Gute Zusammenfassung des ganzen Skandals aus Profitgier, Arroganz und verfehlter Konzernstrategie von "NTV-Wirtschaft". Der "Präsident" dreht sein Fähnlein dabei immer so, ob der Wind aus Richtung Wirtschaft oder Wähler weht... Hier noch ein schönes Zitat von Trump zu Boeing: „Was zur Hölle weiß ich schon?“ Er habe vielleicht keine Ahnung von Markenbildung, „aber ich bin Präsident geworden!“.
"Schon bei der Entwicklung der Unglücksflieger spielten Sicherheitsaspekte für die Aufseher offenbar nur am Rande eine Rolle. Weil die europäische Konkurrenz von Airbus dem US-Flugzeugbauer den Rang abzulaufen drohte, musste Boeing seine neueste 737-Generation "wie im Druckkochtopf entwickeln".
2011 trafen die Ingenieure des Konzerns eine folgenschwere Richtungsentscheidung: Statt ein völlig neues Flugzeug zu entwickeln, entschieden sie sich für eine Generalüberholung von Boeings größtem Verkaufsschlager.
Dabei wurde der bestehende 737-Rumpf mit größeren und stärkeren Triebwerken ausgerüstet, die unter den Tragflächen weiter nach vorne rückten. Dadurch wurden die Max-Jets aerodynamisch instabil, wenn sie zu steil steigen. Zum Ausgleich wurde die neue MCAS-Software installiert, die die Nase der Flieger in kritischen Flugsituationen automatisch nach unten drückt.
Niemand im Aufsichtsrat habe aber danach gefragt, welche Folgen diese Designänderungen für die Sicherheit der Jets haben könnten, berichtet die "Washington Post" unter Berufung auf drei an den damaligen Sitzungen Beteiligte. Die Kontrolleure hätten diskutiert, wie schnell und günstig die 737 Max gebaut werden könne, aber keine detaillierten Fragen zur Sicherheit der Flieger gestellt. "Sicherheit wurde einfach vorausgesetzt", zitiert das Blatt einen ehemaligen Aufsichtsrat.
Boeing-Chef Muilenburg hat unbegrenzte Macht
Der erste Absturz in Indonesien führte bei den Kontrolleuren offenbar nicht zu kritischen Nachfragen. Obwohl schnell der Verdacht aufkam, die neue Sinkflug-Software MCAS könne zu dem Crash geführt haben - die Piloten versuchten offenbar mehr als zwei Dutzend Mal, die Maschine wieder nach oben zu ziehen - entschied sich der Boeing-Aufsichtsrat gegen ein Flugverbot für seinen Bestseller-Jet. "Ich bedaure diese Beurteilung nicht", zitiert das Blatt Aufsichtsrat David Calhoun, Top-Manager der Private-Equity-Firma Blackstone. Der Absturz hätte für ihn ausgesehen "wie eine Anomalie."
Erst nach dem zweiten Crash in Äthiopien im März änderten die Aufseher ihre Meinung. Zunächst rief Boeing-Chef Muilenburg noch bei US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus an und drängte ihn, kein Flugverbot für die 737-Max-Flotte in den USA zu verhängen. Einen Tag später habe Muilenburg dann aber auf Druck seines Aufsichtsrats Trump doch gebeten, die Jets zu sperren, berichtet das Blatt. Man sehe es nicht als Aufgabe an, sich mit jedem technischen Feature eines Flugzeugs zu ", zitiert die Zeitung Calhoun und einen anderen Boeing-Kontrolleur.
Tatsächlich sitzen im Boeing-Aufsichtsrat auch keine Techniker oder Sicherheitsexperten, sondern Manager und Politiker: die Chefs des Biotech-Giganten Amgen und des Energieriesen Duke Energy etwa, die Ex-Bosse der Versicherungen Allstate und Aetna, Ex-Botschafterin Caroline Kennedy, die Tochter des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy, oder Trumps ehemalige Uno-Botschafterin Nikki Haley. Einzig Lawrence Kellner, Ex-Boss von Continental Airlines, hat überhaupt Erfahrung mit der Sicherheit von Flugzeugen.
Eigentlich soll der Aufsichtsrat die Interessen der Aktionäre vertreten und die Chefetage kontrollieren. Die Aufseher haben aber kaum das Know-How, um Boeing-Chef Muilenburg, der sich als Ingenieur über mehr als 30 Jahre im Konzern hochgearbeitet hat, Paroli zu bieten. Zudem hat Muilenburg auch noch faktisch unbegrenzte Macht: Seit 2016 ist er Boeing-Chef und oberster Chefaufseher in Personalunion, so wie bei vielen US-Konzernen üblich. Vergangenen Montag stimmte auf der jährlichen Boeing-Hauptversammlung ein Drittel der Aktionäre dafür, Muilenburg als Chefkontrolleur abzusetzen und ihm einen unabhängigen Aufseher vor die Nase zu setzen. Für Boeing-Verhältnisse war das fast schon eine Revolution."