Die letzten 10 Jahre habe ich überwiegend in Nigeria gearbeitet. Ich habe täglich Kontakt mit vielen Einheimischen. Häufig auch intensive Kontakte wie z. B. Einstellungsgespräche, Meetings und Vertragsverhandlungen verschiedener Art. Über die Jahre habe ich gelernt viele, nicht alle, ganz gut einzuschätzen. Gute Bekanntschaften oder gar Freundschaften haben sich in dieser Zeit nicht ergeben. Ich lege darauf aber auch keinen Wert. Geht fast allen Expats so. Kann also nicht nur an mir liegen.
Wenn ich mich festlegen müsste in welchem Land ich die schlechtesten Menschen getroffen habe wäre dies eindeutig Nigeria. Nirgendwo habe ich jemals Menschen gesehen die sich gegenseitig so schlecht behandeln. Es ist eine brutale, aggressive Ellenbogengesellschaft. Nach unten wird getreten und gespuckt. Nach oben ekelhaft Stiefel geleckt in der Hoffnung irgendetwas abgreifen zu können. Kritik jeder Form an höher gestellte Personen ist wenn überhaupt nur im vertrauten Kreis und mit äußerster Vorsicht möglich. Ähnlich dem asiatischen Gesichtsverlust. Brauchbare Bildung gibt es nur im Ausland und ist damit nur für einen sehr kleinen Bevölkerungskreis zugänglich. Führt auch zu einer schönen Mischung aus Dummheit, Ignoranz, Arroganz und Gier. Korruption, Lug und Betrug sind Volkssport. Nigerianer haben keinen Sinn für Gemeinschaftseigentum. Müll wird einfach irgendwo hingeworfen. Öffentlicher Raum wird verbaut. Was nicht niet- und nagelfest ist wird gestohlen. Gefahren und geparkt wird überall wo man mit einem Fahrzeug hinkommt. Kann alles lustig sein aber auch anstrengend.
Wegen den Menschen arbeite ich nicht in Nigeria. Sind mehr die Herausforderung, Abwechslung und Vorteile als Expat in einem Hardship Country. Mit den wenigen positiven Ausnahmen macht es Spaß zu arbeiten. Sind nicht alle schlecht. Lagos ist ein riesiges Dreckloch mit brutalem Verkehrsproblem. In den Stadtteilen Victoria Island, Lekki und Ikoyi lässt es sich ganz gut aushalten. Relativ sicher und brauchbare Freizeitmöglichkeiten. Es gibt aber auch Ecken auf dem Festland welche mehr nach Endzeit-Spektakel aussehen.
Als Tourist in Kenia, Ghana etc. hat man überwiegend Kontakt mit Personal aus der Tourismusindustrie. Zählen wir mal die Prostituierten hinzu. Auf dieser Basis kann man sich nur sehr schwer ein Bild über die Gesellschaft machen.