Thailändisch lernen

Thailand Nings Traum vom langweiligen Leben

        #1  

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bett bezogen

Bin nun Mitglied eines Thailand-Forums. Da ich 9x dort war, scheint es nicht viel Neues für mich zu geben, zumindest nicht über Pattaya, aber manche Postings sind nett. So schreibt einer: „ich bin grad 18j habe noch nicht soviel erfahrung mit frauen (bett bezogen), macht es denn frauen was aus wenn man die mit nimmt oder sollte die man da drauf vorher ansprechen?“

Einer weist sehr richtig darauf hin, dass man schon vorher mit ihnen reden und sie nicht einfach am Kragen ins Hotel zerren sollte. Ein anderer schreibt: „Nicht ausgeschlossen, dass es deiner Gegenüber ähnlich ergeht. Vielleicht könnt Ihr Euch dann 'n Buch besorgen, wo alles drinsteht.“ Haha … einige junge Bargirls sind tatsächlich sehr unerfahren, und so eine Szene ist gar nicht so unwahrscheinlich.

Musste mich aber erst mal am Kopf kratzen bezüglich der Frage, was der 18jährige meint mit „bett bezogen“? Hat er irgendeinen Fetisch mit Bettlaken? Aber er meint wohl einfach nur „Erfahrung mit Frauen bezüglich Bettgeschichten“.
 
        #2  

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Tränen in den Augen

Da habe ich viele Jahre immer mal wieder auf irgendeinem Strand gehockt, aufs Meer geschaut, neben mir meine Freundin oder Ehefrau, und gedacht, nun müsse ich doch glücklich sein, weil alles so schön und perfekt ist. Aber ich habe nichts gefühlt. Nun hocke ich allein in einem Café auf der Walkingstreet in Pattaya, meine Freundin Ning flirtet mit anderen Männern in ihrer Bar, und mir stehen die Tränen in den Augen vor Glück. Kann ich das irgendeinem erklären? Nein.
 
        #3  

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Langzeitbeziehungen

Letzte Nacht war meine Ning nicht bei mir. Sie müsse sich um eine „Sister“ kümmern, die zu viel Alkohol getrunken habe. Sisters sind nicht leibliche Schwestern, sondern enge Freundinnen oder Verwandte, wenn ich das recht verstanden habe. Sie sagen wohl „Sister“, wie sich unsere Jugendlichen mit „Bruder“ ansprechen. Also war ich mit „Bruder“ Marc und seiner Freundin auf der Walkingstreet.

In einer Gogo hockte ein fetter Farang neben mir auf der Bank. Er war umringt von mehreren nackten Girls, die dem Schauspiel, das sich unter seinem Bauch abspielte, als Sichtschutz dienten. Während er geradeaus in den Raum stierte, als sehe er Geister, bewegte sich der in seinen Schoß vertiefte Kopf einer Lady auf und ab. Ob er in ihrem Mund gekommen ist, habe ich nicht mitgekriegt. Hätte mich interessiert, was er dafür hingelegt hat.

Mein Schatz erzählte gestern, dass eine ihrer Kolleginnen in der Bar täglich zwei bis drei Kunden hat und im Monat umgerechnet rund 3000 € verdient. Ein fürstliches Gehalt für thailändische Verhältnisse. Meine könnte das auch haben, aber sie will nur „Long Time“, also Langzeitbeziehungen, was nach meiner Schätzung nur die Hälfte einbringt. Wenn sie nach Feierabend bei mir ist, liegen wir zusammen auf dem Bett und erzählen uns was, manchmal bis 6 Uhr morgens, wenn die Sonne aufgeht.
 
        #4  

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Kein Fernseher

Ich glaube, dass die Bargirls die monatlichen Zuwendungen für ihre Familien nicht etwa deshalb abdrücken, weil die arm sind und sonst nicht über die Runden kämen. Mag schon sein, dass die nicht wohlhabend sind, aber es ginge sicher auch ohne. Es ist vielmehr ein Alibi, um in Pattaya leben und arbeiten zu können. Durch die Unterstützung der Familie erlangt das Mädchen den Verdienst, der die Schande ihres Tuns aufhebt. Es ist sozusagen das Bestechungsgeld an Buddha. Im Grunde geht es ihnen darum, worum es allen jungen Frauen geht: sie wollen ein lustiges und aufregendes Leben. Ich kann mir meine Liebste nicht als Hausfrau vorstellen. Ich habe sie gefragt. Doch, sagte sie, genau davon träume sie. Mit einem ihrer Kunden habe sie den ganzen Tag kaum etwas anderes gemacht, als zusammen im Hotelzimmer zu hocken. Er sei über 70 gewesen, habe nur TV geschaut und sie in ihr Smartphone. Sie habe ihn geliebt und hätte ihn geheiratet, wenn er gewollt hätte.

