Das Insomnia war proppevoll, die Musik war laut und ziemlich identisch mit der, die auch im High Society gespielt wurde. Also nicht wirklich mein Fall, aber dennoch OK. Eine Disco eben.
On schien die Musik deutlich besser zu gefallen, denn als wir den Laden betraten, versetzte sie ihren Body direkt in rhythmische Tanzbewegungen und strahlte mich fröhlich an. Anton bahnte uns eine Schneise durch die Gäste, On folgte ihm tanzend und ich folgte wiederum ihr mit starrem Blick auf ihren Hintern.
Je weiter wir vordrangen, desto voller wurde es und so machten wir irgendwann kehrt und gesellten uns zu zwei Girls, an deren Stehtisch noch Platz war. Nicht etwa wegen der Girls, sondern weil es der einzige freie Tisch war. Die beiden Girls hatten nichts dagegen, dass wir uns dazu stellten und schienen auch ganz nett, so dass wir auch ein wenig Smalltalk mit Ihnen hielten. Für Anton kamen beide aufgrund ihrer Optik nicht in Frage, dass sah ich gleich, aber nett waren sie trotzdem.
Wir hatten zudem insofern einen guten Platz erwischt, da kommende und gehende Gäste alle wenige Meter an uns vorbei mussten. Antons Beute wurde ihm also quasi vor die Flinte getrieben. Nun musste nur noch eine passende Lady dabei sein. Und unbegleitet musste sie natürlich sein, was das eigentliche Problem war, denn in der ersten halben Stunde waren alle, die in Frage kämen in Begleitung dort. Die Solo-Girls waren alle uninteressant. Auch hier schien bereits sehr viel gewildert worden zu sein und ich bekam etwas Mitleid mit Anton.
Ich war mittlerweile wieder auf Jacky umgestiegen, trank aber bewusst langsam um mich nicht abzuschießen. Noch merkte ich den Alkohol jedenfalls gar nicht und ich wollte, dass es so blieb.
On hatte sichtlich Spaß im Insomnia und tanzte durchgehend. Je nach Musik, mal wild auf und ab hüpfend, wobei sie ihre Arme und lockige Mähne unterstützend einsetzte, mal erotisch lasziv, wobei mir sofort der Schlangentanz von „From Dusk Till Dawn“ einfiel.
Dabei vergaß sie mich nie. Ich wurde zwischendurch stets mit Küsschen und Streicheleinheiten bedacht und je erotischer sie tanzte, desto mehr schien sie darauf zu achten, dass ich auch hinsah und einen freien Blick hatte. Platz hatte sie genug, denn die beiden anderen Mädels waren mittlerweile gegangen.
Mein Kopfkino lief auf vollen Touren und ich war bereits nach wenigen Minuten so riemig, dass mir die Eier schmerzten. Aber noch war es viel zu früh um zu gehen, ich hatte ihr ja Abfeiern versprochen und wir waren gerade erst gekommen.
Außerdem war Anton noch immer nicht fündig geworden, unternahm aber nun Erkundungstouren durch den ganzen Laden, da es ja durchaus möglich war, dass er ein Leckerli übersehen hatte. Die Umsetzung der Filme in meinem Kopf musste also noch etwas warten.
On und ich waren bester Laune, sie genoss ganz offensichtlich die Musik und das Insomnia im allgemeinen und ich genoss sie.
Ich sah mich gerade um, ob ich Anton irgendwo entdecken konnte, als On sich spürbar näher an mich herandrückte. Ich lächelte sie kurz an, nahm sie in den Arm und sah mich weiter nach Anton um. Nicht, dass mich das gestört hätte, aber irgendwas war ungewöhnlich, verändert. Es war nur so ein Gefühl, aber ich gab meine Ausschau nach Anton auf und wandte mich ihr wieder zu.
So ein sturzbesoffener Spacken vom Nebentisch hatte sie angemacht. Nicht nur angesehen, dass taten fast alle, die sich in der Nähe aufhielten oder vorbeigingen, er hatte sie angetanzt und mit Blicken bedacht, für die er sich, geriete er an die Freundin des Falschen, wohl schon eine eingefangen hätte.
Ich bin aber ein eher friedlicher Typ und die Grenze dessen, was mich aus der Ruhe bringen, oder womit man mich provozieren konnte, war bei weitem noch nicht erreicht, zumal er offensichtlich auch völlig dicht war.
Ich verachte zwar solches Gesocks, dass sich besoffen daneben benimmt und andere Leute belästigt, aber für mich ist sowas noch lange kein Grund auszuticken, zumal solche Leute wohl auch oft selbst nicht immer mitkriegen, wann sie zu weit gehen. Aber auch dieses Verständnis hat eine Grenze. Soll das Gesocks halt nicht saufen, wenn es damit nicht umgehen kann.
Ich hatte die Typen schon gesehen, als sie etwa eine halbe Stunde zuvor hereinkamen und den Nebentisch besetzten, sie aber nicht weiter beachtet. Sie waren ganz offensichtlich sturzbesoffen und gröhlten zu der Musik mit, was aber weiter nicht störte, da sie diese eh nicht übertönen konnten.
Um Stress zu vermeiden und die Situation dennoch zu klären, gab ich dem Typen mit Blicken zu verstehen, dass sein Verhalten unangebracht und seine unmittelbare Nähe nicht mehr zwingend erwünscht war und tauschte mit On die Plätze, stellte mich also zwischen sie und ihn.
Das sollte ausreichen und selbst für einen Besoffenen deutlich zu verstehen sein. War es offenbar nicht, denn er tänzelte nun langsam um mich herum, wieder auf On zu. Das war nun sehr dreist, zu dreist. So langsam näherte er sich meiner Grenze. Ich war mir aber nicht ganz sicher, ob er mich provozieren wollte, oder nur zu besoffen war um meine eigentlich sehr eindeutige Geste zu verstehen.
Also startete ich noch einen Versuch, schob mich wieder zwischen beide und sagte ihm „only look, don't touch“. Nicht aggressiv oder provokativ, denn auf Stress hatte ich mal gar keinen Bock, aber deutlich und bestimmt.