Pattaya Echte Helden --- Teil 2

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Prolog

Pattaya ist schon eine besondere Stadt, nicht nur wegen seines ausschweifenden Lebens sondern wegen eines schleichenden Virus, der jeden unmerklich befällt, der nicht in der Lage ist, den zahlreichen Verführungen kontrolliert Paroli zu bieten. Der Name des Virus heißt Konditionierung. Ein typisches Beispiel einer solchen Anpassung ist Grabbel. Grabbel ist ebenso wie Harry eine einmalige Gestalt, natürlich unter der Prämisse, dass man seine obskure Erscheinung überhaupt noch als Gestalt beschreiben kann. Aber dazu gleich mehr. Ebenso wie Harry hat auch er es geschafft, sich in Pattaya zu etablieren, wenn auch auf ganz andere Art und Weise. Er ist vielleicht ein Paradebeispiel dafür, wie Thailand und hier speziell Pattaya, Menschen auf die skurrilste Art und Weise verändern kann. Im Gegensatz zu Harry ist Grabbel eine reale Erscheinung und er lebt, wenn auch in bescheidenen Verhältnissen, in Pattaya.

Die Anfänge

Grabbel lebt schon seit mehr als 20 Jahren in Thailand. Als Trucker verdiente er sich seinen Lebensunterhalt in Deutschland, bereiste auf diese Weise ganz Europa und sonnte sich in der Illusion grenzenloser Freiheit, baute ein adäquates Lebensgefühl auf, was ihn sowohl innerlich als auch äußerlich prägte. Auch ihn ereilte ein ähnliches Schicksal wie Harry. Ob es nun der Stress war, Tag für Tag auf dem Bock zu sitzen und monoton Kilometer für Kilometer abzuspulen, der übermäßige Genuss spiritueller Freuden in flüssiger Form, oder einfach nur sein ausschweifender Lebens- und Liebesstil im Gesamten, es kam, wie es gekommen ist. Eine schwere Magenoperation, in deren Vorverlauf er Freund Hein nur knapp von der Sense gesprungen ist, verschaffte ihm frühzeitig eine Berufsunfähigkeit und bescherte ihm eine kleine Rente. Nachdem seine Mutter, die wohl eine kleine Finka, zumindest behauptet er das immer, in Spanien besaß, verstorben war, hat ihn nichts mehr ihn Deutschland gehalten. In Anbetracht seiner Geschichten, die er mitunter immer noch von sich gibt, scheint das allerdings mehr als verwunderlich, denn, schenkte man diesen Glauben, lagen ihm, dem gestandenen Trucker, wohl die Schönsten der Schönen und Reichsten der Reichen holden Weiblichkeit Europas zu Füßen. Jeder halbwegs normale Sterbliche und mit männlichen Attributen und Fähigkeiten ausgestattete Mann würde ein solches Paradies wohl Zeit seines Lebens nicht freiwillig verlassen. Aber Grabbel war schon immer etwas eigenartig. So fand er dann seinen Weg nach Thailand und landete letztendlich, wie war es anders zu erwarten, in Pattaya.

Grabbel, der nunmehr ein Alter jenseits der 60 erreicht hat, ist von seiner Gestalt her äußerst hager, den Begriff Muskulatur versucht man an seinem Körper vergeblich zu definieren, Institutionen wie Frisör oder Zahnarzt scheinen ihm gänzlich unbekannt, sein schmales Gesicht ist von schütterem, schlohweißen Haar umrahmt, und wenn er seinen Mund öffnet, sieht man die Überreste dessen, was wohl einmal ein Gebiss war. Und in den Fusseln, die er als Bart zu definieren sich getraut, mitunter Spuren dessen, was er als Letztes an Nahrung aufgenommen hat. Flüssige Bewegungen wird man bei ihm genauso wenig finden wie klaren Gedanken- und Redefluss. Das einzige was bei ihm fließt, ist der Alkohol, und der in nicht unerheblichen Mengen. Wenn er betrunken ist merkt man es ihm kaum an. Ein klares Indiz dafür, dass er betrunken ist, tritt erst zu Tage, wenn er nach einer durchzechten Nacht auf seinem Chopper nach Hause fahren will, und dass es bei dem Versuch bleibt, weil er mitsamt des Choppers infolge eingeschränkter Motorik und mangelnder Kraft einfach umfällt.

