
"Dreh' hier jetzt bloß nicht durch. Komm' wieder runter. Denk' an Phuket." hörte ich Anton wie durch einen leichten Schleier.
Ich hatte nicht realisiert, dass ich Mary wohl mit einem besonderen Blick ansah.
Anton schon und er kannte diesen Blick von unserer ersten Asienreise 1996 nach Phuket.
Damals hatte uns Thailand gänzlich unvorbereitet getroffen und völlig aus der Bahn geworfen. Wir waren beide schwerstem LKS erlegen und brauchten Monate um uns davon zu erholen.
Mein Blick wurde wieder klar. Er hatte recht, es wurde langsam gefährlich.