Ich war bereits überpünktlich um kurz vor zehn am Treffpunkt vor Noi's Massage-Salon, welcher aber noch geschlossen war.
Als Noi auch um 10:15 Uhr noch nicht da war, rief ich sie an. Ich wollte mir eigentlich nichts anmerken lassen, aber sie schien doch zu spüren, dass ich etwas ungehalten war, entschuldigte sich für die Verspätung und versicherte in Kürze einzutreffen.
Zehn Uhr hatten wir gesagt. Fünf Minuten, das kann mal passieren. Ich wollte ja nun auch nicht pingelig sein, aber 15, mittlerweile 18 Minuten fand ich schon sehr unhöflich. Kein Wunder, dass in Thailand nichts voranging, wenn sich jedermann nach der Sonne richtet.
Als Noi nach weiteren 20 Minuten endlich kam, war ich genervt und wollte sie direkt darauf ansprechen, dass ich das sehr unhöflich und gar nicht lustig fand, aber sie entwaffnete mich prompt.
Ich wusste ja, dass sie schön war, aber nun, in einem kurzen, tief ausgeschnittenen Sommerkleid, sah sie einfach nur fantastisch aus. Sie kam mit einem strahlenden Lächeln auf mich zu, umarmte mich und gab mir ein Küsschen auf die Wange. Der Duft ihrer Haare und Haut stieg mir in die Nase und vernebelte mir die Sinne. Mir fiel ein, was Noi während der Massage getan hatte. Ich war sofort erregt und dachte darüber nach, wie es wohl wäre mit ihr zu schlafen.
Meine Träume mussten natürlich warten, waren ja ohnehin abwegig, ja geradezu absurd. Ich konnte Noi ja nicht einfach bitten mit mir ins Hotel zu kommen, obwohl mir der Gedanke schon kurz durch den Kopf schoss.
Oder doch? Immerhin hatte sie mir bei der Massage aus heiterem Himmel einen geblasen, hatte also ganz offensichtlich ein Faible für Schmuddelsex. Ganz so absurd war der Gedanke vielleicht doch nicht, dass Noi ohne langes Werben für Intimität bereit sein konnte, aber Noi hatte anderes im Sinn. Sie war hungrig und so gingen wir ausgiebig frühstücken und ich verabschiedete mich von meinen wirren Wunschträumen. Wäre ja auch zu schön gewesen um wahr zu sein. Aber träumen ist ja erlaubt, auch wenn ich mich etwas schämte, Noi in meinen Tagträumen die Rolle der nymphomanen Schlampe zugewiesen zu haben. Das hatte sie nun wirklich nicht verdient.
In Noi's Gesellschaft vergaß ich völlig die Zeit. Wir frühstückten fast drei Stunden; plauderten, scherzten und lachten viel. Ich erzählte von Nele-Imke, unserer Suche nach Pong, den gestrigen Erlebnissen und wie fremd und seltsam mir alles in Thailand vorkam. Noi erzählte ganz offen von ihrer Familie, ihrem Job und ihrem Leben in Thailand. Sie hatte es wirklich nicht leicht gehabt.
Umso mehr beeindruckte es mich, dass sie nicht wie so viele andere Mädchen in Pattaya ins Rotlichtmillieu abgerutscht war. Noi war in jeder Beziehung etwas Besonderes, dessen war ich mir nun sicher. Ich genoss jede Minute mit ihr, auch wenn ich wirklich Schwierigkeiten damit hatte meine animalischen Triebe zu unterdrücken. Nicht immer konnte ich meine diesbezüglichen Gedanken ganz ablenken. Das war Noi sicher nicht verborgen geblieben, aber sie ging sehr souverän damit um. Notfalls konnte ich mich ja auch auf mein Schulenglisch zurückziehen und einen Fauxpas darauf schieben.
Mit Noi konnte ich mich völlig zwanglos unterhalten, ohne stets darauf zu achten, ob das Gesagte eventuell missverstanden wurde, oder gar tatsächlich unangebracht war. Selbst als sie mich dabei erwischte, wie sich mein Blick in ihrem Dekolleté verfing, lächelte sie mich nur an. Vorhaltungen oder missbilligende Blicke gab es ihrerseits nicht. Das war sehr befreiend und angenehm.
Zudem war Noi auch wirklich klug. Als sie von dem Fehlschlag mit den Betrügern erfuhr, hatte sie eine hervorragende Idee, wie wir Pong finden konnten. Statt so viel Geld für irgendwelche Idioten, die mit Bahtbussen durch die Gegend fuhren, aus dem Fenster zu werfen, schlug sie vor einfach die Fahrer der Bahtbusse und Motorradtaxen direkt einzubinden und eine Belohnung für denjenigen auszuloben, der Pong fand. So in etwa 20.000 Baht sollten vorerst reichen.
Jeder in Pattaya würde diese Busse benutzen, also auch Pong - wenn sie denn in Pattaya war, würde sich früher oder später jemand melden. Zudem waren 20.000 Baht sehr viel Geld in Thailand. Da würde jeder die Augen offen halten.
Die Idee war genial und wir wollten sie gleich in die Tat umsetzen. Also machten wir uns auf ins Hotel, um auf meinem Laptop einen Handzettel zu entwerfen, der dann x-fach kopiert und an die Fahrer verteilt werden sollte.