China attackiert den Dollar
Es ist unscheinbare Ankündigung, doch sie hat das Potential, das Machtgefüge auf dem Weltwährungsmarkt nachhaltig zu verändern:
China stärkt die internationale Rolle seiner Währung Yuan. Alle Exporteure und Importeure sollen noch in diesem Jahr die Geschäfte mit ihren ausländischen Partnern in Yuan abrechnen können, teilte die Zentralbank am Mittwoch in Peking mit.
Damit werde auf die wachsende Bedeutung des Yuan als weltweite Reservewährung reagiert. "Die Marktnachfrage nach einer grenzüberschreitenden Verwendung des Yuan steigt", erklärte die Zentralbank. Die Volksrepublik will den streng reglementierten Yuan schrittweise in eine frei konvertierbare Weltwährung aufbauen. Testweise wurde bereits im vergangenen Jahr 67.000 Unternehmen in 20 Provinzen erlaubt, ihre Auslandsgeschäfte in Yuan abzuwickeln. Dabei Handelsvolumen belief sich auf umgerechnet rund 56 Milliarden Euro.
Jetzt soll die Yuan-Menge deutlich ausgeweitet werden, und es sollen deutlich mehr Geschäfte in der chinesischen Währung abgewickelt werden - und weniger in der amerikanischen. Auch chinesische Unternehmen handeln zurzeit oft in Dollar, sie sind dadurch abhängig von den Entscheidungen der US-Notenbank Fed, zahlen bei einem steigenden Ölpreis drauf und müssen höhere Transaktionsgebühren als nötig berappen.
Leitwährungs-Wechsel hätte weitreichende Konsequenzen
Die Zentralbank in Peking hatte schon in der Vergangenheit immer wieder auf eine Neuordnung des Währungssystems gepocht. Jüngst hatte der chinesische Präsident selbst den Dollar klein geredet. Das Dollar-dominierte internationale Währungssystem
sei ein "Produkt der Vergangenheit", teilte er unmittelbar vor einem wichtigen Staatsbesuch in Washington mit.
Sollte der Dollar als Leitwährung abgelöst werden, drohen den USA weitreichende Konsequenzen. Bislang gilt die US-Währung als Weltreservewährung. Kommt es in anderen Ländern zu Krisen, investieren Anleger stets in den Dollar. Amerika kommt dadurch stets leicht an Geld - zu niedrigen Zinsen. Sollte nun der Yuan zur Weltreservewährung werden, würde die Finanzierung des US-Haushaltsdefizits deutlich teurer.
Schon jetzt sind die USA von China finanziell enorm abhängig. Erst am Dienstag war bekannt geworden, dass Amerika bei China
weit mehr Schulden hat als bislang angenommen. Die Volksrepublik halte US-Anleihen im Wert von 1,16 Billionen Dollar, gab das US-Finanzministerium am Montag bekannt - gut ein Drittel mehr als noch Mitte Februar veranschlagt.
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