So, muss mich erstmal entschuldigen, dass hier so lange nichts ging. Beruflich und privat war in den letzten Wochen einiges los, deshalb komme ich jetzt erst dazu, hier weiterzumachen. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja....
Von Phnom Penh nach Siem Reap:
Am nächsten Morgen ging es für mich weiter. Die nächste Etappe stand an: Siem Reap und die Tempel von Angkor. Ich nahm wieder einen Bus von Giant Ibis. Zum einen wegen der guten Erfahrung bei der Anreise, zum anderen aus Bequemlichkeit. Der Halt der Busse lag ja direkt vor meinem Hotel.
Die Fahrt war ereignislos. Kein Grenzübergang, keine nervtötenden Mitreisenden, keine mysteriösen Russinen. Dafür haufenweise Backpacker wie aus dem Bilderbuch. Eine ganze Armee davon und alle sahen sie gleich aus. In Kleidung, mit der sie zuhause nicht mal zum Briefkasten laufen würden, aber ausgestattet mit einer Attitüde die mich immer an verwöhnte Kinder im Vergnügungspark erinnert.
Egal, ich schaute aus dem Fenster und betrachtete die vorbeiziehende Landschaft. Wieder einmal fiel mir auf, was ich schon auf der Reise von Saigon nach Phnom Penh beobachtet hatte. Kambodscha wirkte im Vergleich zu Vietnam um Vieles ursprünglicher. Die Häuser, die Straßen, die Landschaft - das alles war viel weniger geordnet und deutlich roher. Mit wenigen Worten: Hier in Kambodscha gab es deutlich weniger Beton.
In Siem Reap angekommen bezog ich erstmal ein Hotel, dass ich denjenigen unter euch, die auf leicht außergewöhnliche Zimmer stehen nur wärmstens empfehlen kann. Es nennt sich “Terrasse des Elephants” und liegt mitten im Herzen des Backpacker-Areals. Schaut euch ruhig mal die Bewertungen und Bilder auf trip-advisor oder einem Portal eurer Wahl an, es lohnt sich. Die Zimmer sind der Realität zwar etwas dunkler als auf den Fotos, aber alleine die ziemlich abgefahrenen Badezimmer sind ein Besuch wert.
Ansonsten erschien mir Siem Reap, zumindest was das Nightlife angeht relativ tot zu sein. Einzig Touristen sind in den zahlreichen Bars zu sehen, wer es also auf die Damenwelt abgesehen hat muss sich an die Backpackerinnen halten. Apps und Online sind sicher auch eine Option wie überall, habe ich aber ehrlich gesagt nicht selbst probiert. Hier und da ein Schnack mit Bedienungen oder Verkäuferinnen reichten mir nach den Erlebnissen der letzten Tage vollkommen.
Kulturell allerdings ist Siem Reap eine Reise wert. Und das nicht nur wegen der nahegelegenen Tempelanlagen, auch die Stadt selbst hat einige kleine Attraktionen. Empfehlen kann ich zum Beispiel den örtlichen Zirkus Phare. Ein Projekt, das eigentlich Straßenkindern eine Perspektive bieten soll, aber akrobatisch auf einem Niveau ist, dass den gepfefferten Eintrittspreis absolut rechtfertigt. Der Zirkus hat ein eigenes kleines Areal nicht weit weg vom Zentrum. Dort gibt es auch ein Restaurant und eine kleine Bar. Es lohnt sich also etwas früher hin zu gehen und einen Drink zu nehmen oder zu essen.
Ich habe bei meinem Besuch genau das getan und saß wenig später gestärkt und beseelt von zwei Longdrinks im Zirkuszelt und wartete auf die Vorstellung. Außer mir nur einige sehr wenige wohlhabenden Khmer-Familien und zahlreiche Backpacker in den üblichen Gruppenkonstellationen. Will sagen: Immer vier bis fünf Mädels, Anfang 20, gerne sommersprossig und mit krebsroten Schultern, schlechten Tattoos und im unvorteilhaftem Schlabber Chic, der Backpaper-Uniform: Billige, weite Stoffhosen mit Ornamentmuster, Unterhemd und Stofftasche vom Souvenirshop. Dazu Bier aus Dosen. Dann die Pärchen. Erste große gemeinsame Reise. Wenn man das gemeinsam durchlebt hat und danach noch so verliebt ist wie zuvor, dann stehen Kinder ins Haus. Und die erste eigene Wohnung, vielleicht auch gleich der Hausbau. Er wird nie wieder so frei sein wie jetzt, sie nie wieder so glücklich… Furchtbar solche Gedanken. Und anmaßend. Was weiß ich schon über diese Leute? An diesem Punkt habe ich mich kurz ein bisschen alt gefühlt. Nicht lange, denn die Show hat mich sehr schnell alle negativen Gedanken vergessen lassen. Die Jungs (und das eine Mädel) haben Sachen gemacht, die muss man sich selbst ansehen. Vier Mann übereinander, jeder steht auf den Schultern des anderen. Einige Meter entfernt noch mal vier Jungs ebenfalls übereinander. Kommt ein weiterer, klettert auf den einen menschlichen Turm und springt von der Schulter des Obersten quer durch den Raum zu dem zweiten menschlichen Turm. Landet auf den Schultern des obersten Kerls und klettert wieder runter als wäre es das Normalste auf der Welt. Und das war erst das Aufwärmprogramm.
Also, wenn ihr dort seid: Hingehen!
Was mir an Siem Reap allerdings negativ auffiel und nach kürzester Zeit echt genervt hat, war die dortige Preispolitik. Ich verstehe dass man in Touristengegenden versucht das Maximum herauszuholen, aber es gibt ein Grenze. Ich hab nix dagegen, mehr zu zahlen als die Einheimischen, auch wenn es deutlich mehr ist. Ich zahle auch gerne mal Preise wie hier in Deutschland wenn es sein muss. Wenn ich aber im Laden stehe, mir eine Tüte getrocknete Mangos kaufen will und der Verkäufer mich auf meine Frage was das denn koste, erst mustert und dann sagt “8 Dollars”, fühl ich mich ein bisschen verarscht.
Dementsprechend hab es nicht allzu lange in Siem Reap ausgehalten. Was vielleicht auch an meinem nächsten Reiseziel lag: Pattaya!