Was ich soeben geschildert habe, beinhaltet noch ein weiteres, recht brisantes Thema: Geld. Hier kommt jetzt noch die Bildung mit ins Spiel, aber dazu später mehr.
Eine Familie auf dem Land benötigt Geld zum Leben. Und dieses Geld wird natürlich durch die arbeitsfähigen Familienmitglieder erwirtschaftet. In einer Ausgabe der Economic Review der Bangkok Post wurde auch mal eine Statistik bezüglich der Einkommensverhältnisse veröffentlicht. Der durchschnittliche Monatsverdienst ungelernter Arbeitskräfte auf dem Land wurde, wenn ich mich recht erinnere, damals mit ca. 2500 Baht angegeben. Das ist aber nun schon ein paar Jahre her und mittlerweile hat die Regierung die Mindestlöhne angepasst. In Bangkok beträgt der Mindestlohn für ungelernte Arbeitskräfte mittlerweile 315 Baht pro Tag. Ob diese Löhne nun auch wirklich gezahlt werden, steht auf einem anderen Blatt. Auf dem Land dürften die Löhne geringer ausfallen und ich schätze mal, dass ein Monatslohn dort jetzt vielleicht zwischen 4000 und 6000 Baht liegt. Das ist auch bei den gestiegenen Preisen ausreichend für eine Familie und man muss auch bedenken, dass es sich bei Thais zumeist um Familien handelt, die größer sind und so mehr Mitglieder den Unterhalt verdienen und zum Lebensunterhalt der Familie beitragen.
Um einmal ein Beispiel bezüglich der Ertragsmöglichkeiten aus dem Reisanbau zu verdeutlichen, stelle ich das einmal dar:
Eine Anbaufläche von 1 Rai (1600 m²) wirft vielleicht 400 kg Reis ab wenn die Ernte gut war. Bei einem Preis von ca. 10 Baht/kg bringt das gerade einmal 4000 Baht pro Rai. Legt man einmal das erforderliche Budget einer Familie für ein Jahr zugrunde, kommt man auf einen Geldbedarf zwischen 60.000 - 80.000 Baht. Reisanbau wird somit erst ab einer Anbauflächen von ca. 20 Rai rentabel.
Allerdings sind auch die Ansprüche gestiegen und Werbung forciert den Konsum oder den Wunsch danach zu besitzen, was beworben wird. Zu allem Übel reichen die Einkommen der Familienmitglieder zumeist gerade mal dazu, sich das Notwendigste und vielleicht einige kleinere Extravaganzen zu leisten. Für große Sprünge reicht es in der Regel nicht und oftmals werden für Anschaffungen Kredite aufgenommen, die mit Mühe und Not abbezahlt werden können.
Etwas mehr Glück haben da Familien, die mit einer Tochter gesegnet sind, die zudem noch nach Pattaya "arbeiten" geht. Zwar weiß man in der Regel, was sie dort macht, es ist ein offenes Geheimnis, aber man spricht halt nicht direkt darüber. Denn häufig überwiegt der Nutzen, beziehungsweise das Geld, das durch diese Arbeit hereinkommt, und da die Tochter dies freiwillig tut, vielleicht nur gezwungen durch die immanente Traditionen ihren Beitrag zum Erhalt der Familie zu leisten, wird dies toleriert. Letztendlich ist es ja auch vor Buddha gerechtfertigt, alles Mögliche zum Erhalt der Familie beizutragen. Man tut ja etwas Gutes und das zählt halt im Ergebnis mehr und rechtfertigt den Einsatz des eigenen Körpers.
Problematisch wird es zumeist, wenn ein Mädchen mal nach Hause kommt und einen Farang mit ins Dorf bringt. Dann treten oftmals Erwartungshaltungen in den Vordergrund, die keinen realen Bezug mehr haben.
Hier kommt jetzt die Bildung ins Spiel. Die wenigsten, einfachen Thais haben auch nur den Schimmer einer Vorstellung darüber, wie wir unser Leben in DACH gestalten. Für die Meisten sind wir in ihren Augen reich. Wir können es uns leisten, ein Ticket zu kaufen und 2, 3 oder auch 4 Wochen oder länger in Thailand Urlaub zu machen, in einem teuren Hotel zu wohnen und jeden Abend Geld für Parties auszugeben. Und was liegt da näher, sich ein gutes Stück vom Braten abschneiden zu wollen. Zwar werden sie nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber auf die eine oder andere Weise wird dann zumeist über die Tochter versucht, entsprechend einen Obolus zu ergattern.
Leider haben diese Menschen kaum eine Ahnung davon, wie wir unser Geld verdienen, dass wir dafür auch hart arbeiten müssen und die Lebenshaltungskosten bei uns entsprechend hoch sind und wir auch sparen müssen, damit wir ein- oder zweimal im Jahr Urlaub machen können. Zwar dürfte es uns im Vergleich zu den Thais etwas besser gehen, aber das ist halt nicht der Knackpunkt an der ganzen Sache. Hier kann man eigentlich nur darauf hoffen, dass die Tochter des Hauses, sofern sie denn Bescheid weiß und lautere Absichten hat, interveniert.
Für einen Farang ist dies ein Augenblick, dem er höchste Aufmerksamkeit schenken sollte. Eigentlich würde ich es als Milestone in einer sich anbahnenden Beziehung bewerten. Je nachdem wie sich sein Mädchen verhält, kann das als Gradmesser für ihre Absichten bewertet werden. Dabei sollte sich jeder Farang klar darüber sein, dass das Mädchen in dem Moment ein Blade Runner ist, hin- und hergerissen zwischen den Traditionen, ihrem immanenten Bedürfnis sich für die Familie einzubringen und ihrem emotionalen Bedürfnis, soweit vorhanden, sich an einen Farang binden zu wollen.