Member hat gesagt:
Klar sind die Regierungen hier korrupt. Von Vetternwirtschaft über breitengelegte Korruption hin zu eindeutigem Machtmissbrauch.
Nach über 25 Jahren in Südostasien hält sich mein Mitleid mit der Bevölkerung allerdings in Grenzen. Sowohl in Thailand als auch auf den Philippinen klagen alle über die Korruption, aber wenn dann Wahlen sind glaubt die Mehrheit doch wieder den (unerfüllbaren) Wahlversprechen der Populisten bzw. verkauft ihre Stimmen an den Meistbietenden aka dem korruptesten Politiker.
Gerade wieder schön auf den Philippinen gesehen. Die Pinoy bekommen genau den Präsidenten, den sie verdient haben.
Zitat von Joseph Marie de Maistre: Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient. - Zitate, Sprüche und Aphorismen.
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Zukunftskiller Desinteresse
Die politisch Aktiven, die Berufspolitiker und die sogenannten Eliten wissen sehr um genau diese politische Behäbigkeit und nutzen sie zu ihren Gunsten aus. Wie sagte Jean-Claude Juncker: "Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt."
Das passiert leider immer öfter, weil die Menschen sich immer mehr einlullen lassen. Der persönliche Komfort und Lebensstandard ist wichtiger als das gesellschaftliche Wohlbefinden. Protestiert wird am Stammtisch oder im Internet. Aber wenn es gilt, den Job, das Auto oder gar das halb abgestotterte Häuschen zu riskieren, dann ist Schluss mit Protestieren. Dann wird kleinlaut geschluckt, was da politisch serviert wird.
Dabei passiert es immer öfter, dass Menschen gar nicht mehr bemerken, dass sie etwas schlucken sollen, weil die Kröten gut verpackt serviert werden. Das geht Hand in Hand mit ansprechenden Unterhaltungsangeboten, die Menschen so nachhaltig ablenken, dass sie sich weniger mit gesellschaftlichen Problemen beschäftigen weil weder Zeit noch Interesse übrig ist. Die permanente Berieselung mit vorgefertigten Meinungen lässt zudem ein Volk langsam und fast unbemerkt abstumpfen. Manches wird gar nicht mehr wahrgenommen - oder irgendwann widerspruchslos hingenommen. Man gewöhnt sich an gängige Meinungen und Verhältnisse.
Wie viele Menschen schimpfen über TTIP-Abkommen, BER-Flughafen oder andere Missstände. Aber wie viele würden dafür wirklich an einem Generalstreik teilnehmen? Wie viele Menschen würden ihren Wohlstand riskieren, um eine andere Politik, eine andere Regierung zu erzwingen, indem das Land solange lahmgelegt wird, bis die Machtmissbraucher klein beigeben?
Das Stichwort Solidarnosc belegt, dass es sogar in totalitären Gesellschaften möglich ist, ein Ziel durchzusetzen. Lech Walesa, einer der Führer der Bewegung, schaffte es in Polen vom Elektriker zum Präsidenten. Er nahm vieles auf sich, vor dem andere Menschen sich ängstigen. Doch er schaffte es, Polen von einem realsozialistischen zu einem demokratisch-marktwirtschaftlichen Land zu führen.
Man kann die Regierung bekommen, die man haben will, wenn man dafür kämpft. Sind die Menschen dazu jedoch nicht bereit, dann bekommt ein Volk tatsächlich die Regierung, die es verdient. Eine, die jede menschliche Schwäche des Volkes zum eigenen Vorteil nutzt, eine der nichts zu schäbig ist, die eigenen Interessen durchzusetzen und dafür das eigene Volk nach Strich und Faden belügt und betrügt. Wenn das Volk sich all das gefallen lässt, dann hat es eine solche Regierung in der Tat verdient, denn die Regierung ist letztlich nur der politisch-gesellschaftliche Spiegel den das Volks sich selbst vorhält. Das Volk wählt sich seine Regierung - und politisch Desinteressierte werden regiert von Menschen, die sich sehr für Politik interessieren und deren Möglichkeiten für ihre persönlichen Interessen zu nutzen wissen.