Nichts, was hier noch nicht angesprochen wurde, aber dennoch interessant so kurz vor der Wahl:
Wahl könnte Börsen heißen Herbst bescheren
Von Benjamin Krieger
Am Sonntag ist Wahl und Herbstanfang. Für die Finanzmärkte könnte es ein heißer Herbst werden. Im Brennpunkt steht der Euro. Sollte die FDP an der 5-Prozent-Hürde scheitern und die CDU/CSU mit der SPD oder den Grünen koalieren müssen, dann könnte die Gemeinschaftswährung durch die Decke gehen. "In diesem Szenario sehen wir den Euro in Richtung 1,43 Dollar steigen", prognostiziert Hans Redeker von Morgan Stanley.
Der Euro bei 1,43 Dollar, das war letztmals vor zwei Jahren der Fall und käme einer kleinen Revolution am Devisenmarkt gleich. Redeker begründet seine Prognose mit der in diesem Fall steigenden Wahrscheinlichkeit eines Rettungsfonds für die verschuldeten Euroländer, für den sich Sozialdemokraten und Grüne stark machten. "Ein Rettungsfonds würde die Anlagen der Peripheriestaaten nach oben treiben und damit auch den Euro", sagt der Chefstratege.
Natürlich ist eine Regierungsbeteiligung der SPD oder der Grünen nicht gleichbedeutend mit der Einführung eines Rettungsfonds für angeschlagene Banken oder hoch verschuldete Staaten. Allein eine neue politische Debatte hierüber dürfte aber die Risikoprämien an den Finanzmärkten einbrechen lassen. Vor allem die für spanische, italienische und portugiesische Bonds. Die Gemeinschaftswährung, die zuletzt schon kräftig aufgewertet hat, dürfte davon profitieren.
Und was macht der DAX nach der Wahl? Kommt es wie vor vier Jahren, als Union und FDP die Mehrheit erreichten, könnte die politische Börse ganz kurze Beine haben: Am Montag nach der Wahl legte der DAX damals fast 3 Prozent zu - und sackte bis zum Wochenende wieder um 5 Prozent ab. Auch die Große Koalition aus Union und SPD von 2005 konnte Investoren seinerzeit nicht begeistern, der DAX gab in der Woche nach der Wahl um 2 Prozent nach.
Mittelfristig jedoch könnte der Fortbestand der schwarz-gelben Regierung die Kurse weiter hoch treiben. "Die Stimmung in der Wirtschaft bliebe gut und eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstums wäre aus unserer Sicht wahrscheinlich", sagt Carsten Klude von M.M. Warburg. Eine stabile Weltwirtschaft vorausgesetzt, dürften die Unternehmensgewinne steigen. Der DAX könnte im Laufe des kommenden Jahres erstmals überhaupt die 9.000er Marke hinter sich lassen.
Ganz anders könnte es bei einem Wahlsieg des rot-rot-grünen Lagers aussehen. Eine rot-rot-grüne Allianz als Wahlausgang würde Schockwellen durch die Märkte schicken, glaubt Holger Schmieding von der Berenberg Bank. Die "Angst der Börse vor dem Unbekannten" würde vor allem Aktien belasten. Der DAX könne in einer Panikreaktion gut und gern 10 Prozent einbüßen. Damit wären alle Kursgewinne seit Ende Juni auf einen Schlag dahin.
"Für uns ist eine instabile Regierung der schlimmste anzunehmende Fall, zum Beispiel eine rot-grüne Regierung, die von der Linken toleriert wird", sagt auch Peter Schaffrik von RBC Capital Markets. Gänzlich ausschließen kann man dieses Szenario nicht. Nach Angaben der Online-Plattform
Wahlen, Wahlrecht und Wahlsysteme liegt diese politische Kombination kurz vor Torschluss mit 45 Prozent hauchdünn vor der amtierenden Koalition, die auf 44,7 Prozent kommt. Dort sind die aktuellen Umfragen von sieben Instituten aufgelistet.
Welche Aktien muss man bei welchem Wahlausgang haben und welche darf man nicht haben? Bleibt Schwarz-Gelb im Amt, dann könnten Immobilienaktien wie GSW, Deutsche Wohnen und LEG steigen. "Die FDP ist gegen Änderungen des Mietrechts", stellt equinet fest. Die anderen Parteien favorisierten dagegen Mietpreisbremsen.
"Höchst unerfreulich" für Unternehmensgeschäfte wäre equinet zufolge eine rot-rot-grüne Koalition. Vor allem für den Flughafenbetreiber Fraport und den Rüstungskonzern Rheinmetall. Fraport erwirtschafte den Großteil der Umsätze in Deutschland und würde mithin von höheren Steuern härter getroffen als andere Unternehmen. Hinzu komme der Druck der Grünen, den Flugverkehr insgesamt zu reduzieren.
Die Linke könne zudem den grundsätzlichen Verzicht auf Waffenexporte fordern. "Das würde das Geschäft von Rheinmetall spürbar erschweren", argumentiert equinet. Auch Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank könnten unter Rot-rot-grün leiden, denn dann dürften die Forderungen einer strikteren Regulierung der Finanzbranche noch lauter werden.
(END) Dow Jones Newswires
September 20, 2013 07:44 ET (11:44 GMT)
Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.
Quelle: Dow Jones 20.09.2013 13:44