Um ihr den Traum von einem langweiligen Leben zu erfüllen, bräuchte ich etwa 15 Tausend € Brautgeld, plus 250 € monatlich für die Familie. Für den Preis ist sie zu haben – auch ohne Liebe. Hätte ich die Kohle, ich würde es machen. Aber ich bin sicher, spätestens nach einem Jahr arbeitet sie wieder in irgendeiner Bar oder ist dort Stammkunde. Ich habe ja nicht einmal einen Fernseher.
 
        #5  

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Der Unterschied

Gestern hat mir Ning den Unterschied zwischen Boyfriend und Ehemann erklärt. Als ihr Boyfriend darf ich mich zwar beklagen, wenn sie fremd geht, aber nichts dagegen unternehmen. Als ihr Ehemann darf ich sie verprügeln oder sogar töten, und niemand werde ihr zu Hilfe kommen. Das alles gilt auch umgekehrt. Wenn ich als ihr Ehemann fremd gehe, müsse ich damit rechnen, dass sie mir den Schwanz abschneidet, was unter Thailändern sehr beliebt sein soll. Gewöhnlich bekomme der Mann aber die Gelegenheit, mit dem Teil in der Hand rechtzeitig eine Klinik zu erreichen, wo man es ihm wieder annähen kann.
 
        #6  

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Morgens im Isaan

Zurück aus dem Isaan, ein Tag früher als geplant und ohne meine Liebste, bin sozusagen geflüchtet. Ich war 24 Stunden in Bussen unterwegs (hin und zurück) und 24 Stunden in ihrem Dorf. Tagsüber die meiste Zeit irgendwo rumgelegen und gepennt, nachts wach gelegen, weil ich am Tag so viel geschlafen hatte. War trotzdem interessant.

Auf dem Hinweg hatte sie ein weißes Plüschtier dabei, das fast so groß war wie sie selbst. Sie hatte es die ganze Zeit im Arm – mich also eher selten. Es sollte wohl ein Geschenk werden. Wir kamen morgens gegen 6 Uhr an, ihre Familie schon auf den Beinen, was aber dort üblich ist.

Zuerst kamen die Bettelmönche. Nachdem man ihnen was zu essen gegeben hatte, warf man sich vor ihnen in den Staub. Bei aller Sympathie für den Buddhismus, aber das mache ich nicht mit – bin auch viel zu steif dafür und hat auch keiner von mir erwartet. Zum Dank gaben sie ein Ständchen a capella, das war interessant, ein nie gehörter Gesang. Heute habe ich gelesen, nicht die Mönche, sondern die Dorfleute bedanken sich, nämlich dafür, dass die Mönche die Spende angenommen haben. Und die Mönche essen es nicht selbst, sondern verfüttern es an Hunde und Katzen. Sie seien wohlhabend genug, sich selbst was kochen zu können. Finden wir das gut, fragt einer in mir.

Zur Begrüßung bekam ich von den alten Frauen Bänder um beide Handgelenke gewickelt, wozu sie irgendwas Beschwörendes murmelten. Es soll mir wahrscheinlich Glück bringen.
 
Zuletzt bearbeitet:
        #7  

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Mittags Regenmachen

Meine Liebste ist glücklich, es ist ihre Heimat, hier kennt sie jede Ecke und jeder kennt sie, und in zwei Minuten wusste das ganze Dorf, dass sie einen Farang mitgebracht hat. Dann hat sie mich mitgenommen auf ihrem Moped. Ich solle mir die Ohren zuhalten, meinte sie, es werde laut werden. Draußen auf einem Feld ließen sie Raketen steigen. Die waren aber weniger laut als die Musik, die sie dazu laufen ließen. Dieser Brauch diente früher dem Regenmachen. Ulkigerweise regnete es tatsächlich zwei Stunden später, aber auch die Thais vom Land führen das nicht mehr auf den Zauber ihrer Raketen zurück, sondern glauben dem Wetterbericht im TV. Aber weil das Raketensteigenlassen Spaß macht, haben sie es beibehalten.
 