In seinen Anfängen in Thailand hat er sich eigentlich verhalten wie jeder Neugierige, war begierig darauf, Land und Leute kennen zu lernen und erkundete Thailand auf dem Sattel seines Choppers. Irgendwann hat es ihn dann nach Pattaya verschlagen, und es lief wie es laufen musste. Er konnte den Verlockungen nicht lange Stand halten! Oder er wollte es auch einfach nicht. So lernte er dann eines Tages seine heutige Frau kennen oder besser gesagt, sie machte ihn sie kennen lernen. Es ist eigentlich auch wieder verwunderlich, dass es so geschah und er sich darauf einließ, denn seine Frau ist beileibe nicht dass, was man als Schönheit bezeichnet. Was er an Körpermasse vermissen lässt, hat sie proportional zuviel, wohlgemerkt allerdings, nicht an den Stellen, die man vermutet, wenn man von einer wohl proportionierten Frau spricht. Aber vielleicht war es nur Bequemlichkeit oder aber auch nur die Spur Selbsterkenntnis, die ihm sagte, „Was Besseres kriegst du nicht mehr!“, die sich ihn in sein Schicksal ergeben ließ. So fanden hier zwei berühmte Filmhelden in Form eines weiblich adäquaten Dick und männlich adäquaten Doof in thailändisch-deutscher Frau-Mann-Paarung ihre Reinkarnation.

Wenn er diese Geschichte erzählt, die, über das „wie er sie kennenlernte“, und die, „welche Freiheiten sie ihm ließ“, dass er zeitweise wie ein Pascha mit richtigem Harem gelebt habe, sträuben sich dem im Umgang mit thailändischen Frauen Erfahrenen die Nackenhaare. Ich persönlich habe nirgendwo anders Frauen kennengelernt, deren Eifersuchtsverhalten ausgeprägter war, von hysterisch bis hin zu lebensgefährlichen Messerattacken, ja gar bis zum Mord und Totschlag, als in Thailand.
 
        #2  

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Selbstmitleid

So schlich er eines Tages, oder besser gesagt, eines Nachts, wie Nächte lang zuvor auch, durch die Straßen Pattayas, war auf der Suche nach einer neuen Bleibe und auch weiblicher Begleitung. Allerdings genauso erfolglos wie schon zuvor auch. Entweder war es mangelnde Motivation, wenn man bei ihm davon überhaupt reden konnte, oder mehr der Übergenuss an Hochprozentigem. Wahrscheinlich war letzteres der Fall. Oder er hing in Gedanken seiner Verflossenen nach, einer, wie er stets behauptete, wunderhübschen Thai, die unter tragischen Umständen ums Leben gekommen war. Sie, seine sonst stets so treue Lebensgefährtin, hatte sich während einer seiner Stippvisiten in Good Old Germany zufällig mal mit einem Araber, so erzählt er es jedenfalls immer, eingelassen, von dem sie sich infolge zufälligen Leichtsinns und eines Kondoms, das zufällig nicht vorhanden war, mit HIV infizierte. Zufällig hat er es auch heraus gefunden, dass sie sich infiziert hatte, zufällig auch vor ihrem ersten sexuellen Kontakt nach seiner Wiederkehr, und, weil die Zufälle bei ihm im Leben eine so große Rolle spielen, half ihm auch hier der Zufall, der sie zufällig kurz vor seiner Rückkehr erkranken ließ und in Folge dieser zufälligen Erkrankung eine Blutuntersuchung von Nöten war, die, ja wer mag es glauben, als Nebenprodukt ihre Infektion ans Licht brachte. Zufällig war seine Lady eine so ehrliche Haut, dass sie ihm offen gestand, welch abscheuliche Tat sie begangen hatte, sie sich aber überglücklich schätzte, ihn nicht infiziert zu haben. Und zufällig hatte sie auch noch ein Foto dieses Arabers, der dann durch seine Intervention bei der örtlichen Polizei sofort wegen der zufälligen Infektion einer thailändischen Lady zur Fahndung ausgeschrieben wurde. Zufällig ergab es sich dann auch noch, dass der besagte Unhold, wie wäre es anders zu erwarten, zufällig bei seiner nächsten Einreise von einem dienstbeflissenen Beamten der Immigration erkannt und natürlich sofort inhaftiert wurde um später der thailändischen Justiz zugeführt zu werden. Zufällig war es auch das Schicksal seiner ach so geliebten Lady, ein unvermutet schnelles Ende zu finden, denn zufällig handelte es sich bei ihrer Infektion um einen ganz einzigartigen und extrem progressiven Virusstamm, der ihr innerhalb kürzester Zeit den letzten Schritt zu einer Reinkarnation ermöglichte.

