Hier noch ein kleiner Erlebnisbericht von mir, das Schreiben liegt mir ja nicht so sehr, ich gehe auch nicht sehr in die Details, aber irgendwie muß die Geschichte aus mir raus:
Eigentlich hatte ich ja für diesen Urlaub wieder ein Flugticket nach Tacloban, Abfug am 13.11. Meinen Boracay-Aufenthalt vom 7.11. musste ich auch verschieben, deshalb war ich länger als geplant in AC. Durch den Monstertaifun hatte ich ziemliches Wechselbad der Gefühle. Irgendwie hatte ich zwar wieder Riesenspaß im Urlaub, aber auch sehr deprimierende Momente. Alleine die Bilder im TV zu sehen war schon sehr heftig.
Mein LT-Girl für diesen Urlaub ist am 3.11. aus Tacloban angereist, sie hat ihren kleinen Sohn dort zurückgelassen. Vom 7.11. bis zum 11.11. gab es kein Lebenszeichen Ihrer Familie mehr. Das Mädchen hat zwar versucht sich nichts anmerken zu lassen um mir einen schönen Urlaub zu bereiten (einschließlich Spaß mit anderen Girls), aber ich konnte schon spüren das es ihr nicht gut geht. In Boracay, am 11.11. nachts, rief schließlich Ihre Cousine an. Sie war von ihrem Dorf in der Nähe von Tacloban bis nach Samar gereist um Lebensmittel für Ihre Familie und Milch für ihr Baby zu besorgen. Dort gab es auch wieder Handyempfang. Die gute Nachricht war, das alle Familienmitglieder am Leben sind, trotz einiger Todesopfer im Dorf, allerdings gab es keine Lebensmittel und alle mussten hungern. Wir haben ihr dann per Palawan-Pawnshop Geld geschickt damit sie für die Familie meines Girls auch noch Lebensmittel kaufen konnte.
Mein Girl war überglücklich und wie ausgewechselt weil sie wusste das alle in Ihrer Familie am Leben waren.
Allerdings kamen die Tage darauf nur noch schlechte Nachrichten aus Leyte, der reinste Alptraum. An einem Punkt in der Nähe ihres Dorfes gab es wieder Handyempfang und die Möglichkeit die Handys aufzuladen, deshalb gab es täglich zur Mittagszeit Kontakt mit der Familie. Ihr Sohn wurde krank, Medikamente gab es natürlich keine. Da ihre Cousine noch nicht mit den Lebensmitteln zurück war ging ihr jüngerer Bruder mit ein paar Freunden auf Lebensmittel-Plündertour nach Tacloban. Auf der zweiten Tour mit seinem Moped (Benzin hatte er auch erbeutet) wurde seine Freundin getötet, ob es ein Unfall war ist mir nicht ganz klar, ihre Leiche konnten sie auf der Flucht nicht mitnehmen. Inzwischen wurden in Ihrem Dorf Bewaffnete gesehen, vor lauter Panik (es gab das Gerücht es wäre die Guerillaorganisatin NPA) sind Ihre Familie und die Nachbarn für 2 Tage zu einem Wasserfall geflüchtet. Die Familie hatte sich inzwischen zerstritten, die jüngeren wollten nach Manila oder AC flüchten, die älteren in Leyte ausharren. Nachdem mein Girl ihnen zugesagt hatte mit reichlich Lebensmitteln zurückzukommen haben sie sich für die Rückkehr zu ihrem kaum beschädigten Haus entschieden. NPA gab es dort zwar keine, aber offensichtlich gab es Bewaffnete die Häuser geplündert hatten. Die Lebensgrundlage der Familie war erst mal zerstört. Kein Fischfang mehr möglich, die Kokosplantage zerstört und alle Lebensmittel durch das Wasser verdorben. Arbeit gab es auch keine mehr, alle Schulen geschlossen. Die Uni ihres Brruders war zerstört, alse mindestens ein Jahr Studienpause. Außerdem waren die Baumaterialien und der Zement zerstört, die in den letzten Monaten für die Reparatur und den Ausbau des Hauses angeschaft wurden. Dürfte ein Schaden von mehreren 10000 Peso sein.
In der Zwischenzeit riefen immer wieder Verwandte von Familien aus Ihrem Dorf bei meiner LT an. Sie schickten ihr Geld mit der Bitte es nach Leyte zu bringen oder Medikamente zu besorgen.
An meinem letzten Urlaubstag in AC (22.11) habe ich mit ihr Lebensmittel eingekauft, unter anderem 100 kg Reis, 50 kg Sack für 2000 Peso, 2 kg Süßwaren, Milch und reichlich Medikamente. Mit den Transportkosten für den Bus hat mich das ganze ungefähr 300 € gekostet. Es ist schon ein komisches Gefühl ein zierliches 35 kg Girl mit ungefähr 200 kg Gepäck und reichlich Bargeld alleine mit dem Bus in eine Krisenregion zu schicken, wohl war mir dabei ganz bestimmt nicht. Allerdings ist Hilfe in der Region dringend nötig, und nicht nur Ihre Familie hat sich auf sie verlassen, sie hat auch Sachen und Bargeld für andere mitgenommen.
Zum Glück habe ich heute morgen Nachricht per SMS von Ihr bekommen. Sie ist gut angekommen, ihre Familie hat sie am Busbahnhof in Tacloban abgeholt. Allerdings liegt über Tacloban immer noch ein Verwesungsgeruch, auch Leichen sind noch zu sehen. Der Anblick der zerstörten Stadt hat sie ziemlich geschockt. Iherm Sohn geht es inzwischen wieder besser, allerdings ist er etwas abgemagert, der Süßkram scheint ihm aber zu schmecken.
Die ganze Geschichte war für mich ein Wechselbad der Gefühle, ich wusste gar nicht wie ich mit der Situation richtig umgehen sollte. Während das Girl in den ersten 3 Tagen nach dem Taifun abends deprimiert bei einer Freundin in einer Bar saß, war ich Barhoppen und hab mir andere Girls gebarfined. Keine Ahnung ob ich deswegen ein schlechtes Gewissen haben sollte, aber für diese Situation konnte ich ja auch nichts. Ich bin aber sehr froh das ich auf etwas helfen konnte, ich werde die Familie meines Girls aber auch die nächsten Monate noch etwas unterstützen.