Thailand Thailand 2023 - Rückkehr ins Land der Pragmatikweltmeister

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        #21  

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Member hat gesagt:
und würde dich da eher als Pragmatikweltmeister sehen
*lol* Ja, mir ist die Lebensphilosophie »Pragmatismus« auch nicht fremd. Ich gebe aber zu, Thais überraschen mich trotzdem immer wieder.

Member hat gesagt:
Wenn du Aranaa Kreditkarten gibst, dann kannst du sie als Backup auf deinem Handy bei Google- odere ApplePay hinterlegen. Dann ist's auch nicht so schlimm wenn sie vergessen oder verloren wird. Zumindest um dann damit zu bezahlen.
Ja. Gute Idee. Danke. Das kommt auf meine Checkliste für Reisevorbereitungen.
 
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        #22  

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03 im Norden - Chiang Rai

Einige Wochen vor Urlaubsantritt hatte Nene bekannt gegeben, dass sie noch nie im Norden von Thailand war und den Wunsch geäußert, Chiang Rai sowie Chiang Mai besuchen zu wollen. Na gut. Aranaa und ich, wir kannten die Gegend zwar schon und hätten sie nicht unbedingt nochmals besuchen müssen, aber wenn jedoch Töchterchen den Wunsch äußerte, warum nicht. Mir war zwar klar, dass ich das bezahlen werde müssen, aber man ist ja schließlich bemüht, ein braver Farang-Stiefvater zu sein. Ich stellte jedoch eine Bedingung. Nach Chiang Mai kehren Mutter und Tochter alleine zurück nach Phimai. Ich mache mich selbständig und fliege weiter nach Vietnam, wo ich die restlichen beiden Wochen bis zum Urlaubsende verbleibe. Das wurde akzeptiert. Ich hatte also im Vorfeld der Reise die Flüge Bangkok -> Chiang Rai, Chiang Mai —> Don Mueang sowie Hotels in den beiden Städten gebucht. Der Zeitplan für diese zweite Urlaubswoche war:


  • Ein Tag für die Anreise nach Chiang Rai per Flugzeug
  • Ein voller Tag in Chiang Rai
  • Ein Tag für die Busfahrt nach Chiang Mai
  • Zwei volle Tage für Chiang Mai
  • Abreise aus Chiang Mai per Flugzeug.

Ich war sehr gespannt, wie diese Tage gemeinsam mit Mutter und Tochter verlaufen werden.


Der Flieger landete am späten Nachmittag am kleinen Flughafen in Chiang Rai und ein recht netter Taxifahrer brachte uns zum Hotel. Meine beiden Thais ergriffen die Gelegenheit am Schopfe und engagierten ihn gleich für den ganzen nächsten Tag. Gut gemacht. An dem Abend tat sich nicht mehr viel, etwas in Zentrum spazieren, essen und zurück ins Zimmer.

Am nächsten Tag holte uns der Taxifahrer wie vereinbart vom Hotel ab. Chiang Rai/Chiang Mai war der Wunsch der Tochter, also haben wir ihr grundsätzlich das Vorrecht bei der Entscheidung, was und wohin wir uns dort anschauen, zugestanden. Das erste Ziel war aber ausnahmsweise mein Wunsch: ich wollte unbedingt nochmals zu meinem Lieblingstempel. Wat Rong Khun, der weiße Tempel.

 Dass Aranaa den Tempel nicht besonders mag „das ist ein Tempel für Farangs zum Schauen“, das wusste ich. Erstaunlicherweise reagierte Nene ebenso. Die beiden blieben daher außerhalb des Geländes und ich ging als einziger hinein. Wie schon gesagt, ich liebe diesen Tempel. Zuletzt sah ich ihn 2015 und seit dem wurde auf dem großen Gelände einiges hinzugebaut.