Vermutlich war es eher so, dass sie von dem spinnerten, hageren Farang ganz einfach ihr süßes Schnäuzchen voll hatte, sich sang- und klanglos vom Acker machte und sich heute eines munteren und ausgelassenen Lebens erfreut. Wie dem auch sei, Realität und Imagination scheinen bei ihm ganz einfach ineinander versponnen zu sein, so dass er die Geschichte stets mit einem nicht zu übertreffenden Brustton der Überzeugung von sich gibt. Aber bei Menschen, in deren widersinniger Überzeugung sich die Welt von Osten nach Westen dreht, ja, so meint er tatsächlich, dass die Sonne in New York früher aufgeht als in Bangkok, scheint ein solch imaginärer Erlebnisraum übergangslos mit der Realität zu verschwimmen.

 
        #3  

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First Contact

So landete er auch in dieser Nacht wieder erfolg- und begleitungslos und umnebelt von einer Wolke alkoholischer Ausdünstungen in seiner kleinen aber dafür umso schäbigeren Behausung, für welche die Bezeichnung Appartement hochstapelnder Übertreibung gleich käme. Bevor er auf die auf dem Boden liegende Matratze fiel um sich in Morpheus Arme zu begeben, ging er noch auf den Mini-Balkon um eine letzte Zigarette zu rauchen. Im Haus gegenüber brannten noch vereinzelt Lichter und auf dem Balkon vis-a-vis nahm er gegen das Licht eine Bewegung wahr. Auch er wurde bemerkt und es fand, so vermag wohl ein imaginärer Beobachter zu beschreiben, die Unterhaltung zweier Silhouetten in zwei verschiedenen Sprachen statt, die sich scheinbar nicht verstanden und doch einen gemeinsamen Konsens fanden. Denn nur wenig später machte sich Grabbel auf den Weg, wohl in der anheimelnden Vorstellung, dass dort ein zierliches, weibliches Wesen seinem unaussprechlichen Charme erlegen sei und er wohl doch noch seinen lang ersehnten Indoor Sport treiben könne. Der durch seinen berauschten Verstand getrübte Blick hat ihm nur ein zwar nur verschwommenes, undeutliches Bild von dem geliefert, was ihn drüben erwartete, aber seine Fantasie hingegen schlug wahrlich Purzelbäume. Aber wie so häufig liegen Fantasie oder Wunschdenken genau auf der anderen Seite der Realität.

Nur mit Mühe konnte er seine Bewegungen so koordinieren, das er es zustande brachte, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Scheinbar unkontrolliert schlugen seine Arme umher, was allein dem Zweck diente, nicht das Gleichgewicht zu verlieren und sich auf die Nase zu legen. Für einen außenstehenden Beobachter mochte es so aussehen, als würde ein hypermotorisch veranlagter Marienettenspieler seine Puppe entlang eines Weges führen. Grabbel benötigte für den Weg zur Wohnung seiner vermeintlichen Erfüllung fast eine halbe Stunde. Dann stand er endlich vor der Tür, hinter der ihn sein Schicksal, von dem er allerdings auch nicht im Entferntesten etwas erahnte, erwartete. Er hob gerade seinen Arm um an die Tür zu klopfen, wozu es allerdings nicht mehr kam. Denn unversehens wich die Tür seiner herannahenden Faust aus. Entweder hatte die Lady, die dieses Appartement bewohnte, sein Herannahen gehört oder sie hatte ihn ganz einfach gerochen. Jedenfalls geriet diese Situation durch diesen für Grabbel unerwarteten Ablauf der Ereignisse völlig außer Kontrolle. Grabbel, der seine Promille-Grenze an diesem Abend schon weit überschritten hatte, sah sich außerstande, die Bewegung seines Armes unter Kontrolle zu bringen, geschweige denn, der Vorwärtsbewegung seiner Faust Einhalt zu gebieten. Die beleibte Lady indessen, die ihm in freudiger Erwartung mit einem strahlenden Lächeln die Tür aufgerissen hatte, erahnte, was innerhalb der nächsten Sekunden im wahrsten Sinne des Wortes auf sie zukommen würde, und ihr Gesichtsausdruck wechselte schneller als ihr massiger Körper einem Ausweichimpuls folgen konnte zu einem Ausdruck erstarrten Schreckens. Hilflos und mit verdutztem Gesichtsausdruck und wegen seiner unter dem Alkoholeinfluss eingeschränkten Motorik verfolgte Grabbel indes mit geweiteten Augen, wie sein Arm an der nun geöffneten Tür vorbei flog und der Schwung der Bewegung seinen hageren Körper nach vorne riss. Mit rudernden Armen prallte er auf die Lady, die ihrerseits vor dem Aufprall zu fliehen versuchte, was ihr aber nicht gelang. Unter dem Anprall verlor sie ebenfalls ihr Gleichgewicht und stürzte rücklings mit gespreizten Beinen auf den Boden, wobei ihr Sarong auseinander klaffte und ihre mächtigen Schenkel entblößte, schlug mäßig hart auf und dämpfte mit ihrem massigen Körper den Aufprall des seltsamen Farang. So fanden sie sich nach diesen Sekunden ihres ersten Kontaktes schon in einer für einen unbefangen hinzukommenden Beobachter in einer relativ eindeutigen Pose auf dem Boden ihres Zimmers wieder.

