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Sausa stand vorm Fenster und überlegte was er nun machen würde.
In dem Zimmer würde er einen Koller bekommen draußen dagegen
einen Blutrausch wenn ihm noch mehr nette Leute begegnen würden.
Drinnen war es warm und draußen arschkalt. Er war unschlüssig ob er
noch einen Versuch wagen würde, sich unters Volk zu mischen.
Der mittlere Weg wäre der richtige für ihn gewesen aber dank einer Allergie
gegen rote Rüschenblusen war der Weg für ihn jetzt versperrt.
Es blieb also, wie so oft, nur ein Extrem übrig.
So stand er weiterhin vorm Fenster bis etwas seine Aufmerksamkeit erregte.
Ich betrachtete das abendliche Treiben in der Stadt und musste zugeben
das der Anblick mich beeindruckte aber was war das?
Auf der großen achtspurigen Straßen fuhren keine Autos mehr,
dafür gingen viele Leute die Straße hoch.
"Da muss doch was los sein." dachte ich und setzte nachdenklich
die leere Buddel noch mal an.
"Mist, auch das noch!"
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Fünf Minuten später wartete ich vermummt auf den Fahrstuhl,
denn das was ich nun vorhatte, würde ein harter Ritt werden.
Nur mal gucken was da los ist aber mit keinem reden,
naja höchstens mit einer Kellnerin wenn ich erfrierungsbedingt
irgendwo einkehren müsste, die können doch nicht alle so beschissen drauf sein,
es muss doch ein paar normale Menschen hier geben.
Draußen waren nach Sonnenuntergang die Temperaturen ins Bodenlose gepurzelt
und dank meiner noch dünneren Haut bibberte ich wie Espenlaub.
Ich bin gerade mal 50 m weit gekommen und suchte schon den ersten Schutz
unter der komischen Glaskuppel.
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Ein Nobelshoppingcenter mit mehreren Etagen unter der Oberfläche,
ich war plötzlich in einer anderen Welt.
Ich muss gestehen, das der Anblick meinen Augen guttat und sich meine Stimmung besserte.
Teenager flanierten gaggernd umher, Mafiosis führten wichtige Telefongespräche,
Penner hockten in den Nebengängen in der Hoffnung nicht rausgeschmissen zu werden
also ein ganz normales Großstadttreiben wie überall in der Welt.
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Ich fand einen Zugang zur Metro und stellte fest, das der gesamte Platz
Unterkellert war.
Lauter kleine Läden von Blumengeschäfte bis Schuhläden und was das wichtigste war,
alle 10 m ein Kiosk wo die Leute Schlange standen und versuchten sich mit Bier und Wodka
die Großhirnrinde abzuschießen, was mich hier nicht verwunderte.
Ein bischen war ich schon wieder verägert aber diesmal über mich selbst.
Da bin ich blöder Esel vorhin über eine Stunde durch den Frost marschiert
und hätte es so einfach haben können.
"Lehrgeld" dachte ich bitter "was soll`s, manche Tage muss man halt auf alles gefasst sein."
Mit der Gewissheit das ich von nun an im Hotel nicht mehr an Dehydration verrecken werde,
ging ich zurück an die Oberfläche in den Frost und reihte mich in die Scharen ein.
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Kam aber nicht weit und bevor ich Frostbeulen bekam, nahm ich bei jeder Bar
auf dem Weg das örtliche Bier unter die Lupe.
Es war genauso wie bei dem Rüschenmonster, überall faule patzig-aggressive Kellnerinnen
und überall wo ich einkehrte, um mich nach was warmen für die Nacht umzuschauen,
lag die Rochenquote bei 100%.
Unglaublich mit was sich, die scheinbar westlichen Besucher, da abgaben.
Aber Respekt vor den Kerlen die sich in Englisch mit ihren Flammen an den Bars unterhielten,
so eine Rochentoleranz möchte ich auch mal haben, dann würde ich überall zurecht kommen.
So blieb ich immer nur so ca. 20 min in einer Bar und nahm reißaus,
wenn die alleinstehenden Omis mit peinlichen Gesten auf sich aufmerksam machten
und ich wohl noch wegen Leichenschändung hinter Gittern lande.
Nach einer Zeit entdeckte ich den Grund des Pilgerstroms, ein Open Air Konzert
mit bestimmt populären Musikern aber es interessierte mich herzlich wenig.
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Ich stand noch unschlüssig etwas abseits, da entdeckte ich in einem Hinterhof
eine weitere Bar mit roten Neonherzen geschmückt und ließ es auf einen letzten Versuch ankommen.
cu Sausa