Liege gerade noch im Bett und versuche einen wichtigen Abschnitt dieser Reise zu knacken. Manchmal habe ich eine richtige Sperre im Kopf und es fällt mir einfach nichts mehr ein. Dann gibt es wieder Abschnitte, an denen ich mich noch glasklar an jedes Detail erinnern kann.
China 19??
Teil 1
Hallo liebe Freunde,
wie angekündigt habe ich mich noch einmal zusammengerissen und einen Urlaubsbericht über China geschrieben.
Wann dieser Urlaub war, krieg ich einfach nicht mehr auf die Reihe. Das wiedervereinigte Deutschland hatte sich um die Olympischen Sommerspiele in Berlin beworben, China für Peking. Ich weiß aber, dass es noch nicht entschieden war. In Peking hingen nämlich noch die Bewerbungsplakate und meine Tochter meinte: “Ach was - das wird Berlin.“ Wer dann tatsächlich den Zuschlag erhalten hat, weiß ich nicht mehr, Berlin jedenfalls nicht und auch nicht Peking. Da meine Tochter (heute 53) damals noch nicht verheiratet war, könnten es fast 30 Jahre her sein.
Es war einer der wenigen Urlaube, an denen meine Gretel von Anfang bis Ende dabei war. Bin aber dafür dann im nächsten Jahr wieder ganz alleine gereist.
Meine Tochter, die damals schon außerhalb unseres Hauses mit ihrem Verlobten zusammenwohnte, wollte das China-Programm unbedingt mitmachen. Ich machte zur Auflage: “Aber bitte ohne …..“ Gemeint war mein zukünftiger Schwiegersohn, den ich damals schon als absoluten Kotzbrocken empfand und der am späteren Scheitern meiner Ehe nicht unbeteiligt war.
Zur Jahreszeit: Ich hatte damals die schönsten Tomaten meines Lebens im Garten und musste fast weinen, als ich sie hängen lassen musste. Es dürfte also Spätsommer gewesen sein.
Meine Gretel und ich, trabten dann frühmorgens mit den aufgesetzten Rucksäcken zum Bahnhof unserer Kleinstadt und fuhren mit dem Zug zum Stuttgarter Hbf. Mit der S-Bahn dann zur Haltestelle “Feuersee“, wo mein zukünftiger Schwiegersohn meine Tochter an uns übergab. Mit der nächsten S-Bahn ging es dann zum Flughafen.
In meiner euphorischen Urlaubslaune lud ich die beiden in ein Flughafen-Restaurant zum Frühstück ein und verkündigte großkotzig: “Heute könnt ihr einmal bestellen, was ihr wollt – ich zahle.“ Das hätte ich nicht machen sollen! Überhaupt wäre es besser gewesen, wenn wir uns zuhause ein paar Stullen gerichtet hätten.
Also sooo viel war das eigentlich gar nicht, was wir bestellten, aber die Damen genehmigten sich noch einen Piccolo und dann einen zweiten, und zuletzt noch einen dritten. Dazu noch mehrere Fläschchen mit Orangensaft. Wie ich in Erinnerung habe, war die Rechnung dann über 120 DM – wow!!! Da krampfte sich mein Schwabenherz schmerzhaft zusammen.
Heute wäre ein (Sekt)-Frühstück in einem Flughafenrestaurant für umgerechnet 3 x 20 € völlig normal.
Zufällig war gerade der SDR präsent, der eine Reportage über den Stuttgarter Flughafen machte und die Leute interviewte, mit was man wohin fliegt. Als die Reporterin dann mich fragte, gab ich das Mikrophon an meine Tochter weiter, da ich ja alles kann, außer Hochdeutsch.
Meine Tochter sagte dann: “Wir fliegen mit SAS nach Kopenhagen und von dort weiter nach Hongkong.“
“Super“, meinte die Reporterin “und von dort dann wieder zurück nach Stuttgart?“
Meine Tochter: “Nein – wir fahren von Hongkong mit dem Schiff nach Kanton (Gouangzhou), und von dort auf eigene Faust in mehreren Etappen über Land nach Peking.“.
Reporterin: “Mein Gott - ja trauen sie sich das denn zu?“
Meine Tochter: “Kein Problem, mein Paps ist der beste Reiseleiter der Welt.“
Reporterin: “Und dann geht es von Peking mit der SAS wieder zurück nach Stuttgart?“
Meine Tochter: “Nur für mich.“
Reporterin: “Ja und ihre Eltern?“
Meine Tochter: “Die fahren mit der Transsibirischen Eisenbahn über die Mongolei nach Moskau, von dort weiter bis Berlin und dann nach Stuttgart.“
Die Reporterin kam darauf ins Stottern und sagte: “Wie bitte – da da das ist ja der Hit des Tages, dü dü dürfen wir das noch einmal neu aufzeichnen?“
Meine Tochter musste dann noch einmal genau erklären, wie das ablaufen soll. Als sie fertig war, meinte die Reporterin: “So - das haben wir jetzt im Kasten. Das geht nächste Woche auf Sendung“. Bedankte sich noch recht herzlich und meinte: “Hoffentlich geht das gut; ich wünsche ihnen viel Glück dafür.“
Vorab – es ging trotz einigem Negativem, das man einfach auf jeder Reise erlebt, gut. Als "bester Reiseleiter der Welt", habe ich allerdings manchmal auch versagt.
Ich hatte, wie schon mehrmals zuvor und auch noch für spätere Reisen, ein Ein-Mann-Reisebüro in Anspruch genommen, das ein absoluter Spezialist für etwas außergewöhnlichere Reisen alleine führte. Von diesem ließ ich mir immer die Visa, Tickets für den Flug, Tickets die man nur im Reiseland kaufen konnte, unbedingt erforderliche Hotelbuchungen, um diese Visa und Tickets überhaupt zu kriegen, Einladungen von Personen, mit denen man überhaupt erst in bestimmte Länder einreisen durfte, usw. besorgen.
Er hatte diese Reisen alle schon selbst durchgezogen und hatte in all diesen Ländern persönliche Freunde und Geschäftspartner, die ich dann in Anspruch nehmen konnte. Alles war auf Backpackers und “Cheap-Charlies“ zugeschnitten, und relativ günstig – also genau das Richtige für mich! Inseriert hatte er immer im “Reise und Preise“ Magazin, das ich mir damals jeden Monat gekauft habe.
Mit seiner Hilfe konnte ich Reisen planen und abwickeln, die sonst nur von großen Reiseveranstaltern im Gesamtpaket angeboten wurden und für mich praktisch unerschwinglich gewesen wären.
Fortsetzung folgt!