Tagebuch eines Lustreisenden. Bangkok, Angeles, Subic.

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        #31  

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4 Nächte haben wir gebucht. 6-4-3, so der Plan, zementiert durch die Reservierungen im Central Park. Im Falle von Zyklonen hätten wir umdisponiert, doch das Wetter war uns hold. Nachdem wir uns mit einigen Bieren im Hotel, das Meer und den grauen Sand zu unseren Füßen, gestärkt haben, das beachtliche Organ eines US-amerikanischen Hotelmitbewohners bestaunend, der mit 120 DB Smalltalk betrieb, laufen wir erst einmal los. Vorbei an Picknickplätzen in Strandhäuschen für Einheimische und ärmlichen Grillständen mit verkohltem Fisch gelangen zur zweistöckigen Floßbar vorm Blue Rock-Hotel. Auf dem Oberdeck herrscht eine ganz entspannte Stimmung. Außerdem kann man von hier aus Bauchklatscher machen, wie uns das Geräusch und die großflächige Rötung am Leibe JJs verrät.

Anhang anzeigen IMG_3685.jpgAnhang anzeigen IMG_3687.jpgAnhang anzeigen IMG_3688.jpg


Es schaukelt immer etwas und ich behalte vorsichtshalber den Horizont fest im Blick, solange ich nicht gerade an meiner Bierflasche (oder Lisa) nippe. Auf dem Rückwerk nehmen wir die Landroute und stärken uns unterwegs in einem Grillrestaurant, das zunächst Schlimmes befürchten läßt, wo es dann aber gut schmeckt (en dubio pro Hamburger). Schweinekrusten eines fliegenden Händlers wurden gleich an andere Bittsteller weiterverteilt
 
        #32  

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Gestärkt und geduscht und und frisch gewandet sind wir nun bereit fürs sündige Nachtleben. Doch die Sünde ist manchmal schwerer zu entdecken, als uns die Phantasie weiszumachen versucht. Wir haben unsere Nase in sämtliche Bars gesteckt, auf der Suche nach der verruchtesten Sünde. Was wir sahen, hätte uns vom Glauben nicht abfallen lassen. Schließlich konnten wir aber nicht dauerhaft dem Biere entsagen und so hielten wir Einkehr in einer kleineren Bar, in der sich ein paar Mädchen auf der Bühne räkelten. Nun denn! Besser, als in einem Eiscafe auf Rügen Pistazieneis zu löffeln.

Und wenn man zu viert ist, braucht es ja auch nicht unbedingt fremder Lockreize.
Dennoch war JJ das eine ums andere Mal bemüht, die animationsmüde Damenwelt aufzuwecken. Nicht ohne Erfolg. Doch die durch seine Kurzanimation entstandene Bewegung ebbte ein jedes Mal rasch wieder ab.

Anderntags wurden wir einer Bikinishow teilhaftig, JJ wurde zum Schöffen berufen. Die schließlich die Stichwahl gewann, lud ich an unseren Tisch, platziert zwischen Lisa und mir. Ich hoffte, ihren Bikini und was darunter war, in unserem Zimmer noch ausgiebiger begutachten zu können, was Lisa sicher auch gefallen hätte, doch njet: Von einer Stichwahl hatte sie wohl eine andere Vorstellung.

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        #33  

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Nachdem wir wieder einmal sämtliche Bars, in denen sich mindestens 3 müde Mädchen befanden, durchhatten, schlug JJ vor, zur Abwechslung doch mal etwas Strandromantik aufkommen zu lassen. Er besorgte den Proviant, ich die Strandlaken und Musik. Das hätten wir umgekehrt machen sollen: Der Captain Morgan verlangte am nächsten Morgen eine Extraration Ibuprofen.

