Kartoffelchips Teil 5
Recht lange hielt diese Ruhe aber nicht. Schon relativ früh klingelte der Wecker und es ging weiter nach Bohol. Mit dem Shuttle ging es zum Terminal 2. Erschüttert war ich nur über die 10 kg Freigepäck, die bei der Philippine Airlines auf allen Inlandsflügen Standard sind. Gemeinsam hatten wir 28 Kilo, also immerhin ein Extra von 1600 Peso auf jedem Flug.
Der Flug an sich war gut und einigermaßen pünktlich. Darin mindestens zwei Nächte blieben, war der Transfer von und zum Flughafen Tagbilaran inklusive. Vor dem Abflug hatten wir eine SMS an das Hotel geschickt und der Fahrer stand auch rechtzeitig mit einem Schild am Ausgang. Nach einer guten halben Stunde Fahrt kamen wir dann beim „Native Dream Resort“ auf Palau, einer kleinen Insel neben Bohol, an. Wie das „Native“ im Namen schon angedeutet, ist das Hotel vollständig aus natürlichen Materialien gebaut. Um einen geschwungenem Pool mit Whirlpool und Kinderbecken waren jeweils aus zwei Zimmern bestehende Bambushäuschen platziert. Das Zimmer war einfach aber schön eingerichtet und so weit wie möglich aus Bambus gebaut. Die beiden Schiebetüren zur Veranda waren einseitig verspiegelt und für den Abend waren innen verschiebbare Sichtblenden angebracht.
Den Nachmittag und Abend verbrachten wir am Pool oder im Bett. Einerseits waren wir noch müde von der kurzen ersten Nacht, zum anderen wollten wir unseren ersten Sex nachholen. Doch der endete wieder im gleichen Chaos wie am Vorabend. Aber auch dieses Mal war es für sie kein Problem und kein Grund, sich zu beschweren.
Aufgrund des Jetlag und unseres Bedürfnisses, sich auszutauschen war auch diese Nacht nicht von besonders viel Schlaf gekennzeichnet, so dass wir um kurz nach acht noch schliefen, als wir plötzlich unsanft geweckt wurden. Zuerst stellten wir nur fest, dass der Strom ausgefallen war. Dann wunderte ich mich noch, wer hier so ein Lärm produziert und gleichzeitig am Bett wackelt bis wir mit Schrecken feststellen mussten, dass das ein ausgewachsenes Erdbeben war. Wenn man sowas noch nie mit erlebt hat, ist es im ersten Moment schwer zu erfassen. R. klammerte sich an mich und ich war nur kurz am überlegen ob wir drinnen bleiben sollten. Die Holzbauten hätten vermutlich noch viel mehr ausgehalten, aber da wir natürlich nicht wissen konnten, wie lang und wie stark das Beben werden würde, rief ich ihr nur kurz zu, dass sie rausgehen sollte. Als wir dann aber vor der Hütte standen, war schon fast wieder alles vorbei. Im Pool schwappen die Wellen etwa 30 cm über den Rand hinaus. Das Wackeln hatte aufgehört und zusammen mit den anderen Gästen standen wir nur herum und versuchten, das Erlebte zu bearbeiten. R. zitterte am ganzen Körper und so konnte ich als großer Beschützer auftreten. Ich umarmte und streichelte sie und redete beruhigend auf sle ein.
Als der klar wurde, dass das Schlimmste überstanden war, ging ich erst einmal in unser Zimmer zurück um eventuelle Schäden zu begutachten. Doch es waren nur die Toilettenartikel über dem Waschbecken heruntergefallen. Das Duschgel in der wackligen Seifenschale war aber stehen geblieben. Wieder draußen, hörten wir dann, dass in einem anderen Zimmer nur ein paar Spiegel von der Wand gefallen waren. Der Strom war zwar noch nicht wieder da und würde vermutlich auch nicht so schnell wieder kommen. Was macht man dann in einer solchen Situation? Frühstücken! Dafür, dass das mein erstes Erdbeben war, war ich erstaunlich ruhig geblieben (Die daheim spürbaren Ausläufer vom Erdbeben in Friaul in den Siebzigern und das künstliche in den Universal Studios zählen natürlich nicht). Aber da die Küche mit Gas lief, war das Kochen kein Problem.
Nach dem Frühstück kamen wir mit ein paar Spaniern ins Gespräch, die für den Tag einen Ausflug zu den Chocolate Hills geplant hatten und uns fragten, ob wir uns nicht anschließen wollten. Nachdem das auch ein Grund war, überhaupt Bohol ausgesucht zu haben, nahmen wir natürlich an. Mit etwas Verspätung, da der Fahrer erst einmal die Lage erkunden wollte, ging es dann los. Schnell stellte sich aber heraus, dass das doch nicht so einfach werden würde. Bis auf eine Tankstelle in Tagbilaran waren alle anderen geschlossen und auch die geplante Route konnte nicht befahren werden.
Über eine längere Strecke kamen wir dann doch noch zu den Hills. Es wurde aber ein ganz anderer Ausflug als geplant. Der Weg zum Aussichtspunkt war geschlossen und so sahen wir deutlich mehr zerstörte Häuser als Hügel. Auch das geplante Essen auf einem floating Restaurant auf dem Loboc River fiel leider aus. Die durchfahrenden Gebiete sahen aber alle nicht so schlimm aus wie die Bilder, die in den nächsten Tagen in Zeitungen und Nachrichten zu sehen waren.