So lagen sie nun da, sie auf dem Rücken mit gespreizten Beinen und darüber er, und beide hatten Mühe, sich irgendwie voneinander zu lösen, sie wegen ihrer Schwerfälligkeit und er wegen seiner durch starken Alkoholgenuss fehl-koordinierten Motorik und beide zusammen wegen der fehlenden Abstimmungen, wer den nun den Anfang machen sollte, diese prekäre Situation zu beenden. So sah es einen Moment auch tatsächlich so aus, als würden sie aufs Heftigste miteinander kopulieren, bevor sie sich letztlich voneinander lösten und sich nun in Folge der ungewohnten Anstrengung heftig keuchend das erste Mal vis-a-vis einander gegenüber standen.

Glücklicherweise war es ihrer beider Eigenart, alles von der lockeren Seite zu nehmen, die Situation wurde von Mama, diesen Nick bekam sie von Grabbel in dieser Nacht --- nebenbei bemerkt bekam er von ihr als Retourkutsche ad hoc den Nick Papa --- mit einem befreienden Lachen entspannt und hinter Grabbel schloss sich die Tür zu einem ersten Tete-a-tete.

In der Folge dieser ersten Nacht schlossen sich weitere Nächte an und schließlich gab Grabbel seine Behausung auf und machte es sich in Mamas Appartement, das ein weitaus höheres Platzangebot aufwies, bequem.
 
        #4  

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Die Kampflady

Wer nun aber denken sollte, dass für Grabbel jetzt der geruhsame Alltag eines zufriedenen und monogamen Liebhabers begann, der sieht sich schwer getäuscht. Schenkt man seinen Stories Glauben, die er während seiner nächtlichen Barbesuche von sich gibt, begann für ihn da erst die Zeit eines unglaublich potenten Bullen. Es hatte sich in Mamas Familie schnell herumgesprochen, dass sie sich einen Farang geangelt hatte. In Anbetracht ihres nicht gerade schmeichelhaften, äußeren Erscheinungsbildes und der zahlreichen, wesentlich hübscheren Konkurrenz in Pattaya, erschien es den meisten Familienangehörigen wie ein Geschenk Buddhas, was allerdings schnell wieder relativiert wurde, nachdem sie den hageren Farang das erste Mal zu Gesicht bekamen. Allerdings schildert er es immer etwas anders. So waren alle weiblichen Mitglieder Mamas Familie, derer insgesamt 12 bezeichnete sie als Schwestern und Cousinen, was allerdings für thailändische Verhältnisse gar nicht mal ungewöhnlich ist, hin und weg von ihm, und ständig musste er sich ihrer Avancen erwehren. So musste er, man mag ihn an dieser Stelle bemitleiden oder nicht, immer mal wieder die eine oder andere Schwester oder Cousine seiner Mama, insbesondere wenn sie gerade mal ihre Periode hatte und selbstverständlich mit deren Billigung, oder, wie er es gerne von sich gibt, auf deren ausdrücklichen Wunsch, beglücken, aus seiner Sicht selbstverständlich eine Opfergabe um den lieben Familienfrieden aufrecht zu erhalten, und natürlich auf speziellen Wunsch Mamas, damit seine überschießenden Hormone auf natürliche Art und Weise zwecks Stressnormalisierung abgebaut wurden.