*klick*klick*klick*klick*klick*klick*klick*klick*

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Wenn ich mal im Flow bin, vergesse ich die Zeit. Irgendwann sah ich auf mein iPhone … oje, schon über 4 Anrufe in Abwesenheit. Das hat Aranaa und Nene zu lange gedauert. Ja, das kenne ich schon. Das ist die Bürde eines Fotografen und genau deswegen bin ich am liebsten alleine unterwegs. Ich ging zurück zum Taxi und holte mir den zu erwarteten Rüffel von den wartenden Damen ab. Ab dem Zeitpunkt hielt ich mich zurück. Aranaa und Nene sprachen mit dem Taxifahrer die nächsten Ziele ab. Das waren

der goldene Löwe im Singha Park,
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Big Buddha beim Tempel Wat Huay Pla Kung,

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der Blaue Tempel,
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die Teeplantage Choi Fong
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und ganz am Schluss kam der Höhepunkt. Wir fuhren zu einem Bruder von Aranaa, der in der nördlich von Chiang Rai gelegenen Stadt Mae Sai lebt. Dieser hatte keine Ahnung, dass wir kommen und das machte die Überraschung perfekt. Aranaa und ihr Bruder hatten sich seit über 20 Jahren nicht mehr gesehen, entsprechend freudig waren die Reaktionen.



Gegen Abend kamen wir zurück nach Chiang Rai, wollten uns noch den Nachtmarkt ansehen und uns dann eine Fußmassage gönnen. Ausgemacht war, dass Aranaa und Nene beim Eingang des Nachtmarktes aussteigen und warten. Ich fahre einstweilen weiter mit dem Taxi zum Hotel, lege alles Mitgenommene und Gekaufte ins Zimmer, bezahle den Taxifahrer und komme zu Fuß zu ihnen zurück. Ja, so taten wir und ich ging vom Hotel Richtung Nachtmarkt los. Da kam mir auf der Straße Tochter Nene entgegen. Hääää??? Wieso das? Sie möchte auf’s Zimmer. Na gut. Ich gehe zum vereinbarten Treffpunkt. Aranaa war nicht da. Ich rufe sie an. Einmal, zweimal, erst beim dritten Mal hebt sie ab. „Wo bist du?“ Sie ist herumgegangen und hat sich dabei verlaufen. Sie nimmt jetzt ein Taxi zurück ins Hotel. Ohhh? Keine Fussmassage? Nein, will sie nicht. Na gut. Gehe ich eben alleine.

90 Minuten später ging ich zurück in Richtung Hotel. Knapp vor dem Hotel kam mir Aranaa entgegen und ich sah es sofort an ihrem Gesicht. Sie war grantig. „Was ist los?“ Sie blickte nur böse und sprach kein Wort. Erst nach einiger Zeit bekam ich aus ihr heraus, was los war. Sie hatte am Nachtmarkt Streit mit ihrer Tochter gehabt. Der Streitgrund? Wie immer, es ging um das liebe Geld. „Sie will immer Geld haben. Mehr, mehr, mehr“ schimpfte Aranaa auf der Straße so vor sich hin. Oh, welch „Überraschung“.

Am Zimmer würdigten sich die beiden keines Blickes. Aranaa ging unter die Dusche und dann ins Bett. Ihre Tochter saß am Tisch und tippte wie wild auf ihrem iPhone herum. Stimmung: frostig. Dann stellte Nene eine Frage an mich, die ich im ersten Moment nicht einzuordnen wusste. Sie zeigte mir ihren Bildschirm und dann klickte es bei mir. Ich sah dort so eine Art von Test, der aus Multiple-Choice-Fragen bestand, wobei meist 4 Möglichkeiten zur Auswahl waren. Die Fragen konnte ich nicht lesen, sie waren in Thai geschrieben, aber anhand erklärender Bilder bzw. diversen Fachausdrücke in Englisch begriff ich, um was es dabei ging: das waren alles Fragen aus dem Bereich der IT. Es wurde dort nach HTML- und Java-Begriffen gefragt, wie z.B. nach dem Gültigkeitsbereich von Variablen. Da fiel bei mir der Groschen. Ich soll ihr bei ihrer Hausaufgabe helfen. Ein kurzer Blick auf die Uhr: es war 23h und ich war ziemlich müde. Ich sagte ihr, dass wir das morgen machen. Nein, geht nicht. Sie muss das heute noch abgeben, in der nächsten Stunde also.

Ja, das war mir noch von meinen Töchtern wohlbekannt. Alles Aufschieben bis zur allerletzten Minute und dann soll Papa bzw. jetzt der Stiefvater es in letzter Minute noch richten. Grrrrrr….

