Vor ein paar Minuten
An diesem Ort brennt sich die Sonne noch unerbittlicher in meinen Nacken. Es ist sooooo heiss. Mein Körper ist längst im Energiesparmodus während ich die Strasse entlang trotte. Die Frauen vor den Massage Salons rufen "Masaaaasch, Masaaaasch". Aber mein Gehirn stellt es erst zu mir durch als ich längst woanders bin.
Vor den Clubs und Gogobars warten sie schon auf mich. Männer. Sie ziehen, zerren, schubsen. Wedeln mit ihren Armen und rufen "Come inside, come, come! Beatiful girls. Come, come, come!" Weiche links aus, rechts, täusche wieder links an, gehe zurück und komme schliesslich halbrechs vorbei. Schnell, schnell. Muay Thai mit Vollkontakt, aber ohne Mundschutz.
Die Männer am Strassenrand sind flexibel. Da ich auf "Taxi, taxi" nicht reagiere rufen sie gleich noch ein "Weed, Weed, Mariuana" hinterher. Bin total respektlos und gehe weiter. Frage mich aber, was ich dadurch alles verpasse: "Heizdecken, Heizdecken! Come. Kochtopfset. Penis enlargement. Come!"
Möchte niemanden verärgern. Aber neulich ist mir zu Pattaya glatt der Begriff "Dreckloch" in den Sinn gekommen. Aber was ist dann das hier? Es ist sauberer als in Pattaya. Vielleicht einfach nur "Loch"? Ein Loch, durch das die Skrupel der Geldverdienenden ebenso schnell verschwinden wie die Tausend-Baht Scheine der Touristen.
Welcome to Patong! Welcome to Phuket!
Ein paar Tage zuvor
Irgendwie mag ich den Typen nicht. Er läuft schon ein paar Minuten vor mir her und dreht sich ab und zu zu mir um. Die Sukhumvit entlang Richtung Asoke. Ich überhole ihn und bin mit meinen Gedanken schnell woanders. Stehe an der Ampel. Denke kurz, dass es sich lohnen würde, an den Fussgängerampeln in Bangkok Wartehallen einzurichten. Mit 3-Gangmenu, Kino und Übernachtungsmöglichkeit. Um nichts zu verpassen könnte man die Grünphase über Lautsprecher ankündigen: "§$(§($)§ - Attention please! All travellers with destinations across the street please prepare for boarding. Sank ju. - $/(§/$(§/$"
Bemerke ihn neben mir. Business Casual. Hellblaues Hemd, dunkle Anzughose.
"Phew it's cold today. Unbvelievable."
"Yes"
"Haven't had that for ages."
Mir war schon aufgefallen, dass es kühler ist als sonst. Hatte mich auch heute morgen kurz über den Aufmacher der Zeitung im Starbucks gewundert: "Kältewelle erreicht Südostasien". "Kältewelle"? Gimme a break!
"Must be the climate change" sagt er.
"Well, yes. Last time I checked it was supposed to get warmer though, no?"
"That's right."
Wir unterhalten uns während wir auf die nächste Grünphase warten. (Wer weiss, vielleicht ist die Kältewelle bis dahin schon vorbei?)
Er ist nett. Frage mich warum ich Business-Leuten hier so kritisch gegenüber bin. Er ist Deutscher und arbeitet in Malaysia: "Ist schon schöner in Kuala Lumpur. Aber ab und zu komme ich her". So so, du Schlingel. Ist hier nicht die Soi Cowboy um die Ecke?
Auf der anderen Strassenseite trennen sich unsere Wege. Bangkok: so ganz anders als Pattaya. Schick und modern. Mir zu groß, zu viel Smog, zu eng. Die über Kilometer hinweg hochgezogenen Wolkenkratzer und Shoppingmalls erscheinen mir beliebig, austauschbar. Vielleicht darf man in dieser Stadt, abseits von Chinatown und little India, kein Flair wie in NY oder Paris erwarten. Dazu ist das hier alles zu neu. Und nur der Eindruck aus drei Tagen.
Noch ein paar Tage davor
Scheitern? Ach ja. Wir sitzen zu dritt auf dem Moped und schängeln uns durch die immer noch lebhafte Second Road. Erinnere mich an jene Theoriestunde in der Motorradfahrschule mit Werner: "Ja! Es ist gefährlich. Aber wir haben es auch in der Hand. Vorausschauendes Fahren, Leute. Vorausschauendes Fahren!". Unser Mototaxi Driver hatte bestimmt einen anderen Lehrer.
Sie nimmt meine Hand und legt sie um ihren Bauch. Der Fahrtwind ist angenehm. Für Augenblicke begutachten uns die Thai Mädels an den Strassenrändern. Sie wirken interessiert, wer da mit wem fährt. Dann verlieren sich ihre Blicke in der Menge hinter uns.