So gestaltete sich sein Leben in Form eines bunten Reigens sexueller Ausschweifungen innerhalb einer großen Familie nach reinstem mormonischen Vorbild ohne allerdings entsprechende Verpflichtungen eingegangen zu sein, zumindest, wenn man seinen Ausführungen Glauben schenkt. Aber da auf Dauer selbst diese Situation in Monotonie ausufert, begab sich Grabbel noch allabendlich in die Lasterhöhle Pattayas um etwas anderes zu bekommen, als diese sich ständig wiederholende Einheitskost. So kam es, dass er einmal eine Lady kennen lernte, die, so sagt er jedenfalls, ein ganz scharfes Luder war, zudem noch über unermessliche Reichtümer verfügte und auch noch Meisterin asiatischer Kampfsportarten war, also eigentlich ein weiblicher Bruce Lee. Natürlich war sie auch noch unersättlich was ihren Bedarf an Lustbefriedigung betraf, eine reinrassige Nymphomanin mit einer extrem sadistischen Ader. Nun war es nach Grabbels Erzählung meist so, dass sich diese nymphomane Kampfmaschine in Pattaya regelmäßig Männer aussuchte, mit denen sie eine Nacht verbringen wollte. Nein, es ist nicht, wie jetzt vielleicht viele denken, dass sie Geld für eine Nacht haben wollte, im Gegenteil, sie bot diesen Auserwählten Geld an, dass sie aber nur bekommen würden, wenn sie es schafften, ihre Gelüste zu befriedigen, ansonsten würde sie sie nach Strich und Faden vermöbeln. Und natürlich hat es keiner der Männer geschafft, ihr Zufriedenheit zu bescheren, und, schenkte ich Grabbels Erzählungen Glauben, hätten die Krankenhäuser während der Zeit ihres Aufenthaltes in Pattaya Hochkonjunktur gehabt. Nun, eines Tages trafen sie dann zusammen, Grabbel in seiner imposanten Erscheinung als wandelndes Rippengestell und diese Super-Lady. Zumindest, dachte ich an dieser Stelle seiner Erzählung, würde er keine Kosten fürs Röntgen berappen zu müssen, denn so hager wie er war, würde es ausreichen, ihn gegen eine starke Lampe zu halten und ihn so einfach zu durchleuchten. Und er fuhr in seiner Erzählung fort, möglicherweise selbst glaubend, was er da für einen Stuss von sich gab.

Es kam natürlich wie es kommen musste, die Lady, an diesem Abend ganz in schwarzem Lackleder gekleidet, erlag dem Charme eines ungehobelten Tölpels, dessen Allgemeinbildung unter dem Niveau eines Hauptschülers ohne Abschluss lag, der nicht mal in der Lage war, einen Satz komplett und richtig zu beenden und zudem noch gekleidet, als hätte er gerade die Kleidungsüberreste von einem Sperrmüllhaufen stibitzt. Während sein Stammeln an meinem Ohr vorbeiflutete, betrachtete ich mit gesenktem Kopf seine Hände und versuchte mir vorzustellen, was eine Frau wohl empfinden mag, wenn solch ungepflegte Extremitäten sie berührten. Grabbel ist starker Raucher und seine Finger der rechten Hand sind mit einem nikotingelben Belag überzogen. Fingernägel hat er nicht mehr, sie scheinen bei ihm freiwillig das Wachstum eingestellt zu haben, zumindest sieht es so aus, denn da, wo bei normalen Menschen die Nägel sind, wird das Nagelbett von seinen Fingerkuppen eingerahmt, allerdings verziert von einem schwarzem Streifen aus Dreck, der wohl nicht mehr entfernt werden kann und dem Ganzen das Aussehen eines Passepartouts verleiht. Seine Finger wirken dadurch wie Stumpen, die an den Kuppen verdickt sind, was sie wie verkürzte Trommelstöcke aussehen lässt. Ab und an sieht man ihn gedankenverloren aber scheinbar genüsslich an seinen Fingerspitzen herumkauen.