Na gut. Die Fragen betrafen für mich als IT-Entwickler zwar mein Fachgebiet, aber deren exakte Formulierung war in Thai geschrieben, was die Sache enorm erschwerte. Ich tat mein Bestes und ging 30 Minuten später zu Bett, schließlich ging am nächsten Tag unsere Reise weiter nach Chiang Mai, da sollte ich wieder fit im Kopf sein.
 
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        #23  

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04 innerfamiliärer Zickenkrieg

Das Programm für den Vormittag war vorgegeben: Aufstehen, zusammenpacken, den Check-Out im Hotel machen und sich anschließend zum Busbahnhof begeben, wo am frühen Nachmittag unser Bus von Chiang Rai nach Chiang Mai losfährt. Klingt einfach. Ist es aber nicht. Vor allem dann nicht, wenn Mutter und Tochter nicht miteinander reden und einander strikt ignorieren.

Die Beiden würdigten sich keines Blickes. Na ja. Es war zu erwarten, dass dies irgendwann passieren wird. Überraschend war nur, dass es so lange dauerte, bis es zwischen den beiden krachte. Sie haben, wie ich früher schon öfters beschrieben hatte, ziemlich unterschiedliche Charaktere und Lebensphilosophien und das wird immer wieder vorkommen, dass sie sich wegen ihrer unterschiedlichen Weltanschauungen in die Haare bekommen.

Meine Haltung dazu war klar: nur nicht einmischen. Ich schlug mich auf keine Seite, ich startete keinen Vermittlungsversuch, ich tat so, als ob gar nichts wäre. Das ist eine Sache zwischen Mutter und Tochter, die müssen sich das mit sich selbst ausmachen. Als Farang kann man da nur unter die Räder kommen.

Mein Job war nicht der eines Friedensstifters, mein Job war als kommunikative Zwischenstation zu agieren. Wenn eine der anderen etwas zu sagen hatte, sagte sie es laut zu mir, damit es auch die andere hörte. Es war fast wie im englischen Parlament, dort reden die beiden Parteien immer auch nur mit dem Speaker. Standen irgendwelche Entscheidungen an, war es mein Job, diese zu treffen. Ich fragte nicht lange nach, ich tat es einfach. Danach holte ich mit Blickkontakt von den beiden Streithennen das Einverständnis ein. Das klappte erstaunlicherweise so halbwegs.

Der Auszug aus dem Hotel funktionierte in Anbetracht der Umstände dann doch noch verhältnismäßig flott und so hatten wir am Busbahnhof noch etwas Zeit. Ich ging mit Aranaa essen und währenddessen machte sich Tochter Nene selbständig und tingelte alleine durch die Stadt. Mir schoss der Gedanke "hoffentlich ist sie rechtzeitig wieder zurück" durch den Kopf, aber meine Bedenken waren unbegründet. 15 Minuten vor der Abfahrt war sie pünktlich zur Stelle und um 18h waren wir in Chiang Mai und checkten im Hotel ein.
Der Beziehungsstatus zwischen Mutter und Tochter war unverändert. Kein Wortwechsel, kein Blickkontakt, zwischen den beiden herrschte ohrenbetäubendes Schweigen. Sie taten sich, wie man so schön in Österreich sagt: „net amoi ignoriern“

Den restlichen Abend spazierten Aranaa und ich etwas durch die Altstadt von Chiang Mai, gingen Essen und ließen uns die Füße massieren. Nene blieb im Hotel. Als wir zurück ins Zimmer kamen, schlief sie bereits. Ich fragte meine Frau, was wir morgen machen werden. Die Antwort war ein unwirsches „weiß nicht. Für mich egal.“ und sie legte sich schlafen.

Na bravo. Ich gebe zu, dass ich an dem Punkt erstmals etwas Ärger bezüglich dieser Situation verspürte. Wir sind eigentlich nur deswegen nach Chiang Mai gefahren, weil Nene sich dies so gewünscht hat und ich habe dafür auch schon einiges Geld hingelegt … Zugfahrten, Flüge, Hotel, Taxi und Essen für 3 Personen kostet einiges. Wenn die beiden glauben, wegen irgendwelcher Kleinigkeiten ausgerechnet jetzt ihre innere Zicke heraushängen lassen zu müssen und deswegen diese Zeit hier sinnlos verplempert wird, könnte es sein, dass ich meine Neutralität aufgebe und möglicherweise, unter Umständen, eventuell und vielleicht auch etwas ungehalten werde. Und zwar beiden gegenüber.