Aber schön wars dennoch. Der Mond spiegelte sich auf den Wellen, die Wolken strichen über den flach abfallenden Meeresgrund. Lisa hielt es nicht, sie war zuerst im Wasser. Zugegeben, der erste Moment war kühl. Und Badesachen hatten wir auch nicht dabei. JJ, der Strandpoetiker, und seine Jean versuchten es erst gar nicht. Vielleicht war sie auch vom Anblick der Rückansicht erschrocken, die da so wacker vom Trockenen ins Nasse entschwand.

Ich jedoch schwebte alsbald schwerelos neben Lisa, über uns der Nachthimmel, um uns herum die verschwörerische Dunkelheit des nächtlichen Meeres. Sie gab zu bedenken, dass wir vom Ufer aus zu sehen seien, doch das hielt ich für unwahrscheinlich und ihr schien es irgendwann auch gleichgültig.

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        #34  

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Nachdem sich die beiden Frostbeuelen bereits in die Wärme ihres Zimmerchens verabschiedet hatten, saßen Lisa und ich lange noch am Strand. Auch wenn man jemanden Jahre kennt, gibt es Augenblicke, in denen man glaubt, ihn erst richtig zu verstehen. Dieser war so einer.

Die meisten Einsichten kommen ohne Bemühen. Sie sind wie Einfälle. Etwas, das schon da war, nur auf einmal bewusst wird.

Ich wusste nun, warum sie als erste ins Wasser gegangen war. Ich kannte ihre Liebe zum Meer. Glücklich schon, bevor ich dazukam. Sie schwebte an der Wasseroberfläche und schwebte dort in der Vergangenheit.

In der Zeit, als sie die Nächte mit ihrem Freund auf dessen Jacht zubrachte, in abgeschiedenen Buchten und an einsamen Stränden. Der Altersunterschied von über 35 Jahren hatte mich vorschnell glauben lassen, dies könne keine Bedeutung gehabt haben. Doch diese Zeit hat sie, damals vielleicht 16, geprägt. Nun ist er tot, wie sie glaubt. Gestorben, lange Zeit, nachdem er sie fortgeschickt hat.

Sie möchte mir das Album zeigen. Und auch die Bilder an der Wand. Meine. Gibt es die?

Wir sitzen noch lange, jetzt nahe beieinander. Sie weiß, was ich weiß. Und bald sind wir in der Gegenwart. Leise Musik und Captain Morgan. Sie und ich. Und die Nacht. Und das Meer.



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        #35  

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Der Pool des Hotels war auch nicht eben warm, wie wir tags darauf feststellten. Diesmal traute sich Jean. Sich, des Schwimnmens unkundig, der Nähe zweier Seeretter bewusst. Was die nicht ahnen konnten. Die ihre lebendigen, flügelschlagenden Bewegungen ebenso wie ihre Schreie für den Ausdruck reinster Begeisterung und vollsten Übermutes hielten, bevor sie, beide gleichzeitig, gewahr wurden, was gerade geschah.

Sie jedoch schien, beinahe ertrunken, erstaunlich wenig traumatisiert. Andere Länder, andere Empfindlichkeiten.


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        #36  

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Was für ein Schreibstil ... bin begeistert....:respekt:
 
        #37  

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Es gibt 3 schwimmende Bars. Die ganz links vom Land aus gesehen steuern JJ und ich am nächsten Tag an. Unseren beiden Damen gönnen wir eine kleine Auszeit. Noch hinter der Bar führt ein langer Betonsteg ins Meer, der Kindern als Sprungbrett dient. Unter dem Steg gibt es Schatten und dahinter einen etwas bescheiden anmutenden Strandhüttenzauber für die einheimischen Touristen mit Picknick.


Wir lassen uns auf die Floating Bar ziehen. Hier erwartet uns ein johlendes Begrüßungskomitee, wir werden sofort von allen Seiten aus massiert. Eine rasche Wahl verhindert größeres Ungemach. Das Mädchen redet unter Unterlaß, ist davon abgesehen sympathisch. Keine Schönheit, aber ich will ja nichts von ihr. Damit sie nur meine Zeit vergeudet, bekommt sie ihre „Ladydrinks“.