Nun, um bei seiner Erzählung weiterzumachen, kam es, wie es kommen musste. Beide wurden sich einig und verschwanden in das Luxushotel der schwarzen Lady. Ganze 100.000 Baht hatte sie ihm geboten für den Fall, dass er sie zufrieden stellen wurde. Und selbstverständlich hat er es geschafft, nicht einmal, nicht zweimal, nein, ganze dreimal. Ganz Gentleman hat er natürlich großzügig auf das Geld verzichtet, was in Anbetracht seiner fürstlichen Rente von 1000 Euro durchaus nachvollziehbar ist. Er verließ am nächsten Morgen das Hotel und die Lady Pattaya und man hat bis heute weder in Pattaya noch im restlichen Thailand je wieder etwas von ihr gehört.
 
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Wenn Dummheit zu Verpflichtung führt

So lebte er sich über die Jahre mit seiner Mama zusammen, unterhielt sie mit einem Teil seiner Berufsunfähigkeitsrente, und sah zu, dass ihm für seine abendlichen Exzesse noch genug übrig blieb. Scheinbar hatte sich alles in einem Gleichgewicht eingependelt, aber wie schon gesagt, scheinbar. Denn seine Mama hatte nun mal gar kein Geschick, geschweige denn, die Fähigkeit, in Maßen mit Geld umzugehen. Und so häufte sich über die Jahre ein Berg Schulden an, der in keinster Weise kleiner wurde, da zur Tilgung der Schulden neue Kredite, natürlich von privaten Geldverleihern, aufgenommen wurden, die ihrerseits ebenfalls nebst horrender Zinsen wieder getilgt werden mussten. Als er davon Wind bekam, verfiel er in einen Wutausbruch, was aber wegen seines klapprigen Erscheinungsbildes kaum Eindruck machte, zumal Mama auf seine Drohung hin, er würde sie jetzt einfach verlassen, ihren letzten Trumpf aus dem Ärmel zog. Knallhart konfrontierte sie ihn mit der Tatsache, dass sie von ihm schwanger sei und sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde um ihn in seine Verantwortung zu zwingen, sollte er sich aus dem Staub machen. Er guckte erst mal verdutzt, ja, es hatte ihm regelrecht die Sprache verschlagen, starrte ihr auf den Bauch, konnte aber wegen der Leibesfülle Mamas keinerlei Anzeichen einer Schwangerschaft feststellen. Erst als er es nach einem Besuch bei einem Arzt schwarz auf weiß hatte, schenkte er ihr Glauben und ergab sich in sein Schicksal, dass er für seinen Teil selbst zu verantworten hatte.

Etwa 5 Monaten nach dieser Eröffnung war es dann so weit, Mama brachte ein pausbäckiges Töchterchen zur Welt, und obwohl es ihr wohl nicht so ganz recht war, setzte er durch, dass sie nach seiner verstorbenen Mutter benannt wurde. Problematisch wurde es allerdings mit den Finanzen, denn damit sah es nun nach der Geburt der Tochter noch schlimmer aus. Zwangsläufig arrangierten sie sich mit den Kreditgebern, handelten mit viel Überredungskunst und der wohlwollenden Hilfe Buddhas günstigere Rückzahlungskonditionen aus und hatten nunmehr Mühe, mit dem knappen Geld einigermaßen über die Runden zu kommen.

In dieser Zeit heiratete er seine Mama. Von einer Hochzeit aus Liebe konnte man allerdings nicht sprechen, es waren wohl mehr praktische oder besser gesagt finanzielle Kriterien, die eine Ehe mit Mama mit sich brachte. So kam er erst mal in den Genuss eines Jahresvisums, und die 3-monatigen Visa-Runs nach Laos, Kambodscha oder Malaysia fielen somit weg.
 
        #6  

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Not macht erfinderisch

Nun hatte aber Grabbel auch einen Punkt erreicht, der ihm überhaupt nicht behagte. Durch die Umstände der Geburt seiner Tochter, den damit verbundenen Kosten und zusätzlich noch das schwere Kreuz der Rückzahlungsverpflichtungen war sein monatliches Budget fast vollständig aufgebraucht. Erschwerend kam noch die derzeitige Lage der thailändischen Wirtschaft hinzu, die Devaluation der thailändischen Währung und die damit verbundenen Einbußen auf die Wechselkurse schmälerten seine Rente in Landeswährung noch weiter.

