Pong's Ärger schien weitgehend verraucht zu sein. Jedenfalls hatte sie den Eklat im Restaurant mit keiner Silbe erwähnt und man merkte ihr diesbezüglich auch nichts an. Pong schien ehrlich froh zu sein, dass die Vorwürfe mit der Polizei geklärt werden konnten und ich aus der Angelegenheit vergleichsweise glimpflich herausgekommen war.
Das Missverständnis mit Pong würde ich nun, da sie wieder bei mir war und sich beruhigt hatte, ganz sicher klären. Dabei hatte ich keine klare Vorstellung oder Erwartung davon was der Tag noch bringen könnte, war mir aber ziemlich sicher, dass es nur besser werden konnte.
Hotel mit Pong und Off war definitiv besser als Knast mit Kinderschändern und Polizisten, soviel war mal sicher.
Und so hob sich, ungeachtet des bisher katastrophalen Tages, auch meine Laune mit jedem Schritt, der uns von der Polizeistation weg und dem Hotel näher brachte.
Anfangs ging Off noch zwischen uns und schaukelte jauchzend an unseren Händen. Als sie müde würde, trug ich sie.
"Meine kleine Familie!" schoss es mir durch den Kopf. Ich blieb unvermittelt stehen, zog Pong an mich und küsste sie auf die Wange. Da Off eingenickt war, fand ich nur den Hinterkopf statt der Wange, aber darauf kam es nicht an. Ich lächelte Pong an, die den Blick fragend erwiderte. Der Moment zog sich. Schließlich fragte Pong zögerlich: "What?"
Ich sah ihr tief in die Augen. "I love you!" antwortete ich. Ganz leise, fast geflüstert, aber in ruhigem und bestimmten Tonfall, der keinen Zweifel zuließ, dass es sich dabei um eine ebenso einfache wie unumstößliche Wahrheit handelte.
Pongs Pupillen weiteten sich. Sie schien überrascht, zögerte einen Moment, schmiegte sich dann an mich und hauchte ein "I know!".
Kurz kam mir der Gedanke das Missverständnis im Restaurant anzusprechen, aber ich verwarf ihn gleich. Jedes weitere Wort wäre in dem Moment fehl am Platze gewesen, denn Pong spürte, dass ich es aufrichtig meinte und weder sie noch Off wieder hergeben würde. Damit war alles gesagt - auch ohne viele Worte.
Im Hotel angekommen, war ich erleichtert an der Rezeption nicht auf die Tante zu treffen, die zuvor die Polizei gerufen hatte. Ich hatte nicht wirklich darüber nachgedacht und hätte nicht gewusst, wie ich ihr gegenübertreten sollte.
Einerseits hatte sie mich fälschlicherweise beschuldigt und mir so den schlimmsten Tag meines Lebens eingebrockt, wofür ich sie eigentlich in der Luft zerreißen sollte. Andererseits war es wohl tatsächlich keine böse Absicht, sondern sie hatte wirklich gedacht, ich würde auf dem Zimmer sonstwas mit Off anstellen. So gesehen war es natürlich gut, wenn sie lieber einmal zu oft als einmal zu wenig die Polizei rief und sie hätte Lob verdient.
Als wir die Lobby betraten, war ich daher froh mich nicht zwischen beiden Möglichkeiten entscheiden zu müssen, denn sie war offenbar abgelöst worden und wenn ihr Kollege von den Ereignissen wusste, ließ er sich nichts anmerken.
Auf dem Zimmer ließ Pong mir als erstes ein heißes Bad ein. Off schlief tief und fest und konnte so einfach auf dem Bett abgelegt werden. Ich eilte ins Bad und war fast ein wenig enttäuscht, dass die Badewanne noch nicht bereit war. In der Minute, die ich Off schlafen gelegt hatte, war natürlich gerade einmal der Wannenboden bedeckt.
Ein heißes Schaumbad war in dem Moment das Schönste, was ich mir vorstellen konnte. Es würde nicht nur den ganzen Dreck, Schweiß, Blut und Tränen abwaschen und fortspülen, sondern es versprach Momente der Ruhe, Entspannung, zärtliche Berührungen und Pflege von Pong.
Kurzum: Das Bad verhieß ein feuchtes, warmes Paradies.
Entsprechend ungeduldig war ich. Während Pong mir beim Entkleiden half, konnte ich meinen Blick kaum vom Wasserhahn abwenden, der zwar rauschend und stetig, aber nervenzerrend gleichgültig und langsam mein Paradies füllte.
Endlich konnte ich in das wohlig warme, fast schon etwas zu heiße, Wasser gleiten. Letztlich bestand das Schaumbad aus warmem Wasser mit etwas Duschgel und Shampoo, denn richtigen Badeschaum oder sonstige Utensilien hatten wir natürlich nicht. Die betörenden Düfte, die ich zu riechen glaubte, entsprangen daher wohl auch eher meiner Fantasie als dem Wasserdampf, aber darauf kam es letztlich nicht an. Ich hätte mir in dem Moment nichts Schöneres vorstellen können.
Pong hatte sich bis auf den Slip ausgezogen, kniete neben der Wanne und wusch mich - langsam, vorsichtig, zärtlich, so dass ich mehr die Bewegungen des Wassers spürte, als ihre Berührungen selbst.
Wir sprachen kaum ein Wort. Ich schloss die Augen und dämmerte hinweg.