Ich blieb aber nach außen hin ruhig. Noch ist nichts passiert und vielleicht kratzen die beiden morgen ja eh noch die Kurve. Ich ging duschen und ebenfalls schlafen.
 
        #25  

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05 im Norden - Chiang Mai(1)


Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schlief Aranaa noch. Das Bett von Nene war hingegen leer. Vermutlich war sie alleine frühstücken gegangen. Wir werden lt. Reiseplan diesen und den nächsten Tag zur Gänze in Chiang Mai verbringen. Was wir in der Zeit tun werden? Keine Ahnung. Mich beunruhigte etwas anderes: muss ich jetzt wirklich noch 48 Stunden den beiden bei ihrem blöden Zickenkrieg zuschauen? Diese Aussicht erfüllte mich nicht gerade mit Begeisterung.

Da öffnete sich die Hotelzimmertüre und Nene betrat das Zimmer. Was heißt „betrat“? Nein, sie hat es nicht betreten, sie ist erschienen!! In allerbester Laune verkündete sie strahlend, dass sie heute früh schon draußen war und ein Taxi organisiert hat, welches uns den ganzen Tag herumfahren soll. Sie hat auch schon einen genauen Plan, wohin wir fahren, was wir alles machen bzw. uns ansehen werden. Die inzwischen erwachte Aranaa und ich, wir sahen uns etwas ungläubig an. „Ja. Passt. Ist ok“ stotterte ich etwas herum. Nene strahlte uns an, teilte mit, dass das Taxi in 30 Minuten vor dem Hotel auf uns warten wird und war auch schon wieder draußen aus dem Zimmer. Von „beleidigt sein“ war keine Spur mehr.

Ich gebe es zu, Nene hat mich in dem Moment überrumpelt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Es war aber für mich ok. Nene hat aus freien Stücken die Initiative ergriffen, sie hat das Heft des Handelns in die Hand genommen und so etwas achte ich. Das war wieder so ein Moment, in dem man bemerkte, dass sie sich nicht nur optisch von einem Teenager in eine Erwachsene verwandelt hatte.

Aranaa war sichtlich ebenso überrascht über diese Wendung wie ich und auch sie akzeptierte das. Wir zogen uns an, ich packte meine Fotoausrüstung ein und als wir hinunter zur Lobby kamen, stand bereits das Taxi vor dem Eingang. Wir fuhren los und es war unübersehbar: bei dem Charmefeuerwerk, welches Nene abfeuerte, fiel es auch Aranaa immer schwerer, weiterhin auf „beleidigte Leberwurst“ zu machen. Entspannung war in Sicht!!

Ich musste innerlich breit grinsen. Ein paar Mal habe ich es ja schon beschrieben, wie üblicherweise Alltagskonflikte im Hause Doclec ablaufen: Aranaa ignoriert mich und ich ignoriere, dass sie mich ignoriert, tue so als wäre nichts und rede mit ihr ganz normal weiter. Irgendwann gibt sie ihr emotionales Verweigerungsverhalten auf und damit gilt der Konflikt als beendet. Nene hat nun genau diese Strategie ebenfalls gewählt und auch durchgezogen. Gut gemacht. Genau so muss man mit Aranaa umgehen. Diese Runde ging eindeutig an Nene.



Unsere Fahrt führte uns aus Chiang Mai heraus. Die Situation begann mir Spaß zu machen. Normalerweise bin ich es, der alles plant, der alles unter Kontrolle hat und der genau weiß, wohin wir fahren. An dem Tag war ich aber nur Passagier. Aranaa und ich, wir hatten absolut keine Ahnung, wohin wir jetzt fahren und was uns alles erwarten wird. Und das war auch gut so.

Das Taxi bog nach etwa 15 Minuten Fahrzeit von der Hauptstraße ab und wir kamen zu einem See mit Hütten am Ufer. Es war der Huay-Tung-Tao-See und ich erfuhr, dass die Stadtbewohner hierherkommen, sich in ihrer Freizeit entspannen und in den Hütten gemeinsam essen.

