@hanswerker Noch ein paar Worte zu den Matatus:
Der Fahrer und der Conductor eines Matatus verfolgen ausschließlich zwei Ziele, denen sie alles , aber auch wirklich alles unterordnen:
Ziel Nr. 1: Das Matatu muss voll werden, egal was kommt.
Konsequenzen:
- Das Matatu fährt im Normalfall nur dann los, wenn es bis auf den letzten Platz gefüllt ist und nur mit sehr viel Glück vielleicht auch schon dann, wenn es nur annähernd voll ist und ansonsten absolut keine Aussicht besteht, dass sich dies auf absehbarer Zeit ändert. Steigen Personen irgendwo aus, wird meist auch dort oder aber an der nächsten potentiellen "Aufgabelstation" (z.B. eine Kreuzung oder Hausansiedlung) gewartet, bis das Matatu wieder mit neuen Fahrgästen vollständig gefüllt wird. Wenn Du Pech hast, kann bis zur Hälfte deiner Fahrtdauer aus Standzeiten bestehen.
Wenn Du nun an einem typischen Matatu Warteplatz, wie zum Beispiel vor dem kleinen Quickmart in Mtwapa in ein Matatu einsteigen möchtest, solltest Du immer das Matatu auswählen, welches zu dem Zeitpunkt am vollsten ist. Das erhöht deine Chancen, bis zur Abfahrt nicht so lange warten zu müssen.
Bei meinem letzten Urlaub habe ich auch festgestellt, dass bei meinen Fahrten die Standzeiten von Mtwapa in Richtung meiner üblichen Ziele "Big Tree" (Bamburi Beach) oder "City Mall" (Nyali) erheblich waren, in die umgekehrte Richtung die Matatus aber nahezu durchgehend immer voll waren und somit auch ohne größere Standzeiten zügig bis nach Mtwapa durchgefahren sind. Ich bin daher - wenn überhaupt - nur noch auf dem Rückweg mit Matatus gefahren
- Du sitzt zumeist auch ziemlich zusammengequetscht neben deinen Sitznachbarn. Bist Du normal groß, reicht außerdem dein Kopf bei den hinteren beiden Eckplätzen bis an die Decke und du kanst nicht ganz aufrecht sitzen. Im Normallfall reichen deine Knie auch bis an die Vorderbank. Man sitzt somit quasi wie in einer Sardinenbüchse. Beim Einsteigen auf die beiden hinteren Bänke sollte man auch relativ gelenkig sein, da der Platz zum Einsteigen dort nur sehr spärlich vorhanden ist.
Ziel Nr. 2: Ist das Matatu erst einmal voll, muss es so schnell voran kommen, wie es nur geht.
Konsequenzen:
- Ist beim Einsteigen der letzte Passagier halbwegs im Matatu, fährt es auch sofort los, noch bevor alle richtig sitzen. Der Conductor, der zuvor noch außerhalb des Matatus lautstark um neue Fahrgäste gebuhlt hat, springt häufig erst im Laufen noch auf das anfahrende Matatu auf, also dann, wenn sich die Stauung der einsteigenden Passagiere an der Schiebetür etwas gelegt hat.
- Die Matatus fahren wie ein Selbstmordkommando. Es wird jede, aber auch wirklich jede Möglichkeit genutzt, um zu überholen, zum Beispiel auch häufig auf einen gefühlt eigentlich gar nicht vorhandenen Seitenstreifen.
Aufgrund meiner Ausführungen könnte man jetzt meinen, dass ich ein wenig übertreibe. Nein, tue ich nicht. Meine Ausführungen entsprechen tatsächlich den realen Gegebenheiten. Aufgrund meiner Ausführungen könnte man auch zu dem Schluß kommen, dass man schon ein wenig masochistisch veranlagt und lebensmüde sein muss, um überhaupt in ein Matatu einzusteigen. Ja, in dem Fall trügt der Anschein eher nicht.
Trotzdem gehört für mich das Fahren mit den Matatus aber auch zu einem Kenia Urlaub dazu. Es macht mir irgendwie ein wenig Spass. Man taucht in die Gegebenheiten vor Ort ein und kommt zum Beispiel auch relativ schnell mit einem Sitznachbarn ins Gespräch.