Was sie mir schließlich in ihrem Redfluß offenbart, lässt mich unvermittelt stocken: Der Taifun Yolanda hat vor eineinhalb Jahren praktisch ihre gesamte Familie ausgelöscht. Nur ihr Kind und sie hätten überlebt.
Gleichwohl blicke sie nach vorne. Sie versuche, das beste aus dem Leben zu machen. Das scheint ihr aktuell auch zu gelingen. Nach mehreren Drinks und Ladydrinks versuchen JJ und ich, das beste aus diesem Tag zu machen.


Anhang anzeigen IMG_3745.jpgAnhang anzeigen IMG_3746.jpgAnhang anzeigen IMG_3753.jpg
 
        #38  

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Wir sammeln unsere Begleiterinnen ein und laufen an der Blue-Rock-Floating Bar (der mittleren) vorbei zum Treasure Island, vor dem die dritte Bar schwimmt. Den Pool des Hotels darf man gegen Mindestverzehr benutzen. Der ist wärmer, schöner und ungefährlicher als unserer. Das Essen ist ganz passabel. An dem Pool könne man den ganzen Tag faulenzen.


Schließlich setzen wir zur Schwimmbar über, auf der eine höchst ausgelassene Stimmung herrscht. Ein Mädel begrüßt die Neueintreffenden mit gespreizten Beinen auf dem Zugseil.

JJ feiert nach einigen Minuten Verbrüderung mit einem Sunnyboy aus Kalifornien, der uns zu „Jäger-Bomb“ einlädt (Schnapsglas Jägermeister in Wasserglas Redbull). Nach dem 3. davon hat die Bombe bei uns eingeschlagen. Lisa tanzt wie die Angestellten auf dem Tresen. Das goldene Licht der Abendsonne umfängt uns in unserer Euphorie.

In der Barstraße haben wir den Ami nicht mehr, wie verabredet, getroffen. Dem ist es wohl zu lustig geworden (oder er war zerbombt).

Anhang anzeigen IMG_3804.jpgAnhang anzeigen IMG_3812.jpgAnhang anzeigen IMG_3818.jpgAnhang anzeigen IMG_3825.jpgAnhang anzeigen IMG_3830.jpg

 
        #39  

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Auf dem Rückweg zum Hotel, Landseite, schicken Lisa und ich „die Jugend“ voraus und gehen, kurz vorbei beim Blue Rock in einen Musikklub „für die ganze Familie“, die einzige rauchfreie Bar in Subic. Wir sind zuerst die ersten Gäste, aber da die Band gerade anfängt, verweilen wir für ein-zwei Biere (die nach dem ganzen Bonbon-Bomben ganz gut tun). Recht groovy die Musik!


Jean hat ihr Allerheiligstes verloren: Das Handy im Trike. Yolanda im Kleinen. Doch auch in christlichen Ländern geschehen Wunder: Der Fahrer kehrte wenig später zum Hotel zurück. Und dann noch ein zweites Mal. Der ihm ungefragt von JJ überreichte Finderlohn erschien ihm zu wenig. Und hoffentlich waren am Ende alle glücklich.

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        #40  

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Blue Rock Floating Bar


Gleich neben dem Hotel gab es einen kleinen Grillstand mit Leckereien wie Hühnerherzen und anderen Innereien auf Spießen oder verkohlten Blutklumpen. Wagemutig kostete JJ von allem. Im dichten Rauch entstanden meine schönsten Bilder, leider alle etwas dunkel.



Obs die Hühnerherzen waren, die Bomben oder der Abendhimmel: JJ und J zog es frühzeitig ins Bett. Oder mehr JJ: Anderntags klagte sie mir ihr Leid: „JJ always tired!“.

Lisa und ich dachten nicht ans Schlafen. Zuletzt hat uns die Auswahl der Bar auch nicht mehr überfordert. Eine nach der anderen machte zu, nur noch eine hielt ihre Pforten bis um 4:00 offen.


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