Trump hat Xiaomi auf die blacklist gesetzt. Ich habe soeben eine größere Position mit Xiaomi geschlossen. Das Ganze war mir zu riskant und jetzt habe ich noch Gewinne mitnehmen können. Die Frage ist, was hat zu meiner Entscheidung geführt. Zu meinem Hintergrund. Ich handle seit ca. 15 Jahren mehr oder minder erfolgreich mit Aktien (es reicht noch nicht zum Leben) und habe Treasury studiert. Mögliche Szenarien:
1. Die Aktien brechen etwas weiter ein, aber Biden löst den Bann, weil er ein Xiaomi Fanboy ist. Zusätzlich dazu stützt die chinesische Regierung das Unternehmen und die Aktien steigen wieder. Wer es geschafft hat im Tiefpunkt einzusteigen verdient sich eine goldene Nase.
2. Das Blacklisting bleibt bestehen. Qualcomm, der Lieferant für die Prozessoren uvm., muss die Geschäftsbeziehungen mit Xiaomi aufkündigen. Google mit dem Betriebssystem Android muss nachziehen. Das Spiel kennen wir schon von Huawai. Technische Leckerbissen, aber ohne die entsprechende Google-Dienste mit wenig Nutzen außerhalb von China. Im Bereich Wearables, Smart Home etc. kann wahrscheinlich relativ schnell auf Inhouse- oder Inlandslösungen umgestellt werden. Das SAAS-Geschäft und Streaming ist außerhalb von China schwach und entsprechend nicht so schwer geschädigt. Der erst kürzlich aufgestellte Vertrieb außerhalb von China und Indien wurde erst neu aufgebaut und hat bisher sicherlich mehr gekostet als eingebracht. Entsprechend der höheren Absatzplanung für das Geschäft außerhalb Chinas wurden auch die Produktionen erweitert. Das Geld ist auch verpufft, bevor es Gewinn einbringen konnte. Zwischenfazit: Die Produkte müssen in Windeseile mit angepasst und umgebaut werden. Der Massenvertieb außerhalb Chinas bricht ein. Kürzlich getätigte Investitionen verpuffen, bevor sie sich amortisieren können. Für das operative Geschäft äußerst schmerzhaft. Zusätzlich kommt dazu, dass der Direktvertrieb eingestellt werden muss, weil die Banken kein Geld mehr auf Xiaomis Konten überweisen dürfen. Man hat nur noch die Möglichkeit sich was wie früher aus China zu importieren.
An den Aktienmärkten haben sich die Bad News zu einem Kursverlust von 9 % in 10 min. geführt. Kein alltägliches Ereignis! Ferner dürfen US Investoren nicht mehr in das Unternehmen investieren. Gerade davon haben sie aber sehr profitiert. Viel schlimmer – die Investoren müssen bis November aussteigen, was einen Angebotsüberhang bedeutet. Ceteris paribus fällt der Preis auch mittelfristig durch Börseneffekte. Das bombastische Wachstum in diesem Jahr war mir schon nicht ganz geheuer, aber ich bin auf der Welle mitgeschwommen. Ich hatte mich immer gefragt, ob sich auch die Substanz des Unternehmens in einem Jahr verdreifacht hat. Ohne Research zu betreiben würde ich dies ohne ein schlechtes Gewissen zu haben verneinen. Sprich vieles vom Wachstum in 2020 waren Aufholeffekte, weil Xiaomi stellenweise stark unterbewertet war, aber auch Spekulation. Davon lebt die Tech-Branche, aber so schnell die Spekulanten kommen so schnell sind sie auch wieder weg.
Wird das Black Listing revidiert? Jedenfalls nicht unmittelbar bei der Amtsübergabe an Biden. Der kennt das Unternehmen wahrscheinlich nicht oder nur vom Hörensagen. Sicherlich wird er sich die Blacklist irgendwann ansehen, aber nicht mit erster Priorität. Da gibt es derzeit größere Baustellen im Land. Die Frage ist dann auch, ob er Xiaomi und Huawai etc. von dieser Liste nimmt. Biden gilt als Wall Street-freundlich, aber unterliegt auch immer den Einfluss seiner Berater. Selbst wenn Xiaomi von der Blacklist genommen wird, sicher nicht unmittelbar und bis dahin wird das Unternehmen zu kämpfen haben!
3. Alle guten Dinge sind 3. Falls Xiaomi auf der Liste bleibt, wird das Unternehmen sich nach dem unter Punkt 2 beschriebenen Gesichtspunkten zu kämpfen haben, aber sich mittel- bis langfristig wieder fangen. Bis dahin werden sich auch die Aktienkurse nicht zum positiven entwickeln und danach muss man sehen, wie es weiter geht.
Fazit: Nehmt die Gewinne mit, solange ihr könnt. Man kann später immer noch wieder einsteigen. Das Risiko ist derzeit zu hoch.