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In dem Gelände auf einer Wiese waren riesige Gorillas, Elefanten, Löwen oder Büffeln aus Stroh. Der perfekte Ort, um Fotos zu machen! Gut gemacht, Nene.
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Aranaa in den Fängen von King Kong. Die Schöne und das Biest in der Thai-Version.
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Die Fahrt ging weiter.
Nächste Station: ein Tempel, der ⁨Wat Pa Dara Phirom⁩. Ja, er war ok, er riss mich aber nicht von den Socken. Daher auch kein Foto. Wenn man schon so viele Tempel gesehen hat wie ich, wird man immer anspruchsvoller ;-).


Die Fahrt ging weiter. Der nächste Stop, ein Holzhaus irgendwo im Wald, etwas abseits der Straße. Ich konnte nicht erkennen, um was es da ging. Nene sagte, dass sie das unbedingt machen will und fragte uns, ob wir auch mitmachen. Aranaa sagt sofort “Nein“, aber ich antwortete, ohne lange nachzudenken mit „Ja, klar“. Nein, ich wusste in dem Moment immer noch nicht, um was es hier ging. Und das war auch gut so. Hätte ich es gewusst, ich hätte es nie und nimmer getan.

Nach der Bezahlung bekamen wir beide eine Art Bergsteigergestell umgeschnallt. Mir begann langsam Übles zu schwanen: "auf was habe ich mich hier eingelassen?"

Aber zu spät. Ich denke, die wissen schon, warum sie gleich nach dem "Ja" kassieren.

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Anschließend setzten wir uns auf die Ladefläche eines Jeeps und zwei junge, sehr sportlich aussehende Thai-Männer fuhren uns etwas bergauf. Der Wagen blieb neben einem Baum stehen. In ca. 15 m Höhe sah ich dort oben eine Plattform und neben mir war eine Leiter, die dort hinaufführte. Ich begann es zu ahnen, ich werde da jetzt gleich hinaufklettern müssen *würg*. Na gut, das schaffe ich noch. Wir, die beiden Thais, Nene und ich, kletterten die Leiter nach oben. Auf der Plattform angekommen, begann mir zu dämmern, auf was ich mich da eingelassen hatte. Bevor ich lange Erklärungen formuliere, zeige ich es einfach, was einer der beiden Thais nun vormachte und wir so ganz locker vom Hocker einfach jetzt nachmachen sollten.


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Was treibt einen 66 Jahre alten, leicht übergewichtigen und überdies mit Höhenangst ausgestatteten 6-fachen Großvater dazu, bei so einer Aktion freiwillig mitzumachen und auch noch einen schönen Batzen Geld dafür hinzulegen, sich anschließend in Baumwipfelhöhe per Seil von Plattform zu Plattform zu rollen?

Ich. habe. keine. Ahnung.

Was ich jedoch schon wusste: dies war ein klarer Fall von SSKM (selbst Schuld, kein Mitleid). Ich wurde ja nicht mit vorgehaltener Pistole dazu gezwungen, da mitzumachen. Im letzten Moment zu kneifen wäre jedoch in dem Moment nie im Leben für mich infrage gekommen. Dazu bin ich viel zu stolz. Nein, das ziehe ich jetzt durch und ich wusste, wenn ich mich ausreichend konzentriere und ruhig bleibe, wird mein Kopf die Höhenangst im Griff haben. Also los geht’s. Erst Nene, dann folgte ich und am Ende kam auch der zweite Thai nach.

Angekommen auf der einen Plattform ging es schon weiter zur nächsten. In Summe waren es 32 Plattformen, die man zu bewältigen hatte. Es blieb jedoch nicht immer beim Rollen. Gelegentlich musste man auf einem Brett "surfen", sich über einen schmalen Steg bewegen, über Holzbretter gehen oder gleich mit einem Fahrrad von einem Baum zum anderen fahren. Und all das in ca. 10-15 Meter Höhe. Ok. Auch wenn ich selbst schuld war, ich bitte dennoch um ein klein wenig Mitleid ;-)

Nene und ich, wir haben einander mit unseren Handys gefilmt und alles, was sie machte, habe nachher auch ich gemacht. Hier ein kleiner Zusammenschnitt von den Leiden des nicht mehr ganz so jungen D.

