Thailändisch lernen

Thailand Mein Besuch im Wat Sanghathan für drei Tage Anfang 2017

        #21  

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Danke erstmal @all für die Resonanz.
Ich werde auf den Punkt von dir @Dali hinsichtlich Wahrnehmung noch in Ruhe eingehen.
Auf die Schnelle möchte ich Dir sagen, dass mir das auch schon begegnet ist. Habe mal ein ZEN-Kochbuch geschenkt bekommen. u.A. stand da Ähnliches drin: Wenn ich Reis wasche, wasche ich Reis.
 
        #22  

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Fegen ist angesagt.
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Wie ich bereits erwähnt habe, liegen mir auch einfache Tätigkeiten. Jedoch will ich nicht so recht in meinen Flow kommen, denn zwischen den Bäumen schwirren Moskitos rum.

Durch den Regen am Morgen ist es ziemlich schwül und die Biester fühlen sich pudelwohl.

Ich glaube, sie freuen sich, mal etwas anderes als „Thaifood“ zu bekommen und schlagen zu.

Nun muss man wissen, dass man sich während seines Aufenthalts im Wat an die 8 Tugenden halten soll. Eine dieser Tugenden besagt, dass man kein Lebewesen töten soll. Ich halte mich daran, obwohl ich bei Moskitos zum Sadisten mutieren kann.

Nach einer Stunde ist die Arbeitseinheit vorbei und ich um eine Erfahrung, sowie ein paar Moskitostiche reicher.

Die anderen Novizen sind freundlich, sprechen aber fast kein Englisch. Sie kümmern sich um mich, so gut das eben möglich ist.

Es geht direkt in den „Laan Thamm“(das habe ich irgendwo gelesen), eine Art Hoffläche zur Gehmeditation. Auch dort haben die Moskitos erkannt, dass es was zu holen gibt.

Das Szenario sieht so aus: Die Novizen (alle weiß gekleidet) stehen in Zweierreihen mit etwa einem Meter Abstand hintereinander und lauschen dem Lautsprecher.

Der gibt den Takt an. Jeder Schritt besteht meiner Erinnerung nach aus vier Einheiten. Zunächst steht man einfach nur da. Dann beginnt es mit dem Anheben der Hacke, Abheben und nach vorne bewegen des Fußes, Absetzen des Fußes auf der Hacke und schließlich ganz Aufsetzen des Fußes. Jeder Part dauert etwa zehn bis fünfzehn Sekunden. Ein Schritt demnach fast eine Minute.

Gegen Ende dieser Meditation wird der Schlafraum wieder geöffnet und ich kann meine Kleidung von der Bank darin ablegen. Auch komme ich nun endlich an meinen Mückenschutz.

17.00 Uhr sind in einer Halle: Gesänge, dann Vorträge. Ich verstehe kein Wort – ist ja alles auf Thai. Das war mir von Anfang an klar. Jedoch wollte ich in erster Linie die Atmosphäre aufsaugen. Meditieren kann ich auch auf deutsch.

Was mir allerdings sehr schwer fällt ist die Sitzposition. Dieser „Meerjungfrauensitz“ geht mir auf den Rücken.

Die Veranstaltung dauert bis etwa 20.30 Uhr. Inzwischen habe ich schon mächtig Hunger. Allerdings gibt es erst morgen etwas zu essen.

Die Novizen sind entlassen. Es geht Richtung Schlafsaal. Vorher noch duschen in den Sanitärräumen. Das Wasser ist schön warm und der Wasserdruck ist gut.

Gegen 21.00 Uhr gehe ich ins Bett und versuche zu schlafen.

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        #23  

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so kleine Biester wie Moskitos könnten mich auch um meine meditative Mitte bringen. Da würd ich erstmal auch nicht dran denken...
 
        #24  

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Freue mich auf Deine Eindrücke :) vor der Erleuchtung Holz hacken nach der Erleuchtung Holz hacken - ist auch so ein Zen-Spruch. Allerdings befinden wir uns hier ja in Thailand und nicht in Japan. :)
 
        #25  

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Schlafen ist nicht. Bin viel zu aufgeregt und die Ereignisse des Tages gehen mir noch einmal durch den Kopf.

Zudem bin ich es überhaupt nicht gewohnt so unbequem zu liegen. Na gut, denke ich mir: wenn Du müde bist, schläfst Du schon ein.

