Jack hatte die ganzen Eindrücke auf sich wirken lassen, verspürte allerdings den Wunsch, die Bamboo Bar zu verlassen
„Was willst du als nächstes machen?“
„Ich werde dir gleich noch Big C zeigen, einen der größten Discounter in Thailand. Vor einigen Jahren lag Buriram in Bezug auf Möglichkeiten einzukaufen in einem Dornröschenschlaf. Aber nach und nach haben sich hier immer mehr Farang niedergelassen, um hier ihren Lebensabend zu verbringen. Zum Leidwesen einiger kleinerer Märkte hat sich Big C dann entschlossen, hier eine Filiale aufzumachen. Neben Home Pro, einem Markt, der wohl noch am ehesten mit Bauhaus in Deutschland zu vergleichen ist, erfüllt Big C fast alle Bedürfnisse der hier lebenden Farang und es war klar, dass es den Thais ebenfalls gefallen würde.“
Chalitah winkte die Bedienung heran und bat sie um die Rechnung. Jack drückte Chalitah 1000 Baht in die Hand, die Chalitah dann sofort der Kellnerin überreichte.
Sie verließen die Bamboo Bar und Jack spürte wieder förmlich die Blicke der beiden Thais, deren Ehemänner nach wie vor keine weitere Notiz von ihnen nahmen. Die anschließende Fahrt zum Big C führte sie etwas aus der Stadt heraus. Jack verglich das Gebiet mit den Gewerbegebieten, die ihm von Deutschland her ein Begriff waren. Die Strukturen solcher Ansiedlungen schienen wohl überall auf der Welt ähnlich zu sein, zumindest vermutete Jack das so.
Dem eigentlichen Gebäude vorgelagert gab es einen Parkplatz für Autos, dessen Ausmaße Jack dann doch erstaunten. Für Motorräder gab es einen separaten und überdachten Abstellplatz. In der Zufahrt zum Parkplatz für die Motorräder stand ein kleines Häuschen. Es war besetzt, aber man schenkte ihnen keinerlei Beachtung, als sie es mit ihrem Motorrad passierten. Auch dem abfließenden Verkehr wurde außer einem freundlichen Nicken hier und da keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt.
„Wozu gibt es da eine Security?“
„Das frage ich mich bis heute auch. Es ist aber in vielen größeren Shopping Malls so, dass es da eine Security gibt, die aber den eigentlichen Namen als solche nicht verdient hat. Möglicherweise eine Auflage, aber ehrlich gesagt, hat mich das noch nie interessiert. Ich habe es lediglich zur Kenntnis genommen ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden.“
Irgendwie beruhigte es Jack zu wissen, dass auch Chalitah Kenntnislücken in Bezug auf Thailand hatte. Allerdings war er ehrlich genug sich selbst gegenüber, dass es in Deutschland in vielen Bereichen auch solche Fälle gab. Der Amtsschimmel in Thailand sprach wohl dieselbe Sprache wie sein Kollege in Deutschland.
Im Eingangsbereich zum Big C befanden sich verschiedene kleinere Shops, ein Food Stall und was Jack besonders auffiel, diverse Möglichkeiten, sein Geld den Spielautomaten zu opfern.
Im eigentliche Einkaufsbereich des Big C war Jack dann doch überrascht über die Vielfalt des Angebots. Hier gab es wohl alles, was man zum täglichen leben benötigte, und natürlich auch darüber hinaus, beispielhaft das große Angebot an Unterhaltungselektronik. Viele Paare, die hier einkauften, setzten sich binational zusammen, und meist in der Kombination eines betagten Westlers und einer wesentlich jüngeren Thai, häufig auch mit den Zutaten quengelnder Sprösslinge als gewolltes oder möglicherweise auch ungewollten Nachwuchses.
Jack hatte eigentlich keinerlei Bedürfnisse bezüglich eines Einkaufs, allerdings sah Chalitah das etwas anders. Sie führte ihn in die Abteilung Bekleidung, suchte ihm passende Unterwäsche aus leichtem Stoff und lange, leichte Stoffhosen aus, ebenso ein paar Slipper als passendes Schuhwerk.
„Glaub mir, Jack, damit wirst du dich wesentlich besser im Dorf bewegen können!“
Jack beugte sich ohne zu murren, schließlich war es Chalitahs Zuhause und sie hatte halt die Erfahrung. Was folgte, war noch der Einkauf von reichlich Lebensmitteln und Getränken und langsam fragte sich Jack, wie das alles befördert werden sollte. Allerdings machte sich Chalitah in dieser Beziehung wohl keine Gedanken. An der Kasse übernahm Chalitah die Bezahlung mit ihrer Kreditkarte. Fünf große Plastiktüten, doppelt gefasst, waren das Endergebnis des Einkaufs.
„Wie bekommen wird das alles zurück? Nur mit einem Motorrad schaffen wir das niemals.“
„Keine Sorge, ich bin da gut organisiert.“
Chalitah griff nach ihrem Telefon und führte nur ein kurzes Gespräch. Jack düngte die Erkenntnis und seine Vermutung bestätigte sich kurz darauf.
Vor dem Eingang wurden sie bereits von einem Tuk Tuk erwartet. Chalitah half dem Fahrer die Tüten zu verstauen.
„So ist es einfacher. Es kostet mich zwar 250 Baht, aber ich kenne den Fahrer schon lange und beauftrage ihn gerne. Er ist zuverlässig und dankbar. Wir hätten das zwar auch so geschafft, aber für dich wäre es wohl recht unbequem geworden und bei deiner Unsicherheit, auf dem Bike ist es mir so auch viel lieber.“
Jack fühlte sich etwas bei seinem Stolz gepackt. Zwar hatte Chalitah bezüglich seiner Unsicherheit Recht, aber mittlerweile hatte er sich schon etwas darauf eingestellt. Er wollte gerade entsprechend antworten um sich zu verteidigen, allerdings schien Chalitah es geahnt zu haben und fuhr im in die Parade, bevor er auch nur seinen Mund öffnen konnte.
„Lass gut sein, mein Lieber, ich weiß, was du sagen möchtest. Es ist schon okay. Der Fahrer bringt die Sachen ins Dorf und wir werden uns jetzt eine kleine Massage gönnen. Ich lade dich ein!“
Jack schluckte seine Erwiderung etwas widerwillig hinunter und gab sich geschlagen. Wenig später befanden sie sich auf dem Rückweg in die Stadt.