Hm, mir scheint, als wären hier auch viele unterwegs, die vielleicht 10-20kg Übergewicht haben und über die Spritze sabbeln. Ich hatte gerade kürzlich mit einem Arbeitskollegen lang mich genau über das Thema unterhalten und habe da - vielleicht auch mittlerweile - eine andere Einstellung dazu.
Ich nehme nun seit Ende September Wegovy (nach herkömmlichen Dosierungsempfehlungen) und blieb bisher bei den 1mg Dosis seit Mitte November. Daher erlaube ich mir auch schon einiges dazu sagen zu können. Ca. vor 15 Jahren hatte ich mit Anfang 40 mittels "Schlank im Schlaf" tatsächlich gute 20kg in ca. 8 Monaten abgenommen, dann 4 Jahre später erstmals mittels Keto-Diät (rein anabol) gute 30kg (von 118/119kg runter auf gute 90kg) inkl. hartem Krafttraining (inkl. Personaltrainer) nach gut 5 Monaten und dann 3 Jahre später nochmal mittels Keto (ohne Personaltrainer) wieder ca. 20kg in ca. 6-7 Monaten abgenommen. Man sieht hier schon, dass ich immer wieder danach zugelegt habe und das liegt natürlich auch daran, dass ich "schwach" wurde und wieder den KH-Frass verfallen bin. Das letzte mal - also als ich im Frühjahr 2017 wieder im zweistelligen Bereich war (irgendwo zwischen 95-99kg) hatte ich aufgrund mentalen und körperlichen Stress und natürlich meiner besch... Lebensweise meinen ersten Herzinfarkt, was dazu führte dass ich am Höchstpunkt im November 2022 mit 138,9kg fast 60kg Übergewicht und damit auch "schwer adipös" galt. Seitdem versuche ich alle möglichen Diäten und Abnahme-Vorschläge von sämtlichen Ärzten und Ernährungsberatern und - natürlich kommt dann immer am Ende der Spruch "Fragen Sie sich, ob Sie wirklich abnehmen wollen, wenn Sie das nicht durchhalten".
Irgendwann im Frühjahr 2023 war ich in einem vom Sender Welt gestellten Experten-Gespräch mit Froböse und einem Professor, der 4 Adipositas-Zentren managed. Genau der Professor sagte in dem Gespräch etwas entscheidendes, was mich aufgeweckt hat: Ab einem gewissen Punkt ist es dem schwer adipösen schlicht nicht mehr möglich, selbst abzunehmen, egal was und wie er es tut. Die schiere menge an viszerales Fett im Bauchraum und die meist zig Jahre schlechte Ernährungsgewohnheiten kann man dann nicht mehr umgehen und auch nicht über Monate oder gar Jahre entgegenwirken. Da geht es dann nur noch mit langhaltiger Begleitung und meistens auch nur noch mit operativen / chemischen Mitteln.
Als Ende 23 dann Ozempic in den Medien kam, hatte ich mit meiner Hausärztin 4 mal das Gespräch über die Abnehmspritzen. Anfänglich war Sie skeptisch, beim 2. und 3. mal war ich mehr skeptisch, beim 4. mal hatte ich dem Privatrezept dann zugesagt. Der Grund?
Mal zum Thema Nebenwirkungen:
Ja, Wegovy kann heftige Nebenwirkungen haben, teils recht schlimme, die aber durchaus sehr selten sind, und manche die sehr häufig vorkommen (z.b. Übelkeit, Verstopfung - womit ich auch heute nach > 3 Monaten immer wieder mal zu kämpfen habe). ABER: seit nun mehr 5 Jahren > 40kg Übergewicht und nun > 50 Jahre, hat die schiere Fettmasse auch heftigste Nebenwirkungen (z.b. mein Blutdruck war regelmäßig (fast ständig) ohne Medis bei 150/100 und höher, mit 3 verschiedenen Medis auf durchschnittlich 120/70). Meine Gelenke (insb. Knie, Schultern, Hände, Füsse) sind praktisch nur noch am Knacken und sehr oft am Schmerzen. Schlimmer ist aber eigentlich, dass meine Leber immer "fetter" wird (jedes jahr wird mehr "weißes" aufgedeckt) und meine Kardiogram mehr und mehr Sorge meiner Hausärztin bereitet. Seit Anfang 24 spricht Sie sogar von einer Pre-Diabetis.