Seinen besonderen Egoismus bezüglich seiner Freiheit wollte er nämlich keinesfalls aufgeben. Zudem sehnte es ihn danach, den Kontakt von Menschen zu suchen, die seiner Sprache mächtig waren. Denn obwohl er nun schon sehr lange in Thailand lebte, sprach er weder Thai noch verstand er, was in der Familie an täglichen Tratsch und notwendiger Kommunikation von sich gegeben wurde. Mit seinen Kenntnissen der englischen Sprache verhielt es sich ähnlich, obwohl im auf dieser Ebene ein Verständigung, die sich aber wirklich auf das Notwendigste beschränkt, leidlich möglich ist.

So machte er aus der Not eine Tugend, begab sich Abend für Abend in das bunte Nachtleben Pattayas und ließ sich vorwiegend an den offenen Bars nieder, deren Gäste sich in deutscher Sprache unterhielten. Zwangsläufig waren das dann auch die Bars entlang der 2nd Road zwischen der Soi 2 und der Soi Post Office, denn alles was weiter südlich der Soi Post Office, vornehmlich in der Umgebung der Walking Street lag, war für seine Verhältnisse in der Preisgestaltung blanker Wucher. Ab und an hielt er sich aber auch in Little Germany auf, ein für Deutsche beliebter Abschnitt in Naklua. So zog er mal die Aufmerksamkeit der Gäste durch sein makabres Aussehen auf sich und kam so ins Gespräch, mal mischte er sich einfach ungefragt in die Unterhaltung ein. Aber meist war die Neugier der Anderen, da es sich bei ihnen zumeist um unerfahrene Touristen handelte, die das erste Mal in Pattaya waren, schnell geweckt, wenn er anmerkte, dass er schon seit Jahren in Pattaya lebt. Sie erhofften sich Insider-Tips und er spekulierte auf ein paar spendierte Drinks. So hatte er meistens das Glück, ausgiebig trinken zu können und wenig bezahlen zu müssen. Die Touristen profitierten von seinem Halbwissen oder glaubten zumindest, dass sie davon profitieren könnten und nahmen Anfangs seine etwas schräge Art in Kauf. Dies änderte sich aber meistens sehr schnell nachdem sie durch eigene Erfahrung die Wertigkeit seines Wissens einschätzen konnten, was letztendlich in regelmäßiger Konsequenz zur Folge hatte, dass ihre gemeinsamen Treffen lediglich 2 bis 3 Tage, oder besser gesagt Nächte, andauerten, und sie ihre eigenen Wege gingen. Aber Grabbel war dies egal, denn deutsche Touristen, die das erste Mal Pattaya besuchten und in seinem Revier auftauchten, gab es wie Sand am Meer.

Dann war für ihn eigentlich noch ein weiteres Problem aktuell, denn ab und an brauchte er neben der flüssigen auch mal feste Nahrung, vor allem aber Nahrung nach westlicher Machart, denn das Thai Food bescherte ihn wegen seiner Magenoperation leidlich Probleme. Aber dieses Problem löste sich auch ganz schnell von selbst und den Anlass, öfter mal deftig und vor Allem kostenlos zu speisen, lieferten immer die Thais selbst. Gemäß dem Motto der Thais, Sanuk, Sabai, Satang zu leben, mochte jeder Anlass gut genug sein, eine Party zu feiern. In den zahlreichen Bars waren solche Anlässe zumeist der Geburtstag der Mama San, eines Geschäftsführers oder auch ab und an mal eines Bargirls oder halt ganz einfach ein Ereignis, das einer Feier würdig war. Da einer solchen Feier immer ein Vorankündigung schon Tage vorher vorausgeht, die teilweise auch in deutschsprachigen Magazinen wie dem Farang oder dem Südost-Asien Magazin oder auch Freitags auf Trinks Page oder Night Owl in der Bangkok Post vorangekündigt wird, ist es ein leichtes, sich einen Essensplan zusammen zu stellen. Allerdings ist Grabbels Ausbeute eher als gering aber dennoch ausreichend zu bezeichnen, da er absolut nicht zu den Belesenen gehört und eine Zeitung in Englisch wie die Bangkok Post für ihn ein Buch mit sieben Siegeln ist. So bekommt er seine Infos durch Mundpropaganda oder er sieht die entsprechenden Vorankündigungen während seiner nächtlichen Streifzüge an den diversen Bars. So findet man ihn mit Sicherheit meist zusammen mit Mama und Töchterchen während solcher Feiern in diesen Bars.