Anhang anzeigen Flight of the Gibbon.mp4


Als wir zu Aranaa zurückkehrten, war mein T-Shirt mindestens 2x durchgeschwitzt, ich hatte schlotternde Knie und mein Kreislauf drohte verrückt zu spielen. Aber ich hatte es geschafft. Der Kopf hatte über die Angst gesiegt. Ein hervorragendes Gefühl.


Die nächste Station war für mich wesentlich einfacher. Wir fuhren zum Tiger Kingdom, ein Streichelzoo, um einmal im Leben auch Tiger die Eier kraulen zu können. Das machte Nene alleine. Ich war vor einigen Jahren schon mal bei diesen Tigern im Käfig und musste das nicht nochmal machen.

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Der nächste Stop war harmlos, eine Farm mit Butterflys und Reptilien.
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Anschließend besuchten wir den Canopy Walks im Queen Sirikit Botanic Garden. Das war auf einem Stahlgerüst stehender Fußweg mitten durch den Wald. Na ja. Hat mich mäßig begeistert.
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Den Abschluss des Tages machte der Jungle Coaster. In Österreich würden wir einfach „Sommerrodelbahn“ dazu sagen.
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Dort wurden offiziell Fotos gemacht und diese nachher per Automaten zum Kauf angeboten. Ich habe dieses Foto einfach vom Bildschirm abfotografiert.


7 verschiedene Aktivitäten. Von wegen Zeit verplempern, das ist ein sehr ausgefüllter Tag geworden. So kann man sich täuschen. Als wir ins Hotel zurückkamen, sprachen Nene und Aranaa wieder ganz normal miteinander. Passt :) Für den restlichen Abend galt: essen gehen, duschen und dann ab ins Bett. Nene hatte angedroht angekündigt, dass sie sich morgen wieder um das Taxi und das Tagesprogramm kümmern wird und insgeheim hoffte ich, ohne jedoch daran zu glauben, dass dieses etwas ruhiger werden wird als das heutige. ;-)
 
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        #27  

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Wow, danke für Deinen super Bericht. Ich lese sehr gerne mit.
 
        #28  

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Cool die Nene... und der Stiefpapa! Gefällt mir die Konfliktauflösung und das Tagesprogeamm, bin gespannt wie es weiter geht.
 
        #29  

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06 im Norden - Chiang Mai(2)



Dieser Morgen brachte auch so seine Schwierigkeiten mit sich, wenngleich diese von ganz anderer Natur waren als jene vom Vortag.

Tochter Nene war, wie gestern von ihr angekündigt, bereits ziemlich früh wieder auf Taxisuche gegangen und stürmte mit ihrer Energie einer 20-jährigen ins Zimmer, um uns noch schlafenden, vom ereignisreichem Vortag noch erschöpften Erwachsenen aus dem Bett werfen zu können.
Mit ihrem fröhlichen „Aufstehen, aufstehen! Taxi wartet“ trieb sie uns beide mit ihrer jugendlichen Energie unerbittlich aus den noch so schön warmen Federn. Aranaa öffnete ihre Augen und sah sie an. Wenn Blicke töten könnten, wäre der nächste, darauf folgende zweite Blick wohl schon Leichenschändung gewesen. Aber schlussendlich beugte sie sich dieser Situation und erhob sich. Nene genoss sichtlich diesen Moment. Sie trieb gerade ihre Mutter aus dem Bett und diese konnte sich nicht dagegen wehren. Normalerweise machen dies Mütter mit ihren Kindern. Beglich Nene soeben klammheimlich irgendeine uralte Rechnung? Also, ich würd’s nicht ganz ausschließen 😂😂😂

Es blieb jedoch alles friedlich. Aranaa und ich, wir machten uns so gut es ging etwas frisch und schleppten unsere müden Körper zum Taxi hinunter. Aha, diesmal hat sie eine Taxilenkerin engagiert, die recht jung und sympathisch aussah und mit der sie sich sichtlich gut verstand. Die inzwischen zur Reiseleiterin mutierte Tochter sprach mit ihr ein paar Worte und verkündete anschließend, dass wir jetzt ca. eine Stunde fahren werden. Aranaa war begeistert, hieß dies doch, dass sie noch eine weitere Stunde schlafen wird können. Es war zwar im Taxi nicht ganz so bequem wie im Bett, aber Thais können bekanntlich ja überall schlafen.