Folglich sollte ich mir die Frage stellen, ob ich mit noch mehr gesundheitlichen / körperlichen Einschränkungen und Beeinträchtigungen leben möchte oder lieber einige Zeit mit Übelkeit, Verstopfung, Flotten und das eine oder andere mal Mattigkeit klar kommen möchte. Die Antwort war für mich im Sommer 24 ziemlich leicht
Übrigens, mein Blutdruck liegt mittlerweile im Durchschnitt bei 115/60, also schon fast wieder zu niedrig (nehme aber noch die 3 Medis). Meine Hausärztin wird im März wieder eine Langzeitmessung vornehmen und ggf. dann Medis ab dann streichen.
Wie läuft es bisher mit dem Abnehmen?
Wie bereits erwähnt, seit mitte November blieb ich bei der 1mg Wegovy wöchentlich und ja, die Wirkung lässt etwas nach mit der Zeit. Zum Beispiel hatte ich am Anfang direkt die 6 Tage nach Spritzen nicht ein bisschen Appetit noch Überhaupt Bock etwas zu essen. Hunger hatte ich seit Beginn überhaupt nicht mehr. Nun im 3. Monat 1mg hält diese Appetitlosigkeit und 0-Bock auf Essen nur noch ca. 3-4 Tage an, dann kommt so im mili-sekunden Bereich mal Bock auf etwas bestimmtes (z.b. jetzt mal wieder nen leckeren Burger, Döner, oder sowas) und wenn ich dem widerstehe, ist dann auch alles wieder gut. Widerstehe ich dem nicht, kann ich trotzdem nur 3-4 Gabeln davon essen und mir wird übel. Lediglich am letzten Abend vor der nächsten Spritze ist der Bock auf leckeres wieder voll da, aber große Mengen bekomme ich dennoch nicht runter. Halte ich quasi die 1,5 Tage zur nächsten Spritze durch, sündige ich auch nicht und das ist tatsächlich viel leichter als früher.
Also ja, ich könnte die nächste höhere Dosis nehmen um wieder 7 Tage kein Bock auf Essen zu haben. Aber aus zwei Gründen mache ich das nicht:
1. ich spare mir die 60,- € mehr monatlich lieber
2. Derzeit komme ich auf ca. 1.000 - 1.200 kcal bis ca. 17 Uhr, so dass ich danach auch noch leichten Kraftsport machen kann, ohne direkt im Studio umzukippen. Das war bis November schlicht nicht möglich.
Noch ein weiterer ist, dass es für mich nicht so schwierig ist, wieder aufkommende "Hungerattacken" (die ja eigentlich keine sind) zu widerstehen, da sie eh nur max. im Sekundenbereich liegen. Gestern Abend z.b. (ich spritze gleich meine nächste Dosis - also war gestern wieder der 6. Tag) hatte ich eigentlich mehrmal wieder so richtig Bock auf nen Döner. Ich glaube beim 3. Gedanken daran bin ich zum Kühlschrank und hab mir nen Apfel und ne Birne geholt und gut ist.
Mal zum Thema für wen das Zeug wirklich hilfreich ist:
Ich glaube, es macht einen himmelweiten Unterschied, ob ich 50 und mehr Kilos Übergwicht rumschleppe, damit medizinisch schlicht schwer krank bin oder "nur" 15-20kg abnehmen muss.
Die zweite Gruppe könnte meiner Meinung nach mit ein wenig mehr Willenskraft und Selbstverantwortung leicht in 6 Monaten Ihr Übergewicht fast komplett reduzieren ohne sich den Nebenwirkungen auszusetzen, anderen Patienten die notwendigerweise Ozempic benötigen das Zeugs madig zu machen und zu guter letzt der Geldgeilheit der Pharmaindustrie etwas bändigen, wenn Sie die Finger von dem Zeugs lassen würden.
In meinen Augen ist das auch ein Spiegelbild der heutigen Gesellschaft: Egoistisch den bequemsten Weg gehen, auch wenn ich damit andere mächtig schade, bloß nicht mal selbst etwas den Arsch bewegen.