Member hat gesagt:
Mir tun bei der Sache die Kleinanleger leid. Gerade heute hatte ich jemanden getroffen, der vor ein paar Wochen noch groß mit seinem Einstieg in Solarworld geprahlt hatte. Als ich ihn heute darauf angesprochen hatte ist er grün und blau im Gesicht geworden
Weil du mal gesagt hattest, du könntest die Strategie hinter meinem Handeln nicht erkennen, ist das jetzt ein gutes Beispiel, um sie nochmal zu erklären:
Mir tun die Kleinanleger auch leid, die bei z.B. DAX 6000 Solarworld oder nehmen wir mal einen Standardwert, z.B. Deutsche Bank zu 50, gekauft und im Crash nicht reagiert haben. Da hast du vollkommen recht, dieses Handeln ist unlogisch, nicht zielgerichtet und nicht Rendite fördernd. Wenn mir am 1. Oktober eine Dt. Bank 50 EUR wert war, warum war sie mir dann am 10. Oktober keine 32 EUR wert? Da muss ich doch erst recht zugreifen. Oder eben verkaufen. Das ist der Ansatz der value-Strategie. Nur kaufen und halten ist keine Strategie, zumindest keine erfolgreiche.
Wie ich am Freitag ausgeführt hatte, habe ich auf dem Weg nach unten von Montag DAX 5.700 auf Freitag DAX 4.400 meine Cashquote von 60% auf 10% reduziert, also meinen Aktienanteil von 40% auf 90% hochgefahren. Hätte ich einfach nur tatenlos zugeschaut, wie der Wert meines Depots sinkt und wollte nun abwarten, bis wir wieder 6000 sehen, käme ich auf keinen grünen Zweig.
Es gilt in einen crash (wie wir ihn zweifelsohne letzte Woche erlebt haben) hineinzukaufen und jetzt natürlich in der Erholung auch sofort wieder Material zu geben. Ich habe bereits gestern ein paar Gewinne mitgenommen und meinen Cashanteil heute wieder auf 30% erhöht. Sollten wir in ein paar Tagen/Wochen wieder z.B. 5.700 bis 6.000 sehen, werde ich auf jeden Fall die Aktienquote weiter reduziert haben und mindestens 50% cash halten. Ich sitze dann mit Altbeständen zwar immer noch im Minus, habe aber von 4.400 bis 5.700 Gewinne erzielt.
Also wenn wir noch zwei bis drei freundliche Tage erleben, tritt meine Befürchtung gar nicht mehr ein, d.h. ich werde in 2008 mit +/- 0 oder leicht im Plus abschließen, obwohl der DAX im Jahresverlauf von 8000 auf 6000 gefallen ist. Mehr braucht es gar nicht, um auf lange Sicht erfolgreich zu sein. Da der Index langfristig immer steigt, muss ich „nur“ den Index schlagen. Wer bei fallenden Kursen aber zitternd und gelähmt vor Angst wie ein Kaninchen vor der Schlange sitzt, hat halt bei steigenden Kursen auch keine Aktien, die er mit Gewinn verkaufen kann. Wenn wir dann wie gestern 10% Plus im DAX machen, kann er sich das nur genauso tatenlos mit ansehen wie zum dem Zeitpunkt als es nach unten ging, während ich schon wieder dabei bin zu verkaufen.
Ein Beispiel aus der Praxis:
DAX Call Optionsschein gekauft zu 0,64 und eine Woche später zu 1,54 (= + 140%) verkauft.
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Dito, ich weiß, du wirst sagen, dass sind alles Glücktreffer. Sind es eben nicht. Das was letzte Woche passiert ist, war eine eindeutige Übertreibung nach unten; zumindest der Ausverkauf am Freitag. Ich habe in über 20 Jahren halt schon genug solcher Szenarien miterlebt um zu wissen (nicht zu fühlen), wann es „gut“ ist. Das heißt nicht, dass ich den DAX vorher sagen kann, ich weiß aber sehr wohl, wann nach unten oder oben übertrieben wird. Da ich nicht weiß wo der DAX in 4 Wochen steht, ist es eben auch wichtig, immer genug cash zu haben. Der crash von Mittwoch bis Freitag letzter Woche war eine Ausnahmesituation und nur deshalb habe ich mein cash so drastisch heruntergefahren. Ich fahre die Liquidität aber jetzt wieder genauso hoch, um handlungsfähig zu bleiben, falls wir das absolute Krisentief doch noch nicht gesehen haben. Auch wenn diese Strategie nichts für dich ist, vielleicht erkennst du sie jetzt wenigstens.