Nach der tatsächlich ziemlich genau einstündigen Fahrt Richtung Osten kamen wir in den District Mae On an. Darin befand sich das entzückende kleinen Bergdorf Mae Kampong Village. Das Taxi fuhr durch den Ort, noch etwas weiter und hielt in einem kleinen Tal am Straßenrand an. Ich konnte es deutlich sehen: jede Menge Stufen warteten darauf, von uns erklommen zu werden *schluck*

Zuerst stiegen wir einmal bergab ins Tal hinunter, runter zum dort fließenden Bach. Dort wartete in ziemlich romantischer Umgebung das Cave Cafe&Eatery auf uns.
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Jaaaa… ich rieche den Duft von Kaffee. Fantastische Idee. Ich bestellte mir einen Kaffee mit Eis und vermeinte es anschließend regelrecht zu spüren, wie das Koffein als Lebenselixier durch meine Adern floss. Da war das anschließende Bergauf-gehen danach gar nicht mehr so schlimm.

Oberhalb bewegten wir uns über einige touristensicher gemachte Hängebrücken. Die wilde Umgebung lud natürlich zu Fotoshootings für Instagram und Co. ein, was von Aranaa und Nene ausgiebig wahrgenommen wurde.

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Nächste Station: der Mae Kampong Wasserfall.
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Dieses Ambiente lädt natürlich für weitere Fotoshootings ein. Die Taxifahrerin ging diesmal mit uns dorthin und übernahm die Rolle der persönlichen Fotografin für Nene.
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Anschließend war wieder ein Cafe-Besuch angesagt. Dieses lag etwas oberhalb des kleinen Dorfes, was somit zu unseren Füßen lag.
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Bei so einer tollen Aussicht war ein erneutes Fotoshooting für Nene selbstverständlich unvermeidbar.
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Es hat inzwischen bereits der frühe Nachmittag begonnen und unsere Körper begannen, nach Kaloriennachschub zu verlangen. Wir gingen hinunter in das malerische Dorf

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und bestellten uns in einem romantisch gelegenen Restaurant ein gutes Essen.
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Dabei diskutierten wir darüber, was wir die restliche Zeit hier noch machen könnten. Dabei stellte sich heraus, dass der gestrige Tag bei uns allen seinen Tribut gefordert hat. Das Ergebnis lautete einstimmig: nicht mehr viel. Wir beschlossen nach Chiang Mai zurückzukehren. Auf dem Weg dorthin machte ich jedoch noch einen Vorschlag. Ich hatte im Internet gelesen, dass es in Chiang Mai das 3D-Museum „Art in Paradise“ gibt und das wollte ich mir ansehen.


Ja, es hat mir gut gefallen. Man ging barfuß durch etliche Räume, die alle mit riesigen, fotorealistischen Gemälden bemalt waren. Befindet man sich an der richtigen Stelle, sieht das auf einem Foto so richtig cool aus.
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Den Abschluss des Tagesausflugs stellte ein Spaziergang am Mae Kha Canal, das ist so eine Art von Einkaufmeile direkt an einem Wasserkanal.
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Zurück im Hotel stellten wir fest, dass es in der Innenstadt der Old Town so eine Art von Straßenfest gab. Wir gingen hin, nahmen an einem der vielen Stände das Abendessen zu uns, ließen uns massieren und gingen anschließend zu Bett. Morgen geht der Flieger um 8h30, da heißt es bald aufstehen.
 
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        #30  

Member

Member hat gesagt:
Und warum nicht Energiesparen wenn eh nichts drin ist?
Weil ich mich für 3€ nicht später ne Stunde hinstellen würde um das Ding zu säubern und zu desinfizieren bevor ich wieder Lebensmittel reinpacke...
Sparen is ja schön und gut, aber in dem Fall.. ich weiß nicht ;)
Wem ne Stunde seines Lebens unter 3€ wert ist der kann das natürlich tun.
 
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