        #8  

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Das Haus der Familie

Nings Vater ist Bauarbeiter, das Haus hat er wahrscheinlich selbst gebaut. Es besteht aus rohen Brettern, die von Balken zusammen gehalten werden, und darüber schwebt ein Giebel aus Wellblech. Nichts ist isoliert, im Gegenteil, es soll überall durchziehen können. Es hätte von mir sein können, das hätte ich auch noch hingekriegt: Papa war wohl zu faul, die Bretter auf Maß zu schneiden, sie stehen an den Ecken vor. Er ist mir sehr sympathisch. Das Haus ist groß, geschätzt 20 x 10 Meter Grundfläche, und es leben nur vier Personen drin: Mama, Papa, Omma und Bruder.

Das EG ist ein einziger großer Raum, aber es gibt keine einzige bequeme Sitz- oder Liegefläche. Ob das was mit Buddhismus zu tun hat? Für eine alte Couch müsste es doch irgendwann mal gereicht haben. Ein Meister der Improvisation scheint sich extra lange Zeit Gedanken gemacht zu haben, wie man alles so hinstellt, dass es maximal unbequem und umständlich ist, darin zu wohnen. Die Küche in der Ecke ist zweigeteilt, dazwischen liegen Klo und Bad. Beim Kochen muss man immer hin und her am Klo vorbei. Der Kühlschrank steht in der Mitte des Raumes mit der Rückwand zur Küche. Wir schliefen im OG, und die Treppe da hinauf ist extrem steil, ein Wunder, wie ich es geschafft habe, da nicht runter zu fallen. Besonders weil nachts unten alles dunkel ist, und ich musste zweimal zum Klo. Aber ganz wunderbar fand ich, dass das Haus nicht abschließbar ist. Der Eingang zum EG ist so groß, dass man mit einem Laster durchfahren könnte. Nachts machen sie da nur eine Art Fliegengitter vor.

Sie haben zwei Hunde. Tagsüber lagen sie nur pennend irgendwo rum, es war ihnen wohl zu heiß zum Kläffen. In der Nacht passte es dann, und natürlich stimmten sämtliche Dorfbastarde mit ein in das Geheul. Es war manchmal so laut, als stünden sie direkt neben unserem Bett.
 
        #9  

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Das Bad

Das Bad besteht aus vier nackten Betonwänden im Quadrat, und in einer Ecke steht ein großer, mit Wasser gefüllter Steintrog. Man muss wissen, dass es Wasser aus der Wand noch nicht allzu lange gibt im Isaan. Man füllte also irgendwie diesen Steintrog, schöpfte mit einer Schüssel das Wasser raus und kippte es sich über den Kopf. Das machen sie immer noch so. Mit dem Unterschied, dass der Trog nun aus der Leitung gefüllt wird. Es könnte Gewohnheit sein, warum sie sich noch keinen Duschkopf besorgt haben. Ich vermute aber, sie misstrauen der neuen Technik.

An der Wand neben dem Steintrog hängt ein Set aus Plastik als Ablage für Zahnbürsten und Seife. Daneben ein winziger Spiegel, auch aus Plastik. Es sieht aus, als sei das noch nie sauber gemacht worden. Auch der Plastikstuhl im Wohnzimmer hat uralte, schwarze Gebrauchsspuren. Das bestätigt mich mal wieder darin, dass ich im früheren Leben ein Thai war und hier auf dem Land lebte. Ich habe die mir bislang unerklärliche Neigung, mit solchen Sachen genau so umzugehen.
 
        #10  

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Oben

Im OG gibt's nur zwei Zimmer, in beiden nichts anderes drin als je eine steinharte Matratze mit einer tiefen Kuhle in der Mitte. Die Zimmer sehen also aus wie die Boxen in den Massagebuden. Meine Liebste musste unbedingt ihr Riesenstofftier mit ins Bett nehmen, wir schliefen also zu dritt. Da wir nicht laut sein wollten, habe ich das Tier statt meiner auf sie gelegt. War lustig, weiß aber nicht, ob sie es auch lustig fand. Dann kam die große Überraschung: Ich dachte, dort werde ich in der Nacht von Stechmücken überfallen, aber es kam keine einzige. Ob es am Qualm aus dem Holzkohleofen lag? Oder am Ventilator, der die ganze Nacht lief?
 
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