Bangkok, der 3. Tag
Heute steht eine Khlongtour nach Bang Yai auf dem Programm. Dazu fahre ich mit dem Schnellboot von Banglampoo zum Chang Pier und buche dort direkt am Nachbarpier unter Umgehung der davor befindlichen Schlepper das Linien-Longtailboot nach Bang Yai für 50 Baht. Dieses Boot ist nicht für mich als langbeinigen Farang gebaut, ich weiß nicht, wohin mit meinen Beinen, da der Sitzabstand nur für Thai gerechnet ist. Irgendwie falte ich mich zusammen, ich sitze extrem unbequem und bin der einzige Farang an Bord.
Dann geht es schon los, und ich merke, das wird hier keine Kaffeefahrt! Der Bootsführer gibt mit seinem mächtigen, für das schmale Longtail schwer überdimensionierten und entsprechend lauten Motor ordentlich Gas und wir zischen quer über den Chao Phraya Richtung Klong Bangkok Noi. Das Wasser spritzt heftig, dagegen helfen die seitlichen Planen nicht viel, sodass ich in letzter Sekunde meine Kamera rette. Leider gibt es deshalb hier keine Fotos, es wären sonst die letzten gewesen
Wir fahren vorbei an ärmlichen Pfahlbauten am Fluss. Ich frage mich, wo hier die Armutsgrenze liegt. Was ist Slum, woran mache ich fest, was eine bessere Hütte ist? Mein Wertesystem steht auf dem Prüfstand. Unglaublich, wie manche Menschen leben können, ohne sichtbar unter ihren Lebensumständen zu leiden. Und wir beschweren uns über jeden Furz...
Langsam verlassen wir die große Stadt. Nach der Unterquerung einer Autobahnbrücke wird es zunehmend ländlicher und grüner, die Hütten sind hier schon eher Häuser. Es gibt offensichtlich keine rückwärtige Straße, sondern nur diesen Wasserweg zu den Pfahlbauten. Das Boot hält auf Zuruf an privaten Hauseingängen, wo ein paar Thais aussteigen. Schließlich wird auch der Platz vor mir frei, sodass ich endlich genug Raum für meine Beine bekomme und die Fahrt zum reinen Vergnügen wird.
Jedes Haus hat ein oder mehrere kleine Boote. Kinder plantschen vergnügt im schmutzig-braunen Wasser. Es gibt sogar Geschäfte, die nur per Boot anzufahren sind, und die ihre Waren zur Wasserseite hin an einer Art Theke mit Vitrine anbieten. Ein paar wenige Obst- und Gemüsehändler bieten ihre Waren von einem Boot aus an, aber ein "schwimmender Markt" ist das noch nicht.
Irgendwann hält unser Boot an einer improvisierten Tankstelle. Der Sprit wird von Hand durch einen langen Schlauch gepumpt und dieser anschließend vollständig geleert. Ich ärgere mich schwarz, dass ich meine Kamera nicht herausgeholt habe, weil der Tankstopp wesentlich länger als erwartet dauert und sehenswert ist.
Schließlich erreichen wir Bang Yai, das ein uninteressantes Dorf ist, wo ich nichts sehenswertes entdecken kann. Ein paar Kinder kommen mir entgegen. Ich grüße freundlich, die Kids gucken mich an, als wäre ich soeben vom Mars gelandet und hätte ein grünes Gesicht. Sie kichern, als ob sie noch nie einen Farang gesehen hätten. Ich frage mich durch nach dem Linienbus nach Nonthaburi, da kein Boot mehr zurück fährt. Kein leichtes Unterfangen, denn kaum jemand spricht englisch hier.
Schließlich erreiche ich den Bus, der mich für nur 5 Baht nach Nonthaburi bringt. Die Fahrkartenverkäuferin ist jung und bildschön, aber auch sehr scheu und lässt sich leider nicht fotografieren. An einer Haltestelle rennt sie mit einem Papier zu einem Büro. So weit ich es sehen kann, stempelt sie dort eine Art Stechkarte. Auch in Thailand wird die Arbeit mitunter streng kontrolliert...
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Wie gesagt, wegen dem Spritzwasser gibt es leider keine Fotos von der Bootsfahrt. Noch ein Tipp von mir für so eine Klongtour mit dem Longtailboot: ich werde nächstes Mal versuchen, einen Platz ganz vorne zu ergattern! Das Boot hebt sich vorne ein ganzes Stück aus dem Wasser, sodass es wahrscheinlich mehr zu sehen und weniger Wasserspritzer gibt. Möglicherweise gibt es da auch mehr Beinfreiheit. Aber bestimmt auch mehr Geschaukel! Allerdings ist das sowieso nichts für Angsthasen oder Leute, die zu Übelkeit im Boot neigen
. Das ist keine Touristenausflugsfahrt mit einem Dampfer der Köln-Düsseldorfer auf dem Rhein, sondern es geht hier ab wie Schmidts Katze. Mann, hat das einen Höllenspaß gemacht!