ROUNDUP: Dollar im Tiefflug - Zinsgefälle verringert sich
Sonntag 26. November 2006, 18:05 Uhr
NEW YORK (dpa-AFX) - Der Dollar hat am Freitag gegenüber dem Euro und anderen Hauptwährungen einen Tiefflug erlebt. Der "Greenback" fiel dabei auf das niedrigste Niveau seit April 2005. Der Euro festigte sich in New York von 1,2949 Dollar auf 1,3094 Dollar. Er war zeitweise sogar auf über 1,31 Dollar gestiegen. Der Euro hatte sich zuvor lange zwischen 1,24 und 1,29 Dollar bewegt.
Der Euro hatte gegen Ende 2004 nach mehrjährigem Höhenflug ein Rekordniveau von 1,3667 Dollar erreicht. Die europäische Währung war dann innerhalb von Jahresfrist auf rund 1,18 Dollar gefallen. Sie liegt jetzt mit rund 1,31 Dollar wieder um etwa elf Prozent höher als gegen Jahresende 2005. Die große Frage ist, ob es zu einer weiteren Dollar-Talfahrt kommen und wie stark sie ausfallen wird. Die meisten Devisenmarktexperten erwarten in den kommenden Monaten eine anhaltende Dollar-Schwäche.
Für die deutschen und europäischen Exporteure bedeutet der schwächere Dollar eine starke Belastung. Sie müssen entweder im Dollarraum die Preise erhöhen oder niedrigere Gewinne in Kauf nehmen. Für die schwächere Dollar-Verfassung sprechen die weitere Verschlechterung der amerikanischen Leistungsbilanz. Sie wird in diesem Jahr ein Defizit von 6,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreichen, ein auf Dauer untragbares Niveau. Das Handelsbilanzdefizit dürfte den Vorjahres-Rekord von 717 Milliarden Dollar übertreffen.
Das US-Wirtschaftswachstum hat sich angesichts der Wohnungsbau- und Immobilienflaute stark verringert und dürfte bis zum dritten Quartal 2007 auf Jahresbasis hochgerechnet nur noch bei zwei Prozent liegen. Die Investmentbank Goldman Sachs rechnet auch mit einem geringeren Preisanstieg. Die Goldman-Sachs-Formel: "Langsameres Wachstum plus niedrigere Inflation gleich niedrigere Zinsen". Sie geht für das kommende Jahr von Leitzinssenkungen der amerikanischen Notenbank unter ihrem Chef Ben Bernanke aus.
Die US-Notenbank hatte die Leitzinsen bei ihren drei letzten Sitzungen unverändert bei 5,25 Prozent belassen. Sie hatte zuvor das Zinsniveau seit Juni 2004 von einem Prozent auf 5,25 Prozent in die Höhe getrieben. Goldman Sachs erwartet Ende nächsten Jahres einen US- Leitzins von vier Prozent.
Dagegen glauben die Währungsfachleute auf beiden Seiten des Atlantiks angesichts der stärkeren europäischen Konjunktur, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen noch im Dezember weiter anheben wird. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte dies kürzlich angedeutet. Die EZB hatte hatte den wichtigsten Leitzins nach mehreren Aufschlägen in der jüngsten Sitzung bei 3,25 Prozent belassen.
Damit geht der Zinstrend in den USA voraussichtlich nach unten. Gleichzeitig dürften zur Inflationsbekämpfung die Zinsen in Europa weiter angehoben werden. Damit verringert sich das Zinsgefälle zwischen den USA und Europa weiter. Europa wird somit für die Anleger aus aller Welt wegen der steigenden Renditen und des steigenden Euro- Wechselkurses noch attraktiver. Steigende Zinsen gibt es auch in den übrigen europäischen Ländern und in Japan, so dass sich auch die anderen Hauptwährungen weiter festigen dürften./br/DP/fat