Gegen das Surren der Ventilatoren habe ich mir Ohrstöpsel ins Ohr gesteckt und irgendwann werden die schon das grelle Neonlicht ausschalten.

Irgendwie will das Ganze so nicht funktionieren. Zu allem Überfluss beißt mich noch eine Ameise oder so was in die Lippe und ich spüre, dass sie anschwillt… na bravo!

Ich schaue mich mal im Raum um:

Die Thais sind ja echt unglaublich… manche können in jeder Position schlafen. Wie junge Katzen. Das sieht manchmal echt lustig aus.

Die, die nicht schlafen, lesen irgend eine Zeitung, andere spielen an Ihrem Handy rum.

Irgendwie gar nicht so vereinbar mit meiner Vorstellung vom Klosterleben.

Das Licht wird immer noch nicht ausgemacht

Aber egal, ist ja deren Sache. Schlafen kann ich trotzdem nicht. Finde ich aber gar nicht so schlimm und tröste mich damit, dass 10 Stunden im Flieger in der Eco-Klasse schlimmer wären. Hier kann ich wenigstens liegen.
 
        #26  

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@kelle @Dali : Am Ende werde ich ein kleines Fazit meiner wenigen Tage ziehen.
Aber bei der Gelegenheit:
Ob im Tempel, im Alltag, in der Meditation oder sonstwo: Ich denke, man kann es erlernen, dass man nur "das aktuelle Tun", wahrnimmt und auch -je nach Fähigkeit- die Welt außen rum ausblenden kann und auch die Zeit vergisst. Letzteres passiert mir manchmal.
Am Besten gelang/gelingt mir das beim Pilgern oder bei simplen Gartenarbeiten. Da stellen sich von ganz alleine Rhythmen oder Sätze in meinem Kopf ein, die sich zigfach wiederholen, wie Mantras und ich fühle mich ganz bei mir. Das hängt aber auch (bei mir) mit der Bewegung zusammen.
Im Wat ist mir das so nicht gelungen - es war anders. Zu viel war zu beobachten, zu empfinden und war neu. Ich musste sehr achtsam sein, was ich tue, stets die Anderen beobachten um nichts falsch zu machen. Das ist mir dann in der Stille wieder begegnet und ich konnte mich davon nicht lösen.
 
        #27  

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3.30 Uhr. Die Glocke wird geschlagen. Es ist mein zweiter Tag

Ich habe das Gefühl gar nicht geschlafen zu haben. Bin aber auch nicht übermäßig müde. Das Licht blieb tatsächlich die ganze Nacht an.

Wir gehen zum Waschraum und machen uns fertig für die Morgenandacht.

Um 4.00 Uhr beginnt im Großen Saal eine Meditation, Gesänge und Vorträge von Mönchen, die ich nicht verstehe. Jetzt werde ich müde. Wohlweislich habe ich einen Platz an der Wand ergattert und lehne mich an. Irgendwo in der Mitte ständig in dieser Meerjungfrauenhaltung – das wäre mein Tod! Ich weiß gar nicht, wie die Thais das aushalten.

6.00 Uhr. Ich darf mit den Mönchen mit um Essen zu sammeln. Zwei (oder drei?) Mönche ein weiterer Novize und ich. Dazu muss man barfuss gehen. Der Novize und ich bekommen einen unromantischen Plastikeimer. Wir laufen durch die Randbezirke und es regnet leicht. Mein dünnes Hemd ist sofort nass. Da es nicht kalt ist friere ich auch nicht. Alles kein Problem.

Die Mönche bekommen die Spenden in einem speziellen Behälter. Von dort aus wird ein Teil an den anderen Novizen weitergegeben, der wiederum einen Teil an mich abgibt. Ich selbst habe keinen direkten Kontakt zu den Mönchen.

Nach unserer Runde durch die Strassen, geben wir alles in der Küche ab.

Wir stoßen zu den anderen Novizen und dürfen Getränke und warme Suppe trinken.

Hier ein Bild von ein paar Novizen während einer Pause. Der Farang ist gleich erkannt ;-)
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7.00 Uhr. Wieder eine Stunde Gehmeditation.

Danach wird der Essplatz vorbereitet. In einer Plastiktüte wird Klopapier und eine weitere Plastiktüte gesteckt. Das kommt an jeden Platz auf dem Boden auf Bast- oder Bambusmatten.

