Burma - Halbzeit und eine Zwischenbilanz
Die Hälfte unserer Zeit ist nun schon rum, was gibt es zu sagen, na ja - Schatzi war ganz toll und lieb, kein monkey day dabei gewesen, wir sind beide noch gesund, was Magen- und Darmtrakt angeht, wurden weder ausgeraubt noch mit time-sharing Objekten gefoltert, aber das wollt ihr ja gar nicht wissen, also im Ernst:
Yangon hätte ich mir außerhalb der historischen, touristisch geprägten Stätten ganz anders vorgestellt - ich hätte halb verfallenene, alte Gebäude erwartet, sozialistisches Grau und Plattenbauten, Unordnung, Verkehrschaos, hektische Betriebsamkeit - nichts davon trifft zu.
Yangon ist eine grüne Stadt, alles wirkt gepflegt und sauber, das alte Kolonialviertel um die Sule Pagoda ist nicht die erste Adresse der Stadt, das ist eher Neu Köln, Kreuzberg (früher), ein Schmelztiegel der Kulturen, hier bimmelt morgens um 5:30h die Kirchenglocke und um 6:00h ruft der Muezzin zum Gebet, trotzdem sind die alten Bauten gut in Schuss, da stehen Blumen auf dem Balkon, da liegt nirgends Müll herum, in aller Bescheidenheit, auch wenn der Lack natürlich ab ist, man sieht da wird sich darum gekümmert.
Es fällt auch auf, es gibt praktisch so gut wie keine Bettler, wenn da mal wirklich eine alte Frau vor einem Tempel sitzt, dann hat die auch schon beide Füße ab oder andere schwerwiegende Beeinträchtigungen, die Leute hier arbeiten alle, sind freundlich und sehen in einem Touristen nicht die cashcow, die es zu melken gilt - genau das Gegenteil ist der Fall.
In Bagan sind die Leute schon immer Tourismus gewöhnt, das äußert sich aber nicht derart, das versucht wird deutlich höhere Preise zu erzielen, da rennen die Kinder nicht hinter einem her und schreien give me coins, wie am Strand auf den Philippinen, da winken Kleinkinder freudig, die eingeklemmt zwischen ihren Eltern auf dem Roller hängen, da kommt die zweijährige auf die zugewackelt und hebt freudig die Hand zum "high five", hier fragen dich die Kinder auch where do you come from?, auf die Antwort Germany kommt dann aber keine Bettelansprache sondern ein guten Morgen, wie geht es ihnen? mit einem stolzen Strahlen im Gesicht (und das kann der sicher noch in 12 anderen Sprachen aufsagen), erst dann zeigt Dir der kleine Fratz von 6 Jahren, seine selbstgemalten, kindlichen Postkarten für die er gerne 1000 Kyat hätte, das spiegelt die gesamte Einstellung der Bevölkerung wider, hier wird für Geld gearbeitet!
Die Leute haben hier eine (noch) unverdorbene Offenheit, eine herzliche und fast schon beschämende Gastfreundschaft, die wollen offen und ehrlich wissen, wie du dich hier fühlst, die wollen z.B. wissen was in Thailand anders oder besser ist, wo die Unterschiede liegen zu Myanmar und das nicht, weil es für sie von irgend einem Vorteil wäre, sondern weil es sie ehrlich interessiert, weil keiner das Land jemals verlassen hat (die es taten, waren allesamt mit der Obrigkeit verbandelt, verwandt, oder sonst wie liiert).
Man muss jedoch auch sagen, diese Leute haben eben auch immer eine andere Klasse von Touristen erlebt, kultivierte Bildungstouristen, häufig im gesetzten Alter, das ganze Partyvolk, die Billigheimer, die Schnitzel, Fish&Chips und Soljanka fressenden Sonnenliegenbesetzer, Bumsbomber-Proleten und Eimer-/bzw. Bucket-Säufer haben ja auch keine Freude an den Orten.
Bagan ist beeindruckend, ich denke aber zum Ende der Regenzeit ist es dort schöner, drei Tage sollten ausreichen, wenn nicht jemand gerade sehr speziell archäologisch interessiert ist.
Auch wenn es Tagsüber auch oft noch 30°C hat in der Trockenzeit, Nachts sind es dann halt eben oft nur noch 6-8°c und da wird kein Swimmingpool mehr warm, unvorteilhafter für Leute die gerne scharfe Fotos machen ist jedoch der Umstand, dass die Luft nie klar ist, sei es nun Dunst oder Staub, die Pagoden versinken doch oft in der Kontrastlosigkeit und es wird schwer das physisch erlebte fotografisch darzustellen.