Der Ausdruck "Binsenweisheit" bezog sich darauf, dass es selbstredend ist, dass man von den Unternehmen, die man kauft bzw. zukauft oder Puts drauf schreibt, überzeugt sein muss. Vielleicht greift man auch mal in die Scheiße, aber das ändert nichts daran, dass deine Aussage eine Binse ist.
Es geht auch gar nicht ums Bilanzen lesen, sondern darum, ob ein Geschäftsmodell nachhaltig ist und ob das Unternehmen einen Burggraben hat. Bei Banken ist das schwierig, deshalb fasse ich die auch nicht (mehr) an. Wenn Finanztitel, dann Versicherungen, reine Kreditkartenunternehmen oder sowas wie Paypal. Fluglinien das Gleiche. So wie sie das Geld einnehmen, verinnt es ihnen doch wieder zwischen den Fingern. Um das zu erkennen, brauche ich keine Bilanzen zu lesen.
Vom Markt verschwunden sind RWE, e.on, Coba und Deutsche aber nicht. Und bei den Banken hat sich seit der Finanzkrise etwas Grundlegendes verändert. Ich hatte mal eine Deutsche Bank, da waren die noch in den 30ern. Aber als das losging mit der Malaise habe ich mich auch sofort von denen getrennt. Das meinte ich: Wenn sich etwas Grundsätzliches ändert, gilt die Zukauf-Regel natürlich nicht mehr und es ist umgekehrt: Raus, auch wenn es mit Verlusten ist. Und bei den Versorgern war es auch eine (politisch verursachte) Systemkrise. Da haben doch schon lange die Rahmenbedingungen nicht mehr gestimmt.
Deshalb investiere ich gerne in langweilige Konsumgüterhersteller. So wie die ihr Zeug produzieren, wird es verkauft und Nachschub muss her. Manchmal ist der "gesunde Menschenverstand" ein besserer Ratgeber als ein BWL-Studium, denn gerade diejenigen, die sich sehr gut in der Materie auskennen, sehen oft den Wald vor lauter Bäumen nicht. Nimm Coca Cola. Die machen Zuckerbrause, ein vollkommen unaufgeregtes Produkt. Die Leute kaufen und trinken es. Ein ganz simples Geschäfsmodell und dazu eine starke Marke.
Oder Thema Burggraben: Nimm z.B. ASML. Die stellen etwas her, das man anfassen kann (im Gegensatz zu Banken und Versorgern). Und die besitzen eine Art Monopol auf ihr Produkt. Ob du die jetzt für 600, 500 oder 450 kaufst, ist vollkommen egal, weil die in zehn Jahren eh über 1.000 stehen. Da war mein Ersteinstieg bei 550 und die hab ich jetzt 2x zugekauft. Außerdem eigen die sich hervorragend für Stillhaltergeschäfte und man kann prima Zusatzeinnahmen generieren. Ich habe da übrigens einen "Spaßput" laufen. Am 04.07. gab's bei nem Panik-Kurs von 425 für den P/Dez-96 0,58€ Prämie. Die hab ich mitgenommen. Davon werde ich nicht reich, aber ein Abendessen ist drin. Wie gesagt: Das mache ich nur aus Spaß, weil es geschenktes Geld ist und Kleinvieh bekanntlich auch Mist macht. Und ASML 96, sorry, da müssten sie pleite gehen und das werden sie nicht; auch wenn jetzt einige sagen werde, es sei arrogant, so etwas zu behaupten. Selbst RWE, e.on, Coba und Deutsche Bank haben überlebt und das will was heißen
PS: Der ASML P/Dez-96 ist jetzt bei 0,26. fax würde ihn mit über 50% plus schließen, ich lasse ihn verfallen. Aber das sind Feinheiten; muss jeder selbst wissen. Vielleicht stelle ich ihn auch glatt, aber wenn, dann nur aus Margin-Gründen.