Member hat gesagt:
Ich maße mir nicht an zu beurteilen, was jemand tun muss oder nicht. Ob ein Mann zu seinem Kind stehen muss, ist kein Naturgesetz. Hier geht es um Moral und bei einer Diskussion um Moral finde ich halt Vokabeln wie "müssen" deplatziert. Niemand muss müssen, höchstens eins müssen wir alle: Sterben.
Naja, man kann natürlich über den Begriff des Müssens streiten.
Faktisch ist es natürlich korrekt, dass man außer zu sterben nicht viele Dinge wirklich muss, aber darum geht es ja nicht wirklich.
Ich glaube nicht, dass jemand den Begriff nur im Hinblick auf Naturgesetze oder "Alternativloses" benutzt.
Theroretisch kann man natürlich auch die Atmung und das Essen einstellen, allerdings nicht ohne Konsequenzen.
Wenn jemand sagt:"Wer das nicht tut, ist ein A...", sagt er letztlich nichts anderes als:"Du MUSST das tun, oder ich verachte dich".
Letztlich kann man natürlich alles, was nicht den Naturgesetzen widerspricht und nicht nur einen selbst betrifft, auf eine rein moralische Frage reduzieren und sich darauf zurückziehen, dass das jeder anhand seiner eigenen, individuellen Moralvorstellungen für sich selbst entscheiden soll.
Mal davon abgesehen, dass das gar nicht praktikabel ist, ist es auch alles andere als wünschenswert, dass so zu handhaben.
Jede Gesellschaft oder Gruppe gibt sich Normen für das Verhalten. Das ist immer so, notwendig und daher praktisch ein Naturgesetz, aber da fängt die Moral nun mal schon an.
Moral beschreibt ja letztlich nur die Normen, die jedes Mitglied einzuhalten hat, um in einer Gruppe akzeptiert zu werden.
Angefangen bei den Basics, wie der Ablehnung von Mord und Sklaverei, über Burkas für Frauen und sonntägliche Kirchgänge, bis hin zur Akzeptanz oder dem Verbot bestimmter Begriffe.
Theoretisch kann man sich natürlich immer auf das Argument der freien Entscheidung zurückziehen und jeden machen lassen, was er will. In der Praxis ist das aber nun mal nicht möglich und jeder einzelne hat seine Grenze, was er noch akzeptiert und was nicht.
Die Frage ist doch letztlich nur, wo jeder für sich die Grenze zieht, sprich welche Normen der Gegenüber einhalten MUSS, bzw. nicht übertreten DARF, damit man selbst ihn als Mitglied seiner Gruppe/Gesellschaft akzeptiert, achtet und in seinem Umfeld duldet.
Wer die Grenzen missachtet, hat halt die Konsequenzen zu tragen.
Wenn also jemand sagt: Ein Vater MUSS sich um sein Kind kümmern, bedeutet das doch nur, dass seine persönliche Grenze hier überschritten ist, er das nicht akzeptiert und derjenge ggfs. mit Konsequenzen zu rechnen hat, auch wenn es evtl. nur die persönliche Verachtung ist, was dem Grenzübertreter ggfs. egal ist (dann soll er sich aber auch nicht darüber beschweren, verachtet zu werden
).
Ich finde es völlig in Ordnung und gar nicht anmassend, auch zu sagen, welchen Standpunkt man vertritt und was man von anderen erwartet, oder nicht akzeptiert.
Meine Grenze ist bei diesem Thema auch überschritten.
So wenig wie ich jemanden akzeptieren oder achten würde, der seine Frau schlägt, Kinder misshandelt, mordet, oder Omas auf der Strasse die Krücken wegtritt, würde ich jemanden achten oder akzeptieren, der sich nicht darum kümmert, ob sein Kind eine angemessene Grundversorgung erhält.
Andere mögen da enger oder weiter gefasste Grenzen haben, und wenn jemand gute Argumente hat, die das ein oder andere rechtfertigen, mir erklären, warum es vielleicht doch eine feine Sache ist, warum man das akzeptieren oder nicht so eng sehen sollte, lasse ich mich gern vom Gegenteil überzeugen.
So lange das aber nicht der Fall ist, gilt für mich:
Ich akzeptiere und toleriere das nicht und würde, soweit es in meinem Einflußbereich liegt, einschreiten und das unterbinden.
Ist mir das nicht möglich, behalte ich mir wenigstens vor, diese Person nicht in meinem Umfeld (meiner Gruppe) zu dulden.
Da ist es mir auch egal, ob diese Person sich darauf beruft, dass mich das ja nichts angehen würde und ihre Sache/Entscheidung wäre, denn es ist dann ebenso meine Entscheidung, wen ich achte, was ich toleriere und mit wem ich aus welchen Gründen nichts zu tun haben möchte.
So würde ich zum Beispiel keinen Angestellten weiterbeschäftigen, oder mit Geschäftspartnern oder Bekannten verkehren, von denen ich sowas erfahren würde, auch wenn das eine mit dem anderen nicht direkt zu tun hat.
Umgekehrt akzeptiere ich natürlich auch gern, dass alle, die o.g. Verhalten befürworten oder praktizieren, mich aus ihrem Umfeld ausschliessen und meiden. Ist doch fair, oder?