Mein Dritter Tag
3.30 Uhr aufstehen. Habe die Nacht etwas geschlafen, aber das B(r)ett ist hart und dadurch, dass ich das nicht gewöhnt bin, muss ich mich immer umdrehen und komme so in keinen tiefen Schlaf.
Heute ist Buddhatag. Es sind viele Besucher im Wat. Thais aber auch Thai/Farang-Paare. Sie schauen mich ganz ehrfürchtig an. Auch die Farangs. Scheint ein seltenes Bild zu sein, auch deshalb, da ich langer Kerl von fast 2 Metern die anderen Thai-Novizen weit überrage.
Beim Gang zum Essen gehen stelle ich fest, dass ich mein Namensschild beim Wäschewechsel vergessen habe dranzumachen. Der Schlafraum ist bereits geschlossen.
Ein Mönch bemerkt das und mosert rum. Auch ein anderer Novize hat keines dran.
Von dem erfahre ich nun, dass wir nach dem Essen antreten müssen.
Wir werden zu 2 Stunden Strafmeditation verdonnert.
Natürlich nicht als Strafe, wie man mir erklärt, sondern als „exercise“ für uns selbst.
Da ich die Beine nicht richtig anwinkeln kann, darf ich auf einem Stuhl meditieren – geht doch! Die Welt ist wieder in Ordnung.
Der Nachmittag ist wie die Tage zuvor auch.
Abends gibt es dann eine Prozession. Es werden immer mehr Thais. Viele ganz in weiß gekleidet. Sie sitzen überall und lauschen den Mönchen.
Wir Novizen haben uns versammelt. Nach ein paar Sprechgesängen gehen wir zu einem Altar.
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Jeder nimmt sich ein kleines Blumengesteck und trägt dies vor sich in seinen Händen, die er in Gebetsform vor der Brust hat. Ich wollte gar keines nehmen, aber der Kumpel neben mir drückt mir eines in die Hand und so bin ich mittendrin, statt nur dabei.
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In solchen Sachen bin ich immer sehr zurückhaltend, will ich doch Niemandem zu Nahe treten und vielleicht etwas tun, was mir gar nicht zusteht.
Dann setzt sich die Masse in Bewegung. Vorne ein Mönch, dann die Anwärter. Dahinter die männlichen Novizen, dann die weiblichen Novizinnen. Zwischen all den Novizen und Novizinnen das Besuchervolk.
Dem geneigten Leser wird aufgefallen sein, dass ich zuvor nichts über weibliche Novizen erwähnt habe. Ja, die waren auch da. Die hatten Ihren eigenen Trakt. Kontakt untereinander war nur unter bestimmten Umständen erlaubt, aber niemals nur zu zweit.
Es geht um den großen Tempel herum. Drei Mal. Dann endet das Ganze so gegen 21.30 Uhr mit einer letzten Ansprache. Die Novizen begeben sich hiernach Richtung Schlafraum.
Im Wat-Gelände geht das Spektakel allerdings die ganze Nacht weiter. Überall sind Blumen und Gestecke, Fressstände und viele Menschen.
Die Atmosphäre ist gelassen, ruhig und friedlich. Ich empfinde das als sehr angenehm und genieße diese Stimmung.
Auch ich begebe mich jetzt Richtung Schlafraum. Tatsächlich schlafe ich auch ein bisschen, obwohl ich immer wieder aufwache und höre, dass die ganze Nacht irgendein Mönch etwas vorträgt.
Um Mitternacht gibt’s einen Gongschlag und ich denke erst, die Nacht sei vorbei. Da stelle ich fest, dass ein paar Novizen rausgehen und später wiederkommen. Für mich war da die Nacht vorbei und ich konnte dann auch nicht mehr schlafen.