Es hat sich für ihn und Mama ein täglicher Rhythmus entwickelt, sein und ihr „Way of Live“ das Leben zu meistern und ihm etwas Gutes, wenn auch auf bescheidener Ebene, abzugewinnen. Beide leben in einer Art Beziehungs- und Lebensgleichgewicht, der eine kann nicht ohne den anderen und jeder Faktor, der dieses Gleichgewicht stört, ist für beide eine existenzielle Bedrohung. Und auch ihre kleine Tochter, die mittlerweile die Schule besucht, ist ein wichtiger Faktor geworden, der ihre Bindung aufrecht erhält, aber letztendlich war es wohl dann doch die Einsicht, dass sie ohne einander kaum eine Chance hätten, in Pattaya zu überleben. Es ist eigentlich schon ein kleines Wunder, dass es überhaupt, wenn auch nur in Ansätzen funktioniert. Denn weder er hat die Befähigung, Thai zu lernen, geschweige denn eine andere Sprache überhaupt, noch hat sie die geistigen Vorraussetzungen dafür. Aber für Mama ist es ja wesentlich einfacher, denn sie hat ja eindeutig den Heimvorteil. Sollte der Leser jetzt allerdings glauben dass wenigstens die Tochter zweisprachig aufwächst, so muss ich ihn hier allerdings enttäuschen. Denn was Grabbel in seinem kargen Wortschatz täglich von sich gibt, wenn er denn überhaupt redet, reicht bei weitem nicht aus, die Ansätze einer zweisprachigen Erziehung zu bieten. Die paar Wörter, die seine Tochter deutsch spricht, hat sie bezeichnenderweise von Mama oder anderen Thais gelernt.

Im Résumé bleibt allerdings festzuhalten, dass Grabbel es auf seine unorthodoxe Art geschafft hat, sich in Pattaya niederzulassen und auch dort zu bleiben und zu leben, wenn auch am Rande dessen, was als qualitatives und quantitatives Existenzminimums, zumindest nach europäischem Gusto, bezeichnet werden kann. Irgendwie ist er auf seine Art eine gescheiterte Existenz ohne existenziell gescheitert zu sein, ein Blade Runner in der Fügung eines auf ein Minimum beschränkten Schicksals.

Epilog

Ich habe Grabbel 1997 kennengelernt Ich habe damals im Dezember meine Mutter nach Thailand „verschleppt“, nachdem mein Vater im September zuvor verstorben war. Ich wollte halt meine Mutter über die besinnlichen Tage alleine in Deutschland lassen. Wir haben zusammen mit meiner damaligen Freundin Koh Chang besucht, wo ich Grabbel das erste Mal getroffen habe. Ich habe ihn dann 2000 einmal in Pattaya besucht und in seinen „Räumlichkeiten“ habe ich auch meine Frau kennengelernt. Irgendwann kam es wie es kommen musste und wir haben uns zerstritten, aber das ist eine andere Geschichte. Nichts desto trotz respektiere ich ihn nach wie vor.

 
Zuletzt bearbeitet:
        #7  

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Ganz großes Kino! Tausend Dank für die kurzweilige Unterhaltung! :tu:
 
        #8  

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Hab mir erst die Länge der Story angeschaut und dann einen Tee gekocht. :yes: Immerhin habe ich um ein Uhr nachts mit dem Lesen angefangen, da braucht es eine Erfrischung. Jetzt um knapp halb zwei Uhr ist der Tee alle - und das Lesen hat sich gelohnt! :tu:
 
        #9  

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Nach der Geschichte über denHelden Nummer 1 - Ruhrpott-Harry ehem. aka Glubschi - ist diese Geschichte doch sehr ernüchternd.
Erstaunlich, daß es Grabbel anscheinend schafft, in halbwegs geregelten Bahnen zu leben...

Bedrückend aber vor allem dann, wenn man sich vor Augen führt, wo Grabbel wohl heute wäre, wäre er in D geblieben. Denn hier hätte er sicherlich niemanden wie Mama gefunden. Und wie weit man mit 1000 EUR kommt, wissen wir ja alle....
 
        #10  

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Member hat gesagt:
Und wie weit man mit 1000 EUR kommt, wissen wir ja alle....
Ich glaube nicht, dass es in diesem Forum viele Leute gibt, die aus eigener Erfahrung wissen, wie weit man in D mit 1000 Euro im Monat kommt.
 
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