Teil 1
Es war in den 80-er Jahren, als ich einmal die Philippinen besuchte. Geflogen bin ich mit Philippine Airlines.
Bei der Anreise war aber, natürlich mit Umsteigen in Manila, das erste Ziel Tokio. Bei der Rückreise ging es auch wieder über Manila, wo ich dann quasi einen Stopp Over machte, meine inzwischen eingeflogene Gretel traf und zusammen mit ihr mehrere Wochen die Philippinen besuchte.
Nun aber zu Japan:
Nach der Pass- und Zollkontrolle musste ich dringend auf die Toilette. Was mir dort sofort aufgefallen ist, es wurde beim Sch….. ununterbrochen die Wasserspülung gedrückt. Mein “Nebensitzer“ gab sogar zusätzlich Laute von sich, die wie die Befehle eines Wachmanns im Kriegsgefangenenlager des “River Kwai“ Films klangen. Japanisch klingt in meinen Ohren sowieso immer ein wenig wie Hundegebell.
Nun – ich vermutete, dass es allen peinlich war, zu diesen Geräuschen, die es beim Sch….. eben gibt, zu stehen.
Ich wollte nun wiederum einmal demonstrieren, dass man sich in meiner Kultur dafür keineswegs schämen muss. So drückte ich ohne Hemmungen alles lautstark ab und gab dann ein erleichtertes “Aaaahhh“ von mir. Da war es plötzlich mucksmäuschenstill. Beim Händewaschen wurde ich als Verursacher erkannt und erntete strafende Blicke.
Fuhr dann vom Airport Narita mit dem Zug in mehr als einer Stunde in die weit entfernte City. Dort stieg ich in die Yamanote S-Bahn, die ringförmig um die City verläuft. Von diesem Ring konnte man, wenn man gut zu Fuß war, fast jeden Punkt der City erreichen.
Wie im Backpacker-Reiseführer beschrieben, stieg ich dann an einer Station aus und trabte zu einem angeblichen Billig-Hotel. Da ich Japan aus Gründen, die wohl jeder kennt ($$$), nur ein paar Tage eingeplant hatte, war der Reiseführer wieder einmal ein gebrauchter und steinalt.
Das “Billig-Hotel“ war inzwischen ein teures geworden und mit meinem aufgesattelten Rucksack wurde in mir sofort ein Zahlungs-Unfähiger vermutet. So wurde ich strikt abgewiesen. Auch gab man mir keinerlei Auskunft, wo es eventuell eine passende Unterkunft für mich gäbe.
Nun - es war nicht das Jahr 0 in Bethlehem und ich hatte auch keine hochschwangere Maria dabei. Also weiter!
Fuhr dann mit der Yamanote S-Bahn in eine Gegend, wo es laut Reiseführer auch günstige Hotels geben sollte. So genau und gar noch mit einem Namen, waren diese aber nicht beschrieben. Vermutlich war der Verfasser dieses Reiseführers selber nie in Japan!
Ich fand dann auch mehrere durchaus “günstige“, aber der Preis bezog sich nicht auf einen Tag, sondern auf eine Stunde – ups!
Kurzum – ich war in einem Vergnügungs-Viertel gelandet.
Staunend beobachtete ich, wie sich Gruppen von Männern, die aus irgendwelchen Bars wankten, sturzbetrunken voneinander verabschiedeten. Dabei schienen sie sich lallend Komplimente zu machen und verneigten sich, mit an der Hosennaht angelegten Armen, immer und immer wieder voreinander.
Außer ein paar blonden und rothaarigen Europäisch aussehende Pay6-Ladies, habe ich auf der Straße keine Asiatischen gesehen – fast alles schien sich innerhalb von Bars oder Hotels abzuspielen.
An einem Hotel gab es ein Schaufenster, wo wunderschöne Puppen ausgestellt waren. Wie ich später erfahren habe, konnte man diese mieten und mit aufs Zimmer nehmen.
Nun ja – mit denen kriegt man wenigstens keinen Streit!
Fuhr dann ein paar Stationen weiter, wo sich laut meines gut 10 Jahre alten Reiseführers noch ein weiteres “Billighotel“ befinden sollte. Dieses war aber mit ca. 300 DM auch außerhalb meines Budgets, welches ich für Japan schon deutlich höher angesetzt hatte, als für andere Länder.
Da es nun schon ziemlich spät geworden war und mich der Hunger quälte, setzte ich mich in ein Bistro, verschlang einen sauteuren Sandwich und trank so nach und nach insgesamt 3 Tassen Tee – das Billigste, was es hier gab, aber immer noch teuer genug.
Beschloss, bis zum Morgen hier abzuhängen und zog in Betracht, eventuell sogar nach Narita zurückzufahren, um zu versuchen, meinen Rückflug nach Manila zum frühmöglichen Zeitpunkt vorzuverlegen. Ich wollte einfach in diesen paar geplanten Tagen nicht schon mein ganzes veranschlagtes Geld für diesen Urlaub, nur in Japan verheizen.
So gegen 2:30 Uhr gab man mir zu verstehen, dass jetzt geschlossen wird. Ich bezahlte, setzte meinen Rucksack auf und fand mich auf der Straße wieder. Es war bitterkalt, aber da musste ich jetzt halt durch.
Auf der anderen Straßenseite war ein kleiner Park, wo ich mich auf eine Bank setzte, von der ich die Straße überblicken konnte. Dabei hatte ich ein echtes Penner-Feeling:
Frieren, Hunger, Obdachlos.
Seit diesem Erlebnis bin ich auch stets bereit, irgendwelchen abgerissen aussehenden Menschen, die das internationale Hungerzeichen machen, etwas zuzustecken, oder sie zu einer kleinen Mahlzeit an meinen Tisch einzuladen.
Habe dabei allerdings auch schon negative Erfahrungen gemacht.
Fortsetzung folgt!