9.15 Uhr. Wir, die Novizen versammeln uns vor der Kantine. Jeder nimmt sich eine Emailleschüssel und Besteck. Dann langes Schlangestehen. Eine gute viertel Stunde. Danach, sobald die Mönche fertig sind, darf man an das Buffet. Jeder darf sich soviel nehmen, wie er möchte. Aber eben nur ein Mal.

Meine Gedanken hierzu: den Hunger habe ich schon fast überwunden, weiß aber dass ich etwas essen muss. Immerhin muss das auch die nächsten 24 Stunden reichen. Nimmst Du zuviel, ist das peinlich, nimmst Du zu wenig, hast Du Hunger.

Die Auswahl ist groß. Reis, Fleischgerichte, vegetarisches, Nachspeisen, Früchte, Wasser… alles da.

Nachdem wir unsere Schüsseln gefüllt haben, warten wir alle in Reih und Glied etwa 10 Minuten, dann geht’s gesammelt zum Essplatz und es wird in Ruhe gegessen.

Nach dem Essen kommen die Reste in die Plastiktüte und man bringt die Schüssel zurück in die Küche und spült sie ab. Es wird alles gemeinsam in der Gruppe erledigt.

Dann ist Pause. Man kann sich im Areal aufhalten oder in den Schlafraum gehen.
 
        #28  

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12.30 Uhr. Es gibt Vorträge und Gesänge das Ganze etwa eineinhalb Stunden. Die Hälfte davon im Stehen. Das ist anstrengend!

Von 14.00 Uhr bis 15.00 Uhr Ist Ruhezeit.

Meine ersten 24 Stunden habe ich „geschafft“ – so mein Gefühl dazu.

15.00 Uhr Hof fegen.

Danach wieder die Gehmeditation.

Dann ist Pause.

19.00 Uhr. Wir treffen uns auf einem Platz. Dort werden Stühle hingestellt und es wird eine Live-Übertragung einer Zeremonie gezeigt. Die Mücken ignorieren meine Protection und ich spüre, wie mein Bein dick wird.

Ein Teil der Novizen.
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20.00 Uhr. Es beginnt eine Abendzeremonie mit Meditation im großen Saal. Durch die Sitzhaltung bekomme ich langsam Schmerzen im Knie und dadurch, dass die Knie immer angewinkelt sind, schwillt das Bein nicht ab. Ich muss es also immer mal wieder ausstrecken.

Gegen 21.30 Uhr geht es dann zum Schlafsaal.
 
        #29  

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Mein Dritter Tag

3.30 Uhr aufstehen. Habe die Nacht etwas geschlafen, aber das B(r)ett ist hart und dadurch, dass ich das nicht gewöhnt bin, muss ich mich immer umdrehen und komme so in keinen tiefen Schlaf.

Heute ist Buddhatag. Es sind viele Besucher im Wat. Thais aber auch Thai/Farang-Paare. Sie schauen mich ganz ehrfürchtig an. Auch die Farangs. Scheint ein seltenes Bild zu sein, auch deshalb, da ich langer Kerl von fast 2 Metern die anderen Thai-Novizen weit überrage.

Beim Gang zum Essen gehen stelle ich fest, dass ich mein Namensschild beim Wäschewechsel vergessen habe dranzumachen. Der Schlafraum ist bereits geschlossen.

Ein Mönch bemerkt das und mosert rum. Auch ein anderer Novize hat keines dran.

Von dem erfahre ich nun, dass wir nach dem Essen antreten müssen.

Wir werden zu 2 Stunden Strafmeditation verdonnert.

Natürlich nicht als Strafe, wie man mir erklärt, sondern als „exercise“ für uns selbst.

Da ich die Beine nicht richtig anwinkeln kann, darf ich auf einem Stuhl meditieren – geht doch! Die Welt ist wieder in Ordnung.

Der Nachmittag ist wie die Tage zuvor auch.

Abends gibt es dann eine Prozession. Es werden immer mehr Thais. Viele ganz in weiß gekleidet. Sie sitzen überall und lauschen den Mönchen.

Wir Novizen haben uns versammelt. Nach ein paar Sprechgesängen gehen wir zu einem Altar.
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Jeder nimmt sich ein kleines Blumengesteck und trägt dies vor sich in seinen Händen, die er in Gebetsform vor der Brust hat. Ich wollte gar keines nehmen, aber der Kumpel neben mir drückt mir eines in die Hand und so bin ich mittendrin, statt nur dabei.
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In solchen Sachen bin ich immer sehr zurückhaltend, will ich doch Niemandem zu Nahe treten und vielleicht etwas tun, was mir gar nicht zusteht.

Dann setzt sich die Masse in Bewegung. Vorne ein Mönch, dann die Anwärter. Dahinter die männlichen Novizen, dann die weiblichen Novizinnen. Zwischen all den Novizen und Novizinnen das Besuchervolk.

Dem geneigten Leser wird aufgefallen sein, dass ich zuvor nichts über weibliche Novizen erwähnt habe. Ja, die waren auch da. Die hatten Ihren eigenen Trakt. Kontakt untereinander war nur unter bestimmten Umständen erlaubt, aber niemals nur zu zweit.

Es geht um den großen Tempel herum. Drei Mal. Dann endet das Ganze so gegen 21.30 Uhr mit einer letzten Ansprache. Die Novizen begeben sich hiernach Richtung Schlafraum.

Im Wat-Gelände geht das Spektakel allerdings die ganze Nacht weiter. Überall sind Blumen und Gestecke, Fressstände und viele Menschen.

Die Atmosphäre ist gelassen, ruhig und friedlich. Ich empfinde das als sehr angenehm und genieße diese Stimmung.

Auch ich begebe mich jetzt Richtung Schlafraum. Tatsächlich schlafe ich auch ein bisschen, obwohl ich immer wieder aufwache und höre, dass die ganze Nacht irgendein Mönch etwas vorträgt.

Um Mitternacht gibt’s einen Gongschlag und ich denke erst, die Nacht sei vorbei. Da stelle ich fest, dass ein paar Novizen rausgehen und später wiederkommen. Für mich war da die Nacht vorbei und ich konnte dann auch nicht mehr schlafen.
 
        #30  

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In dieser Nacht entscheide ich mich, dass es das nun für mich war. Die Mückenstiche an meinen Füssen – etwa 50- haben angefangen mächtig zu jucken und ich hab einen Kratzflash bekommen.

Der Gedanke an ein schönes Bett und weitere mir lieb gewonnene Bequemlichkeiten ließen mich schwach werden.

Außerdem sind an dem Tag auch die restlichen Thais abgereist, die etwas englisch sprachen.

Also: Ausreden habe ich jetzt genug, oder wie seht Ihr das?

3.30 Uhr. Aufstehen und waschen.

4.00 Uhr Es beginnt die gleiche Prozession, wie am Abend zuvor.

Der ganze Hof ist voller weiß gekleideter Thais. Die meisten haben wohl im Sitzen die Nacht verbracht.

Ich melde mich beim Abt. Er ist wieder überaus freundlich und fragt mich, wie es war.

Ich habe ihm erzählt, das es für mich eine schöne Erfahrung war, dass ich aber schlecht geschlafen habe. Dass es für „western people“ inconvinient sei, darauf hat er mich ja anfangs schon hingewiesen.

Er zeigt mir noch, wie er schläft: ganz bescheiden und immer auf dem Boden. In seinem Büro, neben dem PC. Erzählt mir wieder etwas über Buddhismus und es ist schwer, mich von ihm zu lösen. Ich werde richtig müde – sehne mich nach etwas Bequemlichkeit, will aber auch keinesfalls unhöflich sein. Er hat wirklich eine sehr verbindliche Freundlichkeit, die es mir nicht einfach macht.

Schließlich begleitet er mich aus seinem Büro nach draußen. Ich spende einen angemessenen Betrag in eine der Spendenboxen. Dort treffen wir noch einen Mönch, mit dem ich mich am Tag zuvor unterhalten habe. Der erzählt mir jetzt, dass er mich immer mal wieder beobachtet hat und ein gewisses Schmunzeln in seinen Mundwinkeln ist nicht zu verkennen.

Nach diesem Gespräch verabschiedet sich auch der Abt mit einem freundschaftlichen Lächeln und signalisiert Verständnis für mein Gehen. Er streicht mir wohlwollend über den Arm und wendet sich ab. Beeindruckend, die Art!

Ich nehme mir ein Taxi an der Strasse und lasse mich zur MRT